Löwe und Wolf - Brustkrebs 303
Die Klientin leidet unter Brustkrebs. In ihrer Innenwelt findet sie sich beim Einstieg in einem wunderschönen Schloß wieder - mit unendlich Raum für sich selbst - ihr Grundgefühl, das gehört alles mir. Im Verlauf der Sitzung wird jedoch deutlich, dass dieses Schloß ihre Sehnsucht ausdrückt, nicht jedoch ihre Realität, denn die sieht genau gegenteilig aus. Die Klientin erlebt auf den unterschiedlichsten Ebenen - angefangen von Phantasiebildern, bis hin zu ihrer Kind-heit, ihren Beziehungen und sogar jetzt in ihrem sehr schweren Krankheitsstadi-um immer wieder die gleichen Muster. Sie wird eingeengt, ihre Privatsphäre wird völlig mißachtet, das ganze Leben besteht nur aus „Ich MUSS“. Im Verlauf der Sitzung beginnt sie nun, sich nach und nach von ihrem zentnerschweren Rucksack zu befreien.
Kl.: Ich bin einem Schloss. In einer richtig dicken Burg, weißt Du... Die Wände sind ganz dick und schwer, grosse, graue Steine. Es sieht aus, wie in so einem Ritterfilm - lange, dunkle Gänge mit schweren, dunklen, festen Eichentüren. So richtig große Holztüren, die so spitz zulaufen, die oben so rund sind. Alles ist eigentlich ganz gut in Schuss. Das ist kein altes Schloss. Das ist ein richtiges, solides Schloss. Ich fühl mich auch wohl da. Ich hab auch keine Angst, und es ist auch nicht kalt in diesem Gemäuer. Es hat auch nichts Bedrohliches. Es ist einfach unheimlich fest, so eine richtig schöne Festung. Und ich weiß, dass das alles mir gehört. Und ich weiß, dass nichts da ist, wofür ich nicht zuständig bin, was ich nicht gestaltet habe. Das gehört alles zu mir, was da ist.
Th.: Sieht dieser Gang so aus, in dem Du jetzt stehst wie der Boden...
Kl.: Ich bin jetzt an zwei Orten gleichzeitig. Als ich Treppe hörte, wollte
ich eine Treppe raufgehen. So eine ganz normale, nackige Steintreppe die hinaufgeht,
auf der anderen Seite eine Wand, und auch gar keine Angst runter zu fallen oder
so, und der andere Ort da bin ich irgendwo unten angekommen. Ich bin in einer
Vorhalle, einem größeren Raum, wo ich mehrere Holztüren vor
mir sehe. Ich sehe zwei Orte gleichzeitig. Die Treppe, die mich da rauf
geführt hat, die führt zu so einer Tür, zu so einem Raum, den
ich in einem Film gesehen habe, den ich sehr schön finde und ich finde
es wär schön, da mal zu wohnen. Der ist nämlich oben im Schloss
und der hat Aus-sicht auf so Ländereien, die dazu gehören und da steht
ein schönes, gemütliches Bett; er ist groß der Raum, aber auch
nicht zu groß; er hat überall Kerzenhalter, und eben diese tolle
Aussicht. Das Licht scheint rein, die Sonne scheint rein, es ist hell in dem
Raum, einfach richtig schön. Und es hat keine Fenster, dieser Ausguck in
die Landschaft, der auch so spitz zuläuft oben, und ich sehe diese festen,
dicken Eisenmauern und weiß, es ist mein Schlafzimmer und da schlaf
ich. Ich kann rausgucken in die Natur, das ganze Schloss gehört mir, es
gibt viele Pferde in dem Schloss und ich kann rausreiten, ich freu mich, dass
ich so eine riesige Festung habe, das gehört alles mir.
Th.: Fühl mal, wie dein Grundlebens-gefühl ist, das alles zu haben...
Kl.: Das ist einfach toll, weil ich fühl endlich mal, dass ich nicht mehr
der Umwelt ausgeliefert bin und jemand ständig Grenzen überschreitet
und man mich einengt, und ich nur so eine winzige Nische habe, so wie eine Maus
in einem Versuchslabor, sondern ich habe mal eine ganz große Burgfestung
für mich. Und ich weiß, ich bin umgeben von schönen Ländereien,
da wohnen Tiere und Adler und Rehe; Füchse und Hasen; Feldmäuse
und Schmetterlinge und Alles... Und Bäume aller Art, und niemand kann diesen
Bäumen was tun, das gehört alles mir, das ist mein Reich und da kann
ich machen was ich will. Und ich kann diese Tiere beschützen und ich kann
die Natur beschützen, das gehört alles mir. Auch mein Zuhause gehört
mir. Da ist nichts, was ich nicht will: Da ist kein Lärm, der mich ständig,
ständig einengt, mir auf die Nerven geht und meine Grenzen überschreitet,
ich habe einfach mal Platz, mal Raum.
Th.: Sag mal, gibt es denn jemanden, dem du das gerne mal zeigen möchtest.
Schaut mal, wieviel Platz ich habe, und es geht mir so gut, keiner geht da an
meine Grenzen oder macht irgendwas oder quetscht mich ein in irgendeine
Nische - guck mal, wer da als erstes kommt, wen du so alles wahrnehmen kannst.
Kl.: Also, da sind zwei Leute. Das ist mein Bruder, der Sven, der
ist so gestresst und genervt, der braucht erst mal einen Urlaub im Schloss.
(lacht) Hallo, Sven das ist mein Reich, herzlich willkommen, bin froh dass du
gekommen bist, ich denke hier gehörst du erst mal hin für ´ne
Weile, du bist da so in deiner hektischen und aufreibenden Partywelt in Köln
und mit Arbeit und WG und allem Lärm, ich glaube hier kannst du dich gut
erholen. Da ist schön viel Natur, wir können nachher ausreiten
zusammen, da kannst du endlich mal wieder reiten, was du so gerne machst, und
das kostet dich auch alles nichts, das ist einfach alles da! Das gehört
alles mir (Klientin lacht) Da ist noch mehr, wo das herkommt, da ist einfach
kein Ende! Das ist ganz toll. Und in so einem riesigen Schloss, da gibt’s
auch eine Küche und da werkeln Geister und die bringen mir, was immer
ich auch haben will, das muss ich nicht selbst organisieren, und worauf immer
du auch Lust hast, ist immer da.
Th.: (lacht) Wirklich königlich, in deinem Reich.
Kl.: Genau. Und da ist noch ´ne Frau, die ich sehr, sehr gern hab.
Th.: Wie reagiert er denn, wenn er das jetzt so sieht?
Kl.: Ach, der findet das toll. (Klientin lacht) Er sagt :, Hey, Schwester,
ich wusste ja gar nicht, dass du mir so was zu bieten hast. Du warst doch sonst
immer so eingeengt, und hast doch gar keine Möglichkeiten und gar nichts.
Hey, und du hast so ein tolles Riesenschloss ey, das ist ja super Klasse. -
Er freut sich ganz toll, er findet das alles super und er rennt jetzt los und
guckt sich das alles an, und da stehen Ritterrüstungen rum, und er
findet das richtig toll - es hat richtig Atmosphäre. Das ist richtig was
für meinen Bruder, das findet er gut.
Th.: Und wie ist das für dich, wenn Du ihn so wahrnimmst, wie er sich so
freut?
Kl.: Ich bin froh, dass ich ihm endlich mal was Gutes tun kann. - Klientin
soll ihn direkt ansprechen. - Ich bin so froh, dass ich endlich mal Macht habe,
dass ich was geben kann, was anderen Leuten gut tut, Sven. Und ich bin so froh,
dass ich dir mal was geben kann. Ich bin so froh, dass ich nicht immer die kleine,
dumme Schwester bin, die so in ihrem Elend gefangen ist, und die immer Hilfe
von außen braucht . Ich bin so froh, dass ich mal was habe und was bin
und was kann, und es freut mich, dich so zu sehen, wie du dich so wohlfühlst.
Das ist wie früher, als wir noch Kinder waren .-Schön! Den Sven
lass ich so ein bisschen sich umgucken. Und da ist eben diese Frau, die ich
so gern habe.
Th:. Wer ist das?
Kl.: Das ist Ingrid. Die ist sechs Jahre älter als ich. Die hat wunderschöne,
kastanienbraune, gelockte Haare. - Du, ich find das so schön, dass
du jetzt bei mir bist. Ich find dich so schön, du bist so eine schöne
Frau. Du hast wunderschöne Haare. Wenn ich dich jetzt sehe, möchte
ich dir durch deine Haare wuscheln, aber ich darf jetzt ja nicht. Ach,
ich find das so schön, ich mach das jetzt einfach.
Th.: Genau ja!
Kl.: Ich drück dich jetzt einfach mal. Wie ich all die Leute hier einfach
in den Arm nehmen konnte, ohne dass es gleich Probleme macht, dass alle
gleich zurückzucken und denken: Äh, was will die denn, und oh
Gott, oh Gott, und ne und bah...! Und alle nur Angst kriegen. Dass man einfach
mal weiß, man nimmt sich mal in die Arme, weil´s schön
ist und das ist nichts Schlimmes. Das ist so schön, dich einfach mal
in die Arme zu nehmen und dich an mich zu drücken. Und du drückst
mich an dich und da sind keine Ängste und keine Bedrängnis, das ist
einfach nur schön. Und ich freu mich so, dass du hier bist, und ich freu
mich bei dir genauso wie bei Sven, dass ich dir noch was bieten kann. Dass ich
nicht immer von meinen Problemen erzählen muss und wie Mist alles ist,
sondern ...Hey, wir haben das ganze Schloss für uns, wir haben ganz viel
Zeit. Wir werden viel Spaß haben, wir drei. Und Du hast ja selber Pferde
und ich habe ganz viele Pferde da unten, ich weiß gar nicht genau
wo, aber meine Pferdeknappen die bringen sie uns schon und zeigen uns auch
den Stall wenn wir wollen. Fühl´ dich einfach frei hier - das sage
ich auch Sven - du kannst hier tun und lassen was du willst, es gibt hier keine
Termine, es gibt hier keine Uhren oder fest abgemachten Zeiten. Es ist einfach
für uns, dieser Raum. Wir können hier rumlaufen, es gibt hier unendlich
viel Räume, es gibt unendlich viel zu entdecken, unendliche Möglichkeiten.
Ich weiß gar nicht, wie viele Zimmer dieses Schloss hat. Das ist doch
auch nicht wichtig, ich habe sie auch nicht gezählt und ich werde sie auch
nicht zählen, denn das ist auch nicht wichtig. Die Zahl die ändert
sich auch immer wieder, weil hier nichts fest und endgültig ist.
Th.: Ständig Neues!
Kl.: Genau! Hier fließt alles so. Hier ist nichts so endgültig,
so dass man „bumm“ immer so an Grenzen stößt, sondern
hier ist alles irgendwie am Fließen. Und nicht immer diese bodenlosen,
alles erschütternden Tatsachen, die niemand mehr ändern kann.
Die immer alles kaputt machen.
Th.: Kuck mal, wem du das zeigen willst.
Kl.: Ich sag das allen Leuten, die mir auf die Nerven gehen.
Th.: Genau, lass sie alle da sein. Kuck mal, wer da vor dir steht , wer auftaucht
jetzt.
Kl.: Ich will die aber nicht da haben.
Th.: Ja, zeig´s ihnen. Es ist deins, es kann dir keiner nehmen. Zeig ihnen
das mal. Kuck dir das mal an.
Kl.: Dann müssen die aber irgendwie bewacht werden, von einer Eskorte.
Th.: Dann lass doch deinen Bruder mal da sein, und die Ingrid als Eskorte.
Kl.: Ich glaube, da ist eher ein ganzes Heer von Leuten da, in der Ritterrüstung.
Th.: Genau. Lass die mal da sein.
Kl.: Genau. Und die eskortieren die jetzt und bringen die alle rein.
