Schwerhörigkeit
Kl.: Ich kann irgendwie nicht weiter gehen. Ich sehe den Gang vor mir, dunkel
Th.: Spür mal in dich rein, wie fühlt sich das an, wie ist so dein
Grundlebensgefühl, wie geht es dir dort.
Kl.: Also in meinem Körper geht es mir wunderbar, aber trotzdem ist es
wie eine Bremse, wie eine unsichtbare Barriere, ansonsten fühle ich mich
ganz wohl.
Th.: Spreche diese Barriere ruhig mal an, sag hallo ich merk dich oder was willst
du mir sagen oder was immer dir einfällt.
Kl.: Hallo, du unsichtbares etwas, was mich daran hindert weiter zu gehen, warum
machst du das?
Th.: Guck mal was es antwortet oder was dir in den Sinn kommt.
Kl.: Jetzt wird sie irgendwie höher, aber auch nicht sichtbar. Es ist so
ein Gefühl als würde sie bis zu den Knien hochreichen und ich habe
so das Gefühl, als ob ich darüber steigen will.
Th.: Schau mal ob es geht, darüber zu gehen, und dann mache es.
Kl.: Ja, da gibt es ein Geländer, da kann ich mich dran festhalten, dass
ich nicht abstürze und das mache ich dann auch. Ich steige über das
unsichtbare etwas drüber- wohl wissend, dass ich irgendwann wissen will
warum das dort ist, aber im Moment ist das nicht so wichtig. Jetzt bin ich auf
der letzten Stufe, da steht es sich gut und meine Beine sind da so wunderbar
durchblutet, so ganz tief entspannt und bereit zu gehen. Das ist ein komisches
Gefühl. Ich kenne das manchmal, wenn ich aus einer tiefen Meditation zurück
komme, dann so voller Energie bin, aber dann so tief entspannt, dass ich wie
verharren möchte, obwohl ich weiß, dass Arbeit zu tun ist und das
ist irgendwie so ähnlich. Also es steht sich gut auf dieser letzten Stufe
und ich weiß, dass ich das jetzt mühelos machen kann. Ich fühle
mich voller Energie und trotzdem ist da dieses Gefühl, es ist schön
erst einmal zu verharren und zu gucken.
Th.: Geh in deiner Geschwindigkeit, was ok ist für dich und wenn du bereit
bist, dann entscheidest du dich und gehst weiter.
Kl.: Es ist, glaube ich, ein zentrales Problem auch bei mir, dass ich eigentlich
mir in den letzten Jahren immer mehr Zeit gönnen möchte für Musestunden,
aber mich immer etwas in mir antreibt, du musst aber- sonst kommt kein Geld
rein. Diese ganzen Notwendigkeiten und dass ich diesem inneren Antreiber immer
nachgebe und das Gefühl habe, dass dieser Museanteil in mir so auf der
Strecke bleibt und der sich aber irgendwie hintenrum meldet und Fußangeln
legt und mich boykottiert.
Th.: Wenn du willst kannst du ihn direkt dort, wo du bist auftauchen lassen.
Schau mal wie er ausschaut, ob er auftaucht. Vielleicht treibt er dich ja jetzt
auch schon wieder an.
Kl.: Ja, ja, er sagt mir jetzt: mach voran, du hast ja nicht den ganzen Tag
Zeit und außerdem kostet das Geld und so, ne? Das kenne ich gut.
Th.: Dann rede mal mit ihm. Dich kenne ich gut. Ich leide darunter, was immer
du ihm sagen willst.
Kl.: Hallo, lass dich doch mal blicken, treibst mich ja schon viele Jahre an.
Da steht er jetzt vor mir. Ich sage jetzt er, obwohl das jetzt nicht eindeutig
ist, könnte genauso gut eine Frau sein, so eine knochige. Er sagt, es ist
auch notwendig mich anzutreiben, sonst würde ja überhaupt nichts geschehen.
Th.: Wer hat ihr denn das gesagt, frage sie mal? Schau mal was sie sagt. Frag
sie und guck mal wie sie reagiert.
Kl.: Wer sagt dir denn, dass sonst nichts geschieht, wenn ich nicht so zügig
arbeite. Na ja, das kann man ja sehen, du kriegst ja nichts auf die Beine und
nur rumsitzen und meditieren bringt es ja nicht. Ich sage es wäre ja besser,
wenn du mich unterstützen würdest, anstatt mich immer anzutreiben.
Th.: Frage ihn schon mal ganz direkt und schau ihn an dabei ob er irgendwas
damit zu tun hat, dass du nicht mehr so gut hörst? Und dann guck mal was
er macht.
Kl.: Irgendwie kann ich nicht mehr hören, will ich nicht mehr hören
was du mir sagst, das geht mir auf die Nerven. Ich bin es auch leid, mir von
irgendjemand sagen zu lassen was ich zu tun hätte und wie schnell das zu
sein hätte und überhaupt. Ich weiß ja in früheren Jahren
war ich total schnell, war eine von der ganz flinken Sorte und das hat ihm gefallen
und das hat mir auch damals ganz gut getan.
