Katathymes Bilderleben: Hanscarl Leuner


Das Katathyme Bilderleben in Theorie und Praxis

Die Standardmotive und ihre Bedeutung
Die Prinzipien
Die therapeutische Praxis - Mittelstufe
Die Symbolik

Das Katathyme Bilderleben in Theorie und Praxis.: (M Schmidt)

Die Entwicklung des katathymen Bilderlebens begann 1948 durch Hanscarl Leuner, als er den inneren Dialog einführte. Die Hauptgrundlage war die Tagtraumtechnik, die der schweizer Psychotherapeut Frank 1913 entwickelt hatte.

Das katathyme Bilderleben gliedert sich in drei Teile. Die Grundstufe, die Mittelstufe und die Oberstufe.

Die Grundstufe ist ein vorsichtiges abwägendes Therapieverfahren, das in 23 h erlernt werden kann. Es wird bei Klienten eingesetzt, die wenig Phantasie haben, bei Intellektuellen und bei allen, die immer nur Anweisungen folgen und völlig ratlos sind, wenn sie selber einmal etwas entscheiden sollen. Ab der Mittelstufe wird freier gearbeitet - konfrontativ, assoziativ, mit der Entfaltung der Kreativität und der kreativen Problemlösung. Die Oberstufe arbeitet provokativ und mit den „schwierigen Symbolen“.

Die Therapiepraxis

Eine Therapie dauert 50 Minuten. Dabei sitzt der Therapeut neben dem Klient in Kopfhöhe.Während der gesamten Therapiestunde läuft ein Kassettenrekorder. Die Augen des Klienten sind geschlossen. Es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Der Therapeut interpretiert und beurteilt, teilt das Ergebnis dem Klienten aber nicht mit. Auch Ratschläge sind zu vermeiden, auch dann, wenn der Klient darum bittet. - Lösungen dürfen vorgeschlagen und Hilfen gegeben werden. Aber wir verwenden keine Suggestionen.

Immer auf den Gefühlston des Klienten achten und darauf reagieren. Formulierungen an den Klienten dürfen nicht als Mißbilligung oder als Strafe erlebt werden. Deshalb sagen wir nicht: Das ist falsch oder das machen wir nicht, sondern wir sagen: „Laß uns etwas anderes probieren“.
Und wenn es etwas anderes ist, ist es auch in Ordnung. Denn es existiert hier kein richtig und kein falsch! - Alles ist ok !!!

Sobald Personen auftauchen, sollen diese beobachtet werden - was sie tun, wie sie aussehen. Ihr Gesichtsausdruck sollte so genau wie möglich beschrieben werden. Anschließend mit ihnen ein Gesprächsdialog beginnen. Bei den Klienten auch längere Pausen zulassen. Denn Gefühle und Stimmungen, Emotionen und Affekte brauchen einfach Zeit, um sich zu entfalten und richtig entwickeln zu können. Deshalb nicht ungeduldig werden, auch wenn „das alles viel zu lange dauert“. Und in dieser Entwicklungszeit möglichst wenig stören - das heißt, möglichst wenig fragen. Je intensiver die Beschäftigung mit dem entsprechenden Motiv (oder Stimmung) ist, desto wirksamer ist sie therapeutisch.

So hat der schweizer Psychotherapeut Frank 1914 bereits herausgefunden, daß unsere Psyche eine interessante Eigenschaft hat. Er schreibt: Die Psyche zeigt uns freiwillig, worauf es ihr in ihrem Entwicklungsprozess ankommt.

Zeigarnik entdeckte 1927 die Psychologie der unvollendeten Handlung. Der heißt: - Der gestörte Abschluß einer Handlung hinterläßt einen dynamischen Spannungszustand, der auf Ausgleich drängt.

Wir können mit unseren inneren Bildern alle uns denkbaren Aktionen und Handlungen vornehmen, Rollenspiele veranstalten oder Rollen tauschen. Jede Handlung ist absolut in Ordnung, da dieses den inneren Spannungszustand ausgleicht. Ist die innere Spannung erst einmal gelöscht, existieren auch die Konflikte und Probleme nicht mehr.
Es existiert hier kein richtig und kein falsch mehr! - Denn alles ist ok !!!

