Asthma (132)
„Glaube an Dich“ oder „Die andere Seite“
Die Klientin findet in ihrer Innenwelt klemmende Jalousien und eine verschhlossene Tür vor - beides Symbole für ihre Asthmaerkrankung. Den Schlüssel zu der verschlossenen Tür hält die Mutter der Klientin in der Hand, sie möchte nicht, dass die Klientin auf die andere Seite, ins Leben geht, sondern bei ihr bleibt, damit sie nicht alleine ist. Die Klientin ist aber nicht mehr aufzuhalten, will endlich frei atmen, leben, die Sonne spüren ...
Die Klientin öffnet eine Tür mit der Auf-schrift „Bewußtsein“.
Sie betritt einen dunklen Raum mit einer schwach leuchtenden Lampe in der Mitte
und spricht den Raum auf Anweisung des Therapeuten direkt an:
Kl: Du wirkst sehr bedrückend auf mich, ich möchte am liebsten wieder
gehen. - Der Therapeut spielt jetzt die Schritte eines sich nähernden Boten
ein und fordert die Klientin auf, wieder direkt mit ihm zu sprechen. - Ich möchte
deine Hilfe nicht. - Klientin spricht mit gebro-chener Stimme. - Er hat einen
grauen Anzug an.- Direkte Konfrontation wird erneut angeregt. - Du hast einen
grauen Anzug an, dein Gesicht kann ich nicht erkennen, oder ich will dich nicht
er-kennen. Du siehst so chaosmäßig aus. - Der Bote lacht. - Es wäre
mir sehr lieb, wenn du wieder gehen würdest. Du wirkst so durcheinander.
Th: Spüre auch mal, daß er eine Ener-gie ist, die so in deinem Unterbe-wußtsein
existiert. Dieses Bild ist ja aufgetaucht, es ist deine Energie, die sich dir
zeigt, sich dir präsentiert und es ist auch in Ordnung wenn du ihr sagst
„ich mag dich nicht“. Aber was willst du nun tun, ihn tatsächlich
wieder wegzu-schicken würde bedeuten, er lebt dann weiter in deinem Unterbewußtsein
und er löst sich ja dadurch nicht auf. Es gibt aber da eine gute Methode,
die heißt, wenn du dich immer mit allem was auftaucht beschäftigst,
verändert es sich, so daß du es irgendwann anneh-men oder akzeptieren
kannst. Von da-her ist es natürlich besser ihn nicht weg-zuschicken, sondern
zu kucken, was ist da eigentlich los. Aber wie gesagt, du mußt ihn nicht
mögen, das ist schon okay.
Kl: Er hat so viele Dinge an sich hän-gen. Du hast so viele Sachen an dir
hängen und du siehst so chaosmäßig aus. Ich komm damit nicht
klar. Du hast so viele Dinge an dir hängen, daß man zu dir nicht
durchkommt. ... Das sind äußerliche Dinge wie, ja das ist sehr seltsam,
das ist wie Kochtöpfe und alles mögliche. - Die Klientin erinnert
sich, daß ein ähnliches Bild bereits in einem früheren Traum
aufgetaucht war. Als sie das der Gestalt mitteilt, lacht diese. - Wie soll ich
dein Lachen verstehen? ... Er sagt, ich möchte dir doch nur helfen. Er
sagt, ich weiß daß du Licht in diesem Raum haben möchtest,
mehr Licht. - Der Therapeut erinnert die Klientin noch einmal daran, daß
auf der Tür das Wort „Bewußtsein“ stand und zeigt ihr
den Zusammenhang auf, daß der Bote ihr jetzt den Hinweis gibt, daß
sie gerne mehr Licht in diesem Raum, also in ihrem Bewußtsein hätte.
Die Klientin spricht den Boten an. - Wenn du mir helfen möchtest dann ändere
doch diesen Zustand in mir, diese Dunkelheit. Es ist leichter als du denkst,
sagt er.
Th: Ist er denn bereit dir die ersten Schritte dazu zu zeigen?
Kl: Ja, direkt. Er sagt das sind schwarze Jalousien, die brauchst du nur hochzu-ziehen.
