MS 3. Beispiel - Multiple Sklerose
Mit Beginn der ersten Schwangerschaft, im Januar ‘92, bekam ich akute
Seh-störungen am linken Auge, welche der Neurologe als Sehnervenentzündung
diagnostizierte. Der behandelnde Arzt sah zunächst keinen Handlungsbedarf
und erwähnte mit ,,Rücksicht auf meinen Zustand" keine möglichen
Ursachen/
Krankheiten in diesem Zusammenhang.
Bis zur Geburt der Tochter im September ‘92 litt ich zeitweise unter massiven
Geh- problemen bzw. Schwere in den Beinen, die ich damals der Schwangerschaft
zu-schrieb. Nach der Geburt verstärkte sich das Schweregefühl in Armen
und Beinen, zudem kamen sporadisch Taubheits-gefühle in der linken Gesichtshälfte
so-wie im Arm und in den Fingerspitzen. Erst als ich selbst meine eigene Verdachts-diagnose
auf Multiple Sklerose äußerte, bestätigte der Neurologe diese
Vermu-tung.
Durch bisher drei x durchgeführte Kern-spinuntersuchungen wurde ein sich
im untersuchten Zeitraum nicht verändernder signalintenser Herd festgestellt,
der in Verbindung mit den schubförmig bzw. phasenhaft verlaufenden Beschwerden
(Schwere in den Gliedern, zeitweise Taubheitsgefühle, Entzündungsgefühl
im Körper, Kraft- und Energielosigkeit) die Diagnose MS untermauert. Eine
Liquor-punktion ist mir aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Heute glaube ich, daß frühere ähnliche Beschwerden während
der Pubertät auch auf diese Krankheit zurückzuführen sind und
damals nicht erkannt wurden.
Leider bietet die ärztliche Seite außer der medizinischen Versorgung
in akuten Schüben keine Perspektive für eine Besserung oder Heilung
der Krankheit an. Da ich jedoch einen Zusammenhang zwischen psychischer Verfassung
bzw. unterbewußten Konflikten direkt erlebe, war es mir ein Bedürfnis,
mich nach „alternativen Heilmethoden“ umzusehen. In diesem Zusammenhang
lernte ich einen Mann kennen, der am Synergetik-lnstitut sichtbare Verbesserungen
seiner Krankheit erfahren hat, indem er mittels der dort angewandten Methodik
die Hintergründe seiner Krankheit verstehen lernte und seither nahezu beschwerdefrei
leben kann. Da mich dies überzeugte und ich gewillt bin, eine Heilung meiner
Krankheit intensiv zu fördern, begann ich selbst die Therapie am Synergetik-lnstitut.
Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv.
Vorgespräch:
Klientin (35 J. Biologin) Ich komme hauptsächlich wegen einer Krankheit,
bzw. die hat mich hierhergeführt, oder die bewegt mich irgendwie, auf die
Suche zu gehen und ich fühle mich dadurch eben ziemlich gehandicapt. Ich
habe MS und - es ist zwar nicht so, daß ich jetzt so Laufstörungen
hätte oder so Lähmungen oder so, ich habe manchmal so 'ne Taubheit
im Gesicht oder im Arm.
Sie berichtet, daß sie auch schon Bioenergetik, Gestalttherapie und ähnliche
Workshops mitgemacht hat und z.Zt. eine Gesprächstherapie von der Kran-kenkasse
bezahlt bekommt.
Kl: Ja. Und jetzt eben, durch diesen Druck der Krankheit - ich muß
ihr ja schon fast dankbar sein - ich will nicht sagen, ich bin froh, daß
ich sie habe, aber ich habe auch viel gelernt dadurch. Oder manchmal denke ich,
sie führt so zu verschiedenen Punkten, wo man sonst halt nicht hinkommt
...
Manchmal schleiche ich so durch die Wohnung wie so 'ne 80jährige Frau und
mir fehlt einfach auch die Energie für irgendwas anderes und dann merke
ich, es stockt, wie so ein Wagen, der im Schlamm steckt und ich komm' im Moment
irgendwie nicht weiter mit allem.
Die Innenweltbilder repäsentieren auch immer die vorhandenen Krankheiten. Probesitzung:
Eine Tiefenentspannung wird eingeleitet und auf der ersten Tür die auftaucht,
steht das Wort
“Kindheit”.
Kl: Es ist einfach ein Raum mit Licht und Schatten. Mit dunklen Ecken und
mit hellen Ecken, wo das Licht einfällt. Es gibt ein Fenster, wo das Licht
herkommt. Es sind viele Sachen drin in dem Raum. Es ist viel Unordnung darin,
sehr viel Unord-nung.
Th: Wie ist dein konkretes Gefühl jetzt, wie geht's dir in diesem
Raum?
Kl: Ganz gemischt ist es. Da wo das Licht ist, ist es angenehm und in den
dunklen Ecken ist es nicht schön.
Th: Gibt es irgendetwas, das du jetzt tun möchtest oder hast du irgendwelche
Impulse?
Kl: Ja, ich möchte wieder 'raus.
Th: Gut, ja, dann geh' wieder raus und geh' zur nächsten Tür.
Spür' mal, was dahinter ist und laß' ein Wort auftauchen.
Kl: Es ist meine Seele.
Th: Dann öffne diese Tür, jetzt. -
Öffnungsgeräusche werden eingespielt -
Was nimmst du wahr?
Kl: Es ist nur dunkel um mich rum. Es ist ein ganz leerer Raum. Es
ist mit Steinen alles gemauert, es gibt kein Fenster. Der Boden ist auch aus
Stein. Es ist ein ganz vertrauter Raum, ein ganz vertrautes Gefühl. Aber
es ist auch schwer, es ist auch sehr schwerfällig oder belastet.
Th: Ist das so 'ne Stimmung, die du sehr gut kennst von dir, die du häufig
hast?
Kl: Ja, es ist so 'ne Traurigkeit, eine Einsamkeit in dem Raum. Verletzungs-und
Verlassenheitsgefühle sind in diesem ganzen Raum. Es hält mich so
fest und es kommt auch kein Licht 'rein.
Die Mutter taucht auf und die Klientin spürt, auch sie hat soviel mitgemacht.
Sie wäre fast bei der Geburt gestorben.
Sie soll es wieder direkt mitteilen:
Kl: Du wärst fast gestorben bei meiner Geburt und du hattest wahrscheinlich
auch mir gegenüber viele Schuldgefühle, daß ich auch solange
allein war und das tut mir auch leid für dich, aber ich muß jetzt
irgendwie gucken, wie ich damit fertig werde und ich sehe, daß du auch
deine eigenen mitgebrachten Sachen von deiner Kindheit nicht gut bewältigt
hast in diesem Leben. Und daß du da sehr verhaftet bist. Das tut mir auch
leid, aber ich möcht' mich nicht da so mit runterziehen lassen; ich möchte
meine Sachen alleine regeln.
Sie berichtet, daß sie die ersten Tage ganz alleine lag, während
ihre Mutter im Koma lag. Die Mutter lebt noch.
Kl: Ja, und sie ist - soll ich's ihr wieder sagen? - sie ist sehr unglücklich
und leidet auch ... und ... aber ich möcht' mich ein bißchen mehr
davon abgrenzen auch.
Th: Das zieht dich ein bißchen runter?
Kl: Ja. Es verhaftet mich auch sehr in diesem Raum da drin, wo dieses alles
so drin ist und - ich möcht' das nicht. Es ist eigentlich warm da und ich
fühle mich irgendwie wohl oder vertraut in diesem Raum, obwohl, es ist
dunkel und eng und auch nicht schön. Aber es hat auch so 'ne Anziehung,
da drin zu bleiben. Wie so 'ne Höhle.
An diesem kurzen Einstieg ist schon die Materialfülle, die Verhaftungen
und die Abwehr klar erkennbar. Doch Material gehört aufgeräumt und
angeschaut. Sie ist einverstanden und so vereinbaren wir
Bezahlung bei Erfolg !
Die 2. Session schlägt gut an und die Klientin berichtet freudig vom Verschwin-den
des entzündlichen Gefühls. In der nachfolgenden dargestellten 3. bis
5. Einzelsitzung wird noch einmal sehr deutlich, daß es sich bei MS Klienten
um autoaggressive Menschen handelt, die Aggression ablehnen, aber in der Anwen-dung
sofort sehr brutal reagieren. Ein typisches Zeichen für überschießendes
Handeln oder Schattenanteil, der noch nicht integriert ist. Klientin macht innerhalb
der nächsten Monate sehr gute Fort-schritte und kommt nach der 14. Einzel-sitzung
zu einem längeren Rehabilita-tionsaufenthalt in eine Klinik. Dies wurde
ihr vom Arzt verordnet. Dort bricht ihr gesamtes Material auf - die Umgebung
ist sehr kirchlich - die Kreuze wirken schuldauslösend und sie kann mit
keinem darüber sprechen. Sie erlebt seelische “Höllenqualen”
und beschließt anschließend die Synergetik Therapie-sitzungen abzubrechen,
da sie Angst vor dem Selbstheilungsprozeß bekommt. In einer letzten Sitzung
(Nr. 15.) sieht sie sich in einem Rollstuhl sitzen und bricht anschl. die Therapie
ab. Bis heute führt sie ihre Gesprächstherapie weiter und es hat sich
keine grundlegende Verbes-serung aufgetan. (Bezahlung der Sessions bekam ich
von keiner Stelle - auch nicht von der Techniker KK.)Jede Krankheit ist heilbar,
aber nicht jeder Kranke, denn er muß es selbst tun.