Th.: Alle angeschnallt und beobachtet reinführen: Einer nach dem Nächsten.
Kl.: Ne, die laufen alle. Das ist so ne Gruppe. Ein richtiger Pulk und der ist
jetzt umringt, wie so Gefangene im Krieg, von Männern in ihrer Ritterrüstung.
So, und das ist jetzt die Frau vom Sozialamt, die Sachbearbeiterin und da sind
all die Leute, die mich irgendwie nerven mit ihrem Papierkram. Hey, ihr nervt
mich alle völlig, ihr nervt mich so sehr. Da sind Leute von der Uni, die
ständig, wenn ich ihnen begegne - Ich will euch schon gar nicht mehr begegnen
weil ihr ständig fragt: Wie gehts dir denn, was machste denn den
ganzen Tag? Ah, iih, das kann ja wohl nicht angehen! Warum sagt ihr mir denn
nicht, was ihr für Scheiße im Hinterkopf habt, ich hör das doch,
ich fühl das doch, was bei euch da mitschwingt, wenn ihr mich fragt, wie’s
mir geht. Ihr wollt eigentlich gar nicht wissen, wie ich mich fühle, wie’s
in mir aussieht, sondern ihr wollt einfach nur wissen: Was ist denn jetzt der
nächste Programmpunkt bei dir. Wie verdienste dir dein Geld, was machste
denn überhaupt? - Was, wie, du hast immer noch keinen Job jetzt. Mensch,
du musst dich um deine Karriere kümmern. Das Lied kann ich nicht leiden.
Th.: Ja, fühl mal, was es mit dir macht.
Kl.: So was Pathetisches. So was Theatralisches. So was Künstliches.
So was Aufgesetztes. So als ob man einen Knopf betätigt und sagt: Jetzt
fühl dich mal ganz theatralisch! Das nervt einfach, weil ich fühl
mich nicht so, wie es vorgeben ist. Immer wird irgendwas vorgeben, was sein
muss und wie ich sein soll und das nervt einfach. (Musik wird leise
eingespielt.)
Th.: Kuck mal, wer dir was vorgibt, wie du zu sein hast, was du zu tun hast,
was du zu lassen hast.... Lass sie ruhig da sein.
Kl.: Als erstes sind da die ganzen Programmpunkte, die ich jeden Tag abarbeiten
muss mit meiner ganzen Medizin. Den ganzen Psychokrims.
Th.: Lass sie mal alle da sein, deine ganzen Programmpunkte, irgendwo auf
´ner Tafel.
Kl.: Ja, weil ich weiß ja, ihr wollt mir alle nur Gutes, aber irgendwie
nervt, dass das alles so viel geworden ist. Mein Heilpraktiker, der sagt, ich
soll jeden Tag eine halbe Stunde Sport machen. Ich weiß überhaupt
nicht, was und wie. (Die Klientin wird zur direkten Kommunikati-on aufgefordert.)
Ich kann doch gar nicht laufen, weil das hier drin zu sehr weh tut, und
wenn ich das mal ausprobiere, dann fühlt sie sich zerrissen hinterher.
Das ist noch nicht die Zeit. Ich bin früher gern und viel gelaufen. Ich
will auch wieder laufen, aber jetzt ist es noch zu früh. Und ich
gehe jetzt manchmal schwimmen, und das tut mir gut. Aber ich krieg das einfach
nicht auf die Reihe, jeden Tag eine halbe Stunde mal so richtig ins schwitzen
zu kommen. Weil ich hab kein Trimmrad, und mit dem Fahrrad weiß ich nicht,
wohin ich fahren soll, und dann ist es immer so kalt, und die Autoabgase...
Ich kann das gar nicht so richtig umsetzen, diese Anweisungen. Deswegen bin
ich unglücklich, mit dieser Anweisung.
Th.: Ja, dann gib sie ihm zurück.
Kl.: Aber ich muss es ja machen. Ich weiß ja, dass wenn ich mal Sport
mache, und so richtig ins schwitzen komme, und Ausdauersport mache, dann
tut mir das auch gut.
Th.: Wer sagt, dass du das musst? Wer hat dir gesagt, du musst das?
Kl.: Meine innere Stimme, die hat Angst, dass ich nicht gesund werde, wenn ich
nicht meine ganzen Pflichtpunkte abarbeite.
Th.: Dann lass deine innere Stimme sich mal als Gestalt zeigen. Kuck mal, wie
die aussieht. Beschreib mir mir mal, wie die aussieht, deine innere Stimme,
die sagt, du musst deine Programmpunkte abarbeiten. Das erste Bild was jetzt
kommt. Sie steht vor dir.
Kl.: Ich weiß es nicht. Es ist so ein großes Muster, das sagt,
Vera, du warst schon so überrascht, als man dir sagte, du hast Krebs, da
hast du gedacht, das kann nicht sein, und dann sagten die dir, du hast nur noch
so kurz zu leben, da dachte ich auch, das kann doch nicht sein. Und ich
weiß, wenn ich jetzt nicht die ganze Medizin über´n Tag verteilt
nehme, die ganzen Tropfen, und Spritzen, die ich mir selber geben muss, und
all die Übungen, die ich machen muss, und all die Meditation die ich machen
muss und ... Ich muss immer. Ich muss immer - schon wieder jetzt ein großes
„MUSS“. Es ist immer dieses MUSS, dass ich jetzt gesund werden muss
und wenn ich das alles nicht tu’, dann schaff’ ich das alles nicht.
Mein Körper ist allein zu schwach und schafft das nicht. Das sagen mir
alle und...
Th.: Wer sagt dir das ?
Kl.: Die ganze Welt sagt das immer. Die ganzen Autoritäten. Das ist doch
ganz klar, dass ich nicht alleine gesund werde. Ich brauch diese ganzen Krücken
und diese ganze Medizin und alles. Ich bin ja völlig fertig.
Th.: Frag’ deine innere Stimme mal.
Kl.: Ich muss Tabletten fressen, weil man mir sagt, in der Nahrung ist nicht
genug drin, dabei ess’ ich schon alles aus dem Bioladen und so ausgewogen.
Ich glaub’ nicht, dass ich diese ganzen Tabletten fressen muss, diese
ganzen Nahrungs-ergänzungspillen. Und dass ich immer hinter diesen Rezepten
herrennen muss, die nur ganz selten zu kriegen sind, die stürzen mich in
Unkosten, meine ganze Familie hat sich schon für mich verschuldet, ich
hab mich schon verschuldet, damit ich diese ganze, teure Medizin bezahlen kann.
Ich fühl mich völlig überfordert von dem ganzen Kram.
Th.: Dann gib das doch mal alles zurück. Kuck mal, wem du´s
zurückgibst, wem dieses ganze ´MUSS´ gehört.
Kl.: Ach, Mama, sag mir nicht immer, was ich tun muss. Ich weiß selbst,
was für mich gut ist. Und auch der Z., wo Sie mir gesagt haben, dass Krebs
besser als Selbstmord ist, dass ich schon ´ne Stu-fe weiter bin
und dass ich meinem Krebs „Hallo“ sagen soll und dass ich meine
Hand drauflegen soll und ihn fragen soll, was er von mir will, das hat mir gut
getan. Aber dass ich jetzt immer diese aufwendige Medizin zurechtlegen, anrühren
und schütteln und abfüllen muss, das nervt eigentlich nur.
Th.: Sag´s noch mal, das nervt nur!
Kl.: Oh, Mann ich brauch was anderes, nicht irgend so eine scheiß
aufwendige Medizin, wo ich immer Flaschen mit mir rumschütteln und abfüllen
muss, das nervt so, ey! Hast nicht was anderes für mich? Das nervt. Du
sagst, dass ich meine Träume aufschreiben soll, das mache ich auch, und
das hilft mir. Und ich möchte eigentlich nur über meine Träume
reden, nicht über irgendwelche körperlichen Symptome. Weil die Träume
für mich viel wichtiger sind. Ich hab bestimmt schon 65 Seiten Träume
aufgeschrieben, mit der kleinen Schrift und wir haben die alle noch nicht durchgesprochen.
Das will ich machen. Das ist mir scheißegal, was für einen engen
Terminkalender du hast.
Th.: Mit wem sprichst du?
Kl.: Mit meinem Heilpraktiker, dem Z. Wir siezen uns eigentlich, aber ich finde
das immer so künstlich, ey. Es geht hier um mein Leben, um meine Seele.
Und es ist mir nichts näher als das „du“. Du bist doch auch
nur’n Mensch. Und ich glaube, dass wir viel besser kommunizieren können,
wenn ich „Du“ sage. Was soll immer dieses „Sie“.
Th.: Wie reagiert er? Schau ihn mal an, schau mal in seine Augen.
Kl.: Ja, er findet das wohl als ok., mich zu duzen. Er hat ja selber Kinder,
ich denk, dass die wohl schon in meinem Alter sein werden. Er ist ja auch ganz
ruhig. - Du bist ja eigentlich ganz gut in der Ruhe, und ich glaube schon, dass
du damit klarkommst, wenn ich „Du“ sage. Das ist immer so künstlich.
Ich gehe durch die Welt, und alles ist immer so künstlich. Ich muss mich
immer so einer Kunstwelt anpassen, weil sich das so gehört. Und ich find’
das immer so scheiße, das bin ich eigentlich nicht. Ich sieze alle
möglichen Leute, ich möchte eigentlich alle Leuten nur duzen.
Th.: Mach´s. Geh durch die Strassen, und schau, wie die Leute reagieren.
Kl.: Ja, ich gehe in den Bioladen, ich sprech’ alle mit „Du“
an. Da arbeitet eine, die ist vielleicht erst 16,17, die macht ihre Ausbildung,
die zu siezen, das...- sie siezt mich immer, und sie eigentlich nur, weil...
Th.: Sag´s ihr.
Kl.: Und ich denke, das gehört zu deiner Ausbildung, dass man zu dir sagt:
Du musst alle Leute immer hübsch siezen! Ey, ich find´ das so doof,
Mann, du bist so viel jünger als ich, aber ich fühl mich auch längst
nicht so alt, wie du denkst dass ich sei. Lass uns doch einfach „Du“
sagen, was soll das. - Ja, das ist OK für sie.
Th.: Ja, da siehst Du mal. Einfach machen.
Kl.: Ich fühl´ mich so alt, wenn du mich siezt, weißt
du. Ich bin gar nicht so alt. Ich bin hier und jetzt und ich bin Vera, hallo.
So, jetzt geh´ ich auch in die Uni. Jetzt sage ich auch mal, dass ich
jetzt alle duzen werde. Ich find das so scheiße!
Th.: Ja, sag´ es laut!
Kl.: Hey, Leute! Ihr macht doch auch alle krumme Beine beim Kacken, was soll
das?!! Ich hab’ mein Examen in der Tasche mit lauter Einsen gemacht bei
Leuten, die sonst nur Zweier und Dreier verteilen. Ich hab’ euch wirklich
gezeigt, dass ich euch ebenbürtig sein kann, und wenn ich mich jetzt
noch ein paar Jahre reinhäng’ ins Studium, dann bin ich auch da,
wo ihr jetzt seit. Und ich bin euch wirklich ebenbürtig. Das ganze
„Sie“ das ist völlig künstlich. Und auch die Sekretärin,
Frau G., die hat mich ...Du hast mich so schön begleitet mit meinem
Krebs, du hast immer angerufen, weil du selber soviel Krebs in deiner Familie
hattest, und ständig selbst an so einem Forschungsprogramm teilnimmst,
du hast mir so viel geholfen. Und du hast irgendwann, in diesen ganzen Gesprä-chen,
wo ich dir die Ohren vollgeheult habe, meine Ängste so einfach mal gesagt
habe, hast du irgendwann angefangen mich zu duzen, mich mit Vera angeredet.
Das hat mir so gut getan. Und hast mir angeboten, dass ich dich auch duzen darf.