- Die Klientin probiert es aus, aber nachdem sie die Jalousien bis zur Hälfte
hochgezogen hat, klemmen diese. Sie teilt es dem Boten mit, be-merkt dann aber,
daß durch die halb geöffneten Jalousien bereits eine Menge Sonne
reinscheint.
Th: Gut, es wäre natürlich jetzt wichtig herauszufinden, warum die
Jalousien klemmen. Auf der Symbolebene ist das ein starker Ausdruck - eigentlich
geht es, ist auch ganz einfach aber irgend-etwas klemmt. D.h. was klemmt, müßten
wir jetzt herausfinden, damit dann noch mehr Licht reinkommt. Das ist auch wie-der
ein ganz tiefer symbolischer Aus-druck in dir. Frag ihn mal ob er bereit ist,
dir zu zeigen, was da klemmt und schau mal ob er nickt oder mit dem Kopf schüt-telt.
Kl: Bist du bereit, mir auch noch bei der anderen Hälfte zu helfen? Er
sagt, ich müßte allmählich im Stande sein, das selbst zu lösen.
... Ja, ich kann das al-leine schaffen. Es wird Zeit, daß ich die Dinge
selbst angehe.
Th: Und er ist ein Teil in dir, also ein Teil deiner eigenen Energie, die gehört
quasi zu dir, er ist ein Ausdruck von dir. Und es ist in Ordnung zu sagen, ich
probier jetzt, daß ich das alleine hin kriege. Gut, dann kuck mal, was
du jetzt machen willst. Ob du irgendeinen Ansatzpunkt findest.
Kl: Ich möchte einfach so im Moment den Augenblick genießen, wo ich
die Hälfte schon geschafft hab.
Th: Gut, dann sag ihm das auch und dann erlaub dir mal diese Ruhe zu spü-ren.
Du kannst dir auch einen Platz su-chen, der für dich Ruhe verkörpert
und ausdrückt.
Kl: Ja, ich setz mich auf den Boden an eine Stelle wo die Sonne hinkommt, die
Sonne wärmt mich, mein Gesicht ....und es tut gut. Hallo Sonne, ich hab
dich sehr gerne, ich spür gern deine Wärme auf meiner Haut, deine
Energie.
Th: Du kannst ja mal spüren, ob sie vielleicht antwortet oder wie sie reagiert
darauf, auch sie ist ein Energieteil in dir, der dich wärmt, der Energie
hat. Und dann genieß es einfach. - sanfte Musik wird eingespielt - Wenn
du möchtest, kannst du diese Ruhe ganz tief in dich aufnehmen und auch
mal spüren in dei-nem Körper, wie es sich anfühlt. - Der Therapeut
gibt etwas Zeit. - Wenn sich was verändert, oder wenn du wieder Im-pulse
bekommst, dann sagst du mir be-scheid.
Kl: Die Sonne sagt, ich bin gleich wieder verschwunden. Das macht mich traurig.
Die Sonne sagt, sie verschwindet ein-fach, weil der andere Teil des Fensters
noch zu ist.
Th: Frag sie mal, wenn du es hinkriegst, wie auch immer, daß der andere
Teil des Fensters ganz offen ist, die Jalou-sien ganz oben sind, ob sie dann
nicht wieder verschwinden würde.
Kl: Bist du dann immer für mich da, wenn der andere Teil offen wäre?
Nicht immer, sagt die Sonne, aber wesentlich länger.
Th: Spür mal ob es sich dafür rentieren würde? Aber das ist wahrscheinlich
ein bisschen Arbeit, dieses klemmende Ding da zu verändern. Oder du kannst
die Sonne auch mal ganz direkt fragen, ob dieses klemmende dein Asthma symbolisiert,
ob das derselbe Ausdruck wäre. Schau mal, was sie dir antwortet?
Kl: (vorsichtig fragend) Sonne, dieses Klemmen an den Jalousien, ist das mein
Asthma oder ein Symbol dafür? Die Sonne sagt, das ist die Dunkelheit in
deinem Bewußtsein.
Th: Gut, das mag sich jetzt nicht wieder-sprechen. Frag sie trotzdem noch ein-mal
konkreter, wenn du diese Dunkel-heit in deinem Bewußtsein auflöst,
ob dann auch das Asthma weg wäre, ob das zusammenhängt.
