Brustkrebs Petra (335)
Die Klientin leidet unter Brustkrebs. In der zweiten Sitzung zeigt sich
ihr Krebs in den inneren Bildern als ekliges ballartiges Gebilde, das von der
Klientin angenommen werden will. Annahme ist ein großes Thema im Leben
der jungen Frau, fühlte sie sich doch von Geburt an abgelehnt, weil sie
als Mädchen anstatt als Junge geboren wurde. Dieses Grundgefühl zog
sich dann durch ihr ganzes Leben und jetzt steht sie vor ihrem Krebs und weiß
nicht wie sie ihn annehmen soll - mit all den verdrängten Gefühlen,
wie Wut, Zorn, Traurigkeit und Verzweiflung, die er repräsentiert. Doch
sie ahnt bzw. weiß bereits in dieser Sitzung, dass sie den Krebs und sich
selbst nur auf diese Weise erlösen kann.
Kl: Das sind genau die Türen, vor denen ich gestern stand.
Th: Sehen die auch noch genauso aus? – Die Klientin bejaht. – Schau´
mal, welche dich anzieht, in welche du reingehen möchtest.
Kl: Ich gehe erst noch mal in die Trauertüre. Und ich weiß auch,
er ist da. Wenn ich die Türe aufmache, ist er da. Da gehe ich jetzt rein.
– Türknarren wird eingespielt. – Er steht in der Mitte des
Raumes, mit dem Rücken zu mir. Ich bin jetzt Kind und ich gehe einfach
ganz froh auf ihn zu.
Th: Wie alt bist du ungefähr?
Kl: Vielleicht zehn oder etwas weniger. Ich gehe jetzt um ihn herum und dann
sehen wir uns an. Ich nehme eine Hand, es ist einfach nur gut.
Th: Kuck´ mal, ob du ihm das mal sagen kannst.
Kl: Es ist einfach schön, dass du da bist, aber ich weiß, ich muss
dich jetzt mal gehen lassen. Ich kann dich nicht immer festhalten.
Th: Wie reagiert er darauf? Wie ist sein Gesicht, seine Augen?
Kl: Ich glaube, er will auch nicht loslassen. – Die Therapeutin fordert
auf, ihn zu fragen. – Willst du auch nicht loslassen? Er schüttelt
den Kopf.
Th: Was verbindet euch zwei, oder was habt ihr vielleicht auch noch zu klären?
Lass´dir doch mal eure Verbindung als Gestalt zeigen, als Bild. Schau´
mal, was auftaucht, wie dein Impuls ist.
Kl: Jetzt sehe ich nur hell, jetzt ist alles weg. Ich glaube, uns verbindet
so was Reines.
Th: Dann lasse ihn wieder da sein, hole ihn einfach her und sage ihm das mal.
Kl: Was verbindet uns denn? Ich kann es nicht in Worte fassen. – Die Therapeutin
lässt nachspüren, auch, ob die Klientin es in bestimmten Körperbereichen
wahrnehmen kann. – Das ist einfach nur rein und weiß und vorbehaltlos.
Th: Schau´ mal, was dir diese Qualität gibt.
Kl: Angenommen sein.
Th: Was wäre der kleinen Julia ganz wichtig?
Kl: Dass ich einfach sein darf.
Th: Schau´ mal, ob du es jemandem sagen möchtest. Gibt es eine Situation,
wo du nicht so sein kannst, konntest, wie du bist?
Kl: Als Kind gab es ganz viele Situationen.
Th: Lasse mal alle auftauchen, schau´ mal, wer so vor dir steht.
Kl: Mein Vater.
Th: – Die Therapeutin fordert auf, ihn da sein zu lassen. – Schau´
mal, wie er auf dich wirkt, wenn du ihn jetzt wahrnimmst.
Kl: Bedrohlich. Ich habe Angst vor dir. Du bist mir unheimlich. Trotzdem fühle
ich mich zu dir hingezogen.
Th: Ja, er ist dein Papa, er hat für dich da zu sein, dich lieb zu haben,
dir Liebe Wärme Geborgenheit zu geben.
Kl: Eigentlich. Hat er alles nicht ge-macht. – Die Therapeutin fordert
zur direkten Kommunikation auf. – Du hast mir das alles nicht gegeben,
was ich gebraucht hätte. - Die Therapeutin ermutigt die Klientin, dem Vater
zu sagen, dass sie bis heute noch an ihrem Opa festhält und sie sich so
schwer tut, ihn loszulassen und dass sie ihren Papa braucht, auch wenn ein Opa
ganz toll ist. - Aber ich muss doch den Opa auch endlich mal loslassen.