Vorgespräch:
Kl: Das letzte mal war es in den Armen ganz weg gewesen, dieses gelähmte
Gefühl oder so, dieses Rheumatische, Entzündliche, es war völlig
weg. Das hatte ich seit Monaten nicht mehr gehabt so...
3. Session:
Kl: Also, jetzt hab' ich ein so'n Bild. Jetzt fühl' ich mich so im
Mutterleib wieder, wo's so dunkel ist und eng.
Th: Was für ein Grundgefühl ist da, welcher Grundsatz ist da
in dir?
Kl: Mir ist es zu eng da, mir ist es zu eng einfach da. Ich halt's bald
nicht mehr durch. Es ist so unangenehm.
Th: Red' mal mit deiner Mutter. Die hält dich nämlich irgendwo
auch noch fest anscheinend. Sonst könntest du einfach 'rausgehen, weil
du kannst es ja entscheiden.
Kl: Ich will jetzt raus, laß' mich jetzt 'raus. Laß' mich 'raus
jetzt, ich möcht' jetzt hier nicht mehr ... Es ist mir zu dunkel und zu
eng.
Th: Ja, beweg' den Kopf, das ist gut. Mach' ruhig alles, was du willst.
Kl: Laß' mich 'raus jetzt! (schreit, wimmert) - Ich kann gleich nimmer!
Ich kann jetzt gleich nimmer! Ich will 'raus, laß' mich 'raus, laß'
mich los, laß mich los!! ..., ich kann nimmer ... Ich kann bald nimmer.
- Ich will jetzt aber 'raus, ich will jetzt 'raus, 'raus, ich will 'raus jetzt!!
Th: Atme weiter, atme weiter. Du hast viel Kraft, da kam ganz viel Kraft
ganz schnell. Spür' das mal. Guck' mal, welche Situationen gehören
dazu, wann kriegst du so 'ne Kraft?
Kl: Das letzte mal bei der Geburt von meiner Tochter. Wo ich so an die
Grenzen gekommen bin - wo ich entweder ge-dacht hab', ich sterb' jetzt oder
ich werd' ohnmächtig oder verrückt. Und dann ging's auch mit ganz
viel Kraft ganz schnell.
Th: Gut. Guck' dir mal deine Widerstän-de an im Leben. Wo bräuchtest
du mehr Kraft?
Kl: Meinen Eltern gegenüber. Im Büro, meinem Chef gegenüber
... möcht' ich mehr Kraft haben. Wenn die Krankheit mir Energie nimmt.
Oder die blöde Nachbarin. Dann möcht' ich mehr Kraft haben, anstatt
mich 'runterziehen zu lassen. Oder wenn meine Minderwertig-keitsgefühle
kommen oder wenn ich mich so häßlich fühle, dann möcht'
ich auch mehr Kraft haben.
Th: Laß' mal deine Aggression, deine Power, diese Kraft sich umsetzen
in einen Löwen - wie sieht er aus?
Kl: Er ist groß, männlich, große Mähne, viel Kraft
...
Th: Welchen Abstand hast du zu ihm, wenn du ihn so siehst?
Kl: Ganz nah dran. Er ist ganz zärtlich zu mir. Es ist eine ganz zärtliche
Beziehung.
Th: Du hast keine Angst vor ihm? - Klientin verneint - Gut. - Löwe
brüllt - Schau' mal, was du machst, was du tust, was ihr macht, jetzt.
Kl: Das ist schon furchterregend so, mit den Geräuschen da.
Th: Hast du Angst jetzt vor ihm?
Kl: Jetzt hab' ich Angst vor ihm, ja. Jetzt hab' ich Angst vor dir.
Du machst mir Angst. Du machst mir Angst. Er faucht mich an, so ganz bedrohlich
auch ... Warum fauchst du denn, bist du so wütend auf mich? Ich möchte
dich herausfordern, ich möchte, daß du mit mir kämpfst!
Th: Sagt er?
Kl: Ja.
Th: Tu's mal. Trau' dich!
Kl: Fort! Ich hab' keinen Bock da drauf, hau' ab!
Th: Was macht er?
Kl: Jetzt zieht er sich zurück. Scheiß Viech!
Th: Er gehorcht dir also?
Kl: Ja. Ich brauch' keinen Löwen da, keine die mich angreifen, ich
hab' keinen Bock dazu. - Hau' ab! Laß dich nicht mehr blicken hier! Scheiß
Viech! Hau' ab und sei still jetzt! Das geht mir auf die Nerven. Scheiß
Viech. ... Jetzt geht er, er zieht ab.
Th: Wie geht's dir jetzt?
Kl: Ich find's ganz gut, daß er jetzt weg ist, daß ich ihn
so wegbringen konnte oder vertreiben konnte. Ich brauch' keinen so blöden
Löwen. Ich fand den ganz nett, als er noch nicht so blöd gebrüllt
hat und mich noch nicht angegriffen hat. Aber jetzt - das muß ich mir
ja nicht bieten lassen. (Sie übernimmt die Löwenenergie!) ... Ja,
jetzt hab' ich auch so 'ne Wut irgendwie in mir drin. Jetzt hab' ich so das
Gefühl, jetzt könnte der Nächste kommen und mit dem mal ab-rechnen.
Der Nächste ist der Vater von meinem Kind. Der sieht so gelassen aus, als
ob ihn so alles überhaupt nicht kümmert, die ganzen Geschichten da. Er
steht da und ich kick' den jetzt einfach weg. Du Arschloch! Hau' ab! Hau' ab!
Blödmann! Du Arschloch. So, der fliegt weg. Das war's dann, du blöder
Hammel. Hau' ab. Ich hab' keinen Bock auf dich. So Männer wie du find'
ich zum Kotzen, zum Kotzen." - Äähh. Äähh. Äähh.
Th: Toll, guck' mal, du fängst an, wie ein Löwe zu brüllen,
du fängst an, dein eigener Löwe zu werden.
Kl: Ja. "Hau ab, du Schwächling!" So, das war's.
Th: Wer taucht noch auf als Nächstes?
Kl: Das Nächste ist meine Mutter.
Th: Wie sieht die aus im Gesicht? Welche Stimmung hat sie?
Kl: Traurig, jammernd, unglücklich, leidend. - Baaaahh! Ich hab' dein
Scheiß-Geleide satt, dieses Rumgejammere den ganzen Tag! Diese Horror-Szenarien
jeden Sonntag! Ich hab' keinen Bock da drauf! Ich laß' mich da nicht mehr
runterziehen davon. Diese blöden Geschichten da immer. Weg! Weg! Scheiß
da. Und der stumme Vater genauso, der...
Th: Geh' dicht an ihn 'ran, schau' ihm in die Augen...
Kl: Du Arschloch!! Hast nie was gesagt! Hast immer nur mich angeguckt und
nix gesagt! Und ich pack' dich bei der Gurgel und würg' dich, das möcht'
ich machen, dich würgen, einfach würgen, würgen, bis die Augen
'rauskommen. (Die Impulse sind immer ehrlich und müssen erlaubt werden,
sonst bleibt die Energie-spannung).
Th: Tu's, jetzt. Es sind deine Bilder. Du darfst es tun. Du darfst ihn
würgen, tu's!
Kl: ÄÄÄhh, hau' ab! Ich hau' dir mit dem Kopf noch auf den
Boden, daß er zertrümmert!
Th: Willst du einen Schläger haben?
Kl: Ja, gib mir den her. - Aahh, äähh, .... - Das ist anstrengend,
es laugt so aus.
Th: Ja. Wer ist vor dir? Sag's ihnen mal, daß es anstrengend ist.
Kl: Es strengt so an, daß ich mich immer wehren muß. Es strengt
mich furchtbar an, mich immer wehren zu müssen ge-gen euch. Ich kann bald
nicht mehr. Und ich bin immer so angespannt, und ich weiß nicht, wie ich
der Situation entgehen soll. Ihr habt mir meine ganze Energie geraubt. - Ich
fühl' mich wieder ganz kraftlos.
Th: So sehr, daß es sich manifestiert hat und du eine Krankheit gekriegt
hast? Guck' mal, ob das stimmt. Wenn ja, sag' es, drück' es aus. Es muß
nicht genau stimmen, ist egal.
Kl: Ihr habt dazu beigetragen, daß ich die Krankheit gekriegt hab'.
Und daß ich immer so Eßprobleme auch hab' oder hatte.
Th: Red' alles, was hoch kommt, sag's ihnen. Brech' ruhig alle Tabus.