Th.: Frage ihn mal ganz direkt ob er etwas damit zu tun hat, dass du schwer
hörst? Und dann soll er mit dem Kopf nicken oder schütteln.
Kl.: Hat das mit dir was zu tun, dass ich so schlecht höre? Es kommt keine
Kommunikation von ihm. Er starrt mich an, so undurchdringlich.
Th.: Sag ihm mal, wenn ja, soll er nicken und wenn nein soll er mit dem Kopf
schütteln und dann gucken wir mal, was er macht.
Kl.: Gebe mir doch ein Zeichen ob du was damit zu tun hast, vielleicht kannst
du nicken oder mit dem Kopf schütteln. Das wäre viel zu einfach für
mich, ich soll das gefälligst selber herausfinden. Das ist ein ziemlich
harter Knochen .
Th.: Sage es ihm
Kl.: Du bist ein richtig fieser Hund.
Th.: Er könnte dir helfen.
Kl.: Was fällt dir eigentlich ein, du bist ein echter Boykotteur. Es ist
absurd, ich denke wir arbeiten zusammen, alle an einem Strick, dass endlich
mal was auf die Beine kommt und statt dessen wirfst du mir ständig irgendwelche
Knöpfe an die Beine.
Th.: Und er ist der Antreiber und dann lässt er dich alleine, schon heftig.
Kl.: Der ist wirklich heftig .
Th.: Frage ihn mal in welchem Alter er entstanden ist? Er soll dir mal die Zahl
sagen.
Kl.: Seit wann gibt es dich denn? Wann bist du denn aufgetaucht? Also er gibt
mir keine Antwort, er redet ja sowieso nicht richtig mit mir. Aber ich habe
das Gefühl, das war so im Alter von 8-9 Jahren.
Th.: Sei mal dort und guck welche Szene sofort auftaucht.
KL.: Ja, das war das alte Elternhaus, es war alles sehr einengend. Ich konnte
mich gar nicht so frei geben, weil es musste immer was getan werden es war genug
Arbeit da. Allein nur mal rumzusitzen und zu träumen war nicht statthaft,
dann hieß es gleich, du hast wohl nichts zu tun. Wir mussten immer was
tun.
Th.: Schau mal wer dich antreibt, wer taucht auf?
Kl.: Na ja das ist einerseits der Vater, andererseits die Mutter, wobei die
Mutter selber gehetzt ist.
Th.: Gut dann lass die beiden da sein als erstes und zeige ihnen mal deinen
Antreiber.
Kl.: Ja, dann guckt mal, wenn ich keine Zeit habe nachzudenken und zu sinnieren
und so ganz nah bei mir zu sein, dann bin ich überhaupt nicht ganz, dann
bin ich abgespalten und dann kann ich mich überhaupt nicht entwickeln und
dann werde ich krank und das bin ich auch oft geworden.
Th.: Und dann sage ihnen, dass du heute ganz schlecht nur noch hörst, vielleicht
liegt es ja daran. Die sollen es ja mal wissen, deine Eltern, das so etwas dabei
rauskommt.
Kl.: Heute habe ich mit viel Mühe und Arbeit diese Neurodermitis hinter
mich gebracht und eigentlich wirklich geheilt, glaube ich. Jetzt habe ich diese
Hörschwierigkeiten und ich weiß nicht, ob es damit was zu tun hat.
Es macht mich so unfrei wieder. Es lässt mich überhaupt nicht frei
leben, weil ich mit Leuten nicht reden kann, ziehe ich mich immer mehr zurück,
so wie ich es auch damals gemacht habe.
Th.: Guck mal wie deine Eltern reagieren.
Kl.: Mein Vater war damals ziemlich hart, aber es fällt mir jetzt so schwer,
da ich in der Zwischenzeit sehr viel mit meinen Eltern gearbeitet habe und die
sind jetzt beide mittlerweile tot. Aber ich weiß, dass da ganz viel Beengung
auf ihrer Seite war. Ich habe mich eigentlich mit ihnen ausgesöhnt. Ich
kann ihnen auch keine Vorwürfe machen.
Th.: Sage es ihnen!
Kl.: Ich weiß, dass ihr es auch sehr schwer hattet und das ihr euch wahrscheinlich
gar keine Gedanken gemacht habt, was das für Folgen hat. Ich habe aber
nicht leben können damals. Ich habe nur vor mich hin vegetiert und entweder
habe ich keine Luft gekriegt und Asthma bekommen oder ich habe mich im Versuch
aus der Haut zu fahren, wund gekratzt, bis ich fürchterlich aussah. Die
Quittung habe ich in der Schule bekommen, alle haben mich gehänselt. Eigentlich
war das keine Lösung, es hat mir nur immer etwas Freiraum geschafft, weil
ich Fieber bekommen habe und zu Hause bleiben durfte, in Mamas Bett. Das war
der einzige heile Moment in der Zeit, da war Frieden und ich konnte sinnieren,
nachdenken und träumen und keiner hat mir gesagt, was ich zu tun hätte.
Th.: Schau mal wie deine Eltern jetzt reagieren.
