Katathymes Bilderleben: Hanscarl Leuner |
Das Katathyme Bilderleben in Theorie und Praxis
Die Standardmotive und ihre Bedeutung
Die Prinzipien
Die therapeutische Praxis - Mittelstufe
Die Symbolik
Das Katathyme Bilderleben in Theorie und Praxis.: (M Schmidt)
Die Entwicklung des katathymen Bilderlebens begann 1948 durch Hanscarl Leuner, als er den inneren Dialog einführte. Die Hauptgrundlage war die Tagtraumtechnik, die der schweizer Psychotherapeut Frank 1913 entwickelt hatte.
Das katathyme Bilderleben gliedert sich in drei Teile. Die Grundstufe, die Mittelstufe und die Oberstufe.
Die Grundstufe ist ein vorsichtiges abwägendes Therapieverfahren,
das in 23 h erlernt werden kann. Es wird bei Klienten eingesetzt, die wenig
Phantasie haben, bei Intellektuellen und bei allen, die immer nur Anweisungen
folgen und völlig ratlos sind, wenn sie selber einmal etwas entscheiden
sollen. Ab der Mittelstufe wird freier gearbeitet - konfrontativ, assoziativ,
mit der Entfaltung der Kreativität und der kreativen Problemlösung.
Die Oberstufe arbeitet provokativ und mit den „schwierigen Symbolen“.
Die Therapiepraxis
Eine Therapie dauert 50 Minuten. Dabei sitzt der Therapeut neben dem Klient in Kopfhöhe.Während der gesamten Therapiestunde läuft ein Kassettenrekorder. Die Augen des Klienten sind geschlossen. Es herrscht eine ruhige Atmosphäre. Der Therapeut interpretiert und beurteilt, teilt das Ergebnis dem Klienten aber nicht mit. Auch Ratschläge sind zu vermeiden, auch dann, wenn der Klient darum bittet. - Lösungen dürfen vorgeschlagen und Hilfen gegeben werden. Aber wir verwenden keine Suggestionen.
Immer auf den Gefühlston des Klienten achten und darauf
reagieren. Formulierungen an den Klienten dürfen nicht als Mißbilligung
oder als Strafe erlebt werden. Deshalb sagen wir nicht: Das ist falsch oder
das machen wir nicht, sondern wir sagen: „Laß uns etwas anderes
probieren“.
Und wenn es etwas anderes ist, ist es auch in Ordnung. Denn es existiert hier
kein richtig und kein falsch! - Alles ist ok !!!
Sobald Personen auftauchen, sollen diese beobachtet werden - was sie tun, wie sie aussehen. Ihr Gesichtsausdruck sollte so genau wie möglich beschrieben werden. Anschließend mit ihnen ein Gesprächsdialog beginnen. Bei den Klienten auch längere Pausen zulassen. Denn Gefühle und Stimmungen, Emotionen und Affekte brauchen einfach Zeit, um sich zu entfalten und richtig entwickeln zu können. Deshalb nicht ungeduldig werden, auch wenn „das alles viel zu lange dauert“. Und in dieser Entwicklungszeit möglichst wenig stören - das heißt, möglichst wenig fragen. Je intensiver die Beschäftigung mit dem entsprechenden Motiv (oder Stimmung) ist, desto wirksamer ist sie therapeutisch.
So hat der schweizer Psychotherapeut Frank 1914 bereits herausgefunden, daß unsere Psyche eine interessante Eigenschaft hat. Er schreibt: Die Psyche zeigt uns freiwillig, worauf es ihr in ihrem Entwicklungsprozess ankommt.
Zeigarnik entdeckte 1927 die Psychologie der unvollendeten Handlung. Der heißt: - Der gestörte Abschluß einer Handlung hinterläßt einen dynamischen Spannungszustand, der auf Ausgleich drängt.
Wir können mit unseren inneren Bildern alle uns denkbaren
Aktionen und Handlungen vornehmen, Rollenspiele veranstalten oder Rollen tauschen.
Jede Handlung ist absolut in Ordnung, da dieses den inneren Spannungszustand
ausgleicht. Ist die innere Spannung erst einmal gelöscht, existieren auch
die Konflikte und Probleme nicht mehr.
Es existiert hier kein richtig und kein falsch mehr! - Denn alles ist ok !!!