Kl: Wenn ich das alles auflöse, wenn ich das hochbekomme, ist mein Asthma
dann auch weg? Die Sonne sagt, sie kann es nicht versprechen, aber sie bit-tet
mich, es zu versuchen. ... Du mußt dich erstmal fragen, sagt die Sonne,was
du willst. ... Ja Sonne, ich weiß, was ich möchte, aber ich weiß
nicht, ob das al-les gut ist für mich. Ich lauf da ... gegen mich selbst.
Th: Vielleicht kann sie dich ein bisschen unterstützen bei diesem Prozeß.
Kl: Sonne, möchtest du mir helfen, die-sen Knoten zu lösen? Ja, sagt
die Son-ne, aber sie weiß nicht wie. Sie sagt, du mußt erstmal aufstehen,
du selbst mußt dich bewegen. Die Sonne sagt, du bist nicht gezwungen in
dem Raum zu blei-ben. Geh doch einfach raus. ... Ja, ich möchte gern wieder
die Treppe hochge-hen. - sie tut es - Dort ist eine große Haustür,
die möchte ich gerne aufma-chen, aber sie ist verschlossen.
Th: Wie ist das für dich, das scheint so was, wie eingesperrt zu sein.
Kl: Das macht mich verrückt. - Sie spricht die Tür wieder direkt an.
- Tür, warum bist du abgeschlossen? Ich mag keine abgeschlossenen Türen.
Th: Du kannst sie fragen, wer sie abge-schlossen hat, oder was es symbolisiert,
es muß ja was passiert sein, wenn eine Tür nicht auf ist, das ist
schon auffällig.
Kl: Tür, wer hat dich abgeschlossen, daß ich hier nicht raus kann?
... Meine Mutter ist es, sie kommt mit einem Schlüssel. - Der Therapeut
fordert die Klientin auf, ihre Mutter anzusprechen. - Hallo Ma-ma, warum hast
du die Tür abgeschlos-sen? Ich kann nicht nach draußen.
Th: Frag sie auch mal, in welchem Alter du warst, als sie die Tür abgeschlossen
hat. Es kann sein, daß da irgendwelche Ereignisse genau dazu beigetragen
haben, daß die Tür zu ist, bis heute.
Kl: Wann hast du die Tür abgeschlos-sen? Was ist da passiert? Möchtest
du mir das nicht sagen? Sie sagt, sie wollte mich bestrafen. ... Und, was hab
ich falsch gemacht, wofür du mich bestrafen willst? Sie sagt, du liebst
die Freiheit zu sehr. ... Warum wolltest du mich unfrei machen? Ich bin doch
gern draußen und alle Kinder sind doch so. Sie sagt, du sollst ein Teil
von mir sein. Sie macht das, damit sie nicht allein ist.
Th: Sie hält dich unter Verschluß, damit sie nicht allein ist. Wie
ist denn das für dich? Sie verfügt über dich, sie hat Macht über
dich, sogar heute noch, sie hat heute den Schlüssel noch, die Tür
ist heute noch in dir abgeschlossen, spür das mal.
Kl: Ich weiß, daß ich das schaffen muß da raus zu kommen.
- sie sagt es ihrer Mutter wieder direkt - Ich muß es schaf-fen, da rauszukommen,
das nutzt alles nichts. Ich muß jetzt mein Leben leben.
Th: Frag sie mal ganz konkret, trau dich mal ruhig, ganz konkret zu fragen,
ist das der Asthmahintergrund, daß sie dich eingesperrt hat, daß
du keine Luft mehr kriegst. Sie soll nicken oder den Kopf schütteln, soll
Antwort geben, jetzt.
Kl: Sie fängt an zu weinen. Das ist für sie so eine Zustimmung. ...
Und das ist jetzt wieder so eine Ausrede von dir, weil du nicht konkret sagen
möchtest, was los ist.
Th: Dann frag sie mal konkret, du willst es wissen, das ist dein Leben, ist
dein Asthma, ist deine abgeschlossene Tür.
Kl: Es ist mein Leben, ich muß jetzt da raus, ich muß es einfach
schaffen, jetzt.