Irgendwas an mir hat mich immer blockiert, ich dachte immer, nee, ich muss auch
weiterhin „Sie“ sagen. Irgendwie hat mein Gefühl schon immer
gesagt, ich muss „Sie“ sagen. Zu einer Frau, die jetzt schon 60
ist, dass ich die plötzlich duze. Und ich hab die ja schon immer gesiezt.
Aber ich möchte dich eigentlich duzen, denn du bist so ein Mensch und du
bist mir eigentlich nahe.
Th.: Lass doch die Blockade mal auftauchen, die immer sagt, ich müsste
sie doch eigentlich siezen. Wie sieht die aus? Lass die dir mal zeigen.
Kl.: Das riecht ja lecker. Das riecht ja super lecker. Oh, ich kann endlich
frei atmen. Ich hab mich schon gestern so gewundert. Ich fühlte mich so
scheiße, ich hab Eiter gehustet und Eiter gerotzt und blutigen Eiter und
plötzlich, von null auf hundert stelle ich fest, dass ich noch Widerstände
habe, aber ich kann so frei atmen wie sonst nie. Es war immer ein Nasenloch
zu.
Th.: Ah ja. Ist da noch ein Widerstand, der sich heute zeigen will, der raus
will?
Kl.: Ja, das sind noch die Polypen. Und die hat man mir als Kind rausgeschnitten
und ich weiß nicht wie alt ich war, ich war vielleicht vier oder fünf
oder sechs oder sieben. Und man hat mir gesagt, ich müsste jetzt zum Arzt
und mir müssten die Polypen rausgeschnitten werden.
Th.: Dann sei noch mal dort in der Situation.
Kl.: Ich war damals noch in einer anderen Welt. Ich war noch in ´ner
Welt, die mit mir vibrierte, die mit mir kommunizierte. Ich hatte nicht das
Gefühl so ein einzelnes Individuum zu sein, wo mit meiner Haut und meiner
Kleidung Schluss ist, und dann bin ich hineingeworfen in eine feindliche, kalte
Welt, gegen die ich mich ständig ausgrenzen und verteidigen muss, sondern
damals lebte ich in ‘ner Welt, da hatte ich so ein Vibrationspolster um
mich rum, ganz weit. Ja, ich hatte so ‘ne wabernde Wolke um mich rum.
So ‘ne Aura, so ‘nen Puffer. Und das schwamm mit mir. Da fühlte
ich mich wohl und da hab ich auch nicht diese Ängste gehabt. Und auch nicht
so übergroßes Bewusstsein, dass ich mich von außen betrachte
und analysier, wie so ein Computer. Sondern ich lebte irgendwie selbstverständlicher,
war ich einfach da. Diese Selbstverständlich-keit ist mir irgendwann abhanden
ge-kommen.
Th.: Frag’ sie doch mal, wie sie dir abhanden gekommen ist. Wie bist du
da hingekommen? Zeig mir mal ein Bild, eine Situation wo sie dir abhanden gekommen
ist.
Kl.: Ich stehe...ich geh zur Schule und gehe öfter an dieser Brücke
lang und ich merke irgendwie, dass ich völlig blockiert bin, so ein riesengrosses
Über-Ich guckt mich an und registriert, was ich mache und ich bin so verwirrt
und verunsichert, ich weiß gar nicht, was ich machen soll. Ich habe meinen
Ranzen auf’m Rücken und ich muss zur Schule gehen - ich bin vielleicht
12, 13 und stelle fest, dass ich überhaupt nicht gehen kann.
Th.: Ja, sag das mal diesem Ich. Schau dir das mal an, was machst du mit mir
?
Kl.: Was machst du eigentlich mit mir du „Ich“? Ich weiß
nicht, wann du gekommen bist und wo du herkommst ...-
Th.: Frag’ es mal: Wer bist? Wo kommst her? Wer hat dich beauftragt?
Kl.: Wo kommst du her? Wer hat dich beauftragt? Ich fühl mich so eingeschüchtert.
Kuck mal, ich kann mich noch nicht mal ... Es ist so eine Schwierigkeit für
mich, mich aufrecht zu halten, einen Fuß vor den anderen zu setzen
damit meine Beine mich in die Schule tragen und ich bin so unsicher. Ich weiß
überhaupt nicht, wie das geht, laufen. Ich bin am zittern und am wabbeln
und am wackeln und fühl’ mich von aller Welt entsetzlich beobachtet.
Ich fühl’ mich so beobachtet von allen, und so kritisch und gnadenlos
beobachtet, ich fühl’ mich dem überhaupt nicht gewachsen. Ne,
geht weg. Ihr kuckt mich ja an, ihr zieht mich ja aus mit euren Blicken .. .Ich
stehe unter der Dusche und mein Scheiß Vater steht daneben und kuckt mir
zu. Weil die Dusche ist in der Küche, und Mama macht irgendwas in der Küche
und der Vorhang ist so halb zu und mein scheiß Vater steht da und kuckt
mir beim Duschen zu.
Th.: Sag’s ihm!
Kl.: Hey, Papa, das geht dich einen Scheißdreck an! Das ist meine Privat-sphäre!
Ich bin zwar noch klein, aber das geht dich’n Scheißdreck an. Wie
kommst du dazu, mir beim Duschen zuzu- kucken?
Th.: Spür mal, was es mit dir macht.
Kl.: Ey, das ist Privatsache, raus! Raus! Du Scheißkerl, was soll das?!
Geh weg!
Th.: Frag ihn mal, was willst du von mir, warum schaust du mich an? Kuck mich
an, was ist los hier?
Kl.: Warum kuckst du mich an, ey? Du sagst, es sei das Natürlichste von
der Welt, jemanden beim Duschen zu- zukucken, aber es fühlt sich für
mich nicht natürlich an. Ich will das nicht.
Th.: Genau. Er geht in deinen Raum. In deine Privatsphäre.
Kl.: Ja, du beengst meine Privatsphäre und auch Mama, du bestehst immer
darauf, dass ich den Vorhang nicht ganz zumachen soll, du sagst immer: Was is’n
schon dabei? Stell dich nicht so an! - Aber ich will nun mal, dass dieser Vorhang
zu ist, und es ärgert mich, dass es nur ein Vorhang ist. Ich würde
am liebsten eine Tür zumachen und in einem eigenen Raum sein. Und ich hasse
es, dass diese Duschecke immer in der Küche ist, wo sich immer alle aufhalten.
(Musik wird eingespielt) Und ständig überrede ich mich dazu, hey,
jetzt stell dich doch nicht so an, die wollen dir doch nichts. Aber eigentlich
will ich das gar nicht !
Th.: Ja, dann sag jetzt: Stop, jetzt nicht mehr!
Kl.: Ich will das nicht! Mama, Papa ich will alleine duschen! Und auch scheiß
Rene! Ich will alleine duschen! Und da kuckt mir keiner zu! Und wenn ihr ans
Waschbecken müsst, dann müsst ihr eben warten. So! Wenn ich jetzt
hier dusche!
Th.: Ja, schau sie an, wie sie reagieren. Geh in Kontakt jetzt!
Kl.: ,Hey, was stell dich nicht so an, was ist denn schon dabei? Ich hab dich
auf die Welt gebracht, ich hab dir den Arsch gepudert, du hast doch nichts zu
verstecken vor mir! Meine Güte, jetzt kommt sie in die Pubertät, jetzt
ziert sie sich.’
Th.: Ja, sag’s ihnen, wie das ist ...
Kl.: Na und, dann zier’ ich mich eben! Verdammt, ich bin mein eigener
Mensch, ich habe meinen eigenen Willen und ihr habt kein Recht, mich hier beim
Duschen anzukucken! Ihr habt mich zwar geboren und auf die Welt gebracht, aber
ich gehöre euch nicht! Wenn ich alleine sein will, dann bin ich eben alleine!
Und dann sage ich, der Vorhang ist zu, aber das ist meine Sache! Und ihr bleibt
gefälligst draußen! Und geht auch gar nicht in die Küche rein,
ich will nicht, dass ihr in der Küche seid.
Th.: Was sie auch wollen, es ist dein Raum.
Kl.: Ja, es ist mir scheißegal, was ihr zu kochen habt oder so. Ich mach
jetzt die Küchentür zu und stell’ da einen Sessel davor. So,
und ihr könnt jetzt nicht rein. Das ist mein Raum. Und ich mach’
mir sogar Musik an, wenn ich das will. Und das Recht habe ich. Meine Güte,
ich flitze immer durch die Wohnung, damit immer die kleine, doofe Vera, die
nichts kann, und nichts darf und nichts weiß ... ich hab schon mein Kinderzimmer
mit dem Sven zusammen ... und selbst da bin ich nie Herr meiner Lage. Plötzlich
geht die Tür auf, und Mama steht in der Tür und scheißt mich
zusammen, wegen irgendwas, was ich wieder falsch ge-macht habe.
Th.: Sag ihr mal, zeig ihr mal, was das soll. Trau’s dir mal.
Kl.: Hey, Mama. Was ist denn jetzt schon wieder? Du nervst, ich bin gerade
in Gedanken ganz woanders, ich spiel’ hier grade. Warum reißt du
immer die Tür auf, und nervst mit irgendeinem Scheiß? Klopf gefälligst
an. Und ich will auch nicht, dass diese Tür immer einen Spalt-breit offen
ist. Ich habe zwar gerne das Gefühl, dass ich nicht allein bin, aber eigentlich
ist mir lieber, wenn diese Tür zu ist. Und dass man erst mal anklopft,
und dann wartet, bis ich sage: Herein. Und wenn ich nicht sage herein, dann
ist eben nicht. Dann kommst du später wieder, so. Und ich habe auch mein
eigenes Zimmer, ich muss mir kein Zimmer mit Sven teilen. Und das kannst
du mir auch nicht persönlich nehmen. Das ist nicht gegen dich gerichtet,
und es ist auch nichts Böses, sondern ich möchte einfach mal alleine
sein. Ich möchte meine Tür hinter mir zumachen und alleine sein. Mein
eigenes Reich. Ich will nicht immer verfügbar sein für alles und jeden.
Th.: Für den ganzen Müll und die Probleme, die sie bei dir abladen
wollen.
Kl.: Ja. Und ich will auch mal Gelegen-heit bekommen, mich selber zu spüren.
Und wenn ich dann mal zu jemanden hingehen will, dann renne ich nicht einfach
hin, ich bin dann erst mal alleine in diesem Zimmer und hab Gelegenheit, das
zu spüren wie das hier drin ist, und wie sich das ganz, ganz langsam aufbaut,
das Gefühl. Ich will mal Gelegen-heit haben, dass sich Gefühle bei
mir aufbauen, all die Zeit kriegen, die sie brauchen, und dass ich all die Zeit
habe. Und dass ich mich nicht immer frage, schnell, schnell, schnell, was muss
ich jetzt machen, sondern ich hab’ alle Zeit der Welt. Und diese Gefühle,
die wachsen ganz langsam und kommen ganz langsam hoch....
Th.: Sprich sie ruhig mal an, die Gefühle.
Kl.: ...ganz langsam kommen die hoch. Und erst wenn sie stark genug sind, groß
genug sind, dann weiß ich überhaupt, was ihr mir sagen wollt, und
dann kann ich drauf eingehen und dann kann ich losgehen und was tun. Aber dann
weiß ich, dass ich das will. Und dann weiß ich, dass ich ein Bedürfnis
danach habe. Ich habe eigentlich gar keine Bedürfnisse... Ich hab überhaupt
keine Bedürfnisse... Ich hab schon lange keine Bedürfnisse mehr...
Th.: Dann trau dich, zu spüren wie sie sich entwickeln. Sich zu spüren.
Hol die kleine Vera, mit ihrer Aura. Hol die doch mal dazu.