Kl: Ich mußte immer essen, um mich dagegen zu wehren. Das war meine einzige
Möglichkeit. Oder mich anspannen, mich ganz anspannen, um der Situation
zu entgehen. ... und dann mußte ich ausziehen, um dem zu entgehen, aber
damit war das Problem noch nicht gelöst. Ich hab' mich immer so angespannt
gefühlt, wie so in die Enge getrieben und ich konnte mich überhaupt
nicht wehren. Ich wußte nicht, wie ich mich wehren sollte. Oder so Besitz
ergriffen von mir, mich so übergriffig behandelt immer. Ich möchte
einfach ich selbst sein können, auch bei euch und nicht das Gefühl
haben, ich muß irgendwas tun oder irgendwie sein. Oder auch wenn ich traurig
bin, dann will ich traurig sein. Und nur, weil es für euch zu bedrohlich
ist, hab' ich dann die Anspannung und tu' so, als ob ich gut gelaunt wäre
- das ist doch hirnverbrannt.
Th: So, dann sag' das mal nicht in der Form: "ich möchte gerne",
sondern in der Form : "ich werde" oder "ich bin," "ab
sofort", "selbständig", "autonom" oder so.
Kl: So, und jetzt werde ich auch sagen, wenn ich traurig bin, oder ich
werd' sa-gen, wenn ich mich einsam fühle und hab' keine Angst vor der Reaktion.
Weil ich weiß, es ist euer eigenes Ding, damit nicht fertig werden zu
können, aber das ist mir egal. Ich muß erstmal so leben jetzt, wie's
mir guttut und wie ich wieder gesund werde.
Th: Und spür' mal: normalerweise haben Eltern dafür zu sorgen,
daß du fit wirst. Sie haben dich dahin zu bringen, daß du stark
wirst. Und wenn sie das nicht so richtig geschafft haben, dann sollen sie dich
jetzt unterstützen und dich nicht noch weiter 'runterdrücken. Guck'
mal, ob du so 'ne Vereinbarung hinkriegst. Frag' sie mal, ob sie dich weiter
unterstützen wollen.
Kl: Die wissen ja gar nichts von meiner Krankheit. Ich kann's denen ja
auch nicht erzählen.
Th: Red' mit den Eltern, die vor dir sind, das reicht und mit denen setzt
du dich auseinander, zu denen sagst du: "So, und ihr habt mich nicht richtig
fit gekriegt, und jetzt will ich, daß ihr mir helft" oder sowas.
Kl: Ihr habt auch dazu beigetragen, daß es so weit gekommen ist,
wie's jetzt ist.
Th: Und spür' mal, es ist recht, motzig zu sein, du darfst es, du
mußt das sogar als Kind. Du mußt dich von deinen Eltern abgrenzen
sogar. Sei einfach ehrlich.
Kl: Es ist sehr diffus jetzt. Es ist irgendwie alles weit weg.
Th: O. k., was ist nicht da?
Kl: Also, was da ist, ist vielleicht das Gefühl des Loslassens, auch
ihnen gegenüber. Also ich kann jetzt auch loslassen und hab' nicht eure
Anspannung bei mir aufgenommen. Ich geb' sie euch wieder zurück, ciao.
...Es fühlt sich gut an. Ich bin jetzt die Anspannung los.
4. Session
Kl: Ich bin wieder am Strand. Es ist ein bißchen bewölkt und
ich lieg' ganz fest, ganz fest da auf dem Sand. Ich bin ganz schwer. Ich bin,
wie so'n Stein, fühl' ich mich da, liegend.
Th: Wenn du so in dich reinspürst - was ist es, was dich festhält.
Ist es dein Körper oder ist es irgendwie so 'ne Ener-gie vielleicht? Wie
findest du diese Schwere? - Stell' dir mal vor, diese Schwere könnte -
das geb' ich dir einfach mal vor jetzt, mal schau'n ob's geht - diese Schwere
könnte einfach aus deinem Körper aufstehen, vielleicht wie so ein
Wesen oder wie so 'ne Gestalt, vielleicht als deine Krankheit, vielleicht als
deine Energie oder sowas und würde sich vor dich stellen.
Kl: Wie so ein Blei-, wie so ein Steinklotz. So aus Blei so ein Klotz.
Es ist so eine unförmige Gestalt, eine Schwar-ze aus Blei oder Stein .... Du
bist mir so fremd. Ich will gar nichts mit dir zu tun haben. Du kommst mir vor,
als ob du von außen irgendwie auf mich draufgekommen wärst und ...,
was hab' ich denn mit dir zu tun?
Th: Schau' mal, ob sie dir antwortet. - Ich würde gern mal von dir
wissen: von welcher Hauptenergie ernährt sie sich? Wenn die in dir lebt,
muß sie von irgendwas sich ernähren und irgendwas muß sie kriegen.
Kl: Sie lebt von meiner Lebenskraft und von meiner Lebensfreude, das saugt
sie aus. Und meine Energie, da hängt sie sich dran. Wie so ein Klotz belagert
sie mich.
Th: Wenn du so lieb und nett bist, ist ja der Schatten besonders groß.
Wenn du nie Wut rausläßt, dann ist ganz viel Wut in dir. Welche von
diesen Energien, die du normalerweise nicht so lebst oder sichtbar hast, welche...?
Kl: Ja, sie lebt von meiner Wut. Ich lebe von deinen unterdrückten
Energien, von deiner Wut und von deiner unterdrückten Lebenslust auch.
- Und auch die körperliche Energie, die so manchmal in mir steckt und die
dann nicht rauskommen kann, die blockier' ich.
Th: Ihr müßt ja irgendeinen Vertrag mal irgendwann gemacht
haben, so miteinander, so: ich krieg' die Energien und du kriegst dies! Ich
will nur mal wissen, wie alt ist dieser Vertrag, welche Zahl sagt er?
Kl: Er sagt: Seitdem du fünfzehn bist...
Jetzt bin ich so in unserem alten Haus, wo ich weiß, daß wir das
wir das bald verlassen müssen, daß wir woanders hingeh'n werden.
Und ich will nicht, ich will einfach nicht. ...Ich seh' jetzt dieses Bild, das
ich damals immer vor Augen hatte. Dieses Bild von einer Wand, wo nichts mehr
dahinter kam, wo nichts mehr dahinter war. So 'ne Wand, die vor mir steht. Dieses
Bild hatte ich lange, Monate oder Jahre. Die Beschwerden hingen auch damit zusammen,
oder fielen in die Zeit, wo ich nicht mehr leben wollte - damit hatten die zu
tun. ... Es war wenig Konkretes, es war einfach... dieses Gefühl der Mauer
in mir, nicht mehr wissen, wie's weitergeht oder keine Per-spektive, daß
es weitergeht. Und dann kamen diese, eigentlich Anfälle, diese Schübe
da. Eine Zeitlang waren die sehr stark. Das ließ dann wieder nach, so
daß ich es eigentlich vergessen hatte, daß es auch sowas war. Und
es ist eben erst vor drei Jahren wieder aufgetreten.
Th: Wie hast du die Schübe gemerkt, oder welche Erinnerung taucht
auf?
Kl: So wie jetzt, aber nur noch viel massiver. Also völlige Kraftlosigkeit,
fast wie Gelähmtsein. Ja, es war so oft. Es war zuhause, vor allem mit
meinen Eltern auch, oder beim Spazierengehen - überall. Die haben mich
einfach von außen weggezogen, so nach innen rein. Ich mußte mich
einfach dann zurückziehen. Ich war ganz energielos, konnte mich schwer
bewegen. So ein Gelähmtsein war das fast und ich konnte auch nicht richtig
sprechen - ich konnte ganz schlecht sprechen.
Th: Laß' diese Gestalt, mit der wir am Anfang gesprochen haben, diese
Schwe-re, auch nochmal jetzt dort sein. Guck' mal, ob du's einfach so realisieren
kannst, sie dort auftauchen zu lassen. Und dann schau' mal, ob du dich mit ihr
unterhalten kannst, daß sie dir jetzt vielleicht nochmal ein paar Hinweise
gibt, was so diese Auslöser sind oder was die Ursachen sind, daß
sie sich gebildet hat oder daß sie sich abgespalten hat oder sowas. -
Ja, da passiert jetzt grade was.
Kl: (lacht) Mir ist so schwindlig - ich fall` gleich um! Mir ist ganz schwindlig.
Was ist denn das? Ich werd' gleich ohnmächtig! Ich hab' so ein komisches
Gefühl auch jetzt in den Händen, in den Armen.
Th: Ja, das ist toll. Der Körper reagiert.
Kl: Warum wird's einem denn da schwindlig plötzlich?
Th: Schwindel ist nichts anderes wie die Energie im Kopf, die jetzt sagt:
nichts wie weg hier! Jetzt wird's brenzlig. Dem wird es zu viel, dem Kopf. Wenn
dein Körper reagiert, sind wir immerhin auf der richtigen Spur.
Kl: Ja, also, was ich sagen wollte: ich hab' jetzt wirklich das Gefühl,
daß sich da irgendwas abgespalten hat.
Th: Ja, es arbeitet in deinem Bauch. .
Kl: Ich krieg' jetzt noch so ein Taub-heitsgefühl hier in den Wangen...
Th: Merkst du, wie dein Körper da einschreitet?
Kl: ...Und in den Händen hab' ich jetzt auch so ein Taubheitsgefühl.