Th: Müssen musst du nicht, aber es ist halt eine enorme Bindung, weil das
andere so unerlöst ist, weil das Natürliche, was wichtig ist, einfach
nicht leben darf und kann. Schau´ mal, wie er reagiert, wenn du ihm das
so sagst.
Kl: Ich glaube, er ist auch so ein bisschen gekränkt, aber das ist mir
grad egal. Ich habe immer nur Rücksicht genommen, immer gekuckt, dass alle
zufrieden sind. Jetzt bin ich mal dran. Ich hätte einen Vater gebraucht,
der lieb ist, zuhört, der Verständnis hat. Das warst du alles nicht.
Du hast nur an dich selber gedacht. Jetzt regt es mich grad gar nicht auf. Selber
Schuld. Meine Mutter steht wieder trottelig daneben. – Die Thera-peutin
fordert zur direkten Kommunika-tion mit der Mutter auf. - Da stehst du wieder,
du Opfer, aber du bist kein Opfer.
Th: Ja, du bist genauso Täter. Schau´ mal, was du angerichtet hast.
Kl: Ihr seid schuld.
Th: Schau´ mal, dass du ihnen die Schuld zurückgeben kannst, so wie:
hier habt ihr euer großes Päckchen wieder. Gib ihnen das mal irgendwie,
sie sollen das mal spüren. Zeig ihnen deinen Schmerz, das was es mit dir
macht. Gib ihnen vielleicht sogar deinen Brustkrebs. Sie war nicht da, war nicht
Mama. – Die Therapeutin fordert die Klientin auf, der Mutter zu sagen,
wie sie sich quält, ihr Körper sich quält. –
Kl: Ja, soweit hat es kommen müssen. Ich will das alles nicht mehr. Ich
will den Krebs nicht und ich will nicht dieses schlechte Gewissen. Das ist alles
euer Ding. Ihr habt so alles kaputt gemacht. Das ist unglaublich, dass jemand
so, auch noch alle beide so doof sein können. Ich verstehe das gar nicht,
und jetzt gebe ich euch den Krebs und dann könnt ihr machen, was ihr wollt.
Ich will nicht mehr. Ich will frei sein, ich will leben.
Th: Und das mit deinem Körper, der hat nämlich auch Lust, der hat
so viel Power, so viel Energie.
Kl: Ich will nicht mehr so eingeengt sein, einfach Luft haben, raus können.
Ihr seid jetzt alt genug, ihr kommt alleine klar. Die sind so trottelig. –
Die Therapeutin fordert auf, es den Eltern direkt zu sagen. –Ihr steht
jetzt so trottelig da, so belämmert. Ich bin gar nicht mehr so wütend.
Ich bin gar nicht mehr wütend auf euch.
Th: Wie reagieren die denn darauf, wenn du ihnen das alles so sagst? Reagieren
die gar nicht, wenn du ihnen den Krebs gibst und sie so sehen, was da passiert
ist? Kriegen die das mit? Hören die dich?
Kl: Ich glaube, die hören mich und ich glaube, die reagieren auch. Die
wissen, dass sie Schuld haben.
Th: Wie können sie das denn jetzt wieder gut machen? Frage doch mal die
kleine Petra. Was wäre wichtig? Was bräuchte sie von den Eltern?
Kl: Einfach nur, dass sie mich annehmen. – Sie soll es ihnen sagen. –
Ich möchte nur, dass ihr mich nehmt, so wie ich bin, und dass ihr mich
liebt, so wie ich bin. - Die Klientin sagt, dass sie und die Eltern sich umarmen.
–
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Es ist angenehm. – Die Klientin wird zum Reinspüren aufgefordert.
Musik wird eingespielt. – Jetzt ist es gerade gut. Ist das nicht nur Wunschdenken?
Th: Frage sie mal, oder stelle dich vor dich hin und frage die Julia oder die
kleine Julia und schaue, wie sie reagieren, deine inneren Bilder, deine inneren
Gestalten.
Kl: Meine Eltern stehen jetzt da und lächeln mich an.
Th: Wie geht es dir damit? – Die Klientin sagt, dass es ihr gut geht und
sie soll es den Eltern direkt sagen. –
Kl: Jetzt geht es mir gerade gut. Ihr seid jetzt so, wie ich es gerne hätte.
Th: Frage sie mal: Wie geht es euch denn jetzt mit dieser Situation?
Kl: Ich habe das Gefühl, die sind erleichtert. – Die Therapeutin
fordert auf, direkt zu fragen, ob das so ist. – Seid ihr jetzt erleichtert,
geht es euch besser? Sie fühlen sich befreit.
Th: Und die kleine Julia, wie sieht die jetzt aus?