Kl.: Die kleine Vera ist sechs oder sieben. Sie trägt diesen selbstgestrickten
Pullover. Sie lächelt und ist fast natürlich in sich drin. (Musik
wird eingespielt) Und die ruht noch irgendwie in sich. (Spricht sie direkt an)
Du bist noch kleiner. Ich weiß gar nicht, wie alt du bist, aber ich komm
einfach nicht drauf. Vera, komm auf meinen Schoß. Ich leg meine Arme um
dich, ich leg sie um deine Hüften, deine Tallie, deine Beine sind geschlossen
und baumeln so über meinen Ober-schenkeln, mit deinen Beinen und deinen
Lederhalbschuhen kannst du so baumeln, und du sitzt einfach auf meinem Schoß.
Und du bist sehr selbstbewusst. Du hast dein schweizer Messer in der Hosentasche
mit dem du immer irgendwelche Stöcke schnitzt, wenn du in den Wald gehst.
Du gehst gern in den Wald. Du gehst da gern spazieren. Du bist so gern im Wald,
aber ich weiß nicht, warum du immer solche Alpträume vom Wald hast.
So viele Alpträume vom Wald ... Auch später noch, wenn du erwachsen
bist ... wirst du diese Alpträume vom Wald haben ... Mir ist kalt ... so
kalt ... Mir ist kalt. Ich fühl´s, ich seh´s ... Es sticht
irgendwo ... hier drin.
Th.: Lass das Stechen sich mal ins Bild integrieren und sich zeigen.
Kl.: Es hat mich kaputtgemacht. (Klientin weint) Es ist wie ein Dolch, wie so
eine Stange die da durchgeht.
Th.: Wer hat dir den reingestochen? Schau mal, das erste Bild, was kommt, der
hat dir den reingestochen.
Kl.: (weint) Bin immer noch im Wald. Und ich sehe diese endlosen Waldwege,
wo man den Horizont gar nicht erkennt. Durch das Blättergedicht und die
Wälder und die Bäume sieht man nur diesen schnurgraden, endlosen Weg,
der aus einem Wald ist und der geht bis zum Horizont. Und hinten kommt so ein
böser, großer, schwarzer Wolf angerannt. Und der kommt immer näher.
Und ich hab solche Angst! Und ich bin ganz allein.
Th.: Sag´s ihm: Ich hab solche Angst vor dir!
Kl.: (weint) Ich hasse diesen Traum, wenn er kommt!
Th.: Lass ihn da sein jetzt.
Kl.: Und der kommt immer näher, der Wolf. Und ich bin so klein und ganz
allein. Und die mit mir in den Wald gefahren sind, Mama und Papa ... ( Tiefes
Wolfheulen wird eingespielt, Klientin bricht völlig aufgelöst in Tränen
aus) Neiiin! Nein, ich hab Angst!
Th.: Lass die Angst da sein.
Kl.: (schreit) Neiin! Habe große Angst!
Th.: Mach einen Ton, drück es aus, lass den Schmerz da sein.
Kl.: Ich will hier weg!
Th.: Hol dir Hilfe, oder geh weg oder hilf der kleinen Vera! Geh hin zu ihr,
hilf Ihr! Geh schell hin zu ihr, hilf ihr jetzt! Sei stark, nimm deinen Löwen
mit! Hol deinen Löwen dazu!
Kl.: (weint, völlig aufgelöst) Ich hab so Angst!
Th.: Lass sie ruhig da sein, die Angst. Kuck, wer dir jetzt helfen kann,
wen brauchst du? Schau mal, ob du Stop sagen kannst: Stop, geh weg von mir !
Lass mich in Ruhe! - Wie bei deiner Mutter grade.
Kl.: (weint) Ich muss erst diese Angst spüren und nicht vor ihm wegrennen.
Th.: Sag´s ihm: Komm jetzt her!
Kl.: Komm her, du Wolf!
Th.: Schau ihn mal an. Sag ihm, ich hab so eine Angst vor dir. (Wolfsheulen
wird lauter und bedrohlicher eingespielt)
Kl.: (zur Therapeutin) Ich hab Angst, geh nicht weg. Das ist genau da, wo du
deine Hand liegen hast, auf dem Rücken zwischen den Schulterblättern,
genau da, wo die Angst vor meinem Krebs ist. Und genau diese Stellen,
die durch mich durch gehen, diese Stange, die mich durchbohrt. Komm näher,
Wolf. Du großer, schwarzer Hund, du Wolf, ich weiß nicht, was ...
- wie aus diesem Harry Potter Buch, so eine großer, schwarzer mit einem
Angst einflößen-den Gebiss, mit rotem Zahnfleisch und hässlichen
Zähnen - du hast so grüne Augen, du bist so schnell, ich kann
gar nicht so schnell kucken, wie du dich bewegst, du schleichst um mich rum
und du bist mir überlegen, weil ich kann dich nicht kontrollieren. Bell
mich mal so richtig an! Versuch mir Angst zu machen. Komm, bell mich mal an!
Du schleichst nur um mich rum, und ich hab doch keine Angst vor dir. Ich weiß,
dass ich Angst vor dir habe, aber ich fühl die Angst nicht mehr. (Knurren
wird eingespielt) Wie ein Löwe hörst du dich an. (Knurren wird lauter,
Klientin erschrickt und weint wieder) Also vor dir hab ich Angst. Vor diesem
Geräusch hab ich solche Angst! ... Zerfleisch mich doch! Das hört
sich so nach Löwe an...
Th.: Dein innerer Löwe. Dann frag ihn doch mal, ist er deine Energie, ist
deine Power?
Kl.: Ansonsten hab ich Power. (Spricht ihn direkt an) , dir kann keiner mehr
was. Wenn du mal loslegst, sind alle andern bloß noch am Zittern.
Sei nur froh, dass Gitterstäbe dazwischen sind. Ich bin beeindruckt von
dir.
Th.: Schau mal, wie er reagiert.
Kl.: Er tut mit nichts Böses. Das ist schön, oder? (Brüllen wird
wieder eingespielt)
Th.: Er weiß genau um deine Energie, oder?
Kl.: Ja, brüll es raus! Lauter! Lauter! (Brüllen wird lauter) Ja,
zeig mir, was du drauf hast! Und du dampfst, und du stinkst, du bist ein richtig
wildes Tier. Und du bist groß und unermesslich schwer. Du bist völlig
unberechenbar. Ja, lauter...!
Th.: Ja, schlüpf mal in ihn rein. Ja, spür mal seine Power. Spür
mal seine Tatzen! Breite dich mal aus in diese Tatzen, diese Zähne, diese
funkelnden Augen.
Kl.: Du springst mich an, schmeißt deine Tatzen auf meine Brust, und du
springst um mich herum und rennst, du schießt aus dem Dunklen heraus,
und ich kämpf mit dir so halbwegs, meine Hände in deinem zottigen
Fell, am Hals...
Th.: Schau mal, hast du nicht Lust, dass er dich begleitet? Statt gegen
dich mit dir gemeinsam durchs Leben zu gehen? Wenn, dann frag ihn mal.
Kl.: Hey, du! Du bist so stolz und so unabhängig. Du machst nichts, was
man dir befiehlt ... Ich brauch meine Medizin. Komm noch mal her, Löwe.
Brüll noch mal rum, ich will dich sehen. (Lautes Brüllen wird eingespielt)
Der Löwe ist schön, den ich mir vorgestellt habe. Aber da ist immer
noch dieser große, böse, schwarze Wolf aus dem Wald.
Th.: Dann lass den Wolf jetzt auch da sein. Oder hol den Löwen jetzt dazu,
und zeig ihm mal deinen Wolf.
Kl.: Dieser schwarze Wolf hat mich angefallen. Er hat mir die Arme zerfetzt
mit seinem Gebiss. (Wolfsheulen wird eingespielt) Er hat einfach reingebissen
und mich ausgeweidet. Er hat alles kaputtgemacht, mir die Arme zerfleischt,
das schlimmste ist passiert, vor dem ich immer Angst hatte. Er hat mich zerfleischt.
Er hat mich getötet. Und ich lieg da, ich lieg unter ihm ... jetzt heult
er, dass das ganze Rudel herbeikommen soll, weil er Beute gemacht hat. Und kein
Mensch ist da, um mir zu helfen. Ich bin tot. Ich bin der weiße Stern
und ich verblute, ich kuck mich an und ich sehe diese offene Fleischwunde in
mir, ich sehe meine zerfetzten, blutenden Arme, und genau dass ist eingetreten,
wovor ich immer Angst hatte, wenn ich einem Hund begegne. Genau das ist eingetreten,
wovor im Alptraum immer schreckliche Angst hatte. Jetzt hat er mich erwischt,
er hat mich...Ich kann die Uhr aber nicht mehr zurückdrehen.
Th.: Schau mal, ob du den Löwen holen kannst.
Kl.: Nee, das Rudel kommt. Jetzt kommen viele, viele böse Wölfe. Schwarze,
böse Hunde und böse Wölfe. Kommen alle an mit diesem schleichenden
Gang, es ist dieser federnde, schlimme stechende Gang. Kommen alle auf mich
zu. Die fangen an, mich auszuweiden. Die fressen mich. Fressen die Beine und
die Arme und die Füße und den Hals, und versuchen mir die Haut abzuziehen.
Die beißen in mich rein und reißen mich auseinander und zerfleischen
mich. Ich bin einfach nur Nahrung für diese scheiß Hunde. Es ist
zu spät. Ich kann mich nicht mehr wehren. Die reißen an mir, an dem
toten Körper, ... die reißen mir mein Fleisch von den Armen ... meine
Adern ziehen sich wie Fäden, meine Muskeln, meine Haut, ich werd’
immer weniger, die wollen alles von mir. Fresst alles weg! Es tut irgendwie
gut. Denn jetzt ist das Schlimmste eingetreten.
Th.: Sag´s ihnen. (Ständig lautes Wolfheulen im Hintergrund)
Kl.: Es ist mir egal. Ihr habt jetzt euern Willen, was ihr immer wolltet. Ihr
habt mich jetzt. Und ich hab nichts, um euch was zu tun. Ich hab nichts gegen
euch in der Hand. - Meine Muskeln sind schon zerfetzt. Die Impulse, die meine
Muskeln fühlen, die kommen gar nicht mehr an. Nur noch willenloses Fleisch,
mit dem gemacht wird, was ihr wollt. Jetzt fresst ihr mir meine Organe weg,
mein Bauch, meine Leber, mein Brustkorb und alles, was da drin ist. Er packt
meine Lunge von unten und zieht sie raus, weil der Brustkorb im Weg ist. Er
zieht sie raus, und meine Leber, meine Gedärme. Und der Wolf rennt ein
paar Meter von mir weg und zieht die Gedärme aus mir raus. Und all die
andern kauen jetzt an meinen Gedärmen. Sie versuchen, das beste Stück
zu kriegen. Das ist schlimm, aber irgendwie nehme ich das noch wahr. Sie fressen
alles auf ... Ich geb mich euch ganz hin. Ich geb mich euch ganz hin. So macht
mein Körper endlich einen Sinn: Fleisch, das euch nährt. Ja, seid
bei mir, ich hör das gern, wie ihr so heult. Ihr seid so stark und so schwer.
Und so schön groß und stark. Und ihr seid so kräftig und so
natürlich, so gesund. Ich hab euch jetzt genährt, ihr habt von meinem
Fleisch gefressen. Das Rudel ist jetzt satt. Und es zieht sich zusammen
und es wird Abend. Die Sonne ist glutrot und versinkt und das Rudel Wölfe
fängt an, sich zur Nachtruhe zu begeben und liegt da beisammen. Und
der Rest von meinem Kadaver der liegt da so und hat jetzt im Moment kein Interesse
für euch, wie ihr satt seid. Und die Geier, die Adler und die Vögel,
die kommen immer näher, denn sie wissen, es ist ihre Stunde und wollen
sich ihren Teil holen. Die kommen immer näher und jetzt spüre ich
schon ihre Krallen in meinem Kadaver. Und sie picken an mir rum, was die Wölfe
übriggelassen haben, überall, und ziehen was raus, und picken, picken,
picken und ziehen meine schön geordneten Muskeln und Sehnen, und alles,
was einen Sinn in mir gemacht hat, und so schön ge-wachsen und natürlich,
jetzt wird das noch mehr entstellt und kaputtgezogen, und kaputtgefressen und
auseinandergeklaubt und immer weiter kaputtgemacht. Nur noch kaputtgemacht.