Somit können wir alle Konflikte und Probleme - seien es
hochaktuelle, gegenwärtige oder längst vergangene, zugedeckte - erfolgreich
therapieren. Und es spielt keine Rolle, wie stark und ausgeprägt dieser
ursprüngliche Konflikt einmal war. Jeder Konflikt wird generell als Symboldrama
angegangen.
Der Klient kann Verzweiflung, Wut, Trauer und Ärger abreagieren und so
erheblich zur Förderung seines Selbstbewußtseins und seiner Sicherheit
beiträgt. Dabei werden die Imaginationen selbst banaler Alltagssituationen
emotional viel intensiver erlebt, als sie in Wirklichkeit waren. Dadurch werden
verdrängte Konflikte und Zusammenhänge viel leichter und auch bewußter
wahrgenommen. Wir können den Klienten auch ermutigen, seiner Phantasie
absolut frei laufen zu lassen. Oder wir fragen ihn, was er jetzt gerne tun möchte
oder was ihm Freude bereiten würde. Und wir lassen uns alles genau erzählen.
Es zeigt sich, daß alle Gedanken und Imaginationen, die entstehen, immer
mehr auf den eigentlichen Konflikt hinsteuern. Somit wird jeder Konflikt mit
Sicherheit erfaßt. (S.162)
Manchmal hält der Klient auch an Alltagserinnerungen fest. Diese oft banalen
Erinnerungen führen trotzdem erstaunlich oft zu den Konfliktherden - wenn
man sie entsprechend lange beibehält.
Auch das Gegenteil kann eintreten. Besonders beliebt sind bei Jugendlichen extravagante
Phantasien, die, wenn irgend möglich, gefördert werden sollen. Denn
durch diese Verstärkung erreichen sie schnell eine „dynamische Sättigung“.
Solche Fantasiegeschichten können sein: Schweben durch den Weltenraum oder
sich in eine Rakete verwandeln, die dann aggressiv durch eine Supernova stößt.
Oder einfach mal nur der große Star sein, das entscheidende Tor zu schießen,
Olympiasieger sein oder Weltmeister, bei einer großen Schlacht mitzumachen
- seien es Ritterkämpfe oder einfach nur Tomaten-, Schlamm-, Schnee- oder
Wasserschlachten. - Alles ist möglich und darf ausagiert werden.
Damit werden auch bestimmte aufkeimende Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig
aufgearbeitet. Und die Persönlichkeit des Klienten wird gestärkt.
Ebenfalls die Selbständigkeit, die Eigenverantwortlichkeit und das Ich.
Wir haben bei unserer Therapie sehr mächtige Verbündete.
So können wir die inneren Figuren füttern, uns mit ihnen unterhalten,
lachen, spielen, tanzen und singen, streicheln und Spaß haben. Oder sie
loben. Oder in den Vulkan werfen.
Die therapeutische Zielsetzung dieser „lmaginär - Therapien“
ist die Aufarbeitung von unbewußten Konflikten und Persönlichkeitsstörungen.
Es ist eine sehr gute, differenzierte Methode bei der Anwendung von neurotischen
und psychosomatischen Krankheiten, denn es entfaltet eine tiefgreifende Wirkung.
Das therapeutische Ziel besteht darin, diese verdrängten
Tendenzen (als Symbolgestalten) ins Bewußtsein zu bringen, sie anzunehmen
und zu akzeptieren, indem man sich mit ihnen befaßt. GG Jung spricht hier
vom Schatten der Person.
Mit den Imaginationen dieser Technik besitzen wir die Möglichkeit, unsere
inneren latenten Selbstheilungskräfte zu erschließen und zu entfalten.
Dabei spielt die Persönlichkeit des Therapeuten eine wichtige Rolle, denn
er fördert ganz entscheidend den Einfallsreichtum des Klienten.
Dabei hat sich herausgestellt, daß sich die entwickelnden Bilder oder
Geschichten nicht mit dem Willen beeinflussen lassen oder sich gar steuern lassen.
Sie sind völlig autonom. Sie besitzen ihre eigenen Gesetze, haben ihre
eigenen Gefühle und können farbig und plastisch sein. Auch die Szenenabläufe
sind nicht oder kaum beeinflußbar. Doch man kann sich in ihnen bewegen,
aktiv werden, Personen begegnen oder Tieren, verreisen und sich aktiv betätigen.