Th: Dann fordere von ihr, daß sie dir helfen soll, sie hat immerhin den
Schlüs-sel noch in der Hand. Dadurch bist du noch momentan auf sie angewiesen,
aber du kannst sie einfordern, kannst sagen, es ist Schluß jetzt damit,
daß sie dich einsperrt. Du hast es erkannt, oder kannst es wahrnehmen,
die Tür ist ab-geschlossen, sie ist aufgetaucht, sie hat den Schlüssel.
Jetzt muß irgendetwas passieren. Sag es ihr, so konkret wie es geht.
Kl: Ich möchte jetzt da raus, ich möchte wirklich hier raus, gib mir
jetzt sofort den Schlüssel. Aber Kind, sagt sie, aber Kind .... Bitte gib
mir doch den Schlüs-sel. Ich hab einfach so das Gefühl, als wenn ich
keine Kraft habe, ihr den Schlüssel wegzunehmen. - Direkte Konfrontation
- Ich hab keine Kraft mehr, dir den Schlüssel wegzunehmen.
Th: Spür auch mal, du bittest. Wie so ein kleines Mädchen, „Mama,
laß mich raus“. Spür mal, wieviel Verzweiflung dahinter ist.
Und deine Mutter hat ei-gentlich für dich da zu sein und nicht ge-gen dich
zu sein. Sie sperrt dich ein. Sag ihr alles was dir einfällt.
Kl: Bitte (mit erstickter Stimme), ... wenn du mich ein bisschen liebhast, dann
gib mir doch den Schlüssel. - Klientin weint.
Th: Trau dich ruhig deiner Mutter zu zei-gen, wie traurig du bist, sie soll
sich das anschauen.
Kl: Ich hab immer das Gefühl, daß ich im Leben an Menschen gerate,
die ich gern hab, aber die mich nicht gern ha-ben. Das ist sicherlich mein Problem.
Th: Spür mal, ob das sowas ähnliches ist, wie bei deiner Mutter, daß
du sie sehr gern hast und du das Gefühl hast, sie liebt dich nicht. - Die
Klientin bejaht. - Und schau mal diese Grunderfahrung wiederholt sich in deinem
ganzen Le-ben. So was sind schon allererste Prä-gungen. Anscheinend suchst
du dir im-mer genau die Menschen aus, die so ähnlich sind, damit du diese
Erfah-rungen machst, anscheinend. Aber egal, red weiter mit deiner Mutter. Schau
mal was du ihr sagen möchtest.
Kl: Ich ... ich bin da so machtlos.
Th: Dann laß mal die Situation auftau-chen, wo du deine Macht abgegeben
hast, irgendwann hast du sie gehabt, als Kind. Schau mal, was passiert ist,
daß du ihr die Macht gegeben hast, oder frag sie. Sie weiß das alles
noch. Symbolisch heißt es ja, du hast sogar den Schlüssel abgegeben.
Die Tür ist zu, du kommst da nicht allein wieder raus. Machtlo-sigkeit
heißt auch, du hast irgendwie resigniert, du hast das Gefühl, du
hast keine Macht mehr über dich. Du hast irgendwie aufgegeben.
Kl: Wann ist das passiert, daß ich alles über mich selbst verloren
habe, daß ich irgendwann dir alles gegeben habe? ... Ich sehe so einen
Kinderwagen, ich war noch ganz klein.
Th: Dann laß die Szene auftauchen und schau es dir vielleicht ersteinmal
von außen an.
Kl: Meine Mutter sagt, da war schon einer vor dir ... und mehr Platz für
Liebe war nicht mehr da.
Th: Ja, laß den mal auftauchen, der da vor dir da war.
Kl: Das ist ein kleiner Junge mit schwar-zen Haaren. ... Warum hast du mir denn
alles fortgenommen? In so einem Herzen ist doch oft Platz für mehr. Er
sagt, ich war besser wie du. Ja, du, du bist der Hübschere und der... ich
weiß nicht ... der Ruhige, der Bedachte, der so Verträumte. ... Ich
glaub, ich hab auf-gegeben. Ich bin immer ... immer irgend-wo hingelaufen.
Th: Frag mal deine Mutter, ob das stimmt. Ob sie es wahrgenommen hat, daß
du irgendwann aufgegeben hast. Sie müßte es spüren, als Mutter.