Kl: Der geht es auch ganz gut.
Th: Dann lass´ doch jetzt mal den Opa da sein. Kuck´ mal, wie der
so darauf reagiert, wie jetzt die Verbindung zwischen euch beiden ist.
Kl: Er sieht mit Freude zu uns rüber, aber er hält Abstand.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Das ist o.k..
Th: Spür´ mal, hast du das Gefühl, du verlierst ihn oder hast
du das Gefühl, er ist schon da, aber jetzt ist so wie die Ordnung hergestellt.
Ich habe jetzt meine Eltern und ich habe einen Opa, den ich nicht mehr festhalten
brauche? – Die Klientin bejaht. - Kann er jetzt auch besser loslassen?
Kl: Geht es dir auch besser damit? Ja.
Th: Ein Opa ist gerne Opa, aber er findet es auch toll, wenn die Kinder ihre
Mama und ihren Papa haben? Wie reagiert er denn jetzt auf seinen Sohn? Stell´
die beiden doch mal nebeneinander und schau´ mal, wie die aufeinander
reagieren.
Kl: Oh, mein Vater wird ganz, ganz klein, aber die haben sich sehr gemocht.
Th: Du kannst sie fragen: Wie geht es euch miteinander, oder was heißt
das jetzt hier, wenn du so klein wirst?
Kl: Sein Vater war sein großes Vorbild, aber da kommt er nicht hin.
Th: Was hat das mit ihm gemacht? Frag´ ihn mal. – Die Klientin fragt
den Vater. Er sagt, dass er sich unzulänglich fühlt. – Kennst
du das auch? Selbstwertgefühl? Dann lasse doch jetzt mal eure Selbst-wertgefühle
auftauchen. Lass´ sie doch mal Gestalt annehmen, schau´ mal, wie
die aussehen, vielleicht auch von der Mama.
Kl: Da kommen keine Figuren, ich kann es nur fühlen.
Th: Fühl´ das mal. Spür´ mal, ob du was ausdrücken
möchtest. Nur wenn es für dich stimmig ist. Sag´ ihm, ich kenn
das auch, mein Selbstwertgefühl. Du bist der Papa, du hast eigentlich diese
Seite in mir zu fördern. Auch diese männliche Seite, dieses Dasein,
Entscheidungen treffen, Ja sagen, Nein sagen lernen, für dich zu sorgen.
Das ist ja so der männliche Aspekt. Sieh´ mal, du hast einen Papa,
der ist auch klein neben seinem Papa, hat kein Selbstwertgefühl.
Kl: Der wurde aber auch immer noch von seiner Mutter rund gemacht.
Th: Ja, dann lass´ die Mutter auch direkt da sein. Kuckt doch mal, was
ihr mit eurem Sohn gemacht habt und was ich für Folgen daraus habe. Ich
hätte gerne mehr Selbstwert. Wie soll ich das bei einem so kleinen Papa?
Kl: Stimmt: Ich wäre gern gewachsen. Außerdem habe ich ziemlich viel
Energie in mir und die kämpft dann so dagegen an, dass ihr mich immer klein
halten wollt, nur weil ihr selber so klein innen drin seid.
Th: Jetzt Schau´ mal, wie die beiden da reagieren, Oma und Opa.
Kl: Das haben sie nicht gewollt, das war halt so
Th: Dann frag´ doch mal den kleinen Vater jetzt, was er denn gebraucht
hätte von den beiden, was wäre ganz wichtig gewesen?
Kl: Was wäre denn für dich wichtig gewesen? Das Gleiche, wie für
mich, einfach nur angenommen werden. – Der Vater soll das jetzt auch mal
sagen. – Ja, das ist ja so eine Kette.
Th: Spür´ mal, ob es für dich stimmig ist: Wenn Selbstwertgefühl
eine Farbe wäre, welche Farbe wäre das. Und dann nimm´ mal das
Erste, was kommt oder was sie sagen. – Die Therapeutin erklärt noch,
dass es um die Qualität "Selbstwertge-fühl" geht und darum,
welche Farbe die Eltern bräuchten, bzw. welche Farbe bei ihr zuerst auftaucht.
–
Kl: Rot. – Die Therapeutin fordert nun die Klientin auf, symbolisch ihr
Scheitel-chakra zu öffnen und sich vorzustellen, dass aus dem Universum,
wo ohne Ende davon vorhanden ist, über ihr Scheitel-chakra ein tolles Rot
für ihren Selbstwert in sie hineinfließt. Sie fordert auf, zu spüren,
wo die Farbe hinfließt und sie so lange fließen zu lassen, bis sie
von selbst aufhört zu fließen. Dazu wird Musik eingespielt. –
Jetzt bin ich voll.