Durch ihre völlige Autonomität sind sie deshalb auch nicht oder nur
wenig von außen - vom Therapeuten her steuerbar.
Die inneren Figuren sind das Abbild deiner momentanen Gefühle. Deshalb
gilt: Schon die kleinsten Veränderungen und Wandlungen unserer Psyche und
unserer Gefühlsregungen schlagen sich unverzüglich in den inneren
Bildern nieder.
Es kommt auf die freie Entfaltung der spontan auftretenden Gefühle und
Affekte an und die daraus folgenden kreativen Imaginationen (Leuner 1964).
Nach der Konfrontation, dem Durchleben und Durchleiden der
Konflikte und dem abreagieren der negativen Affekte erlebt der Klient eine innere
Entlastung, Erleichterung und Befreiung. Dies kommt im Wandlungsphänomen
zum Ausdruck.!!
Auch Streßsituationen, Entsetzen und Angst können auftauchen. Sie
werden dann noch einmal durchlebt und durchlitten. Danach ist dein Ich gestärkt
(S.172). Sollte der Klient Angst bekommen, gibt der Therapeut Schutz oder Ermutigung.
Bei furchterregenden Bildinhalten beobachten und beschreibe die Details genau.
Diese Art der Konfrontation mit der inneren Realität nimmt den angsterregenden
Gestalten ihre Affektbesetzung. (Angst). !!! Dabei Augenkontakt halten.
Auch die Versöhnung gelingt mit realen Gestalten, realen Situationen, als
auch mit Symbolgestalten (oder persönliche, positive Selbstgespräche
führen).
Angst entsteht, wenn ein abgespaltener Triebanteil wieder bewußt gemacht
werden soll. Die affektive Erregung während der Konfrontation wird als
Abfließen und Verarbeiten des verdrängten Affektes des inneren Widerstandes
betrachtet.
Schließlich sind alle Vorstellungen, auch ohne Bilder, und alle Arten
der Phantasie bereits therapeutisch wirksam. Innere Bilder sind also keinesfalls
Voraussetzung. Und das gilt sogar bei geöffneten Augen.
Die Technik - Versöhnen-Nähren - kann man gar nicht hoch genug einschätzen.
Sie ermöglicht es, alle Konflikte und Probleme zufriedenstellend zu lösen.
Arnold (1976): Im psychischen System ist alles mit allem verbunden.
Melodie und Rhythmus regen den assoziativen Fluß der
imaginativen Bilder an. Die begleitenden Gefühle und Affekte werden ebenfalls
deutlich aktiviert. Das führt dann oft zu einer tiefen Bewegtheit.
So finden auch spontane emotionale Entwicklungsphasen statt, wo unterdrückte
Bedürfnisse nachgeholt und agierend ausgelebt werden. Dabei entfalten sich
die vorher abgewehrten und unterdrückten - teils aggressiven - vitalen
Impulse.
Meist entwickeln sich aus dem anfänglichen trockenen Inhalt eindrucksvolle
intensive Erlebnisse und Abenteuer. Je länger dieses Erlebnis dann dauert,
desto plastischer und farbiger wirkt alles. Und die Gefühle intensivieren
sich. Und nach der Therapie ist der Klient dann wieder richtig gut drauf. -
Wie nach einer Woche Urlaub.
Um Alltagsprobleme zu lösen, verwenden wir das symbolische Probehandeln.
Wenn der Klient Angst vor bestimmten Menschen hat oder vor bestimmten Situationen, stellen wir uns diese Situation real vor und lassen die inneren Figuren einfach handeln. Das ist sehr wirksam. Hierbei werden die Probleme schnell und einfach positiv gelöst. Gleichzeitig werden positive Verhaltensänderungen erreicht.
Diese Verhaltensänderungen zeigen sich im äußeren
realen Leben allerdings oft erst nach einigen Wochen oder Monaten.
Als Symbolgestalten erscheinen manchmal gräßliche, böseartige
Monster - meist Gestalten, die sehr intensive Angstgefühle und Aggressionen
auslösen können.
Es kann auch gar nicht anders sein, denn nur die gemeinen, bösen
Gestalten wurden ja abgespalten und bedürfen jetzt der Integration.
Doch je freundlicher der Klient dem Tier gegenübertritt, desto ruhiger
wird das Tier. Wird aber der Klient ängstlich oder gar aggressiv, wird
auch das Tier sofort wütend! Das mimische und motorische Verhalten des
Tieres spiegelt also in Wirklichkeit das unbewußte emotionale Verhalten
des Klienten wider.