Ein Teil von meinem Arm ist noch heil, und da sehe ich noch meine liebe, heile
Haut, die ich sonst so gern hab und jetzt so nutzlos und sinnlos nur so
ein Teil von so ´nem Kadaver ist und so entstellt. Und nebenan sehe
ich ein Stücken Knochen von meinem Ellenbogen, das ist nur noch zerfetzt
und zerfasert...- Ich hab Mitleid mit der Vera.
Th.: Sag´s ihr.
Kl.: Vera, es ist jetzt für alles zu spät. Der schlimmste Ernstfall
ist eingetreten. Der aller, aller, allerschlimmste Horroralp-traum ist eingetreten.
Jetzt liegst du da, und man kann gar nichts mehr mit dir anfangen. Die Wölfe
sind satt, und die Vögel holen sich noch den Rest. Und die hüpfen
um dich rum und picken da, und picken hier und sind auch bald satt. Und fliegen
weg, fliegen in die Ferne, in den Himmel, in den Abendhimmel hinein, ich seh´
sie nicht mehr, jetzt bin ich ganz allein. Jetzt bin ich ganz allein und lieg
da in dieser Steppe, in der Savanne, und es ist ganz dunkel, ... dunkler
... die Son-ne ist jetzt weg .. .In so einem Restlicht sehe ich noch meinen
Kadaver da liegen ... Ja, ich hör so Abendgeräusche, sonst ist es
still ... Jetzt sehe ich einen Kojoten näher kommen ... und der Kojote
kommt auf mich zu und fängt an, an einem meiner Beine zu nagen. Und dann
schnuppert er hier, und da, und putzt an meinem Bein, kaut an meinem Oberschenkel
und zieht da noch so einen Fetzen raus und kaut ihn durch und schluckt ihn runter.
Und da ist noch so ein bisschen Blut übrig, und er schleckt es ab und kaut
an meinem Fleisch ... bis er satt ist und dann geht auch er ... Nun liege ich
da ... Und jetzt hör ich die Fliegen kommen ... die Reste von meinen Gedärmen
fangen jetzt an, hässlich zu werden. Die stinken ... und die Hitze ...
die Sonne ... es ist Tag. Brütende Sonnenhitze ... und die Reste von meinem
Kadaver, die fangen jetzt an, in der Sonne zu stinken, dicker zu werden und
zu vergammeln und sich auszubreiten ... Ah, ich rieche so ein richtiges, fieses
Aas, das da gammelt. Giftige Bakterien bilden sich da, braune, hässliche,
schleimige Überreste von meinen Gedärmen. Alles fault und gammelt
und ... die Maden kommen jetzt und viele Fliegen. Ich ekel ´mich so vor
den Fliegen. Schweine kommen, die fressen noch an mir. Die Schweine sind stinkig
und schmierig und haben so nasse, hässliche Schnauzen ... boah, die fressen
den Rest, was noch von mir übrig ist. Ich ekel mich so vor diesen Schweinen.
Th.: Ich ekel mich so vor euch. Ich kann euch sehen und ihr kaut an mir so ...:
(Klientin macht grunzende Geräusche) ...iiih..., ich ekel mich so. Ich
ekel mich und ich bin schon tot.
Th.: Ja, spür trotzdem diesen Ekel in dir.
Kl.: So schleimige Schnauzen habt ihr und seid so hektisch ... und ihr macht
an mir rum und immer hektisch und schleimig und schmierig ... Wäh! So borstig
und so widerlich! Ihr seid so hektisch und so grunzen...wäh! Wäh,
das ist so widerlich! (Klientin weint) Ihr seid so widerlich! Dass ich so willenlos
bin.
Th.: Ja, spüre diese Willenlosigkeit. Dass sie Alle mit dir machen können
was sie wollen. Du bist hoffnungslos ausgeliefert.
Kl.: Und ich wünschte, dass da irgendwas wäre, was ich noch zurückziehen
könnte. Aber da ist nichts mehr. Das ist nur noch mein Gerippe. Und selbst
das kann sich nicht wehren. Das ist tot, es hat keine Muskeln mehr da, die sich
bewegen können. Ich existier eigentlich gar nicht mehr. Ich weiß
gar nicht, warum ich mich noch wehre, ich existier gar nicht mehr. Ich will
diese Knochen und diese spärlichen Überreste von mir verteidigen,
aber ich weiß gar nicht, warum. Ich sollte sagen, die gehören zu
mir und ich sollte sie verteidigen.
Th.: Sag´s mal.
Kl.: Das sind immer noch meine Kno-chen, und ich will was mit denen ma-chen.
Und die Schweine lachen nur: Da ist ja gar nichts mehr übrig. Du kannst
damit gar nichts mehr machen weil es dich nicht mehr gibt. Was willst du denn
noch mit den Knochen - du existierst doch gar nicht mehr! Selbst deine Nieren
haben wir gefressen.
Th.: Spür mal wie das für dich ist, wenn sie dir das so sagen:
Du existierst doch gar nicht mehr.
Kl.: Aber meine Knochen sind doch noch da. Das ist der Beweis, dass es mich
mal gegeben hat. Ich, Vera. Und ich nehm´ das doch noch wahr. Ich nehm´
euch doch noch wahr, also existier ich doch noch, oder nicht? - Nö! Die
Schweine lachen nur und grunzen ... kauen an meinen Knochen ...
Th.: Und - glaubst du ihnen? Spür mal. Kuck mal, ob du’s weiter geschehen
lässt, oder ob du jetzt sagst: Stop. - Probier´s mal. Die Knochen
sind meine.
Kl.: Mein Kopf ist auch angefressen. Ich kann nicht mehr reden, ich hab keine
Stimme mehr, weil die Lungen weg sind, ich hab keinen Hals mehr, ich kann nicht
mehr reden. Da sind zwar noch ein paar Teile von meinem Körper auf meinem
Kopf drauf, und meine Augen nehmen das noch wahr, .. .- jetzt krieg ich wieder
Halsschmerzen...
Th.: Lass die Halsschmerzen auch da sein. Spür mal, was sich da ausdrücken
will. ..Sag mal, möchtest du Stop sagen, oder ist da noch was in dir ?
Oder ist dir das völlig egal, esst mich ruhig auf.
Kl.: Ne, wie will ich das verarbeiten, dass ich da liege und mir nicht helfen
kann? Und ich kann nicht weggehen aus der Savanne. Und ich bin erschreckt darüber
- irgendein Teil von mir sagt, das ist egal. Darüber bin ich entsetzt.
Ein Teil von mir sagt, ich will leben. Das kann doch alles nicht wahr sein,
so widerlich und eklig - ein anderer Teil sagt, ne das ist eigentlich egal.
Und ein anderer Teil sagt, es ist schön, dass die Sonne so auf mich scheint.
Es ist schön warm hier in Afrika. Es ist schön, Teil der Natur zu
sein, Teil der Erde zu sein. Und ich muss jetzt keine Angst mehr haben vor den
wilden Tieren, ich kann die Natur genießen, und die Sonne, und das Schlimmste
ist ja schon passiert mit mir, wovor ich Angst habe. Es kann ja jetzt nichts
mehr passieren. Ist ja schon alles passiert. Und die Tiere sind jetzt irgendwie
meine Freunde. Ich muss jetzt keine Angst mehr vor euch haben. Ganz gleich,
welches Tier vorbeikommt. Ich dachte im-mer, wenn ein Zebra vorbeikommt, vor
dem brauch ich keine Angst haben oder vor einer Giraffe. Aber jetzt brauch’
ich auch keine Angst mehr haben vor einem hungrigen Löwen oder so, weil,
mehr als meine Knochen abkauen kann er nicht mehr und wenigstens meine Knochen
bleiben. Und denen tut das auch nicht weh, weil die Nerven und alles schon weg
sind. Und die Muskeln und die Haut und ich spür ja gar nichts mehr - ich
bin ja schon tot. Ich bin nur noch so ein Gerippe und so Aas und ob jemand an
dem Aas kaut, und davon frisst, ist eigentlich egal ... Ich lieg jetzt einfach
mal in Afrika und genieß das einfach mal, weil ich brauch vor nichts Angst
zu haben.
Th.: Alles was passieren kann, ist passiert und ich bin einfach nur da.
Kl.: Und ich finde die Tiere auch schön. Wenn jetzt mal ein Tier vorbeigeschlichen
kommt, dann kuck ich mir das an und find das eigentlich hübsch und das
kann nah kommen wie es will. - Und du kannst von mir essen, wenn du willst,
und du kannst an mir schnuppern und du kannst deine Schnauze an meinen Hals
halten. Du kannst mich beschnuppern und noch mehr von mir essen. Und du kannst
noch mehr Haare von meinem Kopf reißen, es tut zwar immer noch weh, wenn
du von meiner Wange was wegreißt, und ich frage mich, was wird wenn meine
Augen erst mal weg sind, aber ... das ist jetzt nicht so schlimm. Du hast jetzt
meine Wange, und das tut jetzt weh, hast die jetzt in deinem Maul und frisst
die jetzt. Und reißt das weg, dass man noch mehr von meinen Knochen sieht.
Ich weiß, mit meinen Knochen, meinem Schädel und meinen Zähnen
kannst du nichts anfangen. Und die bleiben mir. Das ist der Rest der mir
bleibt... Das ist eigentlich schön, so friedlich als Gerippe zu leben.
Ich muss nichts machen, muss nicht mehr gesund werden, muss nichts mehr essen,
nichts mehr trinken, muss nichts mehr einkaufen gehen und muss mich nicht mehr
versorgen - ich kann hier einfach mal hier liegen. Ich muss mich nicht mehr
versorgen. Ich muss mich nicht mehr um mich kümmern, ich muss mich nicht
mehr verteidigen, ich muss mich nicht mehr beschützen und ich muss vor
nichts mehr Angst haben ... Das ist eigentlich schön hier, in Afrika. Und
ich bin auch besser dran als die Tiere, die hier leben, weil ... ihr angreifbaren
Tiere müsst alle Angst haben vor den Raubtieren, von denen ihr gefressen
werdet. Aber ich bin schon gefressen. Und dann die andern Tiere ihr - müsst
immer - ihr müsst jetzt losschleichen und Beute fangen, weil ihr
Hunger habt, ihr müsst jetzt losschleichen und einen Lagerplatz für
die Nacht, ihr müsst wachsam sein, weil der Feind euch entdecken könnte
- ihr müsst immer irgendwas. Und ihr lebt immer mit Angst. Und ich bin
eigentlich am besten dran von euch allen. Ich bin hier, und ich muss gar nichts.
Ich hab auch vor gar nichts mehr Angst. ... Ich kann das alles wahrnehmen, ich
kann mich dran freuen, was da für komische Vögel kommen, was die alle
für Geräusche machen. Und da sehe ich jetzt sogar Schlangen vorbeikommen,
ich bin froh, dass ich jetzt endlich mal eine Schlange sehe. Ich liebe Schlangen.
(Spricht sie direkt an) Hallo, Schlange, hey, komm mal her, schlängel
mal durch mich durch. Diesen Körper hier, den hast du gesund gemacht mit
deinem Schlangengift. Ich hab deine Tropfen gekriegt, deine Enzyme mir gespritzt.
Jeden zweiten Tag zwei Spritzen. Es tat immer so weh. Und manchmal auch drei
Spritzen. Und es tat immer so weh. Ich hab jeden Tag dein Schlangengift gekriegt,
mit Spritzen und mit Tropfen. Und zuerst schmeckte das so bitter und zuletzt
schmeckte das richtig lecker. Und auch die Spritzen die sind nicht mehr so dramatisch.