Somit können wir alle Konflikte und Probleme - seien es hochaktuelle, gegenwärtige oder längst vergangene, zugedeckte - erfolgreich therapieren. Und es spielt keine Rolle, wie stark und ausgeprägt dieser ursprüngliche Konflikt einmal war. Jeder Konflikt wird generell als Symboldrama angegangen.
Der Klient kann Verzweiflung, Wut, Trauer und Ärger abreagieren und so erheblich zur Förderung seines Selbstbewußtseins und seiner Sicherheit beiträgt. Dabei werden die Imaginationen selbst banaler Alltagssituationen emotional viel intensiver erlebt, als sie in Wirklichkeit waren. Dadurch werden verdrängte Konflikte und Zusammenhänge viel leichter und auch bewußter wahrgenommen. Wir können den Klienten auch ermutigen, seiner Phantasie absolut frei laufen zu lassen. Oder wir fragen ihn, was er jetzt gerne tun möchte oder was ihm Freude bereiten würde. Und wir lassen uns alles genau erzählen. Es zeigt sich, daß alle Gedanken und Imaginationen, die entstehen, immer mehr auf den eigentlichen Konflikt hinsteuern. Somit wird jeder Konflikt mit Sicherheit erfaßt. (S.162)
Manchmal hält der Klient auch an Alltagserinnerungen fest. Diese oft banalen Erinnerungen führen trotzdem erstaunlich oft zu den Konfliktherden - wenn man sie entsprechend lange beibehält.

Auch das Gegenteil kann eintreten. Besonders beliebt sind bei Jugendlichen extravagante Phantasien, die, wenn irgend möglich, gefördert werden sollen. Denn durch diese Verstärkung erreichen sie schnell eine „dynamische Sättigung“. Solche Fantasiegeschichten können sein: Schweben durch den Weltenraum oder sich in eine Rakete verwandeln, die dann aggressiv durch eine Supernova stößt. Oder einfach mal nur der große Star sein, das entscheidende Tor zu schießen, Olympiasieger sein oder Weltmeister, bei einer großen Schlacht mitzumachen - seien es Ritterkämpfe oder einfach nur Tomaten-, Schlamm-, Schnee- oder Wasserschlachten. - Alles ist möglich und darf ausagiert werden.
Damit werden auch bestimmte aufkeimende Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig aufgearbeitet. Und die Persönlichkeit des Klienten wird gestärkt. Ebenfalls die Selbständigkeit, die Eigenverantwortlichkeit und das Ich.

Wir haben bei unserer Therapie sehr mächtige Verbündete. So können wir die inneren Figuren füttern, uns mit ihnen unterhalten, lachen, spielen, tanzen und singen, streicheln und Spaß haben. Oder sie loben. Oder in den Vulkan werfen.
Die therapeutische Zielsetzung dieser „lmaginär - Therapien“ ist die Aufarbeitung von unbewußten Konflikten und Persönlichkeitsstörungen. Es ist eine sehr gute, differenzierte Methode bei der Anwendung von neurotischen und psychosomatischen Krankheiten, denn es entfaltet eine tiefgreifende Wirkung.

Das therapeutische Ziel besteht darin, diese verdrängten Tendenzen (als Symbolgestalten) ins Bewußtsein zu bringen, sie anzunehmen und zu akzeptieren, indem man sich mit ihnen befaßt. GG Jung spricht hier vom Schatten der Person.

Mit den Imaginationen dieser Technik besitzen wir die Möglichkeit, unsere inneren latenten Selbstheilungskräfte zu erschließen und zu entfalten. Dabei spielt die Persönlichkeit des Therapeuten eine wichtige Rolle, denn er fördert ganz entscheidend den Einfallsreichtum des Klienten.
Dabei hat sich herausgestellt, daß sich die entwickelnden Bilder oder Geschichten nicht mit dem Willen beeinflussen lassen oder sich gar steuern lassen. Sie sind völlig autonom. Sie besitzen ihre eigenen Gesetze, haben ihre eigenen Gefühle und können farbig und plastisch sein. Auch die Szenenabläufe sind nicht oder kaum beeinflußbar. Doch man kann sich in ihnen bewegen, aktiv werden, Personen begegnen oder Tieren, verreisen und sich aktiv betätigen. Durch ihre völlige Autonomität sind sie deshalb auch nicht oder nur wenig von außen - vom Therapeuten her steuerbar.