Angst entsteht, wenn ein abgespaltener Triebanteil wieder bewußt gemacht
werden soll. Dabei bedeutet ein negatives Symbol, daß eine starke Abwehr
vorhanden ist, die ein abspaltendes Erlebnis beinhaltet, das zum Schutz des
ICHs besteht.
Nur verdrängte Ereignisse, Erlebnisse, ja auch Probleme werden symbolisch
dargestellt. Je schlimmer und gefährlicher das Ereignis war, desto fieser
und hinterhältiger scheinen die Symbolgestalten auch zu sein.Wenn es dem
Klienten hingegen gelingt, ein nettes Wort oder eine nette Geste aufbringen
zu können, sind sie maßlos überrascht, wie intensiv das wirkt.
Dabei hilft der Innere Führer. Dieser ist eine Symbolgestalt, der dem Klienten
Vertrauen einflöst. Er besitzt „das Wissen um den rechten Weg.“
!!! Und ist jederzeit aufrufbar und handelt völlig autonom. Deshalb können
sie auch den Klienten führen. So ist der Klient in der Lage, um sich von
vielen einengenden und schwierigen Situationen zu befreien.
Der Therapeut soll stets versuchen, dem Klienten Mut zu machen, damit er sich
zutraut, all diese Szenen weiter zu bearbeiten.
Die Standardmotive und ihre Bedeutung
- Die magische Therapie -
Dazu zählt der Innere Führer oder Schrittmacher. Dies sind Symbolgestalten
(Leitfiguren), die den Klienten Vertrauen einflösen, hilfreich und freundlich
sind. Immer! Es können Menschen (der Bote, der alte Weise), Tiere (Pferd,
Hund, Adler, Delphin) oder mythologische Figuren (z.B. fliegender Teppich) sein.
Auch der Verbündete als Leitfigur zählt dazu.
Alle besitzen „das Wissen um den rechten Weg.“ !!!!! Sie sind jederzeit
aufrufbar und handeln völlig autonom.
Sie können eine leitende Funktion übernehmen. Dabei sind sie therapeutisch
wertvoll - sie führen auf fixierte Bilder hin, auf emotionale Erlebnislücken
oder auch auf neue Ansätze und Wendungen und zu symbolischen Problemlösungen.!!
Dadurch kann der Klient von vielen einengenden Situationen befreit werden.
Beispiel einer Leitfigur:
Ein fliegender Hai taucht auf. Nachdem seine anfängliche Feindseligkeit
durch Konfrontation und Nähren umgestimmt wurde, wird er als vertrauensvoll
erlebt. Durch seine überlegene Stärke, Geschicklichkeit und Mut wird
er zum mächtigen Verbündeten des Klienten zur angstbesetzten Auseinandersetzung
seiner Spinnen.
Bewundernswert ist der geniale umfassende und zuverlässige Überblick
des Haies über die Situation. Er lenkt den Klienten schließlich nur
noch durch seinen Gesichtsausdruck: zufrieden-unzufrieden.
a) Nähren und Anreichern
Dies bezieht sich auf den Umgang mit feindseligen und angstbesetzten
Symbolgestalten und Realgestalten. Dazu zählen wilde Tiere, Ungeheuer,
Hexen usw. Sie bekommen zu essen und zu trinken - viel viel mehr, als wie man
es für möglich hält. Und es bleibt noch jede Menge Vorrat übrig.
z.B.: Student lädt seinen Professor zu einem üppigen Picknick ein.
Anreichern hingegen heißt - gib einem Männlichen etwas männliches
und einem Weiblichen etwas weibliches - zum essen, zum spielen usw. - nach dem
Prinzip -gleiches mit gleichem Material anreichern-. Die Wirkung ist phänomenal.
Z.B.: Ein erschöpfter oder toter Mann liegt im Gang. Stell dir vor, ein
Riese kommt die Treppe herunter. Der Riese kommt, sieht den Schwachen auf dem
Boden liegen, hebt ihn auf und zieht ihn über, als wäre der ein Anzug.