Und ich bin mit euch verbunden, ich möchte in den Zoo gehen, ich möchte
mir die Schlangen alle ankucken, ich möchte euch bewundern, ich möchte
euch streicheln und keine Angst davor haben, dass ihr mich beisst, weil ihr
mir euer Gift gebt. Und weil ihr so stolz seid und so schön. Und ich bin
eine von euch ... Ich bin so dankbar, dass ich dich jetzt mal sehen darf, Schlange.
Du bist so schön, so stolz, ich möchte so gern eine Schlange sein
...
Th.: Schlüpf doch mal in sie rein. Du kannst jetzt doch alles machen. Spür
mal, wie es ist, Schlange zu sein.
Kl.: Also, ich möchte immer noch nicht dieses Gerippe aus den Augen verlieren,
weil das immer noch ich bin. Es muss nur ein Spiel für mich sein. Ich muss
wissen, dass ich zurückkehren kann.
Th.: Du sagst jetzt zu dem Gerippe: Bin gleich wieder da, mach mal einen Aus-flug.
Kl.: Genau ... genau, das mach ich. Schlange nimm mich mit. Ich will mal wissen,
wie das ist. (Spricht wieder die Schlange direkt an.) Du bist so schön
und so überlegen. Du kannst überall hingehen und brauchst nicht auf
Beinen laufen, sondern du bewegst dich so seltsam, so ... dir ist alles möglich.
Du kannst Bäume hochgehen, und alle möglichen Stufen und Löcher
und alles drüber. Das ist ganz toll. Du bist so überlegen. Wo immer
eine Schwierigkeit ist im Boden, der Rest von deinem Körper ist dann auf
dem Boden, wo keine Schwierigkeit ist, so dass du dich ganz grazil und elegant
fortbewegen kannst. Für dich alles ganz toll. Du kannst auch nicht hinfallen.
Du kannst dir auch nicht den Fuß verstauchen oder verknacksen, weißt
du. Du bist eigentlich immer einsatzfähig. Voll und ganz. Du bist auch
nicht wie’n anderes Tier, das man verwundet und es nur noch humpelnd vorwärts
kommt, sondern du kannst überall hin. Und du bist auch so ‘ne Schlangen-art,
die auch schwimmen können, weißt du. Du kannst schwimmen, du kannst
an Land, du kannst nur nicht fliegen. Aber du kannst selbst auf Bäume klettern.
Schnurgerade auf Bäume. Und du bist so leise und so elegant. Kein Tier
hört dich kommen. Und du kannst schon alles wittern auf so große
Entfernung. Du bist so überlegen. Du bist so stark. So überlegen und
so unnahbar. Ganz toll. Alle die Menschen, in die ich mich immer verliebt habe,
die hatten genau, was du hast. Oh, jetzt tut das weh zwischen den Schultern.
Th.: Ja, lass den Schmerz da sein.
Kl.: Oh, da ist ein richtiger Kloß drin, zwischen den Schultern ... Ja,
ganz genau da.
Th.: Ja, Kloß zeig dich mal. Was machst du da? Was willst du von mir?
Kl.: Rede mal mit mir - wie ein Stein bist du da. Was willst du? Ja, du bist
keine Schlange, sagt der Stein. Du bist eben so unzulänglich. Mit deinen
zwei Armen und deinen zwei Beinen, dein Rücken schmerzt, und deinen andern
Gebre-chen, deiner Sprache und deinem Nuscheln und all deinen Unzulänglich-keiten.
Th.: Welches Bild siehst du?
Kl.: Wieder all die Leute, die mich angestarrt haben, die mir auch diese Angst
gemacht haben, dass ich da auf dieser Brücke zur Schule gehen muss, dass
ich nicht richtig laufen kann. All die Leute, die mich so eindringend anstarren
und dann wird mir ganz unsicher, ich bin ja in einem Alter, wo ich eh noch unsicher
bin, wo ich wachse, und wo ich mich erst mal dran gewöhnen muss, länger
zu sein, wieder ein Stück länger und ich muss erst mal lernen, diesen
Körper zu bewegen. Und ihr starrt mich alle so an, so linkisch, und ich
komm mir so unfertig vor, und alle reden immer nur von der Pubertät, und
was für eine scheiß Zeit das ist und wie man sich lächerlich
macht in der Pubertät und was das für eine lächerliche, und erniedrigende
Zeit ist. Und ich frag meine Mama, wann ist denn die Pubertät ... und ich
bin so 12 oder 13 ... und sie sagt sowas wie: Das ist für dich noch nicht
wichtig, das kommt erst bei Größeren, wenn man so 15, 16, 17 ist.
Wenn die Jungs einen Bart kriegen, wenn die Stimme tiefer wird, da bist du noch
nicht drin, das ist noch nicht wichtig für dich. Und dann bin ich ein Jahr
älter, und da heißt es: Pubertät, das ist so ein lächerliches
Verhalten, wo man nur dumme Sachen macht, und wo man ständig rot wird und
sich ständig nur blamiert. Wo du von einer Blamage in die nächste
stolperst, mit deinen linkischen, großen Füßen. Und das ist,
wenn die alle Pickel kriegen, und die das erste mal Geschlechtsverkehr haben
wollen, und wenn der Körper verrückt spielt und wenn man Akne kriegt,
und alberne Sachen anzieht, wo es einem später nur peinlich ist ...Und
als ich aus der Pubertät raus war, hab ich gemerkt, ihr habt mich alle
nur verarscht. Als ich in der Pubertät drin war, hat keiner gesagt: Du
bist jetzt in der Pubertät. Ihr habt alle immer nur dumm rumgeredet.
Th.: Spür mal, wie das für dich ist. Wie sie das alles schlechtgemacht
haben...
Kl.: Ich hab mich überhaupt nicht getraut, erwachsen zu werden. Ich dachte
immer: Machste das denn alles richtig, und gib dir bloß Mühe, mach
bloß nichts falsch. Das ist alles bloß so eklig, und so schmierig,
und so schleimig, und so pubertär, und so blöd, und so dreckig, und
so unausgegoren, und so lächerlich. Ich hab immer versucht, nicht lächerlich
zu sein. Wie ich Angst davor hatte. Ich hatte Angst davor, dass ich auch so
dicke, hässliche Ankepickel kriege. Und ständig nur rot werde, und
alle Leute mich ankucken: Kuck mal die, die ist in der Pubertät. Ätsch
- Bätsch! Die macht bestimmt Selbstbefriedigung und hat bestimmt feuchte
Träume jede Nacht und ganz irrsinnige Sehnsüchte, verliebt sich in
Stars und ist ja so albern mit ihrem Gekicher und Sorgen und Ängsten und
Nöten - das ist ja alles so albern und so lächerlich und so schmierig.
Wir sind ja alle schon erwachsen und längst raus. Wir sind ja erhaben.
Wir wissen, was richtig und was toll ist. Wir, in unserer tollen Erwachsenenwelt,
wir sind erhaben, und wir machen uns manchmal lustig. Und dann gibt’s
so schmierige, erwachsene Männer, die geilen sich auf an den pubertierenden
Mädchen, die dann noch keinen BH tragen, und die nicht wissen, wie sie
sich anziehen sollen, und denen alles so peinlich ist. Und die geilen sich richtig
daran auf, wie unsicher diese Mädchen sind. Und die sind so schmierig und
die wollen diese Mädchen alle ins Bett kriegen, und sie nur ausnutzen,
dass sie so unerfahren sind und nicht auf sich acht geben können. - Und
das ist so Scheiße!
Th.: Kuck mal, ob sie dir damit ein Stück von deiner Entwicklung genommen
ha-ben, dich kennenzulernen, bei dir zu bleiben, ...
Kl.: Ja, eben! Ich wollte mich ja gar nicht selber kennenlernen, ich wollte
ja nur schnell erwachsen werden. Ich wollte ja nur sauber und vernünftig
und erwachsen sein. Bloß nicht, dass ich diese schmierige, verwirrende,
unangenehme peinliche Phase durchmachen muss, wo ich nur Opfer und Objekt bin.
Und Anschauungsobjekt von widerlichen, sachlichen Wissenschaftlern, die längst
raus sind und die unangreifbar sind. Und ich bin das ausgelieferte, hilflose
Wesen was Objekt ist, Anschauungsobjekt. Aha, da wachsen jetzt die Brüste.
Kuck dir das mal an, die verschiedenen Entwicklungs-stufen. Und: Ah, das ist
jetzt Phase so und so. Und: ,Aha, da kommen schon Schamhaare.’ Und das
war so erniedrigend! - Weißt du, Mama, ich stand unter der Dusche, und
hatte die ersten Schamhaare, und du, du kamst auf mich zu, du wolltest mir bestimmt
nur eine natürliche Einstellung dazu geben, und kamst mit so einer gekünstelten
Fröh-lichkeit: Ach, kuck mal, was ist denn das!? Und du hast sie fast angefasst,
und: Da kommen ja die ersten Schamhaare.
Th.: Spür mal rein, wie das war für dich.
Kl.: Das war so Scheiße!!! Verdammte Scheiße, das ist mein Körper!
Und kuck da nicht hin, du darfst mich nicht an-kucken!! Ich will das selber
rausfinden, was mit mir vorgeht. Ich will mich selber ankucken und nicht immer
diese scheiß Bücher vor die Nase gestellt kriegen, wo die verschiedenen
Entwicklungsphasen so peinlich genau abgelichtet sind. Ich will das alles nicht
sehen, ich will mich selber kennenlernen!
Th.: Dass du meine Fragen beantwortest, und ich nicht für dich da bin.
Kl.: Eben! Du sollst meine Fragen beantworten. Und du wirst mir nicht gleich
mit irgendwelchen Schulbüchern kommen, die du mir unter die Nase hältst.
Th.: Schmeiß ihr die vor die Füße!
Kl.: Ich will das alles nicht sehen, ich will auch nicht sehen, wie andere aussehen.
Du machst viel zu viel. Du hast zwar eine katholische Erziehung gehabt, und
gar nichts erklärt bekommen, aber du musst mich nicht zuschütten mit
diesen Bü-chern und Bildern. Und in der Schule der ganze scheiß Sachkunde-Unterricht,
wo einem die ganzen Fotos vor Augen geführt werden - ich brauch diese scheiß
Fotos nicht! Ich will nicht fremde, pubertierende sehen - ich will mich selber
sehen! Ich fühl mich bedrängt von diesem ganzen Scheiß!
Th.: Ja, mach ein Feuer und wirf alles rein. Da habt ihr euern Scheiß
zurück! Oder schmeiß es ihnen vor die Füße.
Kl.: Und ich will auch nicht in den scheiß Schwimm-Verein, wo man
sich immer ausziehen muss unter dieser Massen-dusche, und mit so vielen Menschen
zusammen ist, und einen die alle sehen. Und die glotzen einen an.
Th.: Sag´s ihnen: Ihr glotzt mich alle an!
Kl.: Ich weiß nicht, wie ich mich beschützen soll. Ihr glotzt alle.
Ihr nehmt mir alle meine Nacktheit weg! Ich will nicht nackt unter der Duschen
mit zehn Leuten sein. Und ich will mich nur alleine umziehen und anziehen, und
ich will nur alleine duschen. Und kein Mensch wird diesen Körper sehen,
bevor ich das nicht will. Ich will das alles nicht, ihr überschreitet ständig
meine Grenzen! Und ich hab einfach nicht den Schneid, dafür einzustehen,
dass es Grenzen sind. Ich weiß ja selbst schon gar nicht mehr, wo meine
Grenzen sind, weil ihr mich alle bloß noch überfahren und überrumpelt
habt.
Th.: Schau in ihre Augen, wenn du ih-nen das so ehrlich sagst. Wie reagieren
sie?
Kl.: Ich möchte Mama auf die Finger hauen!
Th.: Ja, dann mach´s! Nimm das Dyan-do in die Hand!
Kl.: Mama, ich will dir auf die Finger hauen, geh jetzt weg von mir! Mit deinem
blöden, gekünstelten Lachen! Es geht dich einen Scheißdreck
an, wie ich aussehe! Und kuck mich gefälligst nicht an! Geh raus aus meinem
Badezimmer!