Th: Wie fühlt sich das an? Wo ist sie überall hingeflossen?
Kl: Überall. Aber ich bin noch so ein bisschen am zweifeln, ob das die
richtige Farbe war.
Th: Dann frag´ doch mal die Julia oder spür´ mal: Braucht sie
vielleicht noch eine Farbe oder eine andere Farbe oder was haben wir denn jetzt
einfließen lassen?
Kl: Dann möchte ich gerne noch bitte Blau.
Th: Ja klar. Wofür steht das Blau?
Kl: Für Wohlsein.
Th: Deinen Selbstwert genießen, dich daran laben. – Die Klientin
bejaht. Nun lässt die Klientin die blaue Farbe in sich einfließen.
Sie sagt, dass sie auch noch Gelb hinterher fließen hat lassen, was aber
nur in den Bauch floss und für Wärme und Wohlsein steht. Die Thera-peutin
erklärt, dass man das "Farbe einlaufen lassen" auch gut selbst
im Alltag machen kann. – Jetzt schau´ mal, jetzt bist du ganz gut
versorgt, aber wir wollen ja auch, dass es deinen Energiebildern gut geht, dass
die auch so von hinten gute Informationen an dich geben. Spüre mal, was
die denn jetzt so bräuchten, oder frage sie mal: wollt ihr auch von allem
etwas haben, oder wollt ihr nur bestimmte Farben haben. Kuck´ mal, ob
du sie nacheinander anfüllst oder alle zusammen. Spür´ mal,
wie dein Impuls ist, wie du es machen möchtest.
Kl: Ich möchte sie alle in eine Wanne werfen. Da kommt jetzt eine große
Wanne und da kommen sie alle rein. Aber die kriegen eine blaue Wanne.
Th: Kein Selbstwertgefühl?
Kl: Doch, aber ein blaues. – Die Thera-peutin erklärt der Klientin,
dass sie nun die blaue Farbe für das Selbstwertgefühl noch mal durch
ihr Scheitelchakra einlaufen lassen kann und sie dann beobachten kann, aus welchem
Körperbe-reich die Farbe austritt, um bei den Per-sonen hineinzufließen,
die auch mit der gewünschten Qualität versorgt werden sollen. Dazu
wird wieder Musik eingespielt. Die Klientin beschreibt dann, dass die Farbe
aus ihren Händen zuerst zum Opa fließt, dann zur Oma und schließlich
zu den Eltern. Die Therapeutin fordert die Klientin auf, die Eltern und Groß-eltern
zu fragen, wie es ihnen nun geht. – Wie geht es euch? Die sind ein bisschen
überrascht, aber sonst ganz gut.
Th: Und wie geht es dir so mit der blauen Familie?
Kl: Ganz gut.
Th: Schau´ mal, was weiter passiert, was dein Impuls ist, wie der Raum
der Trauer jetzt aussieht.
Kl: Freundlicher. Ich möchte jetzt noch in das Zimmer, wo Liebe drauf stand.
Da gehe ich jetzt hin. Da drinnen strahlt die Sonne, aber heller.
Th: Kannst du jetzt reingehen in den Raum?
Kl: Ja, da stehe ich und sauge auch das Licht auf. Jetzt ist es gut, jetzt gehe
ich wieder raus. Und jetzt gehe ich wieder die Treppe hoch. Da bin ich wieder
auf meiner Wiese.
Th: Wie fühlst du dich da heute so?
Kl: Ja, schön, und da liege ich jetzt und überlege mir: irgendwas
war noch nicht stimmig, aber ich weiß nicht was.
Th: Lass´ dir das doch mal zeigen: Un-stimmigkeit, zeig´ dich doch
mal als Bild, als Gestalt. Nimm´ mal das erste, was sich von selbst zeigt.
Kl: Meine Schwester.
Th: Ja, lass´ sie mal da sein, kuck´ mal wie sie jetzt aussieht.
Kl: Mit mir auf meiner Wiese?
Th: Ja, oder kuck´ wo du mit ihr bist, welche Situation sich zeigt.
Kl: Wir stehen uns einfach nur gegenüber und ich muss ihr jetzt unbedingt
sagen, ich muss es jetzt unbedingt loswerden, dass ich es überhaupt nicht
verstehen kann. Ich habe dich so geliebt und du warst mein großes Vorbild
...(Kassette hat hier gedreht)... sie kann nichts dafür, sie hat geglaubt,
dass man sie dann halt nicht mehr mag. Die stehen schon wieder so trottelig
da, betreten.
Th: Kuckt euch das hier mal an, hört es euch gut an, was hier läuft.