In diesem Moment wandelt sich die Gestalt und er wird zu Wilhelm Tell.
b) Erschöpfen - Mindern
Wird angewendet bei Haßimpulsen, bei Rachegefühlen und bei Gewalttätigkeit. Hier wird das Symbolff verfolgt und gejagt, bis es erschöpft zusammenbricht.
c) Versöhnen und zärtliches Umfangen - mit Probehandeln
Hiermit ist gemeint: berühren, betasten, streicheln, sich
liebevoll anschauen und sich freundschaftlich miteinander unterhalten. Komplimente
machen, lachen, sagen, daß man ihn mag oder auch freundschaftlich auf
die Schultern klopfen.
Diese Möglichkeit ist auch hervorragend geeignet auch bei Menschen, die
ihre Eltern, Geschwistern usw hassen. Haronian (1967).
Die fixierten Bilder
Sehr wichtig sind die fixierten Bilder, denn dort sitzen Probleme.
Fixierte Bilder sind Szenen, deren Inhalt immer genau gleich bleibt, wie oft
er auch aufgerufen wird. Es gibt keine Änderung - Entwicklung - in der
Szene. Sie können Wochen, ja Monate dauern.
Schließlich hat jeder Abwehrmechanismus auch eine Schutzfunktion. Deshalb
kann der Klient sie natürlich nicht mal so eben aufgeben. Wenn dann noch
eine Struktul darin verankert ist, kann sie erst recht nicht aufgegeben werden.
Dennoch gibt es viele Möglichkeiten zu einer Lösung.
So kann man mit ihnen reden. Innerer (positiver?) Dialog, oder seine Gefühle
zeigen. Oder Probehandeln. Frage: - Was möchtest du mit ihr tun?
Beispiel: - Hey Mauer, ich weiß, du bist mein Freund. Und ich weiß,
du willst mich vor irgendetwas schützen. Willst du mich vor einer Angst
schützen, oder vor irgendeiner Dummheit? Zeige mir doch mal das, wovor
du mich schützen willst. Ich möchte dich gerne verstehen. Zeige mir
doch mal, was wichtig ist - für mich. OK? OK?
All diese Möglichkeiten können helfen, den Impuls verstärken.
Hey Mauer, ich klettere über dich oder sprenge dich weg - funktioniert
selten. Ja, oft bewirkt es das Gegenteil -die Abwehr vergrößert sich.-
die Mauer wächst.
Die therapeutische Technik - Mittelstufe -
Die assoziativen Abläufe sind oft emotional stark besetzt
und von großer Eindringlichkeit. Gedankliche Abschweifungen sowohl aus
der Vergangenheit als aus der Gegenwart und der Zukunft werden akzeptiert. Aber
auch das Verbalisieren von Gefühlen und Körperempfinden, von Alltagserlebnissen,
Traummaterial und Phantasievorstellungen werden voll akzeptiert!!! Dabei spielt
es keine Rolle, ob diese Abschweifungen imaginativ oder gedanklich sind!
Dabei sind die Emotionen dieser Erinnerungen (Inhalte) sehr intensiv. Sie können
einen stark negativen Affekt besitzen, der durchlebt und durchleidet werden
muß. Oder sie besitzen positive Effekte, aus denen dann positive Erlebniskerne
Ich-Kerne entstehen, die dabei mithelfen, das Selbstbewußtsein aufzubauen.
Gegen Ende der Sitzung wird der Klient aufgefordert, sich das Ausgangsbild erneut
vorzustellen und zu beschreiben. Im Wandlungsphänomen zeigt sich dann das
Ausmaß der therapeutischen Wirkung. Daraus entsteht oft die Befreiung
eines inneren Druckes eines überlasteten Über-Ichs. Früher wurde
dies als Vermeidungstendenz gesehen und abgelehnt. Doch heute habe ich diese
Möglichkeit als positiv schätzen gelernt. (Leuner 1987)
Meistens wird in der Gegenwartsform gearbeitet. Manchmal wird auch die Zukunft
mit einbezogen. Dazu werden die Probleme -Problemlösungen - durchgespielt.
Dazu zählen auch das Probehandeln, die Bearbeitung aktueller Verhaltensstörungen,
sowie das Aufarbeiten der Phobien und das Lernen, sich mit bestimmten Situationen
auseinanderzusetzen, sei es mit Bezugspersonen, (Ehepartner, Chef usw) oder
mit bestimmten Konflikten. (Autofahren, Autoritätsangst, Lampenfieber und
vieles mehr).