Kl: Hast du das irgendwann gemerkt, daß ich aufgegeben hatte, um etwas
zu kämpfen, was ich nicht bekam? Sie sagt, deswegen mußte ich dich
auch einsperren.
Th: Das würde aber heißen, wenn du jetzt nicht mehr aufgibst, wenn
du jetzt wieder anfängst dein Leben in die Hand zu nehmen, oder was immer
es be-deutet, dann müßtest du wieder raus-kommen. Frag mal ob das
stimmt.
Kl: Und wenn ich jetzt einfach verlange, daß du mir den Schlüssel
gibst und diese Tür öffne, dann komm ich da raus? Sie sagt, ich geb
dir den Schlüssel, aber ich bleib auf dieser Seite. ... Das ist ihre Resignation
- sie hat resigniert. Ja, du hast in vielem resigniert, du hast das Leben nicht
angenommen. ... Aber ich kann einfach nicht auf dieser Seite blei-ben, sonst
passiert das gleiche mit mir.
Th: Das heißt, ihr seid euch sehr ähnlich und du mußt aufpassen,
daß es dir nicht so ergeht, wie ihr. - Klientin bejaht - Wie geht´s
ihr denn?
Kl: Meine Mutter ist letztes Jahr gestor-ben, weil sie nicht mehr wollte. Sie
ist an Herz-Lungen-Versagen gestorben. Zum Schluß ist sie im Rollstuhl
gefahren, aber man hat nie was gefunden.
Th: Das ist der stärkste Ausdruck da-von, daß sie nicht mehr will,
sich nicht mehr bewegen will.
Kl: Ja, ihre Körperhaltung, die wurde immer krummer. - Sie spricht sie
wieder direkt an. - Ich wußte, daß du irgend-was in dir ändern
mußtest, um wieder da rauszukommen und ich wollte dir...ich hab dir das
so oft gesagt und du hast es immer nur als Anklage von mir angenommen.
Th: Spür mal, ob du es auch gleichzeitig zu dir gesagt hast.
Kl: Ja, sie wollte nicht, daß ich mich verändere, sie wollte mich
hinter der Tür lassen. Du schaffst das nicht, hat sie ge-sagt. Ich hatte
schon soviel die Jalousie hochgezogen, daß ich irgendwo an mich geglaubt
hab. - Therapeut fordert zur direkten Kommunikation auf. - Schau mal Mama, ich
hab das Leben irgendwo jetzt anders gespürt und dieses Leben gefällt
mir gut, ich muß jetzt unbedingt auf die andere Seite kommen.
Th: Beschreib ihr die andere Seite, vielleicht kennt sie die gar nicht, sag
ihr wie es da ist oder was du gespürt hast.
Kl: Die andere Seite, da scheint die Sonne, auf der anderen Seite, da kannst
du dich bewegen. Die andere Seite macht dich frei.
Th: Sag das mal in der Ich-Form.
Kl: Auf der anderen Seite bin ich frei und ich kann mich bewegen und ich kann
die Sonne spüren.
Th: Und dann schau mal wieder, wie deine Mutter reagiert darauf, ob sie vielleicht
neugierig wird oder was passiert.
Kl: Sie kuckt traurig und sie sagt, das bin ja nicht nur ich, das sind noch
viele andere die nicht möchten, daß du dort hingehst. Du hast auch
noch Familie.
Th: Laß die auftauchen und frag nach, ob die nicht möchten, daß
du da hingehst.
Kl: Hallo, möchtet ihr, daß ich auf die andere Seite gehen? Die kleine
Eva (10 jährige Tochter) sagt, ich komm mit dir, Mama, weil ich auch die
Sonne gern hab.
Th: Was ist mit den anderen Leuten, wer ist denn noch aufgetaucht?
Kl: Mein Sohn, Udo. ... Hallo Udo, möchtest du, daß ich auf die andere
Sei-te von der Tür gehe? Klar, sagt Udo, es ist dein Leben. Er sagt, ich
bin mir die andere Seite auch gerade am erobern. - Die Mutter der Klientin macht
den Einwurf, daß ihr Mann sicher nicht damit einverstanden sein wird.