Die inneren Figuren sind das Abbild deiner momentanen Gefühle. Deshalb gilt: Schon die kleinsten Veränderungen und Wandlungen unserer Psyche und unserer Gefühlsregungen schlagen sich unverzüglich in den inneren Bildern nieder.

Es kommt auf die freie Entfaltung der spontan auftretenden Gefühle und Affekte an und die daraus folgenden kreativen Imaginationen (Leuner 1964).

Nach der Konfrontation, dem Durchleben und Durchleiden der Konflikte und dem abreagieren der negativen Affekte erlebt der Klient eine innere Entlastung, Erleichterung und Befreiung. Dies kommt im Wandlungsphänomen zum Ausdruck.!!
Auch Streßsituationen, Entsetzen und Angst können auftauchen. Sie werden dann noch einmal durchlebt und durchlitten. Danach ist dein Ich gestärkt (S.172). Sollte der Klient Angst bekommen, gibt der Therapeut Schutz oder Ermutigung.

Bei furchterregenden Bildinhalten beobachten und beschreibe die Details genau. Diese Art der Konfrontation mit der inneren Realität nimmt den angsterregenden Gestalten ihre Affektbesetzung. (Angst). !!! Dabei Augenkontakt halten.

Auch die Versöhnung gelingt mit realen Gestalten, realen Situationen, als auch mit Symbolgestalten (oder persönliche, positive Selbstgespräche führen).
Angst entsteht, wenn ein abgespaltener Triebanteil wieder bewußt gemacht werden soll. Die affektive Erregung während der Konfrontation wird als Abfließen und Verarbeiten des verdrängten Affektes des inneren Widerstandes betrachtet.

Schließlich sind alle Vorstellungen, auch ohne Bilder, und alle Arten der Phantasie bereits therapeutisch wirksam. Innere Bilder sind also keinesfalls Voraussetzung. Und das gilt sogar bei geöffneten Augen.

Die Technik - Versöhnen-Nähren - kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Sie ermöglicht es, alle Konflikte und Probleme zufriedenstellend zu lösen.

Arnold (1976): Im psychischen System ist alles mit allem verbunden.

Melodie und Rhythmus regen den assoziativen Fluß der imaginativen Bilder an. Die begleitenden Gefühle und Affekte werden ebenfalls deutlich aktiviert. Das führt dann oft zu einer tiefen Bewegtheit.

So finden auch spontane emotionale Entwicklungsphasen statt, wo unterdrückte Bedürfnisse nachgeholt und agierend ausgelebt werden. Dabei entfalten sich die vorher abgewehrten und unterdrückten - teils aggressiven - vitalen Impulse.

Meist entwickeln sich aus dem anfänglichen trockenen Inhalt eindrucksvolle intensive Erlebnisse und Abenteuer. Je länger dieses Erlebnis dann dauert, desto plastischer und farbiger wirkt alles. Und die Gefühle intensivieren sich. Und nach der Therapie ist der Klient dann wieder richtig gut drauf. - Wie nach einer Woche Urlaub.

Um Alltagsprobleme zu lösen, verwenden wir das symbolische Probehandeln.

Wenn der Klient Angst vor bestimmten Menschen hat oder vor bestimmten Situationen, stellen wir uns diese Situation real vor und lassen die inneren Figuren einfach handeln. Das ist sehr wirksam. Hierbei werden die Probleme schnell und einfach positiv gelöst. Gleichzeitig werden positive Verhaltensänderungen erreicht.

Diese Verhaltensänderungen zeigen sich im äußeren realen Leben allerdings oft erst nach einigen Wochen oder Monaten.
Als Symbolgestalten erscheinen manchmal gräßliche, böseartige Monster - meist Gestalten, die sehr intensive Angstgefühle und Aggressionen auslösen können.

Es kann auch gar nicht anders sein, denn nur die gemeinen, bösen Gestalten wurden ja abgespalten und bedürfen jetzt der Integration.
Doch je freundlicher der Klient dem Tier gegenübertritt, desto ruhiger wird das Tier. Wird aber der Klient ängstlich oder gar aggressiv, wird auch das Tier sofort wütend! Das mimische und motorische Verhalten des Tieres spiegelt also in Wirklichkeit das unbewußte emotionale Verhalten des Klienten wider.
Angst entsteht, wenn ein abgespaltener Triebanteil wieder bewußt gemacht werden soll. Dabei bedeutet ein negatives Symbol, daß eine starke Abwehr vorhanden ist, die ein abspaltendes Erlebnis beinhaltet, das zum Schutz des ICHs besteht.