Kl: Mein Vater wollte Jungs, keine Mäd-chen. Meine Mutter hat ein schlechtes
Gewissen, weil sie keine Jungs be-kommt.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Erwartung nicht erfüllt.
Th: Dieses Kreuz, dieses Schuldgefühl trägt sie dann ihr Leben lang.
Kl: Und gibt es halt weiter. Und meine Schwester kommt damit nicht klar und
ich auch nicht.
Th: Ja, sagt´ s denen. Kuckt euch mal an, was daraus geworden ist, mit
euren Vorstellungen und Erwartungen.
Kl: Ja, kuckt es euch an, was ihr ge-macht habt. Wir tragen da so schwer dran,
aber das ist auch wieder dieses einfach "Nicht annehmen können".
Wir sind halt nun mal Mädchen, und es ist auch gut so. Ihr habt uns so
weh getan, durch euer ganzes komisches Denken.
Th: Lass´ auch mal deinen Krebs da sein, ob das auch was damit zu tun
hat, nicht angenommen sein, nicht gewollt sein von der Mutter, also die Situation,
Mädchen zu sein, dieses Schuldgefühl, nicht den Erwartungen entsprochen
zu haben. Wie du das ja auch kennst, dich selbst nicht zeigen, sondern funktionieren.
Allen soll es gut gehen, Rücksicht nehmen.
Kl: Ich sehe den Krebs jetzt als eine Zelle, wie so ein Ball, und an dem hängen
ganz viele kleine noch dran. Ich denke, das ist das alles.
Th: Jetzt frag´ den Ball mal: Ist es das? Er soll mal auf den Ball Ja
oder Nein schreiben. – Die Klientin bejaht. –
Th: Jetzt schau´ mal, ob du an den kleinen Bällen erkennen kannst,
ob da was drauf steht, Themen, Begriffe, Symbole. Kuck, wie sie aussehen.
Kl: Oh mein Gott, ich komme da gar nicht dran, ich kann das gar nicht ansehen.
Th: Dann frag´ mal diesen Ball, ob er noch mal eine Verabredung wert ist,
für heute Nachmittag oder die nächsten Tage.
Kl: Soll ich mich noch mal mit dir verabreden? Ja. Das empfinde ich jetzt als
sehr bedrohlich. Ich habe Angst vor dir.
Th: Wo ist er denn entstanden? Kann er dir eine Jahreszahl zeigen, oder dir
eine Situation zeigen? Was ist das für eine Angst? Wo kommt sie her? –
Die Klientin verneint. – Es kommt dann, wenn die Zeit reif ist. Spür´
mal deine Angst, wovor.
Kl: Dass es noch da ist.
Th: Es ist o.k. und du hast es untergründig auch gespürt, sonst wärst
du auch nicht da. Wenn du in dir spürst: ich bin völlig frei davon,
dann wärst du jetzt nicht hier. Es ist total o.k., du bist da und wir gehen
einfach weiter. Spür´ mal, was jetzt da ist.
Kl: - Die Klientin weint – Und wenn er nicht weggeht? – Die Therapeutin
fordert zur direkten Rede auf. – Was soll ich denn machen, dass du gehst?
Ich soll auflösen. Und wie? Ich weiß nicht, wofür stehst du?
– Lange Pause. - Der sagt nichts, der ist einfach nur da.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Er macht mir Angst. – Sie soll es ihm direkt sagen. – Du machst
mir Angst und ich weiß nicht, was du willst.
Th: Lass´ noch mal deine Mutter da sein, schau´ mal, wie er dann
reagiert.
Kl: Der ist einfach da.
Th: Wie reagiert sie darauf, wenn du ihn so zeigst?
Kl: Mit Entsetzen, der ist so hässlich.
Th: Ja, zeig´ ihr das mal, das ist daraus geworden. Schaut´ euch
das an. Schau´ mal, wie es ist, wenn du ihn übergibst. Ich will ihn
nicht mehr, ich hab´ keine Lust mehr auf das Spiel.
Kl: Meinst du, ich kann ihn einfach abgeben?
Th: Versuch es mal. Kuck´ mal, wie sie reagiert.
Kl: Die wollen ihn nicht.
Th: Ja klar. Sag´: Nimm das jetzt und spür das. Ich trage den nicht
mehr länger. Das ist euer Spiel, das habt ihr gemacht. Sag´ es mit
deinen Worten.
Kl: Nehmt ihn mir ab. Nehmt ihn weg von mir. Ihr seid schuld, dass er da ist.
Die wollen den nicht.