Also einfach so das Gefühl, daß da was Abgespal-tenes ist auch, in
diesen Situationen... Bei so 'nem Spaziergang mit so 'nem Be-kannten, wo
ich auch das Gefühl hab', der saugt mir auch noch Energie 'raus.
Th: Sei dort, sei dort. Also ich will einfach nur..., ich will's dir nochmal
erklären: dadurch daß ich dich mit deinem Be-wußtsein genau
da hinschicke immer wieder, kommt einfach diese ganze Ener-gie mehr in dir in
Bewegung, aber auch auf der körperlichen Ebene. Und es ist sowas wie ...,
ja dann passieren Selbst-organisationseffekte im Körper. Es ist sowas wie,
ganz viel Energie reingeben, und ich kann sie dir von außen nicht geben,
aber ich kann die richtigen Situa-tionen aufrufen bzw. deine Symptome holen
sie dir herbei, wenn ich sie anspreche. Und dann passiert ganz viel Energie
in dir.
Kl: Jetzt bewegen sich auch meine, mein Kiefer.
Th: Das ist erstmal ein tolles Zeichen. Da steckt die Steifheit, da steckt
die Spannung oder wie auch immer du's nennen willst. Und in dem Moment, wenn
du jetzt da reingehst und noch mehr Energie machst, kann sich diese Span-nung
nicht mehr aufrechthalten und deshalb passieren dann so Effekte wie: plötzlich
fängst du an zu Heulen oder du zuckst oder dein Bein strampelt oder du
kriegst Wut oder dein Kinn zittert - so wie jetzt. Laß' es zittern. Das
sind schon die ersten Heilungseffekte in dir. Es passiert sowas wie 'ne Selbstorganisation.
Dieser statische Zustand, der abgespeichert war, kann sich nicht mehr aufrechterhalten.
Kl: Es tut mir aber weh.
Th: Ist o. k. Es darf dir ja weh tun, mach' Töne. Wenn's zuviel ist,
drück' ich halt nicht mehr, aber so'n bißchen ist einfach auch 'ne
Hilfe. Kann auch sein, daß es Schmerzen sind, die da hochkommen.
Kl: Nee, ich hab' oft auch so 'nen verspannten ..., ich knirsch' sehr mit
den Zähnen nachts und hab' so 'nen Druck, 'nen ganz starken Druck in der
Nacht.
Th: Das sind die Spannungen, die drücken sich jetzt so aus. Zähneknir-schen
ist Aggression.
Kl: Mir wird schon wieder so schwindlig im Kopf.
Th: Nimm' Töne, nimm' Worte, dann bleibst du mehr da. Du transportierst
auch das alles in die linke Gehirnhälfte, wenn du drüber redest.
Kl: Das ist so unangenehm... Ich weiß gar nicht, was ich dem
sagen würde. Ich hab' keine Energie, irgendwas zehrt so die Energie in
mir ... Der versteht das auch noch, daß ich diesen komischen Zustand hab',
das versteht er auch noch. Jetzt sind meine Beine auch schon wieder so lahm
.... (Aufforderung an den Therapeuten) Also wenn, dann halt' mich irgendwie
fest, damit das rauskann. ... Ich hab' soviel Kraft. Und ich zeig' sie dir.
Du kannst ruhig seh'n, daß ich nicht kraftlos bin. Ich bin nicht kraftlos!
Ich bin nicht kraftlos! ... Ich hab' alle Kraft! ... Ich kann nimmer. Ich kann
jetzt nimmer. Ich kann nimmer.
Kl: Und jetzt sag' ich: ,Ich kann mich wehren, ich bin stark. Ich bin hier nicht
so schwach und laufe rum, wie ne 90-jährige Frau. Ich brauch' das nicht!
Also, ich kann mich auch gegen den wehren. Dieses Gefühl hatte ich, ich
kann mich nicht gegen den wehren manchmal und jetzt kann ich dem auch widerstehen.
Wenn dem sein Geschwätz mir zuviel wird, dann sag' ich: ,,Nee, hier, jetzt
reicht's, jetzt geh'n wir nach Hause."
Th: Frag' ihn mal, was er will von dir.
Kl: Ja, er möchte gerne mehr von mir. Er sagt: Ich würde gerne dein
Freund sein. Und auch mehr, als nur Spazierengehen mit dir. Er ist lieb und
nett und sagt irgendwie alles sehr vorsichtig. Um mir ja nicht zu nahe zu kommen,
ist er sehr vorsichtig so.
Th: Was antwortest du?
Kl: Ich will das nicht. Ich hab' keinen Bock mehr auf dich! Ich hab' keinen
Bock mehr dazu. Diese Scheiß-Laberei da die ganze Zeit - das geht mir
auf die Nerven! Das geht mir langsam auf die Nerven!
Th: Du hast zu wenig gekämpft in deinem Leben.
Kl: Ja, ich glaub' auch. Ich hab' zu wenig gekämpft, ja.
Th: Es scheint dir Spaß zu machen. Da kommt viel Spaß in dir hoch,
wenn du kämpfst, merkst du das?
Kl: Ja, ich hab' auch viel Kraft. Ich hab' so das Gefühl, ich hab' sehr
viel Kraft.
... Irgendwie bin ich jetzt kräftig, also ich kann dem jetzt was sagen,
was ist. Ich muß jetzt nicht so abgespalten über diesen Krankheitsschub
da irgendwas Un-deutliches mitteilen.
Th: Zeig's ihm mal. So redest du drumrum. Zeig's ihm mal.
Kl: Also mir ist es zu blöd. Ich will mit dir nicht so viel zu tun haben.
Th: Genau, das ist direkt.
Kl: ... und wenn du dann nicht mehr kommst, dann ist es mir auch egal. Aber
so ist es mir auch irgendwie zu lieb und zu nett und das geht mir alles auf
die Nerven.
Th: Wie fühlst du dich jetzt, wie du's ihm sagst?
Kl: Ich fühl' mich ganz gut. Weil ich nicht mehr so Angst hab', daß
er dann wirklich geht. Dann geht er halt.
Th: Geh' mal dichter auf ihn zu, geh' mal noch dichter, dichter ‘ran an
ihn, ganz dicht ‘ran. Schau' ihm in die Augen und guck' mal, was jetzt
kommt.
Kl: Ja, er ist jetzt ganz getroffen irgendwie. Ganz verletzt und ganz traurig.
Und er tut mir auch ein bißchen leid. Es tut mir auch leid, daß
du so getroffen bist und so verletzt. Ich muß aufpassen, daß ich
da nicht wieder abrutsch'.
Th: Das könnte dich wieder zum Abrutschen bringen? Mehr so hilflos? Hilflosigkeit.
Kl: Hilflosigkeit und Traurigkeit und so. Das könnte mich wieder zum Abrutschen
bringen. Das ist dann einfacher, wenn ich auch wieder selbst das hilflose Wesen
spiele.
Th: Guck' mal, wer dich hilflos macht. Welche Leute tauchen jetzt auf? Wer ist
hilflos?
Kl: Meine Mutter auch, und mein Vater auch.
Th: Gut, laß' sie beide da sein jetzt. Wie sehen sie aus? Hilflos?
Kl: Ganz traurig. ... Das tut mir dann auch leid, wenn ich euch so traurig sehe
und so hilflos. Da werd' ich auch ganz hilflos und traurig. Schuldgefühle,
wenn ich's dann nicht bin. Kann das schlecht ertragen.... Wenn ich euch so hilflos
sehe, dann fühle ich mich auch so hilflos. Und trau' mich nicht, was anderes
zu zeigen. Und dadurch mußte ich auch mich in irgendwelche Krankheiten
stürzen, oder dadurch ist vielleicht auch die Krankheit dann gekommen.
Auto-aggression ist das ja. Statt die Aggres-sionen zu euch zu richten, richte
ich sie dann noch zu mir, nach innen. Ihr müßt hier nicht mehr die
kleinen Häschen spielen. Haut ab! Haut ab! Ist doch so. Ihr müßt
hier nicht die kleinen Häschen spielen! Die kleinen, unschuldigen, armen,
frommen!
...Sie wissen gar nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie sind ganz hilflos.
...Brüllt mich doch auch mal an! Zeigt doch auch mal was von eurer Power.
Zeigt doch mal davon, nicht immer dieses Gejammere da. Ich will's nicht mehr
hören. Die können aber nicht brüllen.
Th: Zeig' ihnen mal, wie man's macht.
Kl: So macht man's! Immer diese Nettigkeit, immer dieses Lachen.
Th: Guck' mal, ob du's halten kannst, ob du die Wut halten kannst.
Kl: Ich kann die Wut halten! Und auch wenn ihr mir auch nicht zurückbrüllt
- das ist mir scheißegal!... Hau ab! Hau ab jetzt! Hau ab!
Th: Wer ist da, welche Bilder hast du?
Kl: Diese Figur da! Weg! Weg!
Th: Immer noch? Was macht die denn mit dir?
Kl: Die steht da so blöd ‘rum. Die macht nix - die steht einfach
nur da.
Th: Das macht dich ärgerlich? Wenn sie sich nicht bewegt?
Kl: Ja. Hau ab! Weg! Die ist aus Stein, die kann sich nicht bewegen.
Th: Ja, dann schmeiß' sie um! Laß' sie zersplittern. Ja - was passiert?
Kl: Die geht nicht so schnell weg. Sie ist immer noch da. So als Hüter.
Hau ab! Hau ab! Weg! Weg! Hau ab!...
Th: Kuck' mal, was du bist jetzt.
Kl: Ich bin mein eigener Löwe. Er ist wütend! ... - Ich krieg die
Figur aber nicht weg, sie steht noch da
Th: Schmeiß' sie um. Nimm' einen Hammer und bearbeite sie.
Kl: Jetzt liegt sie in Scherben da...Jetzt liegt sie aber in Scherben da. Es
tut mir ein bißchen leid, weil es irgendwie auch was...
Th: Sprech' zu diesen Scherben.
Kl: Es tut mir auch ein bißchen leid, das zerstört zu haben. Weil
es so was Starkes war, was ganz Massives, was...
Th: Das Starre ist was Starkes?
Kl: Was Starkes Starres, ja.
Th: Was machst du jetzt mit diesen Scherben? Sie waren ja nicht elastisch, sie
waren ja bröckelig, weil sie so starr waren.
Kl: Was mach' ich jetzt damit? Ich sammle sie auf jeden Fall nochmal ein. Geb'
sie in ein Gefäß rein und dann ... stell' ich's wohin, aber nicht
so in meine Nähe, bißchen weiter weg.
Th: Das klingt ein bißchen gesammelt. Du sammelst es, sowas.
Kl: Ich heb's nochmal auf, ja.
Th: Was willst du damit machen?
Kl: Ich muß mich zuerst nochmal von den Scherben verabschieden.
Th: Ja, das stimmt, das ist gut.
Kl: ... und die nicht einfach so wegschleudern.
Th: Ach, du möchtest sie gerne wegschleudern?
Kl: Ja, ich würde sie vielleicht nachher ins Meer schleudern, aber erstmal
möcht' ich mich noch verabschieden.
Th: Ja, mach' das mal, das ist gut.
Kl: Ich sitz' jetzt vor den Scherben, kniee da am Meer. Jetzt gehe ich wieder
so halb ins Wasser rein, wie diese Situation, die ich schon mal beschrieben
habe mit dem Sonnenuntergang. Und halte die Scherben noch ganz lange.
Th: Verabschiede dich ruhig von diesen Scherben und spür', daß du
es fast sowas wie symbolisch tust für diese Zeit, wie du gelebt hast. Weil
er war ja auch in dieser Art ein Ausdruck dieser Zeit.
Kl: Ich danke euch, daß ihr da wart, damals, weil's vielleicht ein Mittel
war, um überhaupt zu überleben. Aber jetzt möcht' ich euch nicht
mehr. Jetzt möcht' ich ohne dieses Starre, ... Starre und - wie hab' ich
gesagt - Starre und ....? Jedenfalls möchte ich ohne euch leben, ohne diese
Figur.
Th: Und spür', daß du sie dem Meer zurückgibst und dieses Meer
macht im Laufe der Zeit einfach Sand daraus. Und jetzt leg' dich nochmal in
den Sand und sag' mir, was ist anders im Vergleich zu am Anfang.
Kl: Jetzt hab' ich ein ganz angenehmes Gefühl im Körper.
Th: Jetzt laß' diese Schwere, die am Anfang da war - die ja energetisch
immer noch da ist, obwohl sie jetzt nicht so in deinem Bewußtsein ist
- aufstehen aus dir heraus, so wie am Anfang, und sag' mir mal, wie die sich
verändert hat. Ob die verändert aussieht oder was anderes sagt, oder...
Kl: Sie ist nicht mehr aus Stein, sondern es ist so ne Gestalt, wie so'n Geist,
oder wie so ne flüchtige Gestalt, die immer so in Bewegung ist, oder so
wie Rauch. Wie Rauch, ja. ... Das finde ich ja jetzt schön, das was du
jetzt darstellst. Du bist nicht mehr so massiv und man kann so ein bißchen
mit dir spielen ... ich kann mit dir spielen. Das gefällt mir gut. Ich
brauch dich nicht mehr.
Th: Paß' mal auf an der Stelle. Mach’ mal Folgendes immer. Nimm’
einfach immer wahr, daß es deine Energie ist und Nicht-Brauchen heißt
so ein bißchen, außer-halb deiner Kontrolle geben. So: „Geh'
weg!“ oder „Mach', was du willst.“ Mach' es so von deinem
Bewußtsein her immer so, daß du sowas sagst wie: ,,Ich geb' dir
jetzt ‘ne andere Aufgabe." Dann ist es immer noch deine Energie und
die soll halt anders für dich arbeiten. Und wenn dir das so ein bißchen
vereinbarst, dann machen die Energien das auch häufig so. So: „Du
unterstützt jetzt mehr meine Leichtigkeit“ oder sowas. Dann machen
die das. Nur: „Ich brauch' dich nicht mehr“ ist so ein bißchen
wie: „Jetzt komm', weg mit dir!“ Die fühlen sich dann immer
auch so ein bißchen beleidigt, sag' ich jetzt mal. Und dann guck' sie
dir an, diese Bilder, wie sie auf deine Worte reagieren und daran kannst du
schon sehen, was passiert.
Kl: Ja, ich möchte gerne, daß du in Zukunft vielleicht so ganz leise
anklopfst, wenn irgendwas nicht stimmt, um mir das dann zu sagen. Daß
du dich nicht mehr so massiv ausbreitest in mir, sondern ganz vorsichtig mir
so einen Hinweis gibst und mir dann hilfst, das auf andere Art und Weise zu
lösen. Und ich werde auch dann auf diese leichten Hinweise auch hören.
Ich werde wacher sein, aufmerksamer, und mit deiner Hilfe dann auch schneller
gegensteuern.
Th: Ist er damit einverstanden? Nickt er mit dem Kopf?
Kl: Er ist einverstanden, ja. Er fühlt sich jetzt auch ganz wohl so mit
seiner neuen Funktion.
Vorgespräch:
Kl: Ich hab' mich diese Woche eigentlich ganz gut gefühlt so, so richtig...,
wirklich ganz gut. Ich hab's eigentlich auch nicht gespürt so in meinem
Körper, oder kaum, dieses Entzündungsgefühl.
Th: Das war die ganze Woche einfach nicht mehr da?
Kl: Nur ganz leicht. Vor allem hatte ich unheimlich viel Energie so gehabt.
Also ich war abends dann immer lang auf und bin trotzdem morgens 'rausgekommen.
Und gestern hab' ich nachts um 10 noch die Fenster geputzt - also das war schon
ein bißchen ungewöhnlich. Im Moment geht's mir eigentlich ganz gut
so. ..
.
5. Session:
Th: Was nimmst du wahr? Wo bist du? Was siehst du?
Kl: Ich bin wieder an dem Strand. Die Sonne scheint. Es sind so ein paar
Wolken am Himmel. Aber nicht so viele. Ich steig' aus und geh' an Land. Ich
bin ganz neugierig. Neugierig, ja, und gespannt. Und ich weiß aber auch,
daß ich zu was ganz Schwierigem hingehen möchte. Aber ich bin nicht...,
es ist nicht schwer oder nicht dramatisch, sondern es ist einfach, so: mal seh'n,
so, das Gefühl. Aber ich merk' jetzt an mir, daß es schwierig ist.
Th: Ja, mach' dich mal auf die Suche. Guck' mal, was deine Seele dir für
Bilder liefert, welche Herausforderung, was du wiedererkennen sollst.
Kl: Ich soll mich so auf die Suche machen nach, nach Liebe. Nach diesem
Thema, das für mich so schwierig ist.
Th: Benenne das mal mit deinen Worten.
Kl: Es heißt einfach Liebe und Nähe. Nähe vor allem. Was
jetzt kommt, ist eher wieder so 'ne Wut. Daß ich denk', nee, ich laß'
mich auch nicht mehr verletzen oder so. Aber was ich nicht mehr spür',
ist die Traurigkeit, die früher da dazu gehört hat. Also früher
hab' ich richtig gemerkt, wie mir was fehlt. Das merk' ich jetzt gar nicht mehr.
Th: Hast du in letzter Zeit mal geweint?
Kl: Nee. Seit drei Jahren nicht mehr.
Th: Hast du das Gefühl, du hast was abgeschnitten? Denn Weinen an
sich ist was Lösendes, also an sich was Ange-nehmes. Dann geh' mal auf
die Suche nach deinem Weinen. Seit drei Jahren, das würde ziemlich genau
bedeuten, mit dem Auftreten deiner Krankheit, oder?
Kl: Ja, seitdem das mit dem Verlassen-werden da von dem Vater von meiner
Tochter war.
Th: Da hast du beschlossen, nicht mehr zu Weinen? Da muß doch was
passiert sein.
Sie übt Macht aus gegenüber ihrem Weinen, sie unterdrückt ihre
Lebendigkeit!
Kl: Seitdem war's nicht mehr, ja.
Th: Und seit der Zeit hast du auch deine Krankheit oder ist sie ausgebrochen?
Kl: Ungefähr zu dem Zeitpunkt, ja. Und was ich jetzt spüre, ist
eher die Wut, aber ich hab' das Gefühl, das ist sowas, was so drübergelagert
ist.
Th: Dann hol' mal den Vater herbei von deinem Kind. Und sag' ihm mal, was
er gemacht hat. Er ist zwar nicht dran schuld, aber ich meine, er ist der Aus-löser.
Das kannst du ihm vorhalten. "Wegen dir wein' ich nicht mehr, wegen dir
bin ich..." Der Kopf sagt, das stimmt nicht so ganz, aber der Kopf, der
ist mir unwichtig. Da ist ein Gefühl dahinter und das Gefühl sagt:
"Scheißtyp!", ja?
Kl: Ein echter Scheißtyp bist du. Ein Arschloch bis zum Geht-nicht
mehr. Du hast mich so verletzt. Mit dir ist die Krank-heit ausgebrochen. Mit
dir ist das Übel gekommen. Die Pest!" Also wenn, dann würd' ich
auf den einschlagen. Wenig-stens eine in die Fresse schlagen. Ja, der ist
wirklich so kotzblöd. Ich hätte dem schon damals in die Fresse schlagen
sollen. Mir ging's nämlich so schlecht, als ich den kennengelernt hab'.
Arschloch! Du gottverdammter Mensch! Du kotzblöder Mensch! Mir ist's so
schlecht gegangen damals, als ich dich kennengelernt hab'. Mir ist es so schlecht
gegangen, wie noch nie in meinem Leben. Hätt' mich fast die Klippen runtergestürzt
wegen dir. ... Ich schlag' auf dich ein, wenn ich neben dir steh'! Ich schlag'
auf dich ein! Ääähhh! Ääähhh! Du hast alles aus
mir 'rausgesaugt, alles! Und dich dann beklagt über meine Innere Leere!
Du Arschloch!!"
Th: Spür' mal die Verzweiflung, die da ist. Schau' ihn an dabei. Mach'
es ganz direkt. Schau' ihn an und schlag' zu.
Kl: Ich schlag' dich tot! Tot! Verreck' doch, du Arschloch!! (schlägt)
Th: Mach' einen Ton dabei! Und guck' mal, ob du das kannst. Bleib' mal
mit deinen Augen grade. Schau' ihn mal an und hau' dann mal zu. Laß' mal
deinen Kopf grade. So, als ob er vor dir steht. Guck' mal, ob du das kannst.
Bleib' mal in Kontakt und jetzt, schlag' mal zu. Ohne daß du den Kopf
senkst. Guck' mal, was für 'ne Spannung das ist und geh' mal in diese Spannung
'rein. Merkst du's?
Kl: Weg!!!! Hau ab!!! Hau doch ab!!! Ich will nicht!! Ich will nicht, weg!!!
Hau ab!!! Hau ab!!! ... (schreit, wütet, schlägt)
Th: Spür' doch mal, wieviel Schmerz da lebt, wieviel Schmerz da lebt
in dir. Schau' diesen Schmerz mal an. Stell' dir vor, dieser Schmerz kann sich
sichtbar machen und er steht ganz groß vor dir, du kannst ihn anschauen,
deinen alten Schmerz.
Kl: Neeeiiiiin!!!! Neeiiiiin!!!! Neeeiiin!!!! Du hast mir so wehgetan,
du kriegst nicht meinen Schmerz. Wenn du was kriegst, dann nur die Wut.
Th: Was machst du mit deinem Schmerz? Laß' ihn mal als Figur dasein,
als Gestalt, als Symbol. Was taucht auf ?
Kl: Ich spür' nichts. Wenn, dann ist es sowas Abgekapseltes, so mit
Panzer...
Th: Genau. Laß' es mal auftauchen!
Kl: So 'n Ding, mit 'ner Bleihülle. Ich, ich... Diesem Arschloch,
ich zeig' dem nichts. ... Ich will's ja nur vor ihm verstecken. Aber nur vor
ihm, sonst vor niemand. - Doch, sonst auch noch. Den Eltern ......, meine Arbeitskollegen
...
Th: Spüren die das nicht schon?
Kl: Doch. Das spüren alle.
Th: Das spüren alle, ja? Ist das sowas wie, du machst ein bißchen
- ich frag' dich jetzt mal ganz frech - du machst ein bißchen auf starke
Frau? - Du bist stark, ich weiß, du bist supertoll stark, das ist wirklich
so. Aber du machst auch ein bißchen auf starke Frau, ja? Mir kann nichts
anhaben, der Typ da von Vater ist eh ein Arschloch. Macht mir nichts. Komm'
ich mit klar. Warum nicht?
Kl: Das andere ist alles weggesteckt, weggesteckt.
Th: Auch deine Sehnsucht, deine Trä-nen, deine Freude? ... Schade,
daß du dich vergewaltigst. Er macht das gar nicht mehr. Guck' mal, du
machst es freiwillig. Müßtest du nicht Wut auch auf dich kriegen?
Hast du Wut auf dich?
Kl: Ich glaub' schon oft, öfters mal. (schreit) - Ich hass' mich oft
selbst. Kann mich nicht im Spiegel ankucken. Äääähhhh! Kann
meine Stimme nicht hören!! Nichts! Wer bin ich überhaupt?? Ich komm'
mir manchmal vor, als ob ich ne-ben mir steh'. Wer bin ich überhaupt? Wer
bin ich überhaupt? Aber es hält mich aber so fest alles. Ich kann
doch nicht anders....
Vorgespräch zur 15. Sitzung
Die Klientin hatte 14 Einzelsitzungen während des Sommers absolviert und
sehr gute Fortschritte gemacht. Sie trat einen 6 wöchigen Kuraufenthalt
an, den ihr der Arzt verordnet hatte. Sie schwankte, ob sie ihn überhaupt
antreten sollte. Während der Kur war die Klientin in ein tiefes Loch gefallen
und sehr depressiv geworden. Keiner konnte ihr vor Ort helfen. Sie hatte während
der Kur keinerlei Kontakt zum Synergetik Therapeuten, da dieser sich auch in
Urlaub befand. Nach dem Kuraufenthalt rief die Klientin an, um den Abbruch der
Synergetik Therapie bekannt zu geben. Sie erklärte sich bereit, noch eine
letzte Einzelsitzung durchzuführen, damit festgestellt werden konnte, welches
Material sie so in der Kur peinigte.
Kl: In dieser Kur prallten so Welten aufeinander. ... Und dieses Loch, hab ich
gemerkt, ist die Wirklichkeit, alles andere ist so Firlefanz. Ich will keine
halben Sachen mehr. Ich entscheide mich jetzt für die Gesprächstherapie.
Th: Was immer da hochgekommen ist, aus synergetisch-therapeutischer Sicht ist
das natürlich toll, und es wäre ideal gewesen, du wärst hier
gewesen und wir hätten es sofort aufarbeiten können. Und eigentlich
ist es auch das, was die Metho-de letztendlich macht - wir reißen Schich-ten
für Schichten auf und es kommt hoch. Im Prinzip ist alles, was provoziert
und das Material in Gang setzt, hilfreich. Also, was du die letzten Wochen erlebt
hast, war verdrängtes Material, das hochgekommen ist und wenn du das bearbeitest,
wirst du es los.
Kl: Ich hab aber wirklich total das Gleichgewicht verloren, ich hab gedacht,
ich werde verrückt. Ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ich hatte
schon überlegt, ob ich nicht Psychopharmaka nehmen soll.
Th: Ja, das kannst du machen, aber es ist nichts anderes, wie, du drückst
dein Material noch mehr weg. Aber du kannst auch herkommen. Wir können
mit jedem Zustand arbeiten, der hochkommt. Mit jedem. Ich begleite dich durch
alles hindurch und es kann dir nix passieren. Das einzige, was du nicht machen
darfst, ist, während des Prozesses auszusteigen.
Es gibt keine Methode der Energieunter-bindung, du mußt durch die Energie
durchgehen. Nur so kannst du es aufarbeiten. Und was die zwei Welten betrifft,
aus meiner Sicht, ist die Realität hier! Draußen, so kommt’s
mir oft vor, ist es wie eine Scheinwelt, wo jeder aufpaßt, daß keiner
den anderen berührt oder weh tut. Die basteln sich alle ein System zusammen,
daß es so scheinmäßig funktioniert.
Kl: Also, bei mir war es jetzt in der Kur so - nach diesem schönen Sommer,
bin ich wieder so auf die Leidseite gerutscht. Dort in der Kur, da war auch
so eine Kirche mit so einem über-gro-ßen Kreuz mit Jesus dran und
genauso hab ich mich die gan-ze Zeit in der Kur gefühlt. Ich hatte das
Gefühl, ich habe das ganze Leid der Welt auf meinen Schultern.
Th: Ja, dieses Kreuz, oder die ganze Atmosphäre dort, hat dein Leid, das
du eh in dir hast, einfach hochgeholt - mehr ist es nicht. Nach den 14 Sessions,
die du hier gemacht hast, hattest du eine hohe Offenheit und mit dieser Offenheit
bist du in dieses Energiefeld gekommen...
Kl: Ich hab einfach das Gefühl, die Therapie hilft nichts, weil das Leiden,
oder diese andere Welt ist übermächtig.
Th: Wenn du durch bist, kannst du dort hingehen und es macht dir nichts mehr.
15. Session:
Die Klientin sieht sich bereits zu Beginn der Session in einem Sarg in einer
Kapelle liegen. Über ihr hängt ein Kreuz und um sie rum haben sich
ihre Familie und Freunde versammelt. Die sind alle wie erstarrt.
Kl: Ich bin in dem Bild genauso alt wie jetzt. Da ist ein bisschen Traurigkeit,
aber auch sowas wie eine Erlösung. ... Es ist kein großer Unterschied,
ob ich lebe oder nicht, ich fühle mich auch, während ich lebe, wie
im Sarg. Ich bin in diesem Bild jetzt da noch nicht gestorben, aber ich fühl
mich so. Und wenn nichts passiert, dann werde ich auch so sterben. Der Therapeut
fordert sie auf, dies den Men-schen, die um den Sarg stehen, mitzuteilen. -
Die sind alle so starr, die können gar nicht reagieren. Die sind alle so
tot um mich rum. Und dieses Scheiß Kreuz da. - Der Therapeut fordert sie
auf, mit Jesus am Kreuz zu reden. - Ich hab das so verinnerlicht. Ich fühle
das ganze Leiden der Welt in mir und das lähmt mich so, daß ich mich
in den Sarg legen muß und mich wie tot fühle. Ich habe mich so aufgegeben,
ich kann gar nicht mehr reden. Ich bin stumm leidend unter deinem Kreuz, dazu
hast du mich gebracht; dieses Scheiß Kreuz. Ich will raus aus diesem Scheiß
Sarg, ich will nicht mehr da liegen, das ist mir zu eng. Ich will mein Leben
wieder spüren, nicht meinen Tod.
Th: Wenn Jesus dir helfen will, soll er dir ein Zeichen geben.
Kl: Geh runter da, von diesem Scheiß Kreuz, geh runter. ... Er versucht
jetzt, da runter zu ge-hen. Komm runter da, ich kann es nicht mehr ertragen.
... Ja, jetzt sagt er, nee, es ist so, die Welt ist so und du wirst es auch
noch merken. Ich komm nicht runter. Sieh zu, was du machst, ich komm nicht runter.
Das ist nicht meine Aufgabe. ...
Er sagt, ich lasse mich nicht vertreiben. Ich bin an tausend Orten, überall
bin ich, über deinem Bett, in jedem Raum hän-ge ich. Und ich werde
dich zwingen, überall hinsehen zu müssen, wo das Leid ist in der Welt,
du wirst alles sehen müssen. Du hast es nicht sehen wollen, jetzt mußt
du es sehen.
Th: Sag ihm, daß du eingehst dabei, wenn er dir nicht hilft.
Kl: Ich kann mich nicht wehren, das ist so mächtig. Ich hab keine Chance,
ich bin dem hilflos ausgeliefert. Mir tun meine Arme weh.
Th: Ist das die Energie, die du jetzt während deiner Depres-sion hattest.
Kl: Ja, ich konnte auch nichts mehr sagen. ... Mir wird es schon wieder schwindelig,
ich werde immer energieloser.
Th: Gibt es irgendeine Instanz in dir, die dir an der Stelle weiterhelfen kann?
Es taucht eine Frau mit langen roten Haaren auf, die schon in früheren
Sessions aufgetaucht war und die Klientin erzählt ihr, daß sie wie
gelähmt ist und aus dem Sarg nicht mehr rauskommt.
Kl: Ich komme mir vor, wie auf einem Opferaltar, ich muß auch mein Leben
opfern. ... Ich kann nicht, ich kann nichts mehr machen. Ich will lieber auch
sterben, als daß ich geholfen krieg. Es hat ja eh alles keinen Sinn. Laß
mich doch sterben. Sterben ist immer noch besser, als das alles mitzumachen.
- Die Frau bleibt neben dem Sarg stehen. - Ich will einfach jetzt weg von der
Erde, ich will einfach nicht mehr hier sein. Ich will weg, ich will jetzt wirklich
sterben.
Th: Mach das jetzt mal und schau, was sich verändert oder wo du hinkommst.
Wenn sich was verändert, dann erzähl’s mir. Du darfst alles
tun, überall hingehen, erzähl mir nur, was du wahrnimmst.
Kl: Ich kann aber nicht loslassen. Ich will sterben, aber ich hänge an
dieser Misere, an diesem Scheiß.
Th: Welche Sätze sind da?
Kl: Ich darf nicht sterben. Ja, ich will und will doch nicht. Ich werde so zerissen
in diesem Scheiß Leben. Es ist ein Scheiß Leben, ich hasse es. Ich
werde zerrieben zwischen allen Welten und keiner hilft mir. Ich werde auch ganz
alleine gelassen damit.
Th: Geh mal rein in diesen Zwiespalt, du mußt das ganz tief in dir kennen.
Kl: Ich sehe jetzt nur, wie der Sarg runtergelassen wird. Ich bin froh, ich
habe endlich Ruhe. Ich bin froh, daß ich von euch wegkomme. Dieses Scheiß
Leben. Nur Kampf und Konflikt. ... Da ist meine Tochter. ... Dich habe ich ganz
arg lieb. Ich weiß nicht, was mit dir passiert, jetzt. Aber es wird irgendwie
gut mit dir weitergehen.
Th: Ja, verabschiede dich von ihr.
Kl: Ich kann nicht anders, ich muß es tun. Vielleicht wirst du es irgendwann
mal verstehen. Ich muß jetzt gehen, ich will auch gehen. ... Ich will
auch ganz tief runtergelassen werden. Ich mag dieses Leben nicht mehr, ich mag
nicht mehr leben. Es ist besser, gar nichts, als dieses Leben. Es ist schön,
da runtergelassen zu werden. Das ist ganz schön. Mir tut es auch nicht
leid, wegzugehen.
Th: Guck einfach mal, wo du hinkommst, was sich verändert.
Kl: Es ist ganz dunkel um mich rum. Jetzt bleibe ich immer in diesem Sarg liegen.
Ich komm nicht weg von dem Sarg.
Th: Ist o.k., laß die Zeit einfach weitergehen und guck, was passiert.
Nimm einfach wahr, was passiert.
Kl: Meine Seele ist in einem Totenreich, wo all die anderen toten Seelen auch
sind. Es sind ganz viele da. Es ist auch nichts Freudiges. Die erzählen
von den Qualen, wie sie gestorben sind. Da finde ich meine Qualen vom Leben
wieder. Ich steh noch ein bisschen am Rand und weiß nicht, ob ich mir
das antun will. Ich habe das Gefühl, ich werde immer da hingeschickt, wo
schreckliche Dinge sind.
Th: Wer schickt dich, spür mal, wer ist es?
Kl: Es ist einfach so. Ich muß das letzte Fleckchen vom ganzen Leid auf
der Erde sehen: Folterungen und Qualen, Kinder-seelen, die mißhandelt
wurden. Die schrecklichsten Dinge sind da. Aber irgendwie fühle ich mich
da auch wohl und zuhause. Das ist mir alles vertraut. Ich kann das auch nicht
loslassen. Ich muß dieses Leid verinnerlichen
Th: Sprich einfach mal eine Seele an.
Kl: Wie lange seid ihr denn hier? Muß ich jetzt ewig hier bleiben? Nein,
die sagen, du kannst dich entscheiden, ob du hier bleiben willst. Wir sind die
besonders schlimmen Seelen, du kannst auch wo-anders hingehen. Wir sind die
unterste Schicht und die dunkelste Schicht von allen. Es gibt auch andere. Du
kannst so lange bleiben, wie du willst. Ich muß da bleiben, ich will da
bleiben, bis ich alles ausgekostet habe, bis zum Schluß.
Th: Atme mal ein bisschen mehr. Spür mal deine Traurigkeit.
Kl: (lacht) Bei mir ist eine andere Ener-gie da.
Th: Du bist im Land der Verzweiflung und Traurigkeit und du lachst. Kannst du
über das Leid schon lachen?
Kl: Nee. (lacht). Ich weiß nicht, warum ich lache. Das ist auch sowas
wie Verzweif-lung. (lacht).
Der Therapeut unterstützt ihren Atem, indem er einen leichten Druck auf
ihren Brustkorb ausübt. Die Klientin reagiert mit einer Mischung aus Lachen
und Verzweiflung.
Kl: Nein, ich will nicht. Ich will nicht mit euch leiden (lacht). Ja, ein bisschen
Druck ist gut.
Th: Sag den Seelen mal, so ein bisschen Leid ist schön, ein bisschen Angucken
ist auch schön, aber nicht zuviel spüren.
Kl: Nee, ich will nicht zu viel, ich muß ja auch noch normal leben können.
Th: Weißt du, daß das ziemlich genau deiner Krankheit entspricht?
Mit der Energie könntest du auch in den Roll-stuhl gehen. Das Leid der
Welt wahrnehmen, aber du könntest noch leben. - Klientin bejaht - Du würdest
das Mitled der Leute kennenlernen, du würdest wahrnehmen, wer wegguckt,
wer dir nicht hilft usw.
Kl: Ja, das wär schön.
Th: Dann geh jetzt mal kurz auf die Erde und leb das mal.
Kl: Dann leg ich mir nen Rollstuhl zu, dann muß ich nicht laufen.
Th: Leute, die im Rollstuhl sitzen werden auch in Ruhe gelassen. Man guckt schnell
weg.
Kl: Ja. Ich will auch nicht mehr gehen können. Ich würde leiden können
bis an den Rest des Lebens. Ja, das wär schön. Oder mit Krücken
laufen. Ich müßte nichts mehr tun müssen.
Th: Du wärst sozialversorgt. Es würden sich alle um dich kümmern
müssen. Weil wenn es dir schlecht ginge, würdest du den anderen ein
schlechtes Gewissen machen. Du bist so offensichtlich hilflos, du bist auch
nicht daran schuld. Unheil-bar, unergründbar.
Kl: Ja, so ist das, ich laß es mir auch nicht nehmen. Ich kann nicht aufstehen
und ich will auch nicht.
Th: Dann spür einfach mal die Kraft der Energie, wo du jetzt drin bist,
die würde tatsächlich diese körperliche Manifesta-tion machen
und du könntest auch nicht mehr aufstehen. Es ist in Ordnung, sich die
Krankheit zu kreieren, krieg nur mit, daß du sie dir kreierst. Der einzige
Urheber, den es gibt, bist du. ... Gut, dann leb einfach mal so ein paar Wochen,
Mo-nate, Jahre so weiter und erzähl mir mal, was du wahrnimmst.
Kl: Ja, ich stell mir jetzt vor, wie ich mit dem Rollstuhl durch die Wohnung
fahre. Ich werde immer schwächer, immer kraftloser. Ich bin zum Schluß
nur noch Haut und Knochen. Ich hab keine Kraft mehr. Aber das macht mir nichts.
Das finde ich schön, so ein Gerippe zu sein. Der lebende Tod, der sterbende
Jesus im Rollstuhl.
Th: Ja, guck einfach, wie’s weitergeht.
Kl: Ich würde auch irgendwann verrückt werden und dann müßte
ich in die Psychiatrie. Ich hab keine Kontrolle mehr über mich. Ich raste
einfach aus. Ich schlag alles kurz und klein. Ich bin unzurechnungsfähig.
Ich mach alles, lauter blöde Sachen. Ich kann auch nicht mehr arbeiten.
Ich rede nur noch Scheiße. Und dann entlassen sie mich. Dann bin ich die
Verrückte. Ich werde dahinsiechen. Ich werde in eine Zwangsjacke gesteckt.
Th: Du wirst wahrscheinlich auch von Pflegern mißbraucht, die haben nämlich
auch keine Ehrfurcht mehr vor dir. Die benutzen dich einfach. Kannst du es sehen.
- Klientin bejaht - Wie ist das für dich?
Kl: Das will ich nicht. Nein, das ist mein eigenes Ding. Ich werde verrückt.
Aber an mir darf keiner was machen. ... Nee, das will ich nicht. Ich laß
mich nicht von fremden Leuten mißbrauchen. Lieber bring ich mich um. Ich
bring mich um. Das ist es auch. Bevor es soweit kommt, bring ich mich um. Das
schaff ich noch. Soweit kann ich noch denken. Ich besorg mir Tabletten. Ich
schaff das. Ich will mich umbringen. Das kann ich machen, ja. Ich will es selbst
tun. Ich will mich selbst umbringen, ich will das tun.
Th: Ja, geh rein, schau ob’s funktioniert.
Kl: Ich nehm einen Stuhl und einen Strick und tu’s. Ich nehm keine Rücksicht
mehr auf irgendwas.(lacht). Vorher nehm ich Tabletten. Und dann schieß
ich mir noch in den Kopf (lacht). Damit ich nichts mer-ke. Ich laß mir
das auch nicht nehmen. Der letzte Akt, den ich hier mit Willens-kraft vollführe
in dieser Welt. Und dann häng ich da. ... Mich findet so schnell keiner.
... Gut, da kommen ein paar Fuß-gänger. Die sagen: Das haben wir
schon immer gewußt, die war nicht normal im Kopf. Das mußte früher
oder später kommen. Alle sagen das, meine Eltern auch.
Th: Und was machst du jetzt ohne Körper?
Kl: Ich bleib noch ein bisschen hier. Erst flieg ich da im Wald entlang zu unserem
Haus. Ich geh nochmal durch die Woh-nung. Ich bin endlich frei, frei von meinem
Körper. Ich kann endlich machen, was ich will, ich kann so sein, wie ich
will. Ich fliege rum ohne ein bestimmtes Ziel. Es ist als Seele genauso, wie
im Leben. Schwebend in der Luft, nicht wissen, wo-hin, was soll ich jetzt. ...
Ja, ich würde die Menschen erschrecken und ihnen erzäh-len, was ich
alles erlitten habe. Ich erzähle von meinen Schrecklichkeiten und stecke
die Leute an damit, vor allem die, die ich nicht leiden kann.
Th: Ach, für die hast du besonders viel Energie übrig? - Klientin
bejaht - Was machst du mit den Menschen, die du besonders gut leiden kannst?
Kl: Da geh ich auch hin. .... Aber ich weiß nicht, wo meine Tochter ist.
Die ist irgendwo gut versorgt, aber ich weiß nicht, wo. Ja, die, die ich
mag, zu denen geh ich auch hin und ich werde versuchen, ihnen ein bisschen Energie
zu geben. Aber es ist kein Unterschied, ob ich einen Körper habe oder nicht.
Ich will kein solches Leben mehr haben. Aber das Schöne im Leben will ich
schon haben.
Th: Ja, du hast Lust auf das Schöne im Leben, was willst du jetzt machen.
Kl: Ich kann jetzt nicht mehr handeln. Also, mir fehlt auch wieder was, wenn
ich als Seele so isoliert rumfliege. Ich will doch wieder in den Körper
gehen. Aber so ein Leben will ich nicht mehr haben - so eines mit Krankheit
und Leiden und Entsetzen, das will ich nicht mehr haben. Das will ich nicht
mehr. Ich will das nicht mehr haben, so ein Scheiß Leben! ... Aber ich
spür das auch, ich kann sie nicht loslassen diese Scheiße. Es ist
schon ein bisschen Sehnsucht nach dem Licht da, aber ich kann das andere auch
nicht loslassen. Ich häng so, ich kleb so an dieser Scheiß Erde.
Th: Guck mal, was willst du denn kennenlernen oder herausfinden. Weil du machst
jetzt auch dasselbe wie mit Körper. Du hast zwar eingeschränkte Möglichkeiten
von der Handlungsfähig-keit her, aber erweiterte Möglichkeiten vom
Bewußtsein her.
Kl: Ich kann mir auch alles Leiden angucken. Ich geh da hin, wo Krieg ist, wo
die Menschen gefoltert werden, wo sie leiden.
Th: Wo sie so richtig ehrlich und echt sind. Ja, guck’s dir an. Die können
mal alles ausleben.
Kl: Ja, der ganze Schrecken, das ganze Drama, die Verzweiflung von den Leuten.
Ich kann mich mit dieser Verzweiflung so identifizieren. Verzweif-lung und Hoffnungslosigkeit.
Th: Ja, du hast die auch in dir. Atme mal ein bisschen mehr.
Kl: Wenn die Decke überm Kopf und der Boden unter den Füßen
wegkracht, das ist Verzweiflung. ... Im Moment gibt es keinen Ausweg.
Th: Atme mal mehr. Du kannst reingehen in die Verzweiflung. Wärst du dazu
bereit?
Kl: Ich weiß nicht, das ist so unangenehm. Aber ich kann meine Verzweiflung
auch gar nicht richtig spüren.
Der Therapeut bietet ihr an, an einer Therapiegruppe mit dem Thema “Tod
-Sterben-Loslassen” teilzunehmen, die im Haus stattfindet. Die Klientin
lehnt ab.
Th: Kannst du spüren, daß diese Ener-gie, diese Verzweiflung ganz
tief in dir ist? Und alles, was wir vorher in Sessions gemacht haben, hat sich
jetzt nicht quergestellt.
Klientin bejaht, hat aber keinerlei Impulse mehr, sich tiefer auf dieses Gefühl
einzulassen. Sie bricht die Therapie an dieser Stelle ab. ...
Kruzifix Urteil
Seler bekämpft alle Kreuzsymbole, an denen eine Figur fixiert ist. Seit dem Karlsruher Kruzifix-Urteil müssen die Schulräume davon befreit werden. Das Unterbewußtsein interpretiert nicht das Kreuz (linke Gehirnhälfte, “er ist für Dich gestorben” und “er nimmt das Leid der Welt auf sich”), sondern durch den Anblick des Kreuzes senkt sich ständig das Immun-system, da es als Anker arbeitet. Es wirkt gesundheitsschädlich - wie man leicht messen könnte. Kein Mensch hängt sich ein Kriegsbild an die Wand, wo z.B. Blut fließt, um dadurch den Frieden besser genießen zu können. Bilder wirken immer direkt.