Auf Vorschlag des Therapeuten läßt die Klientin ihren Mann auftauchen
und spricht ihn an. - Hallo Werner, möchtest du, daß ich auf die
andere Seite gehe? Werner sagt, ich hab Angst, wenn du auf die andere Seite
gehst, daß ich dich verliere. - Die Klientin antwortet - Es tut mir leid,
aber zur Zeit ist mir das egal.
Th: Und spür mal, was er sagt. Er sagt, wenn du in die Sonne gehst, da
wo es schön ist, wo es lebendig ist, dann ver-lier ich dich und will dich
deshalb halten. Das klingt ein bisschen wie deine Mut-ter. Hauptsache ich will
dich besitzen, damit ich nicht alleine bin. Die haben irgendetwas ähnliches.
Die sollen sich mal gegenseitig anschauen und spüren ob sie etwas ähnliches
haben.
Kl: Sie haben den gemeinsamen Be-sitzanspruch.
Th: Ja, und er sagt, er hatte Angst. Wahrscheinlich hat deine Mutter auch Angst,
Angst vor der Lebendigkeit, Angst vor dem Leben, Angst vor der Sonne, oder so
was. Die sollen nicken oder mit dem Kopf schütteln.
Kl: Der Werner sagt, es ist die Angst vor der Veränderung. Meine Mutter
sagt, ich bring das nicht mehr. Ich kann nicht mehr, sagt meine Mutter.
Th: Ja, eine Möglichkeit gäbe es noch, daß mal einer mitgeht.
Kl: Ja, Werner, möchtest du denn mit-gehen? Kannst mir ja nachfolgen. Ich
bin nicht mehr bereit hierzubleiben. Ich möchte durch diese Tür. Ich
möchte al-les Lebendige spüren. Und wenn du möchtest, kannst
du mitgehen. Und wenn du Angst hast, dann mußt du dableiben. Es ist dein
Leben. ... Er ist sprachlos, er sagt nichts. - Die Klientin sagt zu ihm - Deine
Sprachlosigkeit, die ist nicht auszuhalten. Das ist so eine Art von Bestrafung.
... Es ist meine De-pression, sagt er.
Th: Ja, er ist ein Energieanteil von dir, er repräsentiert dich, den Anteil
der aufgegeben hat. Wahrscheinlich hat er sich durch deine Mutter damals gebildet
und du hast dir so einen Mann gesucht, der genau das ausdrückt. Spür
mal warum du dir ihn gesucht hast. Warum hast du dir jemanden gesucht, der so
depressiv ist, der so sprachlos ist, der Angst hat vor Veränderungen?
Kl: Warum hab ich dich ausgesucht, Werner? Er sagt, du hast Geborgenheit bei
mir gesucht. Werner war ein Mensch der Interesse für mich hatte. So wie
ich das vielleicht vorher nie kennengelernt hatte.
Th: Das heißt, weil deine Mutter dir kei-ne Aufmerksamkeit und keine Liebe
ge-geben hat, darum hast du dir jemanden gesucht, der wenigstens Interesse für
dich hat. Aber er will den anderen Teil nicht zulassen. Er sagt, ich möchte
dir die Freiheit nicht zugewähren.
Th: Und spür auch mal, daß es ein Teil in dir ist, der dir die Freiheit
nicht gewäh-ren will, der vielleicht Angst hat, vor die-ser Freiheit.
Kl: Ja, Angst vor der Freiheit.
Th: Deshalb die schwarzen Jalousien die klemmen?
Kl: Ja. Die Angst, das nicht zu schaffen.
Th: Weil du es irgendwann erlebt hast, es nicht zu schaffen, weil du dich hast
einsperren lassen. Es ist deine Erfah-rung ganz tief.
Kl: Ja ... Ich möchte durch diese Tür.
Th: Das würde bedeuten, du müßtest dir deine Angst ankucken,
sie ist es die dich abhält davon. Die Angst mußt du be-freien.
Kl: Die Angst, das ist ein „gelähmt sein“, ein „sich
nicht bewegen können“.