Kl.: Es tut ihnen leid, das haben sie damals aus der härte der Zeit nicht
gescheckt, weil sie ja selber von Morgens bis Abends gearbeitet haben und es
musste einfach funktionieren. Da wurde das Haus gebaut und es war kein Geld
da. Es musste viel gearbeitet werden und alle mussten mit anfassen. Krank sein
konnte man sich eigentlich gar nicht leisten, weil krank sein bedeutete, auszufallen
und ich bin eigentlich dauernd ausgefallen. Eigentlich habe ich da schon nicht
richtig funktioniert. Es war aber eigentlich eine Art Überlebensstrategie,
krank zu sein. Es ist völlig verrückt, da ich mir dadurch so viel
Lebensqualität genommen habe und mich so selbst reduzierte.
Th.: Schau wie deine Eltern reagieren, wenn sie das hören. Bleib in Kontakt
mit ihnen.
Kl.: Jetzt sind sie voller Mitgefühl, was damals nicht möglich war.
Sie sagen, sie würden das gern wieder gut machen, wenn sie das könnten.
Th.: Sage ihnen sie können dabei helfen, den Hintergrund zu finden, warum
du so schwer hörst. Frage sie mal ob sie ganz konkret dazu beitragen möchten.
Sie sollen nicken oder mit dem Kopf schütteln.
Kl.: Ihr könnt mir vielleicht helfen herauszufinden was mich daran hindert
gut zu hören und damit richtig Leben zu können, mit all meinen Sinnen.
Vielleicht wisst ihr oder könnt mir dabei helfen den Grund zu finden, warum
ich so schlecht höre. Sie gucken sich ein bisschen ratlos an. Sie sagen
sie würden mir schon gerne helfen, aber sie zucken so ein bisschen mit
den Schultern, ich glaube sie wissen es auch nicht.
Th.: Sie sollen dir mal irgendeine Szene zeigen, die vielleicht damit zu tun
hat.
Kl.: Wer damit zu tun hat?
Th.: Ja, was damit zu tun hat, dass du nicht mehr so gut hörst. Es gibt
ja ganz viele Informationen dazu. Irgendwas sollen sie dir mal zeigen, was sie
denken was vielleicht damit zu tun haben könnte. Gib einfach mal deiner
Mutter den Auftrag und dann schauen wir mal wo sie hingeht.
Kl.: Da hat sich jetzt noch mein Großvater väterlicherseits dazwischen
gehauen, das ist ein guter Ausdruck dafür, der war immer so.
Th.: Sage es ihm, du warst.
Kl.: Du warst immer so ein echter Schrank von einem Mann. Du warst so hart und
so fordernd und du warst doch immer derjenige gewesen, der mit der Stoppuhr
durch die Gegend gerannt ist. Du sagtest, dass muss alles viel schneller gehen.
Er hat das immer auf meine Mutter bezogen, die ja die Schwiegertochter war und
auch nicht genügte.
Th.: Sage es ihm.
Kl.: Du hast immer der Mutter gesagt sie wäre zu langsam und sie würde
zu lange zum Betten machen brauchen und zum einkaufen und zu was weiß
ich nicht. Ich finde das eigentlich ungehörig, was du dir da erlaubt hast.
Im Hof bei uns rumzulaufen und zu gucken was sie machte. Was hast du eigentlich
in unserer Familie zu suchen gehabt?
Th.: Du hast jetzt eben gesagt du findest es ungehörig.
Kl.: Total ungehörig, schau das du in deinen Bereich kommst und lass uns
in Frieden.
Th.: Vielleicht hat das mit hören zu tun, ungehörig sein. Frage ihn
mal, ob du deshalb heute nicht mehr gut hören kannst. Frage ihn mal. Hat
er etwas damit zu tun - ja oder nein. Guck ob er nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl.: Hat das was damit zu tun? Ungehörig? Ja, ich sei sowieso immer ungehörig
gewesen. Ich habe mir mehrere Sachen erlaubt, die sich junge Mädchen einfach
nicht zu erlauben hätten. Zum Beispiel bin ich mit 18 Jahren, ganz alleine
für 2 Jahre nach England gefahren. Dort ohne Begleitschutz, ohne Freundin
zu verweilen, das ist ja wirklich allerhand. Du hast mir damals versucht das
auszureden, hast mir die ganzen Gefahren aufgezählt, die ich alle nicht
angetroffen habe. Weder habe ich die getroffen, die Mädchen vernaschen
wollten, noch sonst irgendwelche Sachen. Eigentlich warst du ein richtiger Miesmacher
zu Hause.
Th.: Schau mal wie er reagiert darauf, was sagt er?
Kl.: Scheint ihn nicht zu beeindrucken, überhaupt habe ich ihn nicht sehr
beeindruckt, ich war eigentlich so nicht diskutabel, als Mädchen nicht,
als Frau nicht, als Kerl war ich ja nicht zu gebrauchen, weil ich ja bloß
ein Mädchen war und ich hätte ja eigentlich ein Junge sein sollen,
von Vaters Seite her gesehen. Nein ich denke ich war ihm nichts wert, obwohl
ich gut war in der Schule.
Th.: Sage es ihm.