Th: Ja, das glaub´ ich. Kuck´ mal, was du machen möchtest,
ob du jetzt eine kleine Kiste baust und die alle da rein setzt, mit dem Ball,
zumachst und sagst: so, ihr spürt den jetzt mal und heute Abend kommen
wir wieder und dann kucken wir weiter, wie ihr euch angefreundet habt, was ihr
mit ihm geklärt habt.
Kl: Ja, das ist gut. Dann mach ich jetzt wieder die Holzkiste auf. Da sitzen
jetzt meine Eltern drin und meine Schwester und der kommt in die Mitte.
Th: Der ist jetzt stellvertretend für dich. Das ist der optimale Ausdruck
in geballter Fassung, wo all das drin ist, worauf du keine Lust mehr hast, diese
Spiel-chen. Das sollen sie mal spüren, und dann mache wir die Kiste zu,
dass sie sich jetzt damit auseinandersetzen.
Kl: Ja, die Kiste ist zu.
Th: Schließ´ noch mal ab, mach´ ein Schloss dran, dass sie
uns nicht abhauen. In der nächsten Sitzung kommen wir wieder, und dann
kucken wir.
Kl: Das sind so die großen und die kleinen Verletzungen. Das sind all
die Jahre. Das sind die ganzen Verletzungen, das ist die ganze Scham, das ist
jetzt alles euer. Das gebe ich euch alles. Mir macht das Angst, ich will das
nicht mehr. Ich hab´ s mit in die Kiste gegeben und ich sehe es trotzdem
noch.
Th: Frag´ mal, was es jetzt noch von dir will.
Kl: Was willst du jetzt noch? Ich soll es auch loslassen.
Th: Wie kannst du das machen?
Kl: Wie kann ich loslassen? Irgendetwas wehrt sich in mir gegen das Loslassen,
ich weiß nicht warum. Ich habe jetzt auch Rückenschmerzen. Ich frage
gerade, woran ich trage. Ich habe mir das alles aufgeladen, den ganzen Schmerz
von allen. Das muss ich doch gar nicht.
Th: Ist es so was, wie diesen ganzen Schmerz, den hast du noch zurückzugeben
an alle?
Kl: Was mache ich denn jetzt? Sie wollen mir tragen helfen, meine Eltern.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Gut.
Th: Sie sind bereit, das weiter mit dir zu bearbeiten, dass du davon frei werden
kannst? Deine Schwester auch? - Die Klientin bejaht. –Toll. Was macht
ihr jetzt?
Kl: Die sind jetzt mit dem Krebs, und ich bin da.
Th: Wo bist du?
Kl: Ich bin weg, weiter weg. Die sind jetzt wieder in der Kiste.
Th: Wie geht es dir und deinem Rücken jetzt?
Kl: Ich habe immer noch Rückenschmer-zen.
Th: Was braucht denn der Rücken-schmerz jetzt noch, oder was gibt es da
jetzt noch anzuschauen? Was können wir da jetzt im Moment tun? Die sind
da jetzt erst mal und setzen sich auseinander. Wir kucken nachher weiter. Was
hat der Rücken jetzt noch mitzuteilen?
Kl: Ich kann nicht alle heil machen. Ich kann nur mich heil machen.
Th: Willst du es ihnen allen noch mal sagen? – Die Klientin sagt es ihnen
allen noch mal. – Schau´ mal, wie sie reagieren.
Kl: Das ist o.k.. Das können sie verstehen. Ich kann nur mich selber heil
machen.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Erleichtert. – Lange Pause. – Meinst du, krieg´ ich denn
den Krebs auch los?
Th: Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Wir können einfach nur weitergehen,
aber was ich so sehen kann, wie du das machst und wie wir weitergehen, habe
ich eigentlich ein sehr gutes Gefühl. Es ist ja genau das, warum du gekommen
bist. Und trotzdem kann ich keine Versprechen geben. Wir können gemeinsam
diesen Weg gehen. Du siehst ja, wie ehrlich deine Innenwelt ist, sie zeigt es
dir und wir sind mitten auf dem Weg. Wir sind gerade in der zweiten Sitzung
und wir gehen weiter, einen Schritt nach dem anderen. Spür´ mal,
gibt es noch irgendetwas, was du bräuchtest, was dir gut tun würde,
für dein Selbstwertgefühl, für deinen Mut weiterzugehen? Eine
Farbe, etwas, das dich stärkt?
Kl: Nein, ich drehe mich jetzt mal nur um diesen hässlichen Ball und ich
will jetzt nur noch diesen Ball platzen lassen.
Th: Dann mach´ es doch, stich´ doch rein, mach´ ein Feuerchen,
verbrenne ihn.
