Prüfungsangst (131)
Der Klient leidet unter massiver Prü-fungsangst, da er vor einigen Jahren durch die gleiche Prüfung gefallen ist, an der er jetzt wieder teilnehmen möchte. Mithilfe dieser Einzelsitzung bereitet er sich darauf vor.
Der Klient öffnet eine Tür mit der Aufschrift „Prüfungsangst“.
Kl: Ich sehe Licht und Leere.
Th: Schau dir den Fußboden an und die Wände.
Kl: Da ist alles kahl. Auf dem Fußboden ist nichts, die Wände sind
kahl und da ist ein Fenster, wo Licht hineinkommt.
Th: Wie geht es dir? Wie fühlst du dich in dem Raum?
Kl: Ich sehe das Fenster und das Licht und ich fühle mich einfach wohl.
- Der Therapeut fordert zu direkter Ansprache auf. - Raum, ich fühle mich
wohl in dir. Jetzt wird das Fenster größer, aber sonst ändert
sich nichts.
Th: Gehe doch einmal zum Fenster und sieh hinaus. Was siehst du?
Kl: Ich sehe eine Wiese und einen Baum. Die Wiese blüht und der Baum ist
grün. Ich fühle mich wie in der Natur.
Th: Das fühlt sich doch gut an. Der Raum deiner Prüfungsangst ist
verbunden mit der Natur. Der Raum ist ein Symbol für das innere Selbst.
Kontak-tiere den Baum und frage ihn, ob er eine Botschaft für dich hat.
Kl: Jetzt kommt ein leichter Wind auf. Es raschelt in den Blättern. Baum,
hast du eine Botschaft für mich? Ich sehe es ra-scheln und die Sonnenstrahlen
durch den Baum und ich sehe mich jetzt am Baum sitzen.
Th: Gehe mit deinem Bewußtsein auf dich zu und sprich dich an auf deine
Prüfungsangst.
Kl: Ja, ich habe Prüfungsangst und ich weiß nicht woher das kommt.
Wie es auch ist, kannst du mir helfen? Es ist wie eine Leere, ich sehe ihn (mich)
sitzen und wir lachen uns an. Der Baum und die Wiese ist noch so wie vorher,
wir gucken uns nur an und ich fühle mich wohl.
Th: Frag ihn mal, ob er Prüfungsangst hat.
Kl: Hast du Prüfungsangst? - Der Klient in der Innenwelt schüttelt
mit dem Kopf. - Wirst du dasein bei meiner Prüfung am ....... - Diesmal
nickt die Innenweltfigur mit dem Kopf. - Kannst du mir meine Prüfungsangst
wegnehmen? - Der Klient spürt, daß noch jemand da ist, den er nicht
sehen kann. - Es ist noch jemand da. Das ist, als ob er in der Luft drin ist,
der Andere - Bitte, werde sichtbar. - Der Klient denkt spontan an seinen früheren
Ausbildungsmeister - dann kommt ein Gefühl des Wohlwollens auf und er denkt
an E. (eine Frau) - Der Therapeut fordert ihn auf, beide auftauchen zu lassen
- sein Meister taucht auf und guckt nur.
Th: Sprich ihn an.
Kl: Servus, Herr Sch.! - Herr Sch. hat plötzlich ganz große Augen.
- Herr Sch., sie sind wohl erstaunt, daß ich hier bin. Ich sehe sie und
jetzt habe ich Angst. - Herr Sch. hat den Klienten bei seiner Prüfung durchfallen
lassen; zumindest nimmt der Klient dies an - dem Klienten gehen die Bilder aus
dieser Situation durch den Kopf. - Herr Sch, ist zwischen uns alles geklärt,
so daß ich bei der nächsten Prüfung keine Angst haben muß,
daß sie sich einmischen? Das Gefühl habe ich nämlich gehabt.
Th: Frag ihn, ob er seine Hand im Spiel gehabt hat.
Kl: Haben sie etwas damit zu tun gehabt Herr Sch.? Haben sie sich revanchiert?