Th: Und man könnte auch sagen, an-scheinend hat die Angst deine Mutter
voll erfasst. Und da hast du auch die Erfahrung gemacht, daß die Angst
einen Menschen voll erfassen kann, ihn läh-men kann, bis in den Rollstuhl
anschei-nend. Wärst du denn bereit, dir deine Angst mal anzuschauen? -
Klientin bejaht - Diese Angst soll sich mal umsetzen als Gestalt, als Bild so
daß du dich ein bisschen damit auseinander-setzen oder vielleicht anfreunden
kannst, dich vertraut machen kannst. Dann verliert sie die Macht über dich.
Schau mal was auftaucht, jetzt.
Kl: (flüstert) Die Angst ... ich seh meinen Vater ... Ich hatte als Kind
immer Angst um meinen Vater. Ich hatte immer Angst um dich. Wir wußten,
daß du hirnverletzt bist und ich wußte damit innerlich nicht umzugehen.
Ich hatte immer Angst um dich, daß du irgendwann nicht mehr bist.
Th: Das heißt, du hattest nicht Angst vor ihm, sondern Angst ihn zu verlieren.
- Klientin bejaht. - Hattest du Angst vorm Alleinsein? - Klientin bejaht.
Kl: Hallo Papa, ich glaub, oder ich weiß, du hast mich geliebt. Ich hab
Angst, deine Liebe zu verlieren. - Klien-tin weint - Es war eine Angst, sagt
er, die sicherlich berechtigt war. ... Mein Va-ter starb, als ich 16 war. Ich
hatte da-nach noch mehr Angst um ihn, ich wu-ßte nicht mehr wo er war.
Th: Sag´s ihm direkt.
Kl: Ich hab jetzt noch viel mehr Angst um dich, ich konnte nicht umgehen mit
„Jenseits“ und ich fand dich nirgendwo mehr. Ich wußte nicht
mehr mit „gut“ und „böse“ und „Himmel“
und „Erde“ und dem allen umzugehen. Ich konnte da-mals die Angst,
die ich hatte, keinem sa-gen. Da war ein Priester der versucht hat mir zu helfen.
- Der Priester wird aufgerufen und er sagt zu der Klientin. - Du hast so vieles
verdrängt. - Die Klien-tin antwortet - Ich bin jetzt aber bereit, mir alles
anzusehen, um diese Angst zu verlieren, loszuwerden.
Th: Frag mal deinen Vater ob er durch sein weggehen, dich alleinlassen, zu deinen
Asthmaanfällen beigetragen hat. Trau dich mal ganz direkt zu fragen und
schau mal ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt. Es geht nicht um einen
Schuldvorwurf sondern um das heraus-finden, wie der Zusammenhang ist.
Kl: Hat dein Tod irgendetwas mit mei-nem Asthma zu tun? ... Ich krieg das nicht
rein, ich hab so ein Gefühl als ob ich hin und hergeworfen werde. ... Ich
werde hin und hergeworfen und ... und seh sein Gesicht nicht mehr.
Th: Dann sag ihm ganz konkret, wenn ja, soll er den Arm heben und wenn nein
dann soll er ihn nach unten tun.
Kl: Der Arm ist oben.
Th: Wie ist das für dich?
Kl: Das ist jetzt zunächst für mich, daß ich irgendwo ruhig
werde. Ja, es tut gut, ich werde ruhig. Klarheit, das tut gut.
Th: Kann es sein, spür mal, ob du ganz tief in dir den Vater nie losgelassen
hast? Seine Liebe festhalten wolltest? So daß du ständig die Angst
hattest, ihn zu verlieren?
Kl: Ich denk mal, oder ich fühl das oft, bei Menschen die ich sehr gern
hab, daß ich immer Angst hab, sie zu ver-lieren.
Th: Deine erste, ganz tiefe Prägung war, deinen Vater zu verlieren. Seine
Liebe zu verlieren, dadurch. Würde das heißen, wenn du das aufarbeitest
und wenn dein Vater dir dabei hilft, daß du dein Asthma dann auch los
wirst? Frag mal deinen Vater.
Kl: Meinst du, ich kann das schaffen, diese Angst zu bearbeiten um damit mein
Asthma loszuwerden? Er sagt, das ist der einzigste Weg.
Th: Frag ihn ob er dabei hilft.
Kl: Ja, er möchte mir helfen.