Th.: Schau mal, ob du ihr auf die Finger hauen willst, jetzt richtig. Die ganze
Wut aus dir raushauen ...
Kl.: Ja, ich will es raushauen! (Klientin schlägt mit Schlagstock auf den
Boden, Musik wird einspielt, sie schreit und weint, Therapeutin feuert sie an
und unterstützt sie) ...Mama, du hast mich im Stich gelassen, du hast mich
so im Stich gelassen, du hast mich so enttäuscht, du hast mir immer unrecht
getan, ich war immer im Unrecht ... doch kein Wunder, dass ich mich immer zurückgezogen
habe, es war überhaupt kein Platz für mich in eurem Leben, ihr habt
mich noch nie gewollt, ich hab immer nur gestört! Ich denke heute noch,
dass ich überall bloß störe! Und dass alle froh sind,
wenn ich bald weggehe ... (Klientin weint verzweifelt und schlägt mit dem
Schlagstock) Ich war immer nur im Unrecht. Aber wo hätt´ ich denn
hin sollen? Ich wohn´ doch hier. Ich hab doch hier mein Zuhause...
Th.: Du hast für mich dazusein. Du hast mir Liebe, Wärme, Geborgenheit
zu geben.
Kl.: Wie soll ich mich denn entwickeln, wenn du immer nur gegen mich bist. Seit
du den Rene hast, hast du uns eigentlich nur noch versorgt, aber ich hab
dich nie mehr gefühlt. Ich hab dich nie mehr gefühlt, Mama. Mama,
ich fühl´ dich doch gar nicht mehr. Ich hasse dich!
Th.: Hol deinen Löwen mal dazu, wie der jetzt aussieht. (Löwenbrüllen
wird eingespielt)
Kl.: Ich hasse dich, du Klugscheißer! Du Made! Du saugst mich nur aus!
Du saugst nur mein Blut!
Th.: Kuck mal, wer dich noch ausgesaugt hat, wer noch zuständig ist
für den Dolch in deiner Lunge. Lass deinen Krebs mal da sein, und
frag ihn mal, ob er ursächlich ist dafür. Ob der Rene der Auslöser
ist. Er soll ja oder nein sagen. Kuck genau hin.
Kl.: Ja, er spielt auch eine Rolle.
Th.: Sag ihm: Und du bist mit ursächlich dafür.
Kl.: Du bist immer so brav, um allen Leuten zu zeigen, wie harmlos, wie lieb
und wie hilfreich du doch bist, aber was du alles kaputtmachst, du scheiß
Psychologiestudent, da hat jeder Bau-arbeiter mehr Ahnung als du, das will ich
dir mal sagen! (Klientin schlägt mit dem Schlagstock wieder auf den Boden)
Ich weiß nicht, was du bis jetzt gemacht hast, jedenfalls nicht viel,
das kann ich sagen! Wenn du immer noch versuchst, über meine Magisterarbeit
irgend einen Senf abzugeben, du Scheißer, du hast überhaupt keine
Ahnung. Das ist meine Arbeit!! Und über Englisch-Literatur erzählt
mir keiner was, und schon gar nicht du! ........ Mama, ich hab dich so lieb
... so weich und kuschelig (Klientin weint) Warum gibst du dich mit diesem scheiß
Rene ab, der deine Energie bloß blockiert und bindet? - Du sagst immer:
Es gibt keine Männer da draußen- aber wenn du nicht losgehst und
die nicht suchst, dann gibt es die auch nicht, das ist doch wohl klar! Du hast
mir immer vorgeworfen, ich hätte keine Freunde - wo sind denn deine Freunde?
Was für Freunde hast du denn Mama? Das ist doch Vergangenheit, dass du
zum Tanzen gegangen bist und Schwimmen und alles. Du bist völlig behindert
in deinem ganzen Umfeld ... befrei dich doch endlich aus dieser ganzen Kacke
... befrei dich doch endlich daraus ... warum hast Du jeden Tag keine Gäste?
Wie soll ich denn das lernen, wenn du mir das nicht vormachst ?... Jetzt spüre
ich so einen Druck ...
Th.: Es soll sich zeigen. Was drückt da jetzt - was zeigt sich da ? Nimm
das Erste was kommt. Sprich ihn an: Zeig dich!
Kl.: Zeig dich doch endlich! Zeig dich!
Th.: Wer macht dir Druck? Nimm das Erste was kommt jetzt.
Kl.: Es kommt alles auf einmal.
Th.: Dann lass die Bilder an dir vorbeiziehen, bis das Richtige kommt. Nimm
das, was dich anzieht. Und atme mal in den Druck hier hinten rein.
Kl.: Es ist meine Mutter. Sie wird unterdrückt von allen und jedem.
Th.: Kuck mal, bist du denn bereit, was anders zu machen - deine Mutter so sehen?
Kl.: Ich weiß es nicht. Sie humpelt so tapfer durch ihr ganzes Leben,
ihre ganze Pflichterfüllung ... das ist nicht meine Welt.
Th.: Kuck mal, wie reagiert sie denn, wenn du ihr das so sagst? Schau sie an.
Kl.: Das Leben ist nunmal so. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. Ich kann
mein Geschäft nicht zumachen. - Mama, es gab Zeiten, da ging´s dir
so schlecht, da konntest du keinen Fuß vor die Tür setzen, und trotzdem
reißt du deine Arbeitsstunden runter. Das ist doch völlig bescheuert.
Mama, du bindest deine Energien freiwillig irgendwo fest, wo sie nicht hingehören.
Du hast für mich den Fluss des Lebens verloren. Du steuerst und kontrollierst
immer alles. Und ich bin jetzt auch nur noch am Steuern und Kontrollieren. Das
ist so eine riesige Instanz, die ich überhaupt nicht mehr greifen kann.
Ich kann die überhaupt nicht mehr packen. Ein Teil davon bist du, ein Teil
davon ist dieser scheiß Holger, ein Teil davon ist die Schule, ein Teil
davon ist die Wissenschaft ... ich weiß überhaupt nicht, wie ich
mich von dem Druck befreien soll. Ich fühl mich immer nur gedrückt
und getriezt.
Th.: Kuck mal, ob du eine Kiste aufstellen möchtest. Ob du den ganzen Druck
da reintun möchtest. Den Druck von der Mutter, den Druck von der Uni, den
Druck von allen, die da sind. Lass sie doch mal alle einzeln da sein. Schau
mal, was drückt.
Kl.: Ach, das ist so Scheiße !
Th.: Ja, komm, fang an, irgendwo. Du kannst jetzt weiter jammern, alles drückt
mich, alles drückt mich - oder fang an, was zu verändern. Mach dich
frei davon. Irgendwo anfangen - egal wo.
Kl.: Ich weiß nicht, warum ich all die Jahre zur Uni gegangen bin. So
ein Scheiß. Ich wollte das gar nicht. Aber ich wusste doch nicht, was
ich sonst wollte. Es hat mich niedergedrückt all die Jahre, weil ich das
nicht gern gemacht habe.
Th.: Dann nimm den Druck ab, und pack ihn weg. Oder willst du ihn weitertragen?
Du entscheidest immer.
Kl.: Es bricht mir das Rückrat, dieser scheiß Rucksack auf meinem
Rücken.
Th.: Dann schau, ob du ihn weitertragen willst. Du entscheidest.
Kl.: (weint) Nein, ich will dich nicht weitertragen.
Th.: Dann sag ihm das. Ich will dich nicht weitertragen, ich geb dich
jetzt zurück.
Kl.: Ich hab dich all die Jahre getragen, aber das ist kein Grund, dich weiterzutragen.
Ich will dich loswerden. Du hast mir immer nur weh getan, so wie du mir jetzt
weh tust. Du drückst mich immer, und drückst mich. Du bist schon stark,
ich halt das schon aus. Warum schmeiß ich dich denn nicht einfach runter?
Th.: Du hast jetzt die Chance. Tu´s! Tu die Wackersteine aus deinem Rucksack.
Kl.: (schreit) Es tut so weh! Wenn es wenigstens was wäre, was Sinn macht!
Th.: Dann schmeiß das andere runter, jetzt. Entweder du tust es jetzt,
oder du erträgst es weiter. Schau, ob du bereit bist.
Kl.: Es tut so weh.
Th.: Ja, dann veränder´ was.
Kl.: Ich denk an die kleine Vera, wie sie am OP-Tisch liegt und eingeschläfert
wird. Habt Mitleid mit mir!
Th.: Ja, dann kuck doch mal, was Dir das Mitleid aller Menschen bringt. Du allein
kannst was verändern. Trag deinen Rucksack, trag deine Wackersteine, ertrag
den Druck oder setz ihn ab.
Kl.: Nee, ich muss ihn absetzten. Das hat mir den Krebs beschert und das hindert
mich daran, wieder gesund zu werden.
Th.: Sprich ihn mal an, den Rucksack. Sag ihm, ich brauch dich nicht.
Kl.: Ich brauch dich nicht. Ich kann nicht einmal mehr spazieren gehen, mit
dem Rucksack auf dem Rücken.
Th.: Sag ihm das bitte.
Kl.: Ich hab dich vollgepackt all die Jahre mit so vielen Wackersteinen von
hier und da, und es sind immer mehr Wackersteine geworden. Immer mehr, immer
schlimmer, immer schwerer und es drückt mich nieder und andere Leute fragen
mich schon, warum tust du das, was soll das? Die haben eigentlich recht - was
soll das alles? Warum mach ich mir immer so einen Druck wegen allem? Ich bin
ja selbst meine schlimmste Sklaven-treiberin. Warum peitsch´ ich mich
immer so? Wahrscheinlich weil ich den Wider-stand brauche, ich tu ja gerne was,
ich leiste gerne, aber es müssen doch andere Wege das sein, sich lebendig
zu fühlen, als sinnlos irgendwelche Wackersteine durch die Gegend zu tragen.
Mein armer Rücken! Ich würde lieber durch die Welt leichtfüssig
gehen und ohne Rucksack kann ich auch viel besser atmen. Ich kann auch aufrecht
gehen. Ich kann meine Schultern zurücknehmen und aufrecht gehen. Und es
tut nichts weh. Man kann sich auch viel besser streicheln lassen. Ich fühle
überhaupt keine Umarmung, wenn ich immer diesen Rucksack im Genick habe.
Th.: Schau mal, ob du die Wackersteine vielleicht wegsprengen möchtest,
denn morgen früh sind sie vielleicht schon wieder da.
Kl.: Kaum, dass ich morgen früh aufwache, haben die sich schon wieder
so angesammelt, dass ich so schreien möchte. ... Ich schlag sie kaputt.
Steine klopfen. (Klientin schlägt mit dem Schlagstock)
Th.: Jawohl, du machst das jetzt super. Ein Stein nach dem Nächsten.
Kl.: Ihr scheiß Steine! Ich mach euch kaputt! Den ganzen Scheiß,
den Rene mir angetan hat! (Musik wird eingespielt, Klientin schreit und schlägt
mit dem Schlagstock)
Th.: Ja, Super! Mach ihn tot! Spür mal deine Power, spür mal
deine Kraft! Jetzt kommt dein Löwe und gibt dir Kraft und Energie!
Kl.: Ich bin eine Löwin ! (Löwenbrüllen wird eingespielt) Ich
bin eine Schlange! Ich brauch das alles nicht! Eine erhabene Schlange. Ich bin
ein Drachen! Ich kann Feuer speien! (Klientin schreit) Seht ihr, wie stark ich
bin! Ich kann euch alle kaputtmachen! Ich kann Feuer speien! Ich bin stark!
(Löwenbrüllen wird eingespielt) Komm her, du bist mein Löwe!
