Thorwald Dethlefsen |
Thorwald Dethlefsen
ist Diplompsychologe, Psychotherapeut und einer der bekanntesten Vertreter der
esoterischen Psychologie. Er fordert die modernen Naturwissenschaften heraus,
indem er ihnen auf der Grundlage der alten Geheimlehren sein esoterisches Weltbild
gegenüberstellt.
Ein Blick auf die Geschichte der Wissenschaft bestätigt in eindrucksvoller
Weise, daß durch die immer weiter fortschreitende Ausweitung des Bewußtseins
der Menschheit jede Theorie früher oder später überwachsen wird
und neuen Erkenntnissen Platz machen muß. Die Wahrheit von heute ist der
Irrtum von morgen!
Daraus folgt die Notwendigkeit und Berechtigung, sich anderen, der wissenschaftlichen
Denkweise mitunter polar entgegengesetzten Methoden zuzuwenden, die mit dem
Begriff ESOTERIK bezeichnet werden. Die Esoterik stellt die
Frage nach dem „Warum“, nach der Sinnhaftigkeit, die das eigentliche
Bindeglied zwischen der Welt der Erscheinungsformen und dem Menschen darstellt.
Das esoterische Wissen kann ein Mensch nur dann erkennen und für sich nutzbar
machen, wenn sein eigener Bewußtseinsstand in etwa dem Wissensniveau adäquat
ist.
Esoterik ist ein Weg oder Pfad, auf dem die esoterischen Techniken und Disziplinen
wie Astrologie, Kabbalah, Alchemie, Magie oder Meditation Hilfsmittel zur Orientierung
sind.
Das esoterische Denken folgt einem Grundprinzip, dessen sprachliche Formulierung
zurückgeht auf den Stammvater der Esoterik und nach ihm als „hermetische
Philosophie“ genannt wird. Hermes Trismegistos war Priester
und Eingeweihter in Ägypten und schrieb die Quintessenz aller Weisheit
auf eine Tafel nieder. Die darin unter anderem enthaltene Aussage ist:
„Wie oben, so unten“ ist der Schlüssel zur
hermetischen Philosophie (Analogiegesetz).
Dieser Satz erlaubt es, unsere Betrachtungen und Erforschungen der Gesetze auf
den uns zugänglichen Bereich zu beschränken, um die gemachten Erfahrungen
später auf die anderen uns unzugänglichen Ebenen analog zu übertragen.
Dieses Analogiedenken gestattet es dem Menschen, das gesamte Universum ohne
Grenzen begreifen zu lernen. Die Beobachtung dieser Welt zwingt uns, von einem
Kosmos zu sprechen und jegliche Zufälligkeit auszuschließen. Wenn
der Kosmos aber eine geordnete Einheit darstellt, dann muß auch überall
die gleiche Gesetzmäßigkeit herrschen, im Großen wie im Kleinen,
wie oben so unten. Der Mensch ist das getreue Abbild des makrokosmischen Universums
- wir können außen nichts finden, was nicht auch in der Analogie
im Menschen zu finden ist und umgekehrt „Erkenne dich selbst,
damit du Gott erkennst“.
Die Grundlage der hermetischen Philosophie ist das Polaritätsgesetz,
welches besagt, daß die Wirklichkeit aus Einheiten besteht, die sich jedoch
dem menschlichen Bewußtsein nur polar offenbaren. Das Bewußtsein
gehorcht dem Gesetz der Polarität. So gibt es Plus und Minus, Mann und
Frau, Elektrisch und Magnetisch, Sauer und Alkalisch, Gut und Böse, Licht
und Finsternis. Die Reihe ließe sich unendlich verlängern, da es
zu jedem Begriff einen Gegenpol gibt. Das Licht ist sowohl Welle als auch Korpuskel.
Diese Gleichzeitigkeit beider uns gegensätzlich erscheinenden Naturen ist
zwar für den Menschen nicht vorstellbar, aber dennoch wahr. Wirklichkeit
anerkennen heißt lediglich, die Daseinsberechtigung aller Dinge anzuerkennen.
Der Friede bedingt den Krieg, das Gute erzwingt das Böse und umgekehrt.
Als letztes sei das Resonanzgesetz erwähnt, welches besagt,
daß der Mensch für jede Wahrnehmung in sich selbst eine Entsprechung
braucht, die in der Lage ist, mitzuschwingen und ihm durch diese Resonanz erst
die Wahrnehmung ermöglicht. Goethe formuliert dies in dem Satz: „Wär
nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken; läg nicht
in uns des Gottes eigene Kraft, wie könnt uns Göttliches entzücken!“
Jeder Mensch kann immer nur jene Bereiche der Wirklichkeit wahrnehmen, für
die er eine Resonanzfähigkeit besitzt. Man kann immer nur mit den Ideen,
Menschen und Situationen in Berührung kommen, für die man eine Affinität
mitbringt. Gerät jemand in einen Streit oder Schlägerei, so geschieht
dies niemals zufällig, sondern immer aufgrund der eigenen Affinität
zu einem solchen Ereignis. Die sogenannte Umwelt ist lediglich ein Spiegel,
in dem jeder Mensch sich selbst erblickt. So ist die Beobachtung der eigenen
Umwelt und der Ereignisse, mit denen man konfrontiert wird, eine der besten
Methoden der Selbsterkenntnis, denn alles, was in der Außenwelt stört,
zeigt an, daß man mit dem analogen Prinzip in sich selbst noch nicht ausgesöhnt
ist. Jeder Mensch ist in der Lage, die gesamte Welt nach seiner Vorstellung
zu verändern und zu gestalten, ganz ohne Kampf und äußere Macht.
Je bewußter der Mensch wird, um so mehr lernt er die Dinge einzuordnen,
nach ihrer Information zu hinterfragen. So bleibt die wichtigste Aufforderung,
mit allem, was ist, in Harmonie zu gehen. Gelingt dies nicht, so suche man in
sich selbst den Grund. Alles kann sich nur dann manifestieren, wenn man dazu
reif ist und die entsprechende Affinität besitzt. Hinter einer „Zufallskette“
steckt nichts anderes als das Resonanzgesetz. Auf diese Weise bekommt man mit
Sicherheit jede Information, jeden Kontakt, den man braucht und reif für
diese Begegnung ist. Ohne diese notwendige Reife nützt alles Suchen und
Streben im Außenraum nichts.
Wer sich selbst verändert, verändert die Welt. Der esoterische Weg
ist ein Weg der Wandlung, der Veredelung von Blei zu Gold. Der Weise ist mit
allen Bereichen des Seins in Harmonie und lebt deshalb in der besten aller möglichen
Welten. Er sucht nicht mehr nach dem Glück, er hat es gefunden - in sich
selbst.