Nur verdrängte Ereignisse, Erlebnisse, ja auch Probleme werden symbolisch dargestellt. Je schlimmer und gefährlicher das Ereignis war, desto fieser und hinterhältiger scheinen die Symbolgestalten auch zu sein.Wenn es dem Klienten hingegen gelingt, ein nettes Wort oder eine nette Geste aufbringen zu können, sind sie maßlos überrascht, wie intensiv das wirkt.
Dabei hilft der Innere Führer. Dieser ist eine Symbolgestalt, der dem Klienten Vertrauen einflöst. Er besitzt „das Wissen um den rechten Weg.“ !!! Und ist jederzeit aufrufbar und handelt völlig autonom. Deshalb können sie auch den Klienten führen. So ist der Klient in der Lage, um sich von vielen einengenden und schwierigen Situationen zu befreien.
Der Therapeut soll stets versuchen, dem Klienten Mut zu machen, damit er sich zutraut, all diese Szenen weiter zu bearbeiten.

 

Die Standardmotive und ihre Bedeutung

  1. Die Wiese ist das erste der fünf Grundstufenmotive. Sie spiegelt unsere gegenwärtige momentane Stimmung wieder.
  2. Der Bachlauf ist der Ausdruck der fließenden seelischen Entwicklung und der ungehinderten Entfaltung der seelischen Energie.
    Beschrieben wird der Weg zur Quelle und der Weg zur Mündung - zum Meer.
  3. Der Berg entspricht den Bezugspersonen des jetzigen Lebens. Das kann z.B. der Vater sein. Aber, es ist immer jemand, der Macht auf dich ausübt. Auch ungelöste Konfliktstrukturen werden sichtbar. Beschrieben wird der Berg aus der Ferne, der Aufstieg zum Gipfel, das Gipfelpanorama und der Abstieg. Dabei zeigt der Aufstieg die persönliche Entwicklung an und wie er seine Aufgaben bewältigt. Die Steilheit des Weges entspricht dem Ehrgeiz des Klienten.
    Der Rundblick auf dem Berg wird gewertet als der geistige Überblick über die eigene innerseelische und emotionale Verfassung. Aber auch als die momentane Einschätzung der jetzigen Lebenslage.
  4. Das Haus wird als Ausdruck für das Selbstbewußt-sein gewertet, für die Einschätzungen zu sich selbst, für Vorlieben und Wünsche. Beschrieben wird das Haus von außen, die Zimmer, besonders die Küche mit dem Kühlschrank, der Vorratsraum und natürlich - der Keller.
  5. Der Waldrand zählt zum Unterbewußtsein. Es ist der Aufenthaltsort von Konflikten - ob Personen, Tiere oder Symbolgestalten. Das können Räuber sein oder Riesen, Hexen, oder auch der böse Nachbar.
  6. Beziehungspersonen können sein: Ehepartner, Freunde, Chef usw.
  7. Zur Sexualität zählen u.a. der Rosenbusch, die Kutsche und das Auto.
  8. Der Löwe ist das Symbol für die Aggression, die Durchsetzungsfähigkeit und die Selbstbehauptung.
  9. Das Ideal - Ich, (Freud 1923) auch Über-Ich genannt, wird angewendet bei Klienten mit bestimmten Leitsätzen.
    Z.B.: Das kann man doch nicht machen, was werden denn die Leute sagen usw.
  10. Die Höhle, das weibliche Symbol des KB, kann Schutz bieten vor einer feindlichen Außenwelt. Da sie aber auch der Eingang zum Erdinneren ist, kann hier viel unbewußtes, dynamisches Material lagern.
  11. Das Foliant ist ein Schriftstück, ein Buch, ein Bild oder Fotoalbum oder ein Gegenstand, z.B. ein alter Teddy, den der Klient ausgegraben hat.
  12. Die magischen Flüssigkeiten - Wasser, Milch, Speichel, Blut und Urin - entfalten in der Therapie eine nicht erklärbare Wirkung. Sie werden deshalb von vielen Wissenschaftler als Placeboeffekt abgelehnt.
    Besonders das imaginäre Wasser ist hochwirksam. So können wir damit heiße Umschläge machen oder Kneipanwendungen oder baden und schwimmen.
  13. Dazu kommen noch die Symbole eines Baumes oder einer Baumgruppe, einer Tierfamilie, eines gläsernen Leibes, um nur einige zu nennen. Hierbei bedeutet der Baum - Lebensenergie.
  14. Das Sumpfloch hängt mit der Sauberkeitserziehung zusammen. Es hat aber auch die Bedeutung - Sexualität - Schmutzig - bä!
    Und man kann feststellen, wie dynamisch dieses betreffende Material noch ist.
  15. Das Meer ist das Symbol des Unterbewußtseins. Es symbolisiert positive als auch negative Eigenschaften und hat starke therapeutische Wirkung. Eine Woche imaginäres Schwimmen kann Depressionen abbauen.
  16. Der Vulkan besitzt das Phänomen, zu den absolut tiefsten Schichten eine Verbindung zu haben. Seine symbolische Bedeutung liegt im Freiwerden von extrem aggressiven Impulsen. Deshalb wird er zum Abreagieren von starken aggressiven Impulsen verwendet. Dadurch können die inneren aggressiven Erregungen -meistens extreme Wut- abreagiert und abgebaut werden. Der Klient rastet aus.
    Beim Einsatz dieser Therapiemöglichkeit entstehen beim Klienten keinerlei Schuldgefühle. Und er kann alles, was ihn wütend macht, in den Krater werfen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies Sachen sind oder Tiere, Symbolgestalten oder auch Menschen, die er abgrundtief haßt. Der Haß verfliegt und der Vulkan erlischt. So besteht jetzt endlich wieder die Möglichkeit, normal weiter zu arbeiten.
    Beim Sumpf loch, dem Meer und dem Vulkan wird fast der gesamte Abwehrmechanismus unterwandert und außer Kraft gesetzt.
    Deshalb kann es hierbei auch zu heftigsten Reaktionen kommen.
  17. Hierzu zählt das magische farbige Licht - Musik und Rhythmus.