Meine Schlange! Auf euch kann ich mich immer verlassen! Ihr liebt mich, ihr
be-schützt mich. Wenn´s mir mal schlecht geht, auf euch ist
immer Verlass. Ihr seid einfach da. Wie schön und selbstverständlich
ihr in euch ruht. Ich sehe an euren Augen, dass ihr keine Ängste und Sorgen
habt. Ihr seid immer im Hier und im Jetzt. Ihr macht euch keine Gedan-ken, keinen
Kopf wegen nichts. Ihr seid einfach zwei schöne Tiere. Ihr seid schlau,
und immer auf mich achtend. Und ich hab euch gezeigt, dass ich eure Herrin
bin. Und ihr akzeptiert mich als meine Herrin. Wenn ihr mich einmal akzeptiert
habt, dann fallt ihr auch nicht mehr über mich her. (Lacht) Ich hätte
jetzt große Lust, mir einen großen, schwarzen, Hund zu kaufen. (Hundegebell
wird eingespielt) ... Ich bin oft so allein. Es fällt mir immer so schwer,
wenn ich bei dir bin. Wie ich dann immer anfange, mich nach jemanden zu sehnen.
Früher war es immer nur eine bestimmte Person, und inzwischen ist es so,
Hauptsache dass man nicht mehr alleine ist. Egal, welches Geschlecht, oder wie
alt. Hauptsache was Weiches, Warmes, Menschliches. Hauptsache ist, nicht alleine
zu sein.
Th.: Frag mal deinen Löwen und deinen Hund, ob sie bereit sind zu dir zu
kommen, immer wenn du alleine bist. Dass du dich in ihr Fell kuscheln kannst.
Du kannst dich immer mit ihnen treffen. Kuck sie mal an.
Kl.: Es macht euch nichts aus, immer bei mir zu sein? Es wird euch auch nicht
zuviel? - Ich glaube, der Löwe ist ganz gerne bei mir. Aber der Wolf,
der ist unabhängig. Der möchte lieber seine Unabhängigkeit haben.
Th.: Frag mal den Wolf in dir, wofür er steht.
Kl.: Er möchte frei sein. Er möchte für nichts und niemanden
verbunden sein. Er will für nichts und niemanden Verpflichtungen haben.
Th.: Ist das deine Freiheit vielleicht? - Klientin bejaht. - Kuck mal, ob du
mit ihm auch Lust hast, diese Freiheit zu leben, auch ungebunden zu sein und
trotzdem in Verbindung zu sein. Frei zu sein. Frag ihn das mal.
Kl.: Du Wolf, ich kann dich gut verstehen. Ich will dich auch nicht an mich
ketten. Ich will dich auch gar nicht einsperren. Um Gottes Willen. Aber es würde
mich freuen, wenn du ab und zu mal vorbeischaust.
Th.: Und mit ihm in Freiheit nicht nur an einem Ort lebst, sondern mit ihm in
die Welt gehst.
Kl.: Das stimmt. Und im Moment ist es so, dass er seine Freiheit braucht, und
von mir weg will, und ich versteh das. - Und ich akzeptiere das, dass du deine
Freiheit brauchst. Aber ab und zu kuckst du mal bei mir vorbei. Und wir haben
ein geheimes Rufsignal, wenn ich dich brauche. Und wenn ich dann so heule, dann
hörst du, dass ich es bin und dann kommst du. Aber ansonsten hast du deine
Freiheit. Und es ist schön, dass der Löwe bei mir ist und ich hab
noch nicht richtig den Wunsch, loszuziehen, lieber erst mal hier sein mit meinem
Löwen und ...
Th.: Aber das Potential ist da. Und da ist auch jemand, der selbst mit dir in
die Freiheit geht. Und alles Leben genießt.
Kl.: Ich sehe jetzt plötzlich wieder dieses Skelett vor mir in Afrika.
Th.: Dann kuck dir das mal an.
Kl.: Der Löwe und ich.
Th.: Schau mal, wie es jetzt wirkt auf dich.
Kl.: Das Skelett ist jetzt ganz sauber. Es ist einfach nur ein sauberes
Skelett, das da so liegt.
Th.: Frag doch noch mal, ob es noch irgendeine Information für dich hat,
oder ob du es noch für irgendwas brauchst.
Kl.: Ja, ich muss es wieder in mich reinkriegen, das Skelett.
Th.: Welcher Anteil ist es denn von dir?
Kl.: Es ist dieser Anteil, der einfach ganz friedlich an einem Ort sein kann,
der vor nichts Angst haben muss, und der einfach ganz ruhig ist. Und das ist
auch nichts Böses. Man sagt immer, Skelett steht immer für Tod, aber
das ist es nicht. Ein Skelett ist einfach was, dem man nichts mehr anhaben kann,
das kann man nicht mehr kaputtmachen. Das ist völlig unangreifbar, und
dem will auch niemand mehr was Böses, weil die bösen Sachen werden
immer lebenden Menschen angetan. Die Toten die lässt man dann meistens
in Ruhe. Und wenn man sie nicht in Ruhe lässt, dann sind das noch frische
Leichen, die man noch irgendwie verwenden kann, aber von so´nem Skelett
hat eigentlich keiner mehr was. Das braucht keine Angst mehr vor niemandem mehr
zu haben.
Th.: Das kann einfach nur genießen und kucken.
Kl.: Genau. Das kann ganz friedlich sein. Es kann ganz friedlich in dieser Savanne
liegen und braucht vor keinem Tier mehr Angst haben.
Th.: Schau mal, ob du bereit bist, es wieder in dich aufzunehmen.
Kl.: Das hätt´ ich gerne wieder, das wär´ ein gutes
Gerüst für mich. (Spricht es direkt an) Das ist ein gutes Gerüst.
Komm wieder in mich rein, Skelett, ich brauch dich. Und ich hab dich in mir.
Und du bist kein Zeichen des Todes in mir, sondern du bist meine Rüstung,
mein Gerüst, was mich trägt. Du bist die Ruhe in mir. Du bist die
Unangreifbarkeit in mir. (Savanne wird eingespielt.) Irgendwas in meinem Bauch
ist noch beleidigt und unendlich entwürdigt. Da ist noch was.
Th.: Vielleicht fragst du´s mal, was da ist.
Kl.: Der ist stocksauer. Das muss noch raus.
Th.: Kuck einfach mal, was da noch ist. Es soll sich mal zeigen.
Kl.: Ich fühl mich noch so ungerecht behandelt.
Th.: Ja, dann schau mal, wer dich da so ungerecht behandelt. Lass ihn mal da
sein. Wer hat dich ungerecht behandelt? Er soll sich zeigen. Oder was steht
da? Das erste was kommt. Oder lass das Gefühl sich einfach Gestalt annehmen,
sich ungerecht behandelt fühlen. Schau mal, wer dir im Magen sitzt.
Kl.: Bei der Akupunktur ist dieser blöde, junge Angehende, der das
noch erlernen musste, der ist noch ganz grün hinter den Ohren...
Th.: Sag´s ihm direkt. (Musik wird eingespielt)
Kl.: Hey, du Arsch, du bist doch noch nicht trocken hinter den Ohren, du mit
deinem weißen Arztkittel maßt dir an, mit mir über meine Therapie
zu sprechen? Geh mal lieber heim zu Mami, du kleines Kind, oder in den Kindergarten,
wo du hingehörst. Du hast hier nichts zu su-chen. Ich muss mich auch nicht
rechtfertigen. Ich weiß nämlich ganz genau was ich mache. Du Scheißer!
(Klientin schreit und schlägt mit dem Schlagstock.) Hör mal, ich hab
hier Tage und Monate alles studiert, ich hab ganz gewissenhaft rausgesucht,
was meine Therapie ist. Ich weiß genau, was gut für mich ist. OK?
Da muss so ein Arsch wie du mir überhaupt nicht erzählen, was mit
mir los ist. Und ich bin auch noch so lieb und brav und antworte auf alles.
Ich will meine Ruhe vor dir! Du Penner! Nimm dir ein Buch, aus dem du lernen
kannst, du Arsch. Dann kommst du an mit deinem tollen Bluttest, damit alle sehen,
was für ein tolles und edles Geschöpf du bist. Und dann kommst
du so blöde grinsend an, mein Angebot mit dem Bluttest besteht nicht mehr,
da hättest du dich eher drum kümmern müssen. Du bist ein Arsch,
ey! Hast du auf der Tagung noch was anders zu tun, als dir irgendeine Logistik
auszudenken, wann ich mit der Bahn wohin komme? Meine Güte, du hast doch
den ganzen Tag überhaupt nichts begriffen! Du Arsch! Du Lügner! Du
laberst doch nur! Ich hab mich von dir streicheln lassen, weil es sich gut anfühlte.
Ich ärgere mich jetzt, dass ich mich von Dir habe streicheln lassen. Du
Arsch! Ich hab dir all meine Jahre geopfert. Das sind meine Gefühle! Gib
mir das zurück! Eklig! Widerlich! Du Scheiß Holger! (Klientin schreit
und schlägt mit dem Schlagstock.) Mit deinen widerlichen scheiß Sado-Maso
Phantasien !
Th.: Sag´s ihm, was es mit dir gemacht hat.
Kl.: Es ekelt mich so!! Immer nur deine schmierige Geilheit! Nicht mal was Schönes!
Du mit deinem scheiß Spielzeug! Und als ich mich dann in dich verliebt
habe, hast du gesagt, dass du schwul bist. Und dass ich dich umsonst geliebt
habe. Das war so gemein von dir! Du bist ein richtiges Arschloch. Du bist so
ein hinterlistiges Arschloch! Und meine Liebe war so rein. An meiner Liebe ist
nichts Schmieriges! Das war so hinterhältig! Weil ich nicht mit dir ins
Bett wollte! (Klientin weint.) Ich hab dich doch nur geliebt! Du weißt
gar nicht, wie glücklich das einen machen kann, wenn man nur eine Hand
auf dem Gesicht spüren kann. Wie schön das das sein kann, ohne
dass man gleich irgendwelche schmierigen Fickfantasien haben muss. Ich weiß
jetzt, dass meine Gefühle echt sind und dass ich nicht im Unrecht bin.
Und dass die für mich richtig sind und für mich stimmen. Das sind
meine Gefühle. Und ich weiß, was ich fühle. Und als du´s
mir gesagt hast, da war ich schon 18 oder 19. Meine besten Jahre hast du mir
geklaut. Schämst du dich eigentlich gar nicht, allen Leuten was vor zu
machen, bloß weil du dich nicht getraut hast, allen Leuten zu sagen, hey
Leute, ich bin schwul! Was wär denn passiert? Die hätten nur gesagt,
na und, der ist schwul. Warum hast du mich so quälen müssen? Du hast
es mit meinem Leben erkauft, mit meinen Jahren! Du denkst das war eine Privatsache
von dir - das war´s aber nicht. Du hast es auf meinem Rücken ausgetragen.
Mit meinem Kopf hast du das gemacht. Du hast Verantwortung für mich
gehabt, du Scheißer! Du stehst da und predigst von Moral! Und Verantwortung!
Du Arschloch! Du hast mich schamlos ausgenutzt! (Klientin schlägt mit dem
Schlagstock.) Jeder Kinderschänder ist da ehrlicher! Du Scheißkerl
Th.: Hol ihn mal zurück. Er soll mal spüren, wie sich das anfühlt,
was er mit dir gemacht hat. Wie er dir 5 Jahre deines Lebens geklaut hat.
Kl.: Da hast du deine Geilheit! Du Arsch!
Th.: Schlag ihn kaputt! Mach einen Ton dazu! (Klientin schreit und schlägt
mit dem Schlagstock.) Bleib mit ihm in Kontakt ! Schau ihn dir an! Spür
mal deinen Löwen! Spür, wie deine Energie kommt! Lass den Löwen
das machen!
Kl.: Löwe, komm hilf mir! Fress ihn auf! Pack ihn, zerhack ihn!
(Löwenbrüllen wird eingespielt, später Musik, Klientin jubelt und singt mit, lacht, ist ausgelassen. Passagen nicht zu verstehen. )