Kl.: Weißt du, du hast mir immer das Gefühl gegeben, eigentlich nicht
richtig zu sein, nichts zu können, nichts zu taugen, ja nichts wert zu
sein. Nicht Nennenswert zu sein, irgendwie war ich immer verkehrt für dich.
Aber ich dachte das macht mir nichts aus. Wie die ganze väterliche Verwandtschaft
habe ich mich abgeseilt von euch und ich kann mir nicht so vorstellen, das dass
was damit zu hat.
Th.: Frage ihn mal. Er soll nicken oder mit dem Kopf schütteln. Guck was
er macht.
Kl.: Hat diese ganze Geschichte was damit zu tun das ich so schlecht höre?
Er meint barsch ich wollte ja sowieso nie hören, ich war immer ungehorsam,
ich habe immer meinen eigenen Weg gesucht.
Th.: Ja wer weiß, vielleicht hat es ja damit zu tun. Frage ihn aber auch
ob er jetzt bereit ist dir da raus zu helfen. Ja oder nein.
Kl.: Ja Opa wie ist es denn, würdest du jetzt mir helfen? Ich meine du
hast ja doch gesehen, das ich schon einiges bewerkstelligt habe auf der Welt.
Auch wenn du mir keine Hilfe warst. Vielleicht kannst du mir ja wenigstens einen
Tipp geben oder sonst irgendeine Form von Hilfe. Er zuckt die Schultern, dreht
sich um und sagt das ist nicht sein Bier. Also ich bin richtiggehend erschüttert,
wenn ich mir das so anschaue.
Th.: Das ist ihm ziemlich egal. Sage es ihm mal und sage ihm auch das dich das
enttäuscht.
Kl.: Mein Gott wer ist denn überhaupt zuständig? Wo gibt es denn Hilfe?
Ihr schüttelt euch da alle. Zuerst hast du dich dauernd eingemischt, hast
gemeint du müsstest in unserer Familie regulieren und hier Sachen entscheiden
und in die Wege leiten und wenn man dich um Hilfe bittet ziehst du dich einfach
zurück? Was ist denn das für eine Art? Wenn ich so großartig
bin meine Sachen, meinen eigenen Weg zu schaffen, dann sollte ich das gefälligst
auch selber machen.
Th.: Wie ist das für dich?
Kl.: Das ist wirklich irre. Na ja und dann denke ich auch daran, das ich schon
sehr früh beschlossen hatte, alles wichtige in der Welt alleine zu machen,
weil ich schon in der Schulzeit, durch die Stigmatisierung, durch diese Hautkrankheit
schon immer die Erfahrung gemacht habe dass Freunde, Kameraden nicht verlässlich
waren. Das es keine Freunde waren.
Th.: Lass sie mal auftauchen und sage es ihnen, schau deine Schulkameraden an
und sage es ihnen.
Kl.: Das sind diese Mädchen, eine verwandt und die ist hinterhältig.
Aber das sind Geschichten, die habe ich schon durchgearbeitet. Ich habe den
Beschluss gefasst, alleine zu stehen und möglichst niemanden um Hilfe zu
bitten, weil man dann nicht enttäuscht wird. Ich wollte stark sein und
meinen Weg allein gehen, ohne fremde Hilfe und so bin ich immer stärker
geworden. Irgendwann war ich so stark, dass ich dachte es haut mich nichts um
und dann hat mich die Neurodermitis so umgehauen, das ich total am Boden war.
Zu der Zeit war ich schon 30 Jahre und hatte gerade ein Kind bekommen, die war
damals 3 Jahre. Das hat mich so von der Rolle gehauen. Ich war vorher so unbezwingbar,
es gibt nichts was ich nicht schaffen könnte, einfach weil ich so viel
Kraft in mir spürte und weil ich so tatkräftig war und weil ich auch
so gewitzt war. Ich fand immer Lösungen, hatte Verstand und hatte das Gefühl,
eigentlich kann mich nichts umhauen. Dann musste ich so mühsam erleben
wie sich das anfühlt, wenn man nicht mehr kann und um Hilfe bitten muss.
Das war für mich wie ein Kanossagang. Es war schrecklich zu sagen, ich
kann nicht mehr, helft mir bitte, ich schaffe es alleine nicht. Das waren so
die schwärzesten Zeiten, noch viel schlimmer als in der Kindheit, weil
in der Kind hatte ich noch das Gefühl irgendwann ist die Schulzeit zu Ende
und dann steige ich wie Phoenix aus der Asche und mache mir meine Welt, weit
weg von zu Hause und dann können die mich alle. Ich habe später angefangen
zu studieren und es ging mir sagenhaft gut. Ich hatte das Gefühl es kann
mich nichts umhauen, ich habe mir erlaubt, ein Kind allein zu kriegen, ohne
den zugehörigen Vater und das war auch wieder ungehörig von zu Hause
her. Es hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Ich hatte so viel Kraft gehabt.
Und dann hatte es mich erwischt.
Th.: Lass die noch mal auftauchen zu Hause, lass die noch mal darauf reagieren.
Kl.: Meine Mutter war entsetzt. Es war so enttäuschend. Ich habe ihr in
einem langem Gespräch erzählt warum es mir so wichtig ist dieses Kind
zu haben und es auch alleine großzuziehen. Das ich nicht auf die Hilfe
des Vaters angewiesen sei und ich habe ihr sehr viel von mir offenbart, so inneres
und es hatte so den Anschein sie hätte es verstanden. Es war ein ganz seltener
Moment von ungeheurer Nähe zwischen meiner Mutter und mir damals.
Th.: Frage sie mal ob sie es verstanden hat.
Kl.: Ja, nein und dann wollten wir anschließend einkaufen gehen. Es war
ja Sommer, es war warm. Sie sagte dann willst du nicht den Mantel darüber
ziehen? Und das war wie ein Schlag auf den Kopf.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Weißt du, du hast mich so verletzt damit, weil du eigentlich gesagt
hast, ich verstehe ja was du meinst, aber nach draußen kannst du das nicht
zeigen. Du kannst ja nicht mit einem dicken Bauch rumlaufen und alle Leute sehen
das du ein uneheliches Kind kriegst, wegen der Leute kann man das nicht machen.
Das heißt eigentlich, dass du wieder das Ansehen der Leute über meine
Bedürfnisse gestellt hast. Das du mich eigentlich nicht ernst nimmst, von
Liebe gar nicht zu reden, und das meine Bedürfnisse für dich eigentlich
nicht so wichtig sind. Das hat mich so erschüttert.
Th.: Schau mal hin wie sie reagiert jetzt.
Kl.: Ich habe auch damit gearbeitet und ich bin so traurig, da ich weiß,
das dies eine Ebene ist, die sie nicht schafft. Ich weiß, dass es dir
wichtig ist wie du draußen dastehst und was du für ein Ansehen genießt
und dass dies dir wichtiger ist, als die Nähe mit mir ein stückweit
auch draußen zu zeigen. Ich glaube nicht, dass wir das ändern können
und das macht mich einfach nur traurig.
Th.: Zeige ihr die Traurigkeit, sie soll ruhig wahrnehmen, dass du traurig bist.
Kl.: Ich weiß, wenn ich weine das macht dich bloß hilflos.
Th.: Das ist ok. Lass sie hilflos sein. Wichtig ist, dass sie über dich
etwas erfährt.
Kl.: Weist du, ich hatte immer das Gefühl, dass ich für dich überhaupt
nicht zähle. Ich meine als Mensch, als dein Kind. Es war halt nur wichtig,
dass wir irgendwie groß geworden sind und das wir anständige Leute
wurden. Aber wie es da drin ausschaute das war auch viel zu bedrohlich für
dich, das konntest du dir gar nicht ansehen. Das Schlimme ist, dass wir auch
so Gespräche öfters gehabt haben und das es dabei keine Annäherung
gab.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Ja, du bist dann immer ganz außer dir und du weinst und das macht
dich immer ganz traurig. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, wir kommen
nicht zusammen. Es ist immer diese Barriere zwischen uns. Es ist wie damals,
als ich Kind war. Wenn ich Fieber hatte, hatte ich immer diesen furchtbaren
Traum. Da war diese riesige Erdkugel und ich war auf dieser Seite und dazwischen
war dieser riesige Ozean und du warst drüben in Amerika. Für mich
war damals als Kind Amerika unendlich weit. Ich streckte meine Hände zu
dir über diesen Globus hinweg und ich wollte dich erreichen und ich kam
nie zu dir. Und je mehr ich mich ausdehnte um dich zu erreichen, umso größer
wurde dieser Globus und es endete immer so, dass ich auf meiner Seite herunter
viel und unendlich einsam war. Und jetzt ist sie gegangen voriges Jahr.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Jetzt bist du einfach gegangen letzten Sommer. Es ist gerade ein Jahr her
und wir konnten zwar so miteinander reden, aber eigentlich haben wir diese Nähe
trotzdem nie erlebt. Mein ganzes Leben bin ich hinter dir hergelaufen, wollte
dich erreichen. Ich habe alle möglichen Dinge getan, um deine Liebe zu
erreichen, damit du stolz auf mich bist. Na ja und zur Krönung habe ich
dann ein Kind bekommen. Ganz und gar ungehörig, ohne Mann, ohne Ehe. Damit
habe ich wahrscheinlich alles zerstört.
Th.: Frage sie mal. Lass sie da sein und frage sie.
Kl.: Sie sagt, das war wahrscheinlich ganz in Ordnung für mich aber sie
ist halt anders geartet und sie hat nicht diese Stärke wie ich und sie
konnte nach außen nicht so auftreten und Stärke zeigen. Sie war einfach
angewiesen darauf, dass sie Ansehen genoss. Das habe ich ja verstanden, aber
es geht ja auch gar nicht um das Ansehen, sondern um die Liebe. Es geht einfach
darum, dass du sagst, du bist in Ordnung so wie du bist, du musst nicht irgendwelche
dollen Leistungen bringen. Du brauchst keinen Doktor oder reichen Mann nach
Hause zu bringen oder viel Geld zu verdienen. Einfach nur das ich so wie ich
bin in Ordnung bin.
Th.: Sage ihr mal, dass du das gern hören würdest.
Kl.: Ich würde das gerne von dir hören
Th.: Und schau mal ob du das hören kannst.
Kl.: Ich kann sie nicht hören. Ich weiß zwar was sie sagt, aber ich
kann sie nicht hören.
Th.: Das ist es, höre mal hin was du gerade gesagt hast. Du kannst es nicht
hören. Du willst es hören, du kannst es nicht hören. Du kannst
nicht mehr hören. Vielleicht würde es dir helfen auch besser zu hören
in deinem Leben, wenn du einmal diesen Satz hören würdest.
Kl.: Sage es mir doch wenigstens einmal. Sage es mir ganz laut. Vielleicht kannst
du es mir ja in das Ohr flüstern. Vielleicht kann ich es ja dann hören.
Dann musst du mich ganz fest in den Arm nehmen. Sie kann es nicht.
Th.: Sie kann es nicht? Nein?
Kl.: Sie kann es nicht.
Th.: Sie kann es nicht und spüre mal diesen Schmerz.
Kl.: Sie wollte mich ja auch gar nicht haben.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Ich glaube du wolltest mich ja auch gar nicht haben. Du hast mir irgendwann
mal erzählt, dass die Männer sich ihre Lust nehmen und dann können
die Frauen gucken wie sie damit klarkommen. Ihr kommt dann einfach vom Fronturlaub
zurück und was macht ihr, ihr macht einfach ein Kind und dieses Kind, was
er einfach so gemacht hat, was du nicht wolltest, das war ich, hast du mir gesagt.
Was kann ich denn dafür, wenn du nicht nein sagen kannst. Du hast doch
noch nie nein gesagt in deinem Leben. Eigentlich hast du nie was deutlich gesagt
Eigentlich hast du immer nur irgendwelche wischi, waschi Aussagen gemacht. Vielleicht
hast du gesagt, kann schon sein, aber weder ja noch nein.
Th.: Sie hat nie auf sich gehört.
Kl.: Nein, auch nicht auf sich.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Weist du, du hast nie deine Interessen wahrgenommen. Du hast mir erzählt,
dass du meinen Vater auch nicht heiraten wolltest. Anstatt ihm das zu sagen,
hast du der Oma gesagt, sie soll dem Opa sagen, er soll ihn wegschicken. Um
noch mehr Ecken geht es schon nicht mehr. Und der Vater hat gedacht, wenn das
Kind nicht hier rüber kommt, ist es gut und wenn sie nicht nein sagt, ist
es in Ordnung, also hat sie ihn genommen, obwohl sie ihn gar nicht nehmen wollte
und das war das ganze Leben. Eine Aneinander- reihung von nicht entschiedenen
Entscheidungen.
Th.: Schau mal wie sie ausschaut, wenn du es ihr so sagst und sie das so wahrnimmt.
Schau sie an.
Kl.: Na ja, ich kenne sie ja so, wir haben ja oft darüber geredet.
Th.: Sage es ihr. Ich kenne dich ja so.
Kl.: Du schaust dann immer so unbeholfen drein. So voller Selbstvorwürfe.
Ja ich weiß, ich bin ja blöd, aber das hilft auch nicht weiter. Vielleicht
kannst du einfach dir selber verzeihen und einmal eine klare Position beziehen.
Th.: Und lass sie wirklich den Schlüsselsatz für dich sagen. Es ist
wichtig für dich, das du ihn einmal hörst. Sage es ihr, bitte sie
und schau was passiert. Das kann sie tun, jetzt, heute. Das ist wichtig. Wenn
du es einmal hören würdest, würde das Verlangen danach aufhören.
Etwas in dir möchte nichts anderes hören als diesen Satz.
Kl.: Sage mir doch was ich für dich bedeute. Irgend etwas das ich frei
werden kann von dieser ganzen Geschichte. Du musst ja nicht sagen das du mich
liebst, wenn du mich nicht liebst. Das will ich ja gar nicht. Aber etwas was
mich frei macht.
Th.: Ja, diese Aufgabe hat sie auch. Sie hat dich los zu lassen, dich frei zu
geben, dir zu helfen und es dir zu sagen, das du deinen Weg gehen kannst. Damit
du wieder hören kannst, auf alles, was es sonst noch gibt.
Kl.: Sie sitzt da so unentschieden wie immer. Das ist so schrecklich. KL.: Ich
bin so oft zu ihr gegangen. Wie oft bin ich gekommen, habe ja immer weiter weg
von zu Hause gewohnt. Ich bin öfter gekommen, habe gesagt lass uns mal
wohin fahren, lass uns mal was zusammen unternehmen. Ich wollte es dir immer
schön machen. Ich habe so viele Anstrengungen gemacht, damit du etwas Freude
kriegst in deinem Leben, damit du mich lieben sollst und du hast immer gesagt
oh ich weiß noch nicht. Ich kann das jetzt noch nicht entscheiden. Ich
muss mal schauen. Du hast nie klar ja gesagt. Nie hast du ganz klar gesagt,
was Sache ist. Mama sage irgendetwas, was mich frei macht von dieser ganzen
schrecklichen Sache. Weißt du damals, als ich zu dir gekommen bin, das
war so eine schreckliche Situation, es war so kalt und so grell, ohne Empfang,
ohne Willkommen, ohne Wärme ohne Liebe, ohne ein Hallo und ich habe die
Augen zu gemacht und gedacht oh Gott... unverständlich Was soll ich hier
und dieser ganze furchtbare Stress wieder von neuem und ich habe das ja schon
mal durchgespielt. Damals habe ich dich ja auch nicht für mich gewinnen
können.
Th.: Sie war wahrscheinlich nicht da für dich.
Kl.: Nein. Und dann hast du eine Brustdrüsenentzündung entwickelt,
was ja eigentlich schon wieder klar ist. Du wolltest mich doch überhaupt
nicht nähren.
Th.: Spüre einfach mal diesen Schmerz und sie soll ihn sehen. Sie soll
es hören. Vielleicht erreichst du sie. Vielleicht hat sie damals das nicht
gemerkt. Schau sie an, was macht sie, wie reagiert sie.
Kl.: Sie ist so unglücklich.
Th.: Sage es ihr. Du bist so unglücklich.
Kl.: Sie sagt, das kann ich gar nicht mit ansehen.
Th.: Sie soll hinschauen. Du bist ihr Kind, das ist wichtig für sie. Dann
soll sie sich einfach an dich drücken. Sie soll dich einfach annehmen als
Baby.
Kl.: Ich habe mir die Haut aufgekratzt, damit du dich um mich kümmerst.
Wie ein Metzger habe ich immer ausgesehen, hat sie gesagt, wenn sie mich gewickelt
hat. Und wenn sie nach einer halben Stunde wieder an das Bettchen kam, dann
war ich blutig gekratzt von oben bis unten, obwohl sie mich in Manschetten gesteckt
hatten.
Th.: Sage ihr, du willst angenommen werden von ihr, das ist es, das hat sie
nie gemacht.
Kl.: Nur annehmen. Du bist mein Kind.
Th.: Ja und das muss ihr heute noch mal klar werden. Du musst es spüren.
Kl.: Warum windest du dich denn so? Bin ich denn so schrecklich? Bin ich denn
ein so furchtbares Baby das du mich nicht einfach annehmen kannst?
Th.: Jede Mutter nimmt ihr Baby an. Du hast das Recht darauf eine Mama zu haben
die dich lieb hat, die dich annimmt, die dich einfach in den Arm nimmt, die
dich intensiv streichelt, dich warm hält. Alle diese Sachen. Sie soll dir
was schönes sagen bitte.
Kl.: Sie hat gesagt, als sie mich das erste mal gesehen hat, da hat sie schon
gewusst, dass sie mit mir Schwierigkeiten haben würde. Ich habe es ihr
nicht leicht gemacht.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Ich habe es dir nicht leicht gemacht. Ich habe um dich gekämpft und
ich bin eine Kämpfernatur und du hast es gemerkt. Ich habe auch immer Widerworte
gegeben. Ich habe mich nicht gefügt und ich habe dich so verachtet damals,
dass du dich nicht gegen die Schwiegereltern zur Wehr gesetzt hast. Dass du
dich in die Enge hast treiben lassen. Oh ja, ich habe dich dafür verachtet
und mich auch, weil ich so schreckliche Gedanken hatte.
Th.: Zeige es ihr. Zeige ihr diese Gedanken, sie soll sie wissen.
Kl.: Ich habe gedacht wie kannst du dir das gefallen lassen. Wie kannst du dich
behandeln lassen wie einen Putzlappen? Wie kannst du dir vorschreiben lassen,
was du mit deinen Kindern zu machen hast, wie du sie zu pflegen hättest
und wie du dein Haus zu versehen hast. Warum hast du sie nicht einfach alle
rausgeschmissen? Geht in euer Haus hinüber das ist meine Seite. Aber du
warst immer darauf so aus, dass sie dich annahmen. Aber die haben dich doch
gar nicht angenommen. Das Madel hat gar keine Courage, haben sie gesagt. Ja,
keine Courage, die hatte ich schon. Was hat es mir eingebracht.
Th.: Vielleicht sollte deine Mama von dir lernen wie man es macht. Frage mal,
ob sie dadurch etwas gelernt hat, durch dich, weil du es anders gemacht hast?
Schau mal ob sie vielleicht sogar stolz ist auf dich.
Kl.: Du hast immer ...unverständlich hat sie gesagt. Und sie sagt eigentlich
war sie sehr stolz auf mich, dass ich so selbstverständlich Mutter bin
ohne dazugehörigen Mann. Aber sie konnte das nicht in dem Dorf, in dem
sie lebte, zeigen. Dass ihre Tochter keine ordentliche Familie hat und ein Kind.
Das habe ich ja auch verstanden, das verzeihe ich dir ja auch, das kann ich
dir ja auch gar nicht ausreden. Darum geht es ja auch gar nicht. Aber ich bin
erschüttert. Ich habe nicht gedacht, dass da so viel Widerwillen von ihrer
Seite da ist.
Th.: Von deiner Seite, sage es ihr. Ihr seit noch nicht quitt, ihr seit noch
nicht klar.
Kl.: Nein, aber ich habe das Gefühl die ganze Energie ist jetzt raus.
Th.: Sage es ihr.
Kl.: Wenn ich so viel gebettelt habe dann bin ich hinterher so erschöpft,
das ich das Gefühl habe jetzt ist alles vorbei. Ich habe keine Kraft mehr.
Am liebsten verkrieche ich mich irgendwo und warte bis alles vorbei ist. Aber
das hat ja noch nicht mal geklappt, als ich so schwer krank war. Aber damals
durfte ich das ja auch nicht, da hatte ich ein Kind, um das ich mich kümmern
musste. Ich wäre damals so gern gegangen. Ich war so erschöpft, so
am Ende, so ausgelaugt von den Kämpfen mit meinem eigenen Körper das
ich das Gefühl hatte ich falle in Stücke. Ich hatte das Gefühl
ich kriege mich nie mehr zusammen. Ich falle auseinander und dann gibt es mich
überhaupt nicht mehr. Ich konnte da auch nicht mehr meinen Kern finden,
diese Quelle die ich immer hatte und das war so ein entsetzlich langer unendlicher
Gang ohne Licht, ohne Freude und ohne Hoffnung und ich habe gedacht ich schaffe
es nie wieder da heraus und dann habe ich es doch geschafft. Jetzt bin ich zwar
gesund von der Haut her, aber ich bin erschüttert das da noch so viel Schmerz
ist - und das ist was Unerhörtes und das muss raus. Was mach ich denn,
wenn meine Mama mich nicht annimmt. Dann habe ich doch gar keine Existenzberechtigung.
Th.: Ganz genau, das sage mal deiner Mama.
Kl.: Mama, du kannst du mich ja irgendwann vor einer Kirchentreppe ablegen.
Vielleicht findet mich ja dann jemand der mich annimmt und sich um mich kümmert
und vielleicht sogar lieb hat, dieses kleine schreckliche kranke Baby. Immer
habe ich versucht, dir eine Freude zu machen und du hast es gar nicht wahrgenommen.
Th.: Hört sie dich? Schau mal hin, hört sie dich? Was du ihr sagst,
hört sie deine Worte. Schau mal.
Kl.: Sie ist jetzt sehr weit weg.
Th.: Dann hole sie herbei. Sie soll es sich anhören und anschauen. Sie
soll es wissen. Sie muss es wissen. Sie muss dir helfen, sie hat gesagt sie
will dir helfen. Die von heute ist ok, aber die von damals, die soll auftauchen,
die ist noch nicht bearbeitet. Lass die von damals auftauchen, die dich nicht
gehört hat.
Kl.: Du kannst jetzt nicht in den Stall gehen und die Kühe melken, du musst
dich jetzt um mich kümmern. Du musst jetzt zu mir kommen. Ich brauche dich.
Ich brauche dich ganz dringend. Ich bekomme keine Luft. Wenn du nicht da bist,
dann habe ich das Gefühl ich sterbe, Mama
Th.: Sage es ihr so deutlich bis sie dich hört, bis sie dich wahrnimmt.
Kl.: Sie ist im Stall und macht die Kühe fertig.
Th.: Geh hinter ihr her, gehe in den Stall. Zeige es ihr, stelle dich vor sie.
Kl.: Ich kann doch noch gar nicht gehen. Ich bin doch noch ganz winzig.
Th.: Stelle den Körper ganz einfach da hin. Ganz einfach.
Kl.: Ich will das du dich um mich kümmerst. Ich weiß nicht was ich
für ein furchtbares Mutterbild von ihr habe aber ich komme nie ran an sie.
Th.: Sage es ihr, ich komme nicht ran an dich.
Kl.: Ich komme überhaupt nicht an dich ran. Das ist, als würdest du
mich überhaupt nicht hören.
Th.: Das ist dein Gefühl von damals, das setzt sich so um, du hast es wirklich
so erlebt.
Kl.: Warum?
Th.: Und zeige ihr deinen Schmerz, vielleicht verändert sich ja dann etwas.
Kl.: Schau mich doch mal an. Schau doch wenigstens mal her zu mir.
Th.: Krabbel auf ihren Schoß, mach irgendetwas, dass sie spürt dass
du da bist.
Kl.: Lass doch mal deine verdammte Arbeit liegen. Von dem Käse haben sie
jetzt genug und zu fressen haben sie auch. Jetzt habe ich Hunger nach deiner
Zärtlichkeit.
Th.: Sage es ihr, sie soll es wissen, sie weiß es auch, ganz tief in ihr
weiß sie es, so abgestumpft kann sie nicht sein.
Kl.: Es ist unglaublich. Es erscheint, als wäre da etwas ganz Altes, eine
uralte Abwehr, die es ihr unmöglich macht mich anzunehmen, so als hätte
sie in einem anderen Leben eine tiefe Enttäuschung, einen Schmerz, ein
Unrecht, etwas Schreckliches erfahren, das sie sagt mit diesem Kind will ich
nichts zu tun haben.
Th.: Frage sie mal so normal wie du es jetzt tust. Ist es so?
Kl.: Ist es so? Sie nickt.
Th.: Und du weißt, du musst mit ihr irgendwann da hin gehen um