- Herr Sch. drückt sich nicht klar aus. - Der Klient soll Herrn Sch. erzählen,
wie er sich gefühlt hat, als er durch die Prüfung gefallen ist. -
Herr Sch., ich habe mich damals sehr schlecht gefühlt. In mir ist ein `Scheiß-egal-Gefühl`
hochgekommen, ich mußte mir eine neue Lehrstelle suchen und dort war mein
Name schon bekannt, da ich durch die Prüfung gefallen bin. Die Arbeiten
in diesem neuen Betrieb, die ich gut machte, wurden nicht besonders beachtet,
aber meinen Feh-lern wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das war nicht
sehr angenehm. Die Situation, als ich durch die Prüfung fiel, ist mittlerweile
vier Jahre her, aber das schlechte Gefühl wirkt immer noch nach. - Der
Therapeut fordert den Klienten auf genau hinzuschauen, wie Herr Sch. darauf
reagiert.
Kl: Herr Sch. sie verändern sich ja. Sie haben gar nicht mehr so große
Augen. Es sieht so aus,als käme ein Lächeln auf ihr Gesicht. Ich kann
mich gar nicht mehr erinnern,wann sie das letzte Mal gelacht haben. - Der Therapeut
schlägt dem Klienten vor, Herrn Sch. zu fragen, ob es nun nicht an der
Zeit sei, Frieden zu schließen. - Wenn ja,dann soll er ihm die Hand reichen
und wenn nicht, dann soll er es ihm ganz ehrlich sagen. - Herr Sch. ich möchte
sie höflich um Verzei-hung bitten. Wir haben beide unseren Senf dazugetan,daß
es dazu gekommen ist und ich möchte gerne einen Schluß-strich ziehen.
Wenn ja, dann geben sie mir die Hand, wenn nein, schütteln sie einfach
mit dem Kopf. - Herr Sch. reicht dem Klienten die Hand.
Th: Bist du auch bereit? Sei ganz ehrlich.
Kl: Es fällt mir nicht leicht zu verzeihen, denn es hat große Auswirkungen
auf mein Leben gehabt, daß ich die Prüfung nicht bestanden habe.
Ich wollte nie wieder diesen Beruf ausüben und bin zwei Jahre durch die
Gegend gelaufen und habe viele verschiedene Jobs gemacht. Es war ein großer
Haß in mir. Aber jetzt habe ich ein Gefühl des Wohlwollens in mir.
- Herr Sch. verhält sich bei diesen Worten ganz still und geht auch nicht
weg, wie er es einmal in der Situation getan hatte, als Herr Sch. und der Klient
gewaltsam aneinander geraten waren. - Ich fühle mich wohl in meinem Magen,
ich fühle mich einfach wohl.
Th: Laß noch einmal deinen Haß hervorkommen und zeige ihn deinem
Meister.
Kl: Ich sehe mich nun mit starrem Blick und in Abwehrhaltung mit erhobenen Fäusten.
- Der Klient beschreibt, daß Herr Sch. seinen Blick und seine An-griffshaltung
nicht ertragen kann. - So, Herr Sch. hier sehen sie meinen Haß. - Herr
Sch. verhält sich abwartend.
Th: Sag deinem Meister doch mal, daß er seinen Haß auch herbeiholen
soll, denn diese beiden Haßanteile, deiner und seiner, haben auch etwas
miteinander zu tun und sollten sich die Hand reichen.
Kl: - Herr Sch. hat ganz große Augen und seine Hände sind zu Fäusten
geballt und er weiß nicht, wie er mit dem Haß des Klienten umgehen
soll. Nach wiederholter Aufforderung an Herrn Sch. seinen Haß auftauchen
zu lassen, kommt eine weitere Person hinzu - diese Person symbolisiert den Haß
des Herrn Sch. - Ich befinde mich nun im Laden zusammen mit Herrn Sch., genau
in der Situation von damals, als wir uns gegenseitig tätlich angegriffen
haben und genau wie damals läuft Herr Sch. einfach weg. Hr. Sch., kommen
sie zurück. Da kommt er zurück und ist ganz verstört. - Er soll
es ihm direkt sagen. - Herr Sch., sie sind ganz verstört. Sind sie überrascht
über ihr Verhalten oder über mein Verhalten? - Dieser antwortet, daß
er sich wundert, daß der Klient so weit gegangen ist, daß er zugeschlagen
hätte und keinen Respekt vor ihm gezeigt hätte. - Sie haben mich provoziert
Herr Sch.! Es kommen so viele Bilder hoch. Sie stehen immer noch da und sind
verstört und mir geht es genauso.