Es gibt auch die Möglichkeit einer Altersregression - das
heißt, der Klient wird in ein früheres Alter -meist Kindheit- zurückversetzt.
Dazu kann man sich eine bestimmte Szene, Situation vorstellen und eine Probehandlung
durchführen. Achte dabei auf jede Reaktion, die kommt. Auf die Gesichtszüge,
die Stimmhaltung, die Handbewegung usw. und handle entsprechend. Dem Klienten
darf auch vorausgesagt werden, welche bestimmte Person auf ihn zukommen wird.
Laß einfach mal deinen Vater, Mutter, Chef ... auftauchen.
Oder man geht so vor, daß man sagt: Stell dir eine Szene vor, wo du genauso
wütend, genauso ärgerlich warst, wo du genau dasselbe Gefühl
hattest, wie jetzt und dann laß uns überlegen, was wir gemeinsam
tun können.
Fragen stellen:
Die Symbolkonfrontation
Die Symbolkonfrontation wirkt sehr intensiv, kann den therapeutischen
Prozess stark abkürzen und wird angewendet bei Autoritätsangst, Krisenintervention
und ödipale Beziehungen.
Hier tauchen immer negative, vom ich abgespaltene böse Gestalten auf. Diese
Symbole - Schlangen, Drachen, Hexen, Gespenster oder Ungeheuer kommen meist
aus dem Wald, der Höhle, dem Sumpfloch oder dem Meer.
Zunächst werden starke Ängste freigesetzt. Die müssen abreagiert,
durchlebt und durchlitten werden. Dann findet der innere Dialog statt. Anschließend
soll zumindest versucht werden, diesem Wesen gegenüber eine freundlichere
Haltung einzunehmen, es zu füttern, sich zu nähern, zu berühren
und wenn möglich, auch zu streicheln. Dann kann im Idealfall eine Versöhnung
stattfinden.
Bedingung aber ist: Während der gesamten Zeit MUSS der Klient in die Augen
des Symbolwesens schauen, als wolle man es mit dem Blick bannen.
Dann vollzieht sich nach spätestens 20 Minuten eine Wandlung der Gestalt.
Sie wird matter, vermindert das aggressive Verhalten und verschwindet schließlich.
Eventuell taucht dann ein neues Wesen auf. Die Konfrontation beginnt von neuem.
Aber sie ist jetzt weniger affektgetragen und benötigt auch weniger Zeit.
So kann sich die Reaktionskette weiter und weiter fortbewegen.
Diese Reaktionskette beginnt bei den Kaltblütler, dann folgen Vögel,
Säugetiere, dann der Mensch. (Diese Reihenfolge liegt immer fest - Freud
1900).
Interessant ist die innere Wechselwirkung zwischen dem Verhalten des Klienten
und dem des Tieres. Je freundlicher die Klientin dem Tier gegenübertritt,
desto ruhiger wird das Tier. Wird aber der Klient ängstlich oder gar aggressiv,
wird das Tier sofort wütend! Das mimische und motorische Verhalten des
Tieres spiegelt also das unbewußte emotionale Verhalten des Klienten wider.
Eine einmal begonnene Konfrontation ist zu Ende zu führen!!! - das heißt,
den Prozess so lange fortsetzen, bis sich das aggressive Tier in irgendeiner
Weise wandelt, besser ganz verschwindet.Wenn das Tier hingegen flieht oder sich
versteckt, wird es vom Klienten gesucht. Meist versteckt es sich in einer Höhle
oder im Tunnel, im Wald oder im Wasser. Doch es wird so lange gesucht, bis es
gefunden wird. Nur wenn es im Sumpfloch verschwindet, ist die Suche beendet.
Leuner sagt: "Konfrontations-Therapie fortsetzen bis zur Versöhnung".
Die Symbolik
Das kann eine Landschaft sein, ein Lebewesen oder auch ein Phantasiegebilde.
Auch ein Bild, ein Teddybär oder gar ein Engel kann diese starke Symbolkraft
besitzen. Aber auch das Ideal-Ich und das ÜBER-ICH sind hier einzugliedern.
Alle Symbole können sowohl positiv als auch negativ besetzt sein. Das macht
jede Interpretation so gefährlich. Durch bewußtes nicht beurteilen
wird erreicht, daß sich der Klient aus seinen Regungen, Einfällen,
Gedanken und Erinnerungen sich relativ mühelos seine individuelle Symbolbedeutung
bewußt machen kann. Denn jedes Symbol ist gleichzeitig ein Ersatz für
etwas für ihn Verborgenes.