Kl: Ja, da steche ich rein, genau. In den großen habe ich gestochen und
jetzt steche ich in die vielen kleinen. – Feuerwerk und Glockengeläut
wird eingespielt. Die Klientin weint tief bewegt. –
Th: Bist du noch dabei? Hast du alle platt gemacht? Wie fühlt sich das
an?
Kl: Ich habe Angst, dass er wieder kommt.
Th: Du kommst ja auch wieder. Sag´ ihm, ich komme solange wieder, bis
ich es mit dir geklärt habe.
Kl: Ja, ich will keinen Krebs mehr haben. Was willst du mir denn sagen? Ich
kann dich nicht verstehen. Aber ich komme wieder, da bleibe ich dran. Der ist
schon wieder da. Der will da nicht weg. Warum denn nicht? Was halte ich denn
fest? Da kommt keine Antwort.
Th: Schau´ mal, ob du ihn mal in den Arm nehmen kannst, ihn mal berühren
kannst.
Kl: Der ist ekelig.
Th: Er ist ein Teil von dir. Sag´ ihm mal: du bist so ekelig. Schau´
mal, dass du ihn berührst. - Lange Pause. – Was passiert, was machst
du?
Kl: Ich rede mit ihm. – Die Therapeutin fordert die Klientin auf, laut
mit ihm zu sprechen. – Ich habe ihm gesagt, dass er ja ein Teil von mir
ist, habe ihn in den Arm genommen, und er sagt, er ist der Teil, der nicht gelebt
wurde.
Th: Welcher Teil ist er?
Kl: Meine dunkle Seite.
Th: Kannst du damit was anfangen? Sonst frag´ ihn mal.
Kl: Das ist alles das, was ich nicht aufgeklärt habe. Das ist alles das,
was ich geschluckt habe. Jetzt macht er mir nicht mehr so Angst. Jetzt habe
ich nicht mehr so eine Angst vor dir. Da ist noch so viel Wut, Ärger. Da
ist das alles drin. Und das Müssen müssen. Jetzt glaube ich gerade,
ich kann mich heil machen. – Die Klientin soll es ihm sagen. – Ich
denke, ich kann mich heil machen. Ich denke, ich werde dich los. Ich denke,
ich kann dich auflösen.
Th: Er ist ja dann für dich da, sozusagen wie dein Schatten, das nicht
Angekuckte, aber wenn ihr gemeinsam diesen Weg geht, euch die Sachen ankuckt
und erlöst, das mit der Wut und dem Ärger, da ist ja dann auch ganz
viel deine Energie, so dass er dann auch für dich da sein kann. Spür´
mal, ob es so was ist.
Kl: Jetzt empfinde ich ihn als recht freundlich. – Sie soll es ihm direkt
sagen. – Jetzt sehe ich dich ganz freundlich, jetzt wo ich dich im Arm
halte und sehe, dass es ein Teil von mir ist. Jetzt tust du mir leid. Das finde
ich so schade. Ich glaube auch, du willst befreit und aufgelöst sein.
Th: Kuck´ mal, wie er reagiert.
Kl: Das hässliche Ding? Er macht mir keine Angst mehr. Das ist auch nicht
kräftig, das ist so... - Sie soll es ihm direkt sagen. – Du bist
so zart. Es sind zarte Blasen, gar nicht so fest. Alles wird gut, sagt er jetzt,
der Krebs.
Th: Wie ist das für dich, wenn er das so sagt?
Kl: – Die Klientin weint. – Er wird glatter, glatter und klarer.
Jetzt ist es o.k.. Du bist da, aber du machst mir keine Angst. Du scheinst freundlich
gesinnt. Alleine da-durch, dass ich ihn angekuckt habe, sieht er schon nicht
mehr so wüst aus.
Th: Dann schau´ mal, ob du dich mit ihm verabreden möchtest.
Kl: Ja, er muss mir noch Vieles sagen. – Die Klientin soll es ihm sagen.
– Du musst mir noch Einiges sagen. Ich werde wiederkommen und mit dir
sprechen. Das ist o.k.. Jetzt gehe ich wieder auf meine Wiese.
Th: Wie sieht es dort jetzt aus?
Kl: Immer noch so schön. Ich sitze da jetzt im Gras und überlege mir
gerade, dass er mir leid tut.
Th: Magst du ihn vielleicht dazukommen lassen, dass ihr gemeinsam ein bisschen
auf der Wiese sitzt, dass er schon mal ein bisschen was von der anderen Seite
kennen lernt, wo es dann hingeht?
Kl: Ja, er kann kommen, das ist o.k..
Th: Dann gehen wir heute Nachmittag wieder gemeinsam von da los.