Th: Dann schließe doch nun mit Herrn Sch. Frieden.
Kl: Ich reiche ihnen die Hand. - Die beiden geben sich die Hand. - Es wird jetzt
ganz hell und Herr Sch. beginnt zu lachen und geht weg. Ich gehe zur Ladentür
hinaus.
Th: Lasse doch deinen Hass nun noch einmal auftauchen und schaue wie er sich
darstellt.
Kl: Ich kann meinen Haß nicht mehr sehen. Es ist hier alles hell und freundlich
und es scheint die Sonne. Ich gehe meinen Weg.
Th: Gehe jetzt noch einmal zurück zu dem Baum und schaue nach, wie Herr
Sch. sich verhält.
Kl: Herr Sch. hat ein Lachen auf den Lippen und sein Bart ist etwas lichter
geworden und wirkt nicht mehr so dunkel, schwarz und bedrohlich.
Th: Dann frage deinen Meister, ob zwischen euch alles geklärt ist.
Kl: Hr. Sch., was sagen sie zu der Situation? Ist alles aus der Welt ge-schafft?
Sein Bild wird immer blasser, ich sehe ihn weggehen. Er geht in`s Licht.
Th: Wie fühlt sich das an für dich?
Kl: - lacht - Herrlich!! Ich könnte an diesem Baum sitzenbleiben, die Blumen
riechen so gut ... .
Th: Sprich den Teil von dir, der da an diesem Baum sitzt an und sage ihm, daß
du ihn als einen Teil von dir begreifst und daß die Situation mit deinem
Meister gelöst ist.
Kl: Ich sehe mich an dem Baum sitzen und lachen und es ist alles sehr friedvoll.
Ich habe die Situation mit Hr. Sch. geklärt. Er ist in`s Licht gegangen.
Wir haben Frieden geschlossen und ich bitte dich jetzt am ... bei meiner Prüfung
anwesend zu sein, damit alles gut ausgeht. Ich sehe uns beide, mich und meinen
Teil von mir, am Baum sitzen. Wir sehen uns an und wir lachen.
Th: Frage ihn mal, ob er dir noch bei anderen Problemen helfen kann, die deiner
Prüfung evtl. noch im Wege stehen.
Kl: Plötzlich sind sehr viele Leute da, auch E. und alle wollen mir helfen.
Mein Lehrer ist auch da. - Hr. K. wollen sie mir auch helfen? Er lacht und bejaht.
E. lacht die ganze Teit, die brauche ich gar nicht zu fragen.
Th: Nimm doch nun mal alle mit in den Raum deiner Prüfungsangst, der ja
am Anfang ganz leer war.
Kl: Der Raum ist jetzt ganz weiß. Da ist ein großes Fenster, da
kommt Licht herein, der Boden besteht aus Marmor, da sind auf einmal Tische
und ich sitze an einem dieser Tische und die Leute, die mir helfen wollen, sitzen
alle am Fenster und ich sehe dort alle Leute, die geprüft werden sollen.
Gerade bekomme ich mein Prüfungsformular und ich sehe Zeichnungen und Formeln
und ich bin verwundert, denn es ist alles schon ausgefüllt. Die Prüfer
sind auch da.
Th: Frage doch mal deine Prüfer, wie sie die Prüfung bewerten.
Kl: Wie sieht`s mit meiner Prüfung aus? Ist sie zum Wohlwollen unser aller?
- Die Prüfer schmunzeln und lächeln und sind überrascht, daß
er sie so schnell gelöst und so viel geschrieben hat. Dann bitten sie ihn
herauszugehen und zu warten. - Ich gehe jetzt hinaus. Es wird alles hell und
ich sehe hinunter in einen Saal, in dem silberne Tische stehen. Ich gehe dort
hinunter in die Cafeteria und trinke einen Kaffee. Die Cafeteria füllt
sich nach und nach mit den Menschen aus dem Prüfungsraum. Alles ist hell
und es sind viele Fenster da. Draußen ist ein Springbrunnen mit klarem
Wasser. Herrlich!! Ich fühle mich sehr wohl dort.
Th: Ist fast ein Festtag deine Prüfung.
Kl: Die Leute setzen sich und gratulieren mir zu meiner bestandenen Prüfung.
Ich sitze am Tisch und bin glücklich. Eine wohlwollende Energie ist in
dem Raum. Die Prüfer kommen die Treppe herunter. Ich bedanke mich. Mir
ging es jahrelang gar nicht gut, ich wollte die Prüfung nicht mehr machen.
Ich hatte so große Angst, noch einmal hier anzutreten. Ich wußte
nicht, ob es fair zugeht und in mir ist auch eine große Blockade gewesen.
Die Prüfer lachen und geben mir die Hand und die Prüfdepeche. - Musik
wird eingespielt.
Th: Sag den Prüfern doch mal, daß du dich mit Hr. Sch. geeinigt hast.
Kl: Ich möchte ihnen noch mitteilen, daß zwischen Herrn Sch. und
mir alles geklärt ist und zwar von beiden Seiten aus. Wir sind in Frieden
auseinander gegangen. Hier ist alles wunderschön, silbern und hell. Jetzt
gehen alle Menschen aus dem Raum und ich bleibe alleine zurück. Ich sitze
am Tisch, trinke Kaffee und habe die Depeche in der Hand mit einer roten Schleife
darum.
Th: Schaue nun mal zwei Jahre in die Zukunft, wie sich dein Erlebnis dort auswirkt.
Kl: Ich sehe mich mit einem neuen bzw. anderen Auto die Einfahrt zur Firma hinunter
kommen. Ich fahre alleine durch die Gegend und arbeite eigenverantwortlich.
Ich habe einen Halbtagsjob. Mein Vorgesetzter ist da und schlägt mir auf
die Schulter. Alles ist harmonisch. Ich sitze bei der Arbeit und neben mir sitzt
ein Hund. Sonst ist keiner mehr da, alles ist friedlich.
Th: Gehe nun noch einmal in den Gang mit den drei Türen und schau, ob auf
deiner Türe der Prüfungsangst immer noch etwas steht.
Kl: Es ist nur noch eine Türe da und auf dieser steht `Prüfung bestanden`!!!
Th: Dann öffne die Türe noch einmal.
Kl: Ich bin alleine in diesem Raum. Die Tische und Wände sind hell. Das
Fenster ist auch da und ich sehe wieder die Wiese und die Bäume. Die Sonne
scheint. Jetzt geht alles langsam weg und ich bleibe zurück und fühle
mich sehr wohl. Ich setze mich zu dem inneren Teil von mir.
Th: Falls wir noch etwas übersehen haben oder noch irgendetwas stört,
dann soll es nun zur Türe hinein kommen. Schau mal, ob da etwas kommt.
Kl: Die Türe ist hell. Es ist alles hell. Es kommt ein Farbiger hinein,
der mit Tierhäuten bekleidet ist. - Direkte An-sprache - Hallo, wer bist
du und was machst du hier? Der Farbige lacht nur, schaut sich um und geht. Der
Raum ist wieder leer. Mein innerer Teil ist nicht mehr da. Ich bin ganz allein.
Ich gehe zur Türe und schaue mich noch einmal um.
Th: Schließe die Türe hinter dir, es scheint nichts mehr zu tun zu
geben.
Kl: Ich sehe mich wieder am Baum sitzen und ich fühle mich einfach wohl.