MS - oder "Warum soll es dir besser gehen als mir?"
Zusammenfassung einer MS Klienteín von Bettina Kimpfbeck - Synergetik Therapeutin seit 1995
Die Klientin hatte erste Anzeichen einer MS nach der Geburt ihres ersten Sohnes,
die dann aber wieder verschwanden. Erst vor 8 Jahren, ein Jahr nach dem Tod
ihrer Mutter traten deutlichere Symptome auf, die dann als Multiple Sklerose
diagnostiziert wurden. Zur Zeit leidet sie unter massiven Gehstörungen
und Schmerzen am rechten Bein, Sehstörungen, sowie einem Taubheitsgefühl
in den Händen
Das Leben der Klientin war von Anfang an von Angst geprägt. Bereits vor
ihrer Geburt verloren ihre Eltern den einzigen Sohn durch einen Unfall, als
dieser sich beim Spielen mit einer Handgranate selbst in die Luft sprengte.
Fortan herrschte die Angst in der Famille, die sich schießlich noch durch
Flucht aus der Heimat verstärkte. Die Mutter der Klientin begegnete dieser
Angst und der inneren und äußeren Heimatlosigkeit, indem sie ihre
Tochter, ihr zweites Kind von Geburt an unterdrückte, klein hielt und ihr
offene und versteckte Ablehnung entgegenbrachte. In der ersten Sitzung nimmt
die Klientin wahr, dass die Mutter schon Angst hatte als sie noch in ihrem Bauch
war und dass aufgrund dieser Angst da schon die Ablehnung begonnen hat.
(Hier ist eine Parallele zu sehen zu der Geburt des ersten Kindes der Klientin.
Auch die Klientin hatte massive Angst vor der neuen Situation und fühlte
sich von ihrem Kind abgelehnt. In diesem Zeitraum traten die ersten Symptome
auf.)
Die Klientin litt sehr unter der angstmachenden und drückenden Erziehung
durch die Mutter. Alles war gefährlich und man durfte nirgendwo anecken.
Meistens wurde die Klientin in die Ecke gestellt und sollte sich so wenig wie
möglich bewegen – “Am besten du hälst dich ganz still,
dann kannst du auch nichts falsch machen.” war einer der Lieblingssätze
ihrer Mutter. Und ,,Mutter hat immer recht, da kannst du machen, was du willst”
sagte schließlich auch schon der Vater der Klientin. Währcnd der
ganzen Kindheit erlebte die Klientin immer wieder die Ablehnung,indem ihr die
Mutter z.B. mitteilte, sie hätte die Blutungen während der Schwangerschaft
besser nicht behandelt oder hätte sich besser mal auf die Bahnlinie gelegt,
dann müßte sie sich jetzt nicht mit ihr rumärgern. Desweiteren
setzte die Mutter Strategien ein, die die Klientin klein halten und dadurch
anfeuern sollten, stark zu werden.
Schließ1ich sollte es dem Kind doch irgendwann einmal besser gehen, als
ihr selbst.
Im Laufe der Therapie erlangt die Klientin deutliche Veränderungen ihrer
inneren Wirklichkeit. Sie fängt an sich zu bewegen und erlebt Freude, Freiheit,
Handlungskompetenz und Klärung. In der zweiten Sitzung legt sich die Angst
wie eine schwarze Decke über die Klientin und verwandelt sich schließlich
in ein schwarzes Loch in deren Mitte ein Strudel ist, der die Klientin nach
unten ziehen will. Als sie dies erlaubt, landet sie bei einem Traum, den sie
direkt nach der Diagnose hatte. Sie wird in einen Iglu eingemauert und der letzte
Stein wird gerade reingeschoben. Hier beginnt die Klientin sich aktiv und mit
Erfolg dagegen zu wehren. Doch die Freude währt nur kurz, denn plötzlich
stellt sich die Mutter dem Stein, den die Klientin ins Rollen gebracht hat und
der sch1ieß1ich zur Lawine wird, in den Weg. Die Botschaft der Mutter
lautet: ,,Warum soll es dir besser gehen als mir." Die Klientin deckt auf,
dass in der ganzen Familie bis zu den Großeltern nur abgelehnte Kinder
waren, ungeliebt, ungewollt, in einem Fall sogar ein Kind, das nur knapp einen
Abtreibungsversuch überlebt hat.
An dieser Stelle wird die Klientin wach und beginnt sich aus der Verwicklung
mit ihrem Familienssystem nach und nach zu befreien, indem sie aktiv in ihre
inneren Bilder und Bildstrukturen eingreift. Somit wird eine bewußte Destabilisierung
der inneren Strukturen herbeigeführt, welche sich dann nach und nach neu
organisieren können. Plötzlich landet die Klientin in ihrer Innenweltreise
beim Tod der Mutter. Diese Situation war von einem massiven Schock begleitet
und kann eventuell als Auslöser für den Ausbruch der Krankheit betrachtet
werden, zumal der Zeitpunkt des Krankheitsbeginns auf fast exakt ein Jahr später
fällt. Die Klientin selbst beschreibt die Situation mit den Worten: ,,Es
war der reine Terror, der sich konzentrierte."
In der Todesnacht der Mutter war die Klientin bei ihr im Haus. Als sie schon
im Bett lag stieg in ihr der Satz hoch - entweder geht sie jetzt oder ich. Und
damit konnte die Klientin ganz entspannt und friedlich einschlafen. Arn nächsten
Morgen fand sie ihre Mutter tot im Bett. Zunächst fühlte die Klientin
ein tiefes Loslassen und das innere Gefühl von ,,Jetzt kann ich endlich
leben'. Doch plötzlich schien ihr die ganze Bösartigkeit der Mutter
aus deren Gesicht entgegen zu springen. Die Klientin war für einen Moment
überzeugt, dass die Mutter noch lebendig sei und dabei durchfuhr sie ein
Schock, der sie bis ins Mark erschütterte. Sie erinnerte sich an das Gebet,
welches sie so häufig gemeinsam mit der Mutter gesprochen hatte: ,,Lieber
Gott, lass uns alle zusammen sterben.' Und dann schien ihre tote Mutter zu sagen:
,,Warum sollst du leben, wenn ich tot bin - Warum soll es dir besser geben als
mir." Die Klientin erstarrte in ihrer Panik und hörte dann noch einen
weiteren Spruch ihrer Mutter, der sie ein Leben lang begleitet hatte:
,,Die Welt ist schlecht und du wirst schon noch sehen, wie es dir geht, wenn
ich einmal tot bin.'
In der Sitzung kann die Klientin diesen Schock intensiv bearbeiten und somit
auch die angestaute Energie abfliessen lassen. Zugleich ist es wichtig,, wie
oben bereits erwähnt, dass sie sich selbst aktiv aus den familiären
Mustern und Verstrickungen befreit.
Weitere Sitzungen werden zeigen, wie sich die innere und äußere Welt
der Klientin durch diese eigenverantwortliche und aktive Selbstheilungsarbeit
verändern und welche Früchte sie tragen wird.