Kl: Ich habe ihn da jetzt auf dem Schoß sitzen.
Th: Wie fühlt sich das so an?
Kl: Das ist o.k., er tut mir ein bisschen leid.
Th: Sag´ ihm das noch mal. Ihr möchtet ja eigentlich beide nur angenommen
werden, er will eigentlich auch nur angenommen werden. Die Eltern wollen auch
angenommen werden. Stellen wir die auch noch mal dazu und drückt euch mal.
Die wollen dir eh ja auch helfen, denen tut das auch gut. Da hält man so
lange fest, erdrückt das alles, bis es immer härter wird, mehr Energie
kriegt und immer wütender wird. Und eigentlich ist es nur "mein Gott,
nimm mich doch mal in den Arm".
Kl: Ist es wirklich so einfach? Es ist verrückt.
Th: Eigentlich ist es so einfach, aber wenn es erst mal so verhärtet ist,
dann wird es immer aggressiver, immer wütender, dann macht man das Ventil
auf und dann ist doch die Welt wieder in Ordnung.
Kl: Und du meinst, ich kriege ihn mit Liebe kaputt.
Th: Es ist beides. Er sagt ja auch, da ist auch ganz viel Wut und Ärger
von dem Schmerz, und das müssen wir auch noch klären. Da gehen wir
einfach weiter. Wir kucken uns alles an. Da gibt es jetzt kein Prinzip, wie
wir vorgehen. Er kann uns nur optimal zeigen, was ihn so wütend, so ärgerlich
gemacht hat, und da gehen wir einfach durch und gehen damit weiter, bis er sich
dann von selbst auflöst und dann für dich da ist in seiner ursprünglichen
Gestalt, also die erlöste Schattenseite eben. Die Liebe entsteht dann aus
sich heraus, von selbst.
Kl: Er war ja jetzt als er zuerst gekommen ist, ganz ekelig und bedrohlich,
und so hässlich. Jetzt ist er schon gar nicht mehr so hässlich, oder
wünsche ich mir das nur?
Th: Frag´ ihn und spür´, wie es dir mit ihm geht. Du hast das
real vorhin so ekelig empfunden, und jetzt empfindest du es so. Das sind deine
Empfindungen, es sind deine Tränen, es ist alles deins. Ich hab´
dir nicht gesagt, wie der zu sein hat. Schau´ ihn dir an und spüre.
Schau´ ihm noch mal tief in die Augen.
Kl: Hat er ja nicht. Er sieht eher aus, wie so ein Luftballon.
Th: Spür´ mal deine Sinne, wenn du diesen Ballon so berührst.
Klebt es noch an den Händen? Ekelt es noch? Kriegst du Ausschlag?
Kl: Nein, ich denke schon eher, er gehört zu mir. Er ist zwar nicht so
schön, ein bisschen entartet.
Th: Es ist so. Der Papa hätte gerne Söhne, und er hat jetzt erst mal
sein Töchter kennen zu lernen. Du hättest gerne unbeschwerte Power,
Energie und Lust. Du musst halt auch erst mal da anfangen, mit dem, was da ist.
Du weißt ja auch, was dem Papa alles noch Schönes bevorsteht, wenn
er erst mal anfängt, sich mit seinem Töchterchen zu beschäftigen.
Wer weiß, was da noch drin steckt. Ich weiß es auch nicht. Das können
wir nur gemeinsam entdecken. Das ist das Leben. Mach´ dich auf den Weg
,entdecke es und spür´ es, erlebe es. Jetzt schau´ mal, ob
du jetzt mit ihm noch so ein bisschen da sein möchtest.
Kl: Wir können jetzt aufhören. Es ist o.k.. Ich habe ihn jetzt auf
dem Schoß, und da werde ich ihn wohl auch jetzt den ganzen Tag haben.
Th: Du kannst ihm ja auch sagen, wenn er dir so über den Tag was zu erzählen
hat, dann kann er ja mal kurz am Ohr-läppchen zwicken. Dann machst du mal
die Augen zu, legst dich hin oder setzt dich irgendwo hin und dann kannst du
ihm ja mal lauschen. Sonst kann er ja schon mal was zusammentragen. Wir kommen
nachher wieder, und kucken was wir dann für Ziele haben. – Die Klientin
sagt, dass ihr jetzt nur noch eine Seite des Rückens weh tut. Die Therapeutin
fragt, ob die eine Seite noch eine Information hat. Die Klientin meint, dass
sie die jetzt nicht mehr hören möchte. Die Therapeutin regt an, der
Seite zu sagen dass sie wahrgenommen wird, und dass die Klientin wiederkommt.
Die Klientin möchte ohne Musik langsam zurückkommen. -