Lähmung (182)
Die Klientin leidet seit 8 Jahren an Läh-mungserscheinungen, die sich in den letzten drei Jahren stark verschlimmert haben. Vor allem kann sie keine Treppen mehr steigen. In dieser Probesitzung wird der Hintergund aufgedeckt, aber auch der konkrete Auslöser für den Ausbruch der Krankheit tritt ans Tageslicht: Ihr Freund schubste sie - schwere Kisten tragend - während eines Umzugs achtlos die Treppen hoch, mit den Worten „Los, beweg dich!“ Die junge Frau fühlte sich abgrundtief gedehmütigt und noch in der selben Nacht traten die ersten Symptome auf ...
Die Klientin berichtet über ihre Krankheit: „Sie ist eingetreten
als meine Tochter 1988 geboren wurde. Sie ist jetzt neun Jahre alt. Nachdem
ich sie vier Monate gestillt hatte, kam die Krankheit über Nacht. Wir sind
mit dem Vater von ihr in ein Haus eingezogen. In der ersten Nacht in der wir
dort waren habe ich Schüttelfrost bekommen. Mir war ganz kalt und ich konnte
mich früh morgens kaum bewegen. So eine Art rheumatisches Fieber wahrscheinlich.
Im Laufe der Jahre wurde es dann immer schlimmer und schlimmer.“
Th: Und vorher war gar nichts?
Kl: Mit zwölf Jahren hatte ich eine Grippe und da konnte ich mich auch
nicht bewegen. Das war einmal.
Th: Gut, dann lasse dich einmal von den Türen anziehen. - Die Klientin
betritt einen Raum. Dort sitzt ein kleines weinenden Mädchen. Auch die
Klientin fängt im selben Augenblick an zu weinen. - Es ist o.k. zu weinen.
Es ist o.k. dem Mäd-chen zu zeigen, daß du weinst oder traurig bist.
Vielleicht bemerkt sie dich ja. -Kurze Pause. - Schau einmal wie sie auf dich
reagiert. Hat sie dich wahrgenommen? - Klientin bejaht. - Spreche sie ruhig
einmal an mit deiner Stimme an. Sag ihr einmal, was du ihr sagen möchtest.
Kl: Warum sitzt denn du hier unten? Sie sagt, ich oder sie mußte hier
herunter gehen.
Th: Frag einmal nach, warum sie mußte oder wer sie heruntergeschickt hat
oder wie es ihr geht da unten, so alleine?
Kl: Bist du traurig? Sie sagt, ich habe Angst, weil ich so allein hier unten
bin.
Th: Frage sie einmal, wie lange sie schon dort unten alleine ist.
Kl: Wie lang bist du schon dort unten allein? Eine Stunde. - Die Klientin wird
aufgefordert, mit dem Mädchen direkt zu sprechen. - Es tut mir leid, daß
du da unten bist. Ich würde dir gern helfen, damit du wieder ans Licht
kommst. - Das Mädchen schaut sie dankbar an und scheint auch den Ausgang
aus dem Kel-lerraum zu kennen. Beide verlassen den Raum und gehen über
eine Treppe nach oben. Die Klientin verspürt in den inneren Bildern keinerlei
Lähmungserschei-nungen.
Th: Du gehst ganz normal. Wie fühlt sich das an, so ganz normal zu gehen?
Kl: Schön, federnd so.
Th: Sag das einmal dem Mädchen, daß du heute in deinem Leben ganz,
ganz schwer laufen kannst. Daß es dir ganz schwer fällt Treppen zu
laufen und daß es schön ist, wenn du so spürst, wie leicht das
geht. Erzähle es einmal dem Mädchen. Vielleicht weiß sie etwas
darüber. Nimm deine eigenen Worte. Und alles am besten laut, dann ist es
wirkungsvoller. - Ein tiefes Durchatmen der Klientin.
Kl: Heute kann ich ganz schwer die Treppen hoch und runter gehen. Und ich würde
mir wünschen, wieder ganz fe-dernd hoch zu gehen. So wie jetzt.
Th: Frage das Mädchen einmal, ob sie irgendetwas darüber weiß.
Kl: Sie guckt mich ganz ernst an. Und guckt herunter in den Keller.
Th: Frag Sie einmal, ob das irgendetwas mit dem Keller zu tun hat.
Kl: Was könnte das mit dem Keller zu tun haben ?
Th: Also wenn Sie etwas weiß, dann soll sie dir vielleicht einmal etwas
zeigen. Oder frage sie einmal, ob sie dir helfen will.
Kl: Willst du mir helfen?
Th: Hat sie mit dem Kopf genickt oder mit dem Kopf geschüttelt? - Klientin
bejaht. - Wie ist das für dich? Sag`s ihr auch.
Kl: Schön ist das.
Th: Dann bitte das Mädchen doch einmal, sie soll dich dahin führen,
was für dich das nächstwichtigste ist, daß du es wahrnimmst
oder das du dich erinnerst. Wie hängt das mit deiner Krankheit zusammen.
Warum kannst du nicht mehr gehen? Was ist da passiert? Was ist da wichtig? Das
soll sie dir einfach einmal zeigen. Und nun schau einmal, wo sie dich hinbringt.
Und erzähle mir einmal was du wahrnimmst.
Kl: Sie führt mich hoch in eine Wohnung. Einen schmalen kleinen Flur. Und
dann in ein Zimmer. Ein Wohnzimmer oder so etwas.
Th: Kennst du diesen Raum oder bist du zum ersten Mal dort?
Kl: Nein, ich kenne ihn.
Th: Woher kennst du ihn oder wie alt bist du, wenn du dich erinnerst an diesen
Raum?
Kl: Ziemlich klein noch. Vielleicht fünf, sechs, sieben Jahre oder so.
Th: Dann schau einmal was dort passiert oder was sich verändert oder wer
auftaucht oder was das Mädchen dir zeigt?
Kl: Es führt mich ins Schlafzimmer. Dann liege ich dort im Bett. Da kommt
eine Ärztin herein. Mein Bruder ist auch mit da. - Pause. - Die Ärztin
sagt, daß ich ins Krankenhaus muß.
Th: Wenn du dich da so liegen siehst, spüre einmal wie geht es ihr damals
so. Spür`s einfach mal.
Kl: Ich habe Angst und ich frage sie: Ganz allein? Muß ich dort ganz alleine
hin? Dann sagt sie ja.
Th: Dann geh einmal mit und schau was dort passiert oder wie es dem Mädchen,
dir damals geht.
Kl: Ich bin dort ganz alleine in einem Gitterbett. - Weinen der Klientin.
Th: Ich lege einmal meine Hand ein bißchen auf dich. - Pause. - Schau
einfach einmal was passiert oder was sich verändert. - Pause. - Geh einfach
einmal zu diesem Mädchen hin und sprich mit ihr und frage sie wie es ihr
geht.
Kl: Wie geht es dir in dem Bett ? Sie sagt, ich fühle mich einsam. Ich
habe gar kein Spielzeug. Mit mir redet niemand. Ich bin ganz nackig da drin
und habe nur so ein Hemd darüber.
Th: Nun schau einmal, ob etwas wesentliches passiert. Wenn ja, dann lasse die-se
Szene einmal auftauchen. -Weinen der Klientin. - Sprich einfach einmal darüber.
Über alles was dir einfällt, was da ist, was hochkommt, was du siehst.
Drücke es einfach in Worte aus.
Kl: Ich kriege so eine ganz große Spritze einfach ins Bein. Manchmal ist
die Decke so drüber und geht wieder auf. Und dann liege ich da und weine.
Th: Und du bist ganz alleine?
Kl: Nein, hinter mir liegen noch Kinder, andere.
Th: Wo ist deine Mama oder dein Papa.
Kl: Niemand da.
Th: Vermißt du sie?
Kl: Naja. Ich vermisse sie nie, aber ich frage mich, warum kommt niemand mal
nach mir gucken.
Th: Wo sind denn deine Mama und dein Papa?
Kl: Zuhause wahrscheinlich.
Th: Rufe sie einmal herbei und frage sie, warum sie dich nicht besuchen kommen.
Lasse sie einmal auftauchen oder einmal dasein und sage mir einmal wie sie ausschauen
im Gesicht und welchen Aus-druck sie haben. Schau mal was sie sa-gen oder wie
es ihnen geht. Was siehst du, wenn sie auftauchen ?
Kl: Sie sind verstritten, sie reden garnicht zusammen. Sie sind ganz ernst.
Th: Sag`s Ihnen einmal direkt. Ihr seht so ernst aus.
Kl: Ihr seht so ernst aus. Warum guckt ihr so?
Th: Und sage ihnen ruhig, daß du hier ganz alleine liegst und dich niemand
besuchen kommt.
Kl: Warum seit ihr nie einmal gekommen. Ich liege hier so alleine in diesem
Bett. Niemand kommt. Warum habe ich kein Spielzeug?
Th: Dann höre einmal was sie sagen.
Kl: Wir haben andere Sorgen.
Th: Wie ist das für dich das zu hören.
Kl: Komisch finde ich das. Ich bin ihr Kind. Ich würde mich so freuen,
wenn einmal jemand kommt.
Th: Dann sage ihnen am besten folgendes: Du bist auf der Suche nach dem Hintergrund
von deiner Krankheit. Du kannst heute ganz schwer laufen. Da gab es ein kleines
Mädchen im Keller und die hat dir diese Szene gezeigt und anscheinend hängt
irgendwie ihr Verhal-ten, daß du damals ganz alleine warst auch irgendwie
damit zusammen. Nun schau einmal wie sie darauf reagieren. Erzähl´s
mit deinen Worten, was du ihnen sagen willst. Und schau einmal wie sie reagieren.
Kl: Mein Vater ist schon tot.
Th: Nimm das Bild von deinem Vater, lasse es da sein. Die waren schon eben beide
da. Du hast die Bilder gesehen. Und diesen beiden Bildern diesen Erinnerungsbildern,
denen erzählst du das. Und nun schaust du einmal wie sie reagieren darauf.
Kl: Ich bin jetzt ganz krank und kann nicht mehr laufen, mich nicht mehr richtig
bewegen. Ich bin fast wie gelähmt. Und ich frage mich, was hat das damit
zu tun? Was könnte das bedeuten?
Th: Ja, dann schau einmal, was deine Mama und dein Papa dazu meinen und wie
sie darauf reagieren? Weil die haben gesagt, sie haben wichtigeres zu tun, als
dich im Krankenhaus zu besuchen. Schau einmal wie sie jetzt darauf reagieren.
Kl: Wir können mir auch nicht helfen.
Th: Wie reagieren Sie darauf? Schau einmal hin. Guck mal was passiert, wenn
du ihnen das so sagst.
Kl: Sie wenden sich ab.
Th: Ist das so, als ob sie damit nichts zu tun haben wollen. Frage sie einmal,
ganz konkret. Sie sollen da bleiben. Sie sind immerhin deine Eltern.
Kl: Wollt ihr damit nichts zu tun haben? Wollt ihr davon nichts wissen? Nein,
sie wollen damit nichts zu tun haben.
Th: Wie ist das für dich, wenn du das siehst?
Kl: Ich denke, die können gar nicht an-ders. Ihr habt gar nicht die Kraft,
euch mir zuzuwenden.
Th: Ist es so etwas wie, daß du auch manchmal keine Kraft hast zum laufen.
Kl: Ja, stimmt.
Th: Die hatten keine Kraft der Zuwen-dung. Dir fehlt heute die Kraft zu laufen.
Sage ihnen das und schau wie sie reagieren.
Kl: Ihr hattet nicht die Kraft, euch mir zuzuwenden und dazusein und ich habe
nicht die Kraft heute zu laufen und zu leben. -Weinen der Klientin.
Th: Und jetzt spüre einmal, ob es da einen Zusammenhang gibt. Deine Krankheit
ist aufgetaucht in dem Moment als du dein Kind abgestillt hast und es von dir
getrennt hast. Schau mal, welches Bild jetzt auftaucht.
Kl: Wieder Treppen. -Weinen der Klientin. - Der Vater von meiner Tochter stößt
mich am Umzugstag mit Kisten die Treppen hoch. Und er sagt: Bewege dich, komm
bewege dich. Sei nicht so langsam. Und ich sage: Ich kann aber nicht schneller.
Und ich stürze den Rest hoch und gehe dann in ein Zimmer, in ein leeres
Zimmer und weine.
Th: So wie das kleine Mädchen im Kel-ler? -Klientin bejaht. - Dann frage
mal das Mädchen im Keller, ob die Szene auch dazu beigetragen hat, daß
du krank geworden bist, nicht mehr gehen kannst. Frage sie ganz direkt und schaue
einmal, was sie sagt. Ob sie mit dem Kopf nickt oder den Kopf schüttelt.-
Klientin weint.
Kl: Sie nickt.
Th: Der Schmerz muß heraus.Und jetzt hol den Vater von deiner Tochter
herbei und sage es ihm. Sage ihm das wie es zusammenhängt. Er soll es wissen.
Schau wie er reagiert.
Kl: Warum hast du das gemacht? Du weißt, daß ich nicht so ein schneller
Mensch bin. Warum hast du mich so hochgestoßen, so mißachtet? Er
sagt, weil du mich nervst.
Th: O.k., dann sage ihm was dazu, was dazu geführt hat. Woher das gekommen
ist. Wir haben jetzt zwei Szenen aufgedeckt, mit deinem Vater, mit deinen Eltern
im Krankenhaus, die haben sich nicht um dich gekümmert und er hat gesagt,
du bist zu langsam und hat dich hochgestoßen. Und das Mädchen hat
je-desmal genickt. Das hängt zusammen. Und das soll er wissen. Spreche
mit dem Bild, mit deinem Freund, dem Vater von deinem Kind.
Kl: Als Du mich an unserem Umzugstag die Treppen hochgeschupst hast, habe ich
mich so gedemütigt gefühlt, so er-niedrigt. Und diese Szene hat mit
dazu beigetragen, daß ich jetzt nicht mehr die Treppen hochlaufen kann.
Th: Spüre einmal, das war eine ganz tie-fe Verletzung. Gedemütigt
fühlen. Nicht ernst genommen, nicht wichtig genommen. So wie als kleines
Kind im Kran-kenhaus. Und dann hast du nachts Fie-ber bekommen. Und dann ist
dein Körper steif geworden? Das Gefühl hat gebrannt wie Fieber.
Kl: Ich habe gezittert. Gezittert vor innerer Kälte.
Th: Wie geht es dir jetzt, wenn du das so spürst?
Kl: Ja, ich sehe ihn immer noch vor mir stehen.
Th: Sage es ihm direkt. Ich sehe dich im-mer noch vor mir stehen.
Kl: Ich sehe dich immer noch vor mir stehen und du weißt überhaupt
nicht, was du gemacht hast.
Th: Wie schaut er aus im Gesicht. Schau einmal hin, wie ist das für ihn?
Kl: Ganz ernst. Ein bißchen verbittert.
Th: Frage ihn einmal, ob er weiß, was er da angerichtet hat oder mit angerichtet
hat? Und schau einmal, ob er mit dem Kopf nickt oder den Kopf schüttelt.
Kl: Ja, er nickt.
Th: Er nickt. Frag ihn mal, ob es ihm leid tut.
Kl: Tut dir das leid wie alles gekommen ist? Ja, es tut ihm leid.
Th: Atme ein bißchen .... Wie ist das? Kannst du das annehmen? - Klientin
bejaht. - Dann sage es ihm.
Kl: Ich glaube es dir.
Th: Frag ihn einmal, was er braucht, da-mit er dich nicht mehr so herabsetzt
und unwürdig behandelt. Was braucht er, wenn das was er braucht eine Farbe
wäre. Welche Farbe wäre das? Schau einmal, welche Farbe er dir zeigt.
Kl: Die Farbe Blau. - Die Klientin läßt sich mit der Farbe Blau anfüllen.
An-schließend füllt sie ihren Freund mit der gewünschten Fabe
an und schaut wie er sich verändert.
Th: Hat sich etwas verändert. Was ist passiert? Wie schaut er jetzt aus?
Wie reagiert er jetzt?
Kl: Du siehst zwar noch ernst aus, aber viel entspannter.
Th: Frage ihn jetzt einmal, ob er jetzt bereit ist dir zu helfen wieder gesund
zu werden. Und schau einmal, ob er mit dem Kopf nickt oder den Kopf schüttelt.
Kl: Bist du bereit mir zu helfen wieder gesund zu werden? - Ja, er nickt.
Th: Bist du bereit es anzunehmen, dir von ihm helfen zu lassen. Sei ehrlich.
- Klientin bejaht. - Hole einmal das kleine Mädchen herbei. Jetzt hast
du schon zwei die dir helfen wollen. Ist sie auch da. - Klientin bejaht. - Frage
sie einmal ob sie weiß, wie lange das dauert und schaue einmal was sie
sagt.
Kl: Das weiß sie nicht.
Th: Dann bitte doch jetzt sie soll dir das nächst wichtige zeigen, was
du aufdecken mußt, was du anschauen mußt und schaue einmal, wo sie
dich hinführt.
Kl: Zu einer Straße.
Th: Dann beschreibe mir einmal was du siehst, wahrnimmst.
Kl: Das ist unsere Spielstraße.
Th: Kannst du dich erinnern. Kennst du das? Dann sei mal dort in deiner Erinne-rung
und spüre oder schaue einmal an dir herunter wie alt bist du jetzt, dort?
Kl: Sechs oder sieben Jahre.
Th: Dann schaue einmal was passiert, warum dich das Mädchen dorthin geführt
hat.
Kl: Da, meine Mutter steht dort auch. Mit einem Kinderwagen mit meinem Bruder.
Die gehen zusammen spazieren.
Th: Wie ist das für dich das zu sehen? Ist das schön oder ...
Kl: Traurig.
Th: Spüre einmal, was macht dich traurig.
Kl: Mein Bruder. Mein Bruder ist nicht mehr da.
Th: Dann spreche ihn einmal an und sa-ge ihm, daß du traurig bist. Rede
ihn ruhig einmal im Kinderwagen an, das ist o.k. und schau einmal, was er sagt.
Kl: Meine Schwester liegt im Kinder-wagen und mein Bruder läuft. Ich bin
traurig, Otto. - Er weint
Th: Was passiert mit ihm? Warum ist er gegangen. Frage ihn einmal. Schau einmal,
was er sagt.
Kl: Warum bist du gegangen? Ich wollte gehen.
Th: Dann sage ihm einmal, daß du heute nicht mehr gehen kannst. Ob er
etwas darüber weiß. Schaue einmal, ob es da einen Zusammenhang gibt.
Kl: Weißt du etwas darüber, warum ich heute nicht mehr gehen kann?
- Ja. Er nickt. Dann sag`s mir bitte. Du bist zu lieb gewesen.
Th: Verstehst Du was er meint? - Klientin bejaht und weint leise.
Th: Weine. Komm, nicht festhalten. Es ist gut zu weinen. Es ist eine Reinigung
für deine Seele. Traurigkeit fließen lassen. Es ist o.k.. Kannst
du mir er erzäh-len, was er meint. Du bist zu lieb gewesen.
Kl: Ja. Ich war nie böse. Nie frech.
Th: Ist es so etwas, du hast nie ein Widerwort gehalten, du hat nie „Nein“
gesagt, du hast dich nie gewährt, du hast immer alles ertragen. Ist es
so etwas, was er meint?
Kl: Ja, das meint er.
Th: Ah, ja. Ist es so etwas wie du hast alles in dich hineingefressen? - Klientin
bejaht. - Und das hat dich jetzt erstarrt, unbeweglich gemacht? Schau einmal
ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Er nickt. - Klientin weint.
Th: Frag mal, wenn du es ab jetzt anders machen würdest, anfangen würdest
dich zu wehren, nicht mehr alles ertragen, „Nein“ zu sagen; ob du
dann wieder an-fangen würdest gesund zu werden? Schau mal ob er auch wieder
nickt oder mit dem Kopf schüttelt?
Kl: Wenn ich jetzt wieder anfangen wür-de mich zu wehren, zornig zu sein,
nein zu sagen, zu widersprechen, auch Wut zu zeigen, könnte ich da vielleicht
wieder gesund werden? - Er nickt.
Th: Gut dann frag ihn ganz konkret, ist er bereit dir zu helfen? Kommt ein ja
oder nein.
Kl: Bist du bereit mir dabei zu helfen? - Er kann mir ja gar nicht mehr helfen,
er ist ja schon tot.
Th: Schau mal ob das Bild nickt. Das Bild lebt ja in dir.
Kl: Ja, es nickt.
Th: Dieses Bild ist deine Energie. Ist deine Erinnerung, die Symbolebene von
all dem, was du mit ihm erlebt hast, wenn du so willst. Er selbst ist tot, aber
vielleicht steht er sogar in Verbindung mit der Energie, das weiß ja niemand
so richtig. Vielleicht hilft er dir ja auch anders, wer weiß. Schau einmal,
jetzt hast du schon drei Leute. Das kleine Mädchen, deinen Bruder und deinen
Freund. Laß` sie einmal alle zusammen da sein und schau sie dir einmal
an. Nah, wie sieht es aus? Die drei wollen dir zumindest helfen. Wie ist das
für dich?
Kl: Ja, daß das ist ganz komisch. Das sieht so aus, als wären wir
drei Ge-schwister.
Th: Wenn du das so siehst wie ist ist das für dich? Freust du dich?
Kl: Ja, ich freue mich.
Th: Schau mal, das sind deine Energie-bilder oder deine Energie und die haben
so einen direkten Kontakt zu all dem was in dir lebt und da ist. Es ist deine
Energie. Schau einmal ob das stimmt. Dann sollen sie mit dem Kopf nicken und
wenn es nicht stimmt den Kopf schütteln. Schau einmal, was sie machen.
Kl: Ja. Ja, sie sagen ja.
Th: Frage sie einmal wie lange es ungefähr dauert, wenn du jetzt anfängst
im-mer mehr das wahrzunehmen und aufzuarbeiten und dich anfängst zu wehren
und dich durchzusetzen. Dauert es Mo-nate oder Jahre oder wie lange dauert es.
Wenn sie irgendetwas wissen, sollen sie einmal eine Idee darüber geben.
Es muß ja nicht genau stimmen.
Kl: Was denkt ihr, wie lange könnte das noch dauern, wenn ich jetzt anfange
mich zu wehren und mich durchzusetzen, so ungefähr? - Jahre, Jahre.
Th: O.k., dann gehe einmal diese Zeit vorwärts und schau einmal wie es
ausschauen würde, damit du einmal eine Idee darüber kriegst. Geh einfach
einmal ein paar Jahre vorwärts. Du brauchst auch ein bißchen Zeit
dafür es zu lernen, es sich immer wieder langsam sich entwickeln zu lassen,
wieder beweglich zu werden, dich durchzusetzen, für dich zu gehen, im wörtlichsten
Sinne. Du kannst es direkt so nehmen. Dann schau dich einmal an in ein bis zwei
Jahren oder drei Jahren. Laß einfach einmal Bilder dazu auftauchen wie
du dann im Leben bist. Schau einmal, was auftaucht, jetzt. Taucht etwas auf?
Kl: Ja, ich bin viel kräftiger. Ich sehe eigentlich ganz normal aus. Ich
stehe auch ganz gerade da.
Th: Ja, dann schau einmal. Im Bild ist es möglich, ist es auch potentiell
möglich? Das heißt, alles ist wieder machbar. Du kannst dahin kommen,
sonst würde dieses Bild nicht auftauchen. Den Weg mußt du gehen lernen.
Das heißt, im wahrsten Sinne des Wortes mußt du wieder gehen lernen.
Kannst du spüren was ich meine? - Klientin bejaht. - Das Leben will dir
laufen lernen. Dann sprech dich doch einmal an in deiner Zukunft in diesem Bett
und frag dich doch einmal wie es dir geht oder was wichtig war. Oder höre
einmal ob sie, also du in der Zu-kunft, eine Botschaft für dich jetzt hast.
Kl: Das ist komisch. Ich stehe bei meiner Freundin in Köln am Haus. Dort
wo ich jetzt zu Besuch bin.
Th: Bei der Marlies. -Klientin bejaht. - Dann laß sie doch einmal auftauchen,
vielleicht hat sie dir geholfen in der Zwi-schenzeit.
Kl: Ich denke, sie hat mir geholfen.
Th: Sie ist ja gerade dabei zu lernen so zu arbeiten, das alles aufzuarbeiten
in ihr. Wer weiß, vielleicht hat sie dir wirklich geholfen. Schau einmal
was sie sagt. Laß sie einfach einmal auftauchen.
Kl: Sie kam ganz langsam die Treppen herunter. Sie steht gerade am Haus. Jetzt
kommt sie.
Th: Laufe einmal ein bißchen hin und her. Zeig`s ihr einmal und schau
einmal wie es für sie ist. - Klientin lacht. - Spüre einmal ob es
sich dafür rentiert wieder gehen zu lernen. Und sage mir einmal, ob du
ein klares „Ja“ dafür hast? - Klientin bejaht. - Bist du auch
bereit wenn es wehtut weiterzugehen. Wie so ein kleines Kind, es fällt
hin hat sich wehgetan, es schreit, steht wieder auf und läuft weiter. -
Klientin bejaht. - Dann se-he ich auch kein Problem. Gut. Wir wollen ja heute
mal so ein bißchen eine Übersicht kriegen. Dann gehe doch einmal
wieder zurück in den ersten Raum und schau einmal ob der Raum sich jetzt
verändert hat. Sei einmal wieder in dem Gang und schau in den Raum hinein
in dem das Mädchen war und erzähle mir einmal wie er jetzt aussieht.
Kl: Da dringt Tageslicht durchs Fenster. So ein kleines Kellerfenster.
Th: Merkst du etwas. Da kommt die Son-ne wieder herein - langsam. Das Licht
kommt wieder herein. - Klientin bejaht. - Gibt es noch etwas auffälliges
in dem Raum. Schaue dich einfach noch einmal um.
Kl: So ein kleiner Hocker steht dort.
Th: Da wo dieses Mädchen so lange draufgehockt hat?
Kl: Die hat erst in der Ecke gehockt. Unten auf der Erde.
Th: Gut, wir können uns ja irgendwann noch einmal mit diesem Raum beschäftigen.
Dann gehe einfach wieder `raus aus dem Raum in den Gang und dann schaust du
dir noch eine Tür an. Wenn du jetzt wieder in dem Gang bist, sage mir,
welche Türe du dir aussuchst.
Kl: Links, die dritte Tür.
Th: Laß auch dort wieder ein Wort auftauchen. Schau einmal was da steht
oder was dir einfällt.
Kl: Spielzeug.
Th: Gut, dann öffne einmal die Tür. Schau einmal, was du wahrnimmst.
Kl: Da sitzen sie auf dem Sofa meine Plüschtiere. Ich hatte einen Teddy
und eine Puppe. Die sitzen dort. Und so eine große Maus.
Th: Spreche sie einmal an und sage ih-nen, ich kenne euch noch von damals oder
so etwas. Traue dich einfach. Die freuen sich vielleicht darauf. Die reagieren
darauf. Die leben alle in dir. Du hast sie mal geliebt. - Klientin bejaht. -
Dann sage es ihnen.
Kl: Tara, du bist noch da. Du hast noch genau so schöne kastanienbraune,
lan-ge Haare, wie damals.
Th: Schau einmal, was sie antwortet. Das kannst du in der Innenwelt anfordern.
Kl: Ich war gerne bei dir.
Th: Erlaube dir einmal dich zu erinnern wie es wahr, so als Kind. Da sind be-stimmt
noch glückliche Momente in deiner Innenwelt. Momente in denen sie dich
verstanden hat, deine Puppe, wenn du mit ihr gesprochen hast. .... Jetzt wollen
sie dich erinnern wie schön leicht du doch als Kind warst, wie lebendig.
Wenn ja, dann lasse einmal so eine Szene auftauchen. Wie schön sich das
anfühlt zu leben und da zu sein.
Kl: Da denke ich an meine Großeltern.
Th: Dann lasse sie auftauchen. Lasse sie da sein.
Kl: Da denke ich an den schönen großen Garten. Da war ich immer am
glücklichsten.
Th: Dann sei noch einmal dort jetzt. Erinnere dich an diese Zeiten. Den Garten
gibt es noch in dir. Schau ihn dir noch einmal an. Lasse deine Oma und deinen
Opa noch einmal auftauchen und schau einmal wie sie ausschauen und wie sie reagieren.
Kl: Die freuen sich.
Th: Dann spüre einmal den Boden, den Duft und die Blumen. Versuche einmal
alles ganz intensiv wieder wahrzunehmen und nimm es in dich auf, in deinen Körper,
jetzt. - Pause. - Ja, was erlebst du?
Kl: Wie ich dort in dem Garten bin und mit dem Fahrrad geradeaus fahre. In den
Wald dort. Es sind sandige Wege dort. Manchmal muß man aufpassen, daß
man nicht hinfällt mit dem Rad, weil es sich im Sand verhängt.
Th: Dann spüre doch einmal wie leicht und lebendig dein Körper da
ist und die Bewegungen ausführt.
Kl: Ja, ich stehe direkt auf dem Fahrrad drauf.
Th: Dann erlaube deinem Körper, daß er sich erinnert. Wie fühlt
es sich an beweglich zu sein? Und du kannst dich wieder dorthin entwickeln.
Wenn es o.k. ist dann sage mir bescheid, dann kommst du zu-rück in den
Gang mit den Türen, dann können wir noch einmal woanders gucken. Und
wenn du möchtest kannst du auch noch ein bißchen da bleiben. Sage
mir einfach bescheid.
Kl: Ich will nirgendwo mehr weitergucken.
Th: O.k. Wir können es auch so stehen lassen. Ich denke, du hast das Wesent-liche
wahrgenommen, worum es geht und wie gearbeitet wird. Es sieht alles ganz toll
aus und es sind sehr schöne Aspekte in dir drin. Und ich mache das immer
so am Ende der Session, daß ich die Leute so fünf bis zehn Minuten
ganz alleine für sich, damit sie einfach da sein können, sich noch
einmal ausruhen können und so spüren können, was alles passiert
ist. Und wenn du möchtest, kannst du auch dort in diesem Garten bei deinen
Großeltern bleiben und was ich dir noch vorschlage: Wenn du möchtest
hol dieses kleine Mädchen aus dem Keller mit hinzu, daß du dort nicht
alleine bist, sondern daß sie auch diese Freiheit spürt und sich
wieder erinnert. Weil dieses kleine Mädchen im Keller ist auch so ein bißchen
Vorbild von dir, so dein inneres Kind vielleicht und das soll sich auf wieder
freuen. Oder dein Bruder wenn du magst. Das innere Bild von deinem Bruder, laß
es auch wieder da sein. Dann lasse ich dich jetzt so fünf bis zehn Minuten
alleine und dann komme ich wieder.
- Klientin bejaht. - Soll ich dir ein bißchen Musik geben? - Klientin
bejaht. -
Nachgespräch:
Der Therapeut fragt, ob noch etwas passiert ist.
Kl: Ich habe das Gefühl, die Sonne scheint wieder. Ich habe überhaupt
nicht an Dunkelheit gedacht. Meine Arme sind sonst so schwer. Jetzt sind sie
richtig schön warm und so ein bißchen locker. Das freut mich. Ich
habe noch bemerkt, daß ich seit ein paar Jahren keine Trä-nenflüssigkeit
mehr habe. Und als ich vorhin geweint habe, habe ich gemerkt, daß mir
Tränen heruntergelaufen sind. Ich habe zwar oft geweint in den letzten
Jahren, aber ich habe keine Tränen mehr gehabt.
Th: Also du mußt wieder laufen lernen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das
ist schon auch ein Wegstück wieder zurück und das kann auch ein bißchen
dauern. Das halte ich auch für realistisch. Wobei es dann immer besser,
intensiver und leichter wird. Das ist halt auch ein langer Weg wieder zurück.
Kl: Das komische ist, daß ich in meinen Träumen immer laufen kann
und daß ich dort gerade auch immer viele Treppen habe, auch in meinen
Träumen. Treppen hoch und Treppen runter springe ich und hüpfe ich
geradezu.
Th: Treppen stehen für Übergänge, d.h. es ist so etwas wie du
mußt da einen Übergang schaffen wieder ins Leben. Wie eine Herausforderung,
wie etwas erklimmen. Du mußt dich auf eine neue Ebene wieder hocharbeiten.
Und das wird schon dein ganzes Leben verändern von deiner inneren tiefen
Grund-haltung her. Und deshalb ist es auch schon ein Entwicklungsprozeß.
Und wenn ich solche Bilder sehe, muß halt auch ganz viel in der Kindheit
locker gemacht werden. Weil wenn du als Kind im Krankenhaus liegst und deine
Eltern tauchen nicht auf, ist das ein starkes, ganz intensives Zeichen von nicht
angenommen sein auch vom Leben nicht ...
Kl: Es war sogar monatelang, aber ich weiß gar nicht warum mir das vorhin
einfiel, da war ich erst vier Jahre oder so.
Th: Wie lange bist du jetzt in diesem Zustand.
Kl: So schlimm ist es erst in den letzten drei Jahren ungefähr geworden.
Insge-samt acht Jahre. In den ersten drei Jahren hat man es kaum gesehen.
Th: Das sind meist so die ersten Anzeichen, dann rutscht es immer mehr in die
Erstarrungsmuster rein. Es ist so etwas wie es kippt wieder in ein neues Gleichgewicht
und dieses neue Gleichgewicht heißt Erstarrung energetisch. ...