Th: Bist du auch bereit seine Hilfe an-zunehmen? - Klientin bejaht. - Dann sind
es schon drei, dein Vater, deine Mutter, die Sonne und, ach ja, deine bei-den
Kinder auch noch. Das sind schon eine ganze Menge. Du solltest mal kucken, was
jetzt mit der Tür ist. Geh mal zur Tür hin.
Kl: Die Tür steht einen Spalt offen.
Th: Wie ist das für dich, deine Tür steht offen?
Kl: Wie ist das für mich?... Das ist ... das ist umwerfend. Hallo Tür,
ich hab lange darauf gewartet ... ich geh jetzt durch diese Tür. Ich geh
jetzt auf die andere Seite, ich geh jetzt da durch.
Th: Und schau mal, wie es da aussieht auf der anderen Seite, was dich er-wartet.
Es ist alles symbolisch.
Kl: Zunächst einmal scheint die Sonne. Hallo Sonne, ich hab’s geschafft.
... Es ist sehr hell, es ist so hell, daß ich fast nichts sehen kann.
Th: Ja, nach den ganzen Jahren in der Dunkelheit, mit den heruntergelassenen
Jalousien, brauchst du ein bisschen Zeit, um dich daran zu gewöhnen, oder
um wahrzunehmen, was das heißt, in der Sonne zu sein, auf der anderen
Seite zu sein. Stell dir einfach mal vor, du machst eine kleine Zeitreise, die
Zeit vergeht schneller, schau mal was du siehst, was dich erwartet.
Kl: Ich nehm wahr, daß ich mich einfach gut bewegen kann. Das ist wie
eine Be-freiung.
Th: Ja dann laß mal deinen Vater, deine Mutter, deinen Mann, deine Kinder,
alle auftauchen und zeig ihnen mal, du bist beweglich, jetzt dort. Die sollen
es sich anschauen, die sollen sehen, es geht, es ist nicht nur eine Idee.
Kl: Ja, da kommen meine Kinder und die freuen sich und meine Eltern kom-men
nicht.
Th: Die scheinen da nicht hinein zu pas-sen oder es geht nicht. Okay, das ist
im Moment so. Wie ist das für dich, daß deine Kinder da sind?
Kl: Ja, das ist gut. Schön daß ihr da seid. Schaut mal, wie schön
es hier ist. Mein Mann steht an der Tür. Schau mal, das ist die andere
Seite. Er hat Schwie-rigkeiten. Aber ich kann das akzeptie-ren. Ja, das ist
okay, das ist dein Ding, aber nicht mehr mein´s.
Th: Ist es sowas, du bist notfalls auch bereit, ihn loszulassen?
Kl: Ich glaube ich habe ihn schon lange losgelassen. Ich hab dich schon lange
losgelassen. Er weiß es.
Th: Na gut, wenn er mitkommt, kann er dich ja vielleicht wieder neu treffen,
alles ist möglich. - Klientin bejaht. - Ich möchte gern, daß
du noch einmal in den allerersten Raum zurückgehst, den du ganz am Anfang
hattest. Die Tür mit der Aufschrift „Bewußtsein“. Stell
dir noch einmal vor, du stehst in diesem Gang und öffnest diese Tür
und schaust rein. Sag mir, was du siehst. Wie sieht der Raum aus?
Kl: Der Raum sieht so aus, daß die Jalousien nicht ganz, aber fast hoch
sind und er ist von vornherein heller, er ist nicht mehr dunkel.
Th: Sag das auch dem Raum.
Kl: Du bist heller, klarer.
Th: Geh mal in den Raum hinein und spür mal, wie du dich fühlst, was
anders ist im Vergleich zu vorher.
Kl: Das bedrückende ist weg.
Th: Spür das mal, das ist sehr sym-bolisch, etwas, daß du vorher
als be-drückend in dir erlebt hast, ist jetzt an-ders. Das hast du dir
heute schon erar-beitet, das ist eine Realität.
Kl: Die Sonne scheint voll, die Sonne sagt, siehst du, jetzt kannst du mich
noch intensiver spüren.
Th: Frag sie mal, ob es noch irgend-etwas wichtiges für dich gibt heute,
wahrzunehmen oder ob wir das so stehen lassen können.
Kl: Sonne, meinst du, das war okay heute, möchtest du mir noch irgentetwas
sagen?... Sie sagt, glaube an Dich!