Ein negatives Symbol bedeutet, daß eine starke Abwehr vorhanden ist, die
ein abspaltetes Erlebnis beinhaltet, das zum Schutz des ICHs besteht.
Beispiel: 55 J. Akademiker - leidet an sehr starken Kopfschmerzen.
Ok. Dein krankes Organ kann dir jetzt etwas zeigen, das mit deiner Krankheit
oder mit deinem Leiden -mit deinen Kopfschmerzen- zu tun hat. Schau einfach
mal in das Innere deines Schädels und stelle dir vor, daß du dort
etwas finden wirst. Vielleicht ein Tier, eine Person oder ein Gegenstand. „lch
bin jetzt da. Und ich sehe, wie ein kleiner Bär von etwa drei Jahren gegen
die Schädeldecke trommelt und heraus will.“
„Stelle dir vor, die Schädeldecke hat ein Loch, wo der Bär herauskommen
kann.“ „Ja, da ist eine Tür. Der Bär öffnet sie und
springt heraus. Und viele kleine Bären kommen an und springen auch noch
heraus. Und jetzt laufen diese Bären alle zu der Fabrik von meinem Vater
und trampeln und hauen da alles kurz und klein. Und jetzt erinnere ich mich,
ich sollte ...
die Fabrik meines Vaters übernehmen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte
frei sein! Ich habe mächtig Prügel bekommen und bin eingesperrt worden.
Irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich bin dann brav und artig geworden. Ja,
und dann kamen diese ekelhaften Kopfschmerzen!“
Beispiel Probehandeln: Klientin 35 J. Lehrerin.
Weil alle Schüler das Klassenziel erreichen sollen, treibt sie die schwächsten
Schüler besonders an. Ich lasse sie imaginieren: Sie sitzt vor der Klasse
und beobachtet die schwächsten Schüler. Sie herrscht einen Schüler
an, doch besser aufzupassen und merkt, daß der immer schüchterner
wird. Rollentausch! Sie ist jetzt der kleine Junge, auf den die Lehrerin mit
dem Finger zeigt und barsch fragt. Und sie merkt, wie sie von dieser Geste eingeschüchtert
wird. Sie ist plötzlich nicht mehr in der Lage, zu denken. Von dieser Szene
ist sie sehr beeindruckt. Sie hat eine neue intensive Erfahrung gemacht und
ändert daraufhin ihre Einstellung und ihr pädagogisches Konzept. Und
sie gewinnt mehr Zutrauen und Verständnis auch für die schwachen Schüler.
Beispiel: - Prinzip des Versöhnens und Nährens -
Ein Löwe kommt hervor, brüllend und furchterregend schüttelt
er seine Mähne.
Der Therapeut hat jetzt die Aufgabe, unbedingt zu vermeiden, daß der Klient
flieht oder sich feindselig verhält. (Nicht Schlagen oder Totschießen.)
Er kann sagen: „Biete ihm doch etwas zum Fressen an. Er hat sicher Hunger
und braucht etwas Ordentliches zum Fressen. Das wäre nach meiner Erfahrung
der beste Weg, um das böse Tier zu sänftigen. Stelle dir vor, ich
habe einen großen Haufen frischer Fleischstücke besorgt, der jetzt
neben dir liegt. Du wirfst ihm jetzt eins nach dem andern zu und beobachtest,
ob er frißt und wie er darauf reagiert. Und werfe ihm noch ein Stück
Fleisch hin. Es ist noch jede Menge da.“ !!
Dabei muß berücksichtigt werden, daß es nicht darum geht, einfach
nur zu füttern, sondern es muß ein Ubermaß an Futter vorhanden
sein. Viel mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst. Denn nur das Uberfüttern
- und immer noch ist jede Menge Futter vorhanden - hat diese therapeutische
Wirkung!
(Bei Personen den Tisch so reichlich wie nur irgend möglich decken.)
Die Folge: Der Löwe legt sich hin, wird müde, gähnt und verliert
seine Gefährlichkeit. Jetzt kannst du dich ihm nähern, ihn berühren
und sogar streicheln !!! - Das ist das Regieprinzip des Versöhnens.