- Die magische Therapie -

Dazu zählt der Innere Führer oder Schrittmacher. Dies sind Symbolgestalten (Leitfiguren), die den Klienten Vertrauen einflösen, hilfreich und freundlich sind. Immer! Es können Menschen (der Bote, der alte Weise), Tiere (Pferd, Hund, Adler, Delphin) oder mythologische Figuren (z.B. fliegender Teppich) sein. Auch der Verbündete als Leitfigur zählt dazu.
Alle besitzen „das Wissen um den rechten Weg.“ !!!!! Sie sind jederzeit aufrufbar und handeln völlig autonom.
Sie können eine leitende Funktion übernehmen. Dabei sind sie therapeutisch wertvoll - sie führen auf fixierte Bilder hin, auf emotionale Erlebnislücken oder auch auf neue Ansätze und Wendungen und zu symbolischen Problemlösungen.!! Dadurch kann der Klient von vielen einengenden Situationen befreit werden.

Beispiel einer Leitfigur:

Ein fliegender Hai taucht auf. Nachdem seine anfängliche Feindseligkeit durch Konfrontation und Nähren umgestimmt wurde, wird er als vertrauensvoll erlebt. Durch seine überlegene Stärke, Geschicklichkeit und Mut wird er zum mächtigen Verbündeten des Klienten zur angstbesetzten Auseinandersetzung seiner Spinnen.
Bewundernswert ist der geniale umfassende und zuverlässige Überblick des Haies über die Situation. Er lenkt den Klienten schließlich nur noch durch seinen Gesichtsausdruck: zufrieden-unzufrieden.

a) Nähren und Anreichern

Dies bezieht sich auf den Umgang mit feindseligen und angstbesetzten Symbolgestalten und Realgestalten. Dazu zählen wilde Tiere, Ungeheuer, Hexen usw. Sie bekommen zu essen und zu trinken - viel viel mehr, als wie man es für möglich hält. Und es bleibt noch jede Menge Vorrat übrig.
z.B.: Student lädt seinen Professor zu einem üppigen Picknick ein.
Anreichern hingegen heißt - gib einem Männlichen etwas männliches und einem Weiblichen etwas weibliches - zum essen, zum spielen usw. - nach dem Prinzip -gleiches mit gleichem Material anreichern-. Die Wirkung ist phänomenal.
Z.B.: Ein erschöpfter oder toter Mann liegt im Gang. Stell dir vor, ein Riese kommt die Treppe herunter. Der Riese kommt, sieht den Schwachen auf dem Boden liegen, hebt ihn auf und zieht ihn über, als wäre der ein Anzug. In diesem Moment wandelt sich die Gestalt und er wird zu Wilhelm Tell.

b) Erschöpfen - Mindern

Wird angewendet bei Haßimpulsen, bei Rachegefühlen und bei Gewalttätigkeit. Hier wird das Symbolff verfolgt und gejagt, bis es erschöpft zusammenbricht.

c) Versöhnen und zärtliches Umfangen - mit Probehandeln

Hiermit ist gemeint: berühren, betasten, streicheln, sich liebevoll anschauen und sich freundschaftlich miteinander unterhalten. Komplimente machen, lachen, sagen, daß man ihn mag oder auch freundschaftlich auf die Schultern klopfen.
Diese Möglichkeit ist auch hervorragend geeignet auch bei Menschen, die ihre Eltern, Geschwistern usw hassen. Haronian (1967).

 

Die fixierten Bilder

Sehr wichtig sind die fixierten Bilder, denn dort sitzen Probleme. Fixierte Bilder sind Szenen, deren Inhalt immer genau gleich bleibt, wie oft er auch aufgerufen wird. Es gibt keine Änderung - Entwicklung - in der Szene. Sie können Wochen, ja Monate dauern.
Schließlich hat jeder Abwehrmechanismus auch eine Schutzfunktion. Deshalb kann der Klient sie natürlich nicht mal so eben aufgeben. Wenn dann noch eine Struktul darin verankert ist, kann sie erst recht nicht aufgegeben werden. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten zu einer Lösung.
So kann man mit ihnen reden. Innerer (positiver?) Dialog, oder seine Gefühle zeigen. Oder Probehandeln. Frage: - Was möchtest du mit ihr tun?


Beispiel: - Hey Mauer, ich weiß, du bist mein Freund. Und ich weiß, du willst mich vor irgendetwas schützen. Willst du mich vor einer Angst schützen, oder vor irgendeiner Dummheit? Zeige mir doch mal das, wovor du mich schützen willst. Ich möchte dich gerne verstehen. Zeige mir doch mal, was wichtig ist - für mich. OK? OK?
All diese Möglichkeiten können helfen, den Impuls verstärken. Hey Mauer, ich klettere über dich oder sprenge dich weg - funktioniert selten. Ja, oft bewirkt es das Gegenteil -die Abwehr vergrößert sich.- die Mauer wächst.

 

Die therapeutische Technik - Mittelstufe -

Die assoziativen Abläufe sind oft emotional stark besetzt und von großer Eindringlichkeit. Gedankliche Abschweifungen sowohl aus der Vergangenheit als aus der Gegenwart und der Zukunft werden akzeptiert. Aber auch das Verbalisieren von Gefühlen und Körperempfinden, von Alltagserlebnissen, Traummaterial und Phantasievorstellungen werden voll akzeptiert!!! Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Abschweifungen imaginativ oder gedanklich sind!

Dabei sind die Emotionen dieser Erinnerungen (Inhalte) sehr intensiv. Sie können einen stark negativen Affekt besitzen, der durchlebt und durchleidet werden muß. Oder sie besitzen positive Effekte, aus denen dann positive Erlebniskerne Ich-Kerne entstehen, die dabei mithelfen, das Selbstbewußtsein aufzubauen.

Gegen Ende der Sitzung wird der Klient aufgefordert, sich das Ausgangsbild erneut vorzustellen und zu beschreiben. Im Wandlungsphänomen zeigt sich dann das Ausmaß der therapeutischen Wirkung. Daraus entsteht oft die Befreiung eines inneren Druckes eines überlasteten Über-Ichs. Früher wurde dies als Vermeidungstendenz gesehen und abgelehnt. Doch heute habe ich diese Möglichkeit als positiv schätzen gelernt. (Leuner 1987)

Meistens wird in der Gegenwartsform gearbeitet. Manchmal wird auch die Zukunft mit einbezogen. Dazu werden die Probleme -Problemlösungen - durchgespielt. Dazu zählen auch das Probehandeln, die Bearbeitung aktueller Verhaltensstörungen, sowie das Aufarbeiten der Phobien und das Lernen, sich mit bestimmten Situationen auseinanderzusetzen, sei es mit Bezugspersonen, (Ehepartner, Chef usw) oder mit bestimmten Konflikten. (Autofahren, Autoritätsangst, Lampenfieber und vieles mehr).

Es gibt auch die Möglichkeit einer Altersregression - das heißt, der Klient wird in ein früheres Alter -meist Kindheit- zurückversetzt. Dazu kann man sich eine bestimmte Szene, Situation vorstellen und eine Probehandlung durchführen. Achte dabei auf jede Reaktion, die kommt. Auf die Gesichtszüge, die Stimmhaltung, die Handbewegung usw. und handle entsprechend. Dem Klienten darf auch vorausgesagt werden, welche bestimmte Person auf ihn zukommen wird. Laß einfach mal deinen Vater, Mutter, Chef ... auftauchen.
Oder man geht so vor, daß man sagt: Stell dir eine Szene vor, wo du genauso wütend, genauso ärgerlich warst, wo du genau dasselbe Gefühl hattest, wie jetzt und dann laß uns überlegen, was wir gemeinsam tun können.

Fragen stellen:


Die Symbolkonfrontation

Die Symbolkonfrontation wirkt sehr intensiv, kann den therapeutischen Prozess stark abkürzen und wird angewendet bei Autoritätsangst, Krisenintervention und ödipale Beziehungen.
Hier tauchen immer negative, vom ich abgespaltene böse Gestalten auf. Diese Symbole - Schlangen, Drachen, Hexen, Gespenster oder Ungeheuer kommen meist aus dem Wald, der Höhle, dem Sumpfloch oder dem Meer.

Zunächst werden starke Ängste freigesetzt. Die müssen abreagiert, durchlebt und durchlitten werden. Dann findet der innere Dialog statt. Anschließend soll zumindest versucht werden, diesem Wesen gegenüber eine freundlichere Haltung einzunehmen, es zu füttern, sich zu nähern, zu berühren und wenn möglich, auch zu streicheln. Dann kann im Idealfall eine Versöhnung stattfinden.

Bedingung aber ist: Während der gesamten Zeit MUSS der Klient in die Augen des Symbolwesens schauen, als wolle man es mit dem Blick bannen.
Dann vollzieht sich nach spätestens 20 Minuten eine Wandlung der Gestalt. Sie wird matter, vermindert das aggressive Verhalten und verschwindet schließlich. Eventuell taucht dann ein neues Wesen auf. Die Konfrontation beginnt von neuem. Aber sie ist jetzt weniger affektgetragen und benötigt auch weniger Zeit. So kann sich die Reaktionskette weiter und weiter fortbewegen.

Diese Reaktionskette beginnt bei den Kaltblütler, dann folgen Vögel, Säugetiere, dann der Mensch. (Diese Reihenfolge liegt immer fest - Freud 1900).
Interessant ist die innere Wechselwirkung zwischen dem Verhalten des Klienten und dem des Tieres. Je freundlicher die Klientin dem Tier gegenübertritt, desto ruhiger wird das Tier. Wird aber der Klient ängstlich oder gar aggressiv, wird das Tier sofort wütend! Das mimische und motorische Verhalten des Tieres spiegelt also das unbewußte emotionale Verhalten des Klienten wider.

Eine einmal begonnene Konfrontation ist zu Ende zu führen!!! - das heißt, den Prozess so lange fortsetzen, bis sich das aggressive Tier in irgendeiner Weise wandelt, besser ganz verschwindet.Wenn das Tier hingegen flieht oder sich versteckt, wird es vom Klienten gesucht. Meist versteckt es sich in einer Höhle oder im Tunnel, im Wald oder im Wasser. Doch es wird so lange gesucht, bis es gefunden wird. Nur wenn es im Sumpfloch verschwindet, ist die Suche beendet.


Leuner sagt: "Konfrontations-Therapie fortsetzen bis zur Versöhnung".

 

Die Symbolik

Das kann eine Landschaft sein, ein Lebewesen oder auch ein Phantasiegebilde. Auch ein Bild, ein Teddybär oder gar ein Engel kann diese starke Symbolkraft besitzen. Aber auch das Ideal-Ich und das ÜBER-ICH sind hier einzugliedern.

Alle Symbole können sowohl positiv als auch negativ besetzt sein. Das macht jede Interpretation so gefährlich. Durch bewußtes nicht beurteilen wird erreicht, daß sich der Klient aus seinen Regungen, Einfällen, Gedanken und Erinnerungen sich relativ mühelos seine individuelle Symbolbedeutung bewußt machen kann. Denn jedes Symbol ist gleichzeitig ein Ersatz für etwas für ihn Verborgenes.

Ein negatives Symbol bedeutet, daß eine starke Abwehr vorhanden ist, die ein abspaltetes Erlebnis beinhaltet, das zum Schutz des ICHs besteht.

Beispiel: 55 J. Akademiker - leidet an sehr starken Kopfschmerzen.

Ok. Dein krankes Organ kann dir jetzt etwas zeigen, das mit deiner Krankheit oder mit deinem Leiden -mit deinen Kopfschmerzen- zu tun hat. Schau einfach mal in das Innere deines Schädels und stelle dir vor, daß du dort etwas finden wirst. Vielleicht ein Tier, eine Person oder ein Gegenstand. „lch bin jetzt da. Und ich sehe, wie ein kleiner Bär von etwa drei Jahren gegen die Schädeldecke trommelt und heraus will.“

„Stelle dir vor, die Schädeldecke hat ein Loch, wo der Bär herauskommen kann.“ „Ja, da ist eine Tür. Der Bär öffnet sie und springt heraus. Und viele kleine Bären kommen an und springen auch noch heraus. Und jetzt laufen diese Bären alle zu der Fabrik von meinem Vater und trampeln und hauen da alles kurz und klein. Und jetzt erinnere ich mich, ich sollte ...
die Fabrik meines Vaters übernehmen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte frei sein! Ich habe mächtig Prügel bekommen und bin eingesperrt worden. Irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich bin dann brav und artig geworden. Ja, und dann kamen diese ekelhaften Kopfschmerzen!“

Beispiel Probehandeln: Klientin 35 J. Lehrerin.

Weil alle Schüler das Klassenziel erreichen sollen, treibt sie die schwächsten Schüler besonders an. Ich lasse sie imaginieren: Sie sitzt vor der Klasse und beobachtet die schwächsten Schüler. Sie herrscht einen Schüler an, doch besser aufzupassen und merkt, daß der immer schüchterner wird. Rollentausch! Sie ist jetzt der kleine Junge, auf den die Lehrerin mit dem Finger zeigt und barsch fragt. Und sie merkt, wie sie von dieser Geste eingeschüchtert wird. Sie ist plötzlich nicht mehr in der Lage, zu denken. Von dieser Szene ist sie sehr beeindruckt. Sie hat eine neue intensive Erfahrung gemacht und ändert daraufhin ihre Einstellung und ihr pädagogisches Konzept. Und sie gewinnt mehr Zutrauen und Verständnis auch für die schwachen Schüler.

Beispiel: - Prinzip des Versöhnens und Nährens -

Ein Löwe kommt hervor, brüllend und furchterregend schüttelt er seine Mähne.
Der Therapeut hat jetzt die Aufgabe, unbedingt zu vermeiden, daß der Klient flieht oder sich feindselig verhält. (Nicht Schlagen oder Totschießen.)
Er kann sagen: „Biete ihm doch etwas zum Fressen an. Er hat sicher Hunger und braucht etwas Ordentliches zum Fressen. Das wäre nach meiner Erfahrung der beste Weg, um das böse Tier zu sänftigen. Stelle dir vor, ich habe einen großen Haufen frischer Fleischstücke besorgt, der jetzt neben dir liegt. Du wirfst ihm jetzt eins nach dem andern zu und beobachtest, ob er frißt und wie er darauf reagiert. Und werfe ihm noch ein Stück Fleisch hin. Es ist noch jede Menge da.“ !!

Dabei muß berücksichtigt werden, daß es nicht darum geht, einfach nur zu füttern, sondern es muß ein Ubermaß an Futter vorhanden sein. Viel mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst. Denn nur das Uberfüttern - und immer noch ist jede Menge Futter vorhanden - hat diese therapeutische Wirkung!
(Bei Personen den Tisch so reichlich wie nur irgend möglich decken.)

Die Folge: Der Löwe legt sich hin, wird müde, gähnt und verliert seine Gefährlichkeit. Jetzt kannst du dich ihm nähern, ihn berühren und sogar streicheln !!! - Das ist das Regieprinzip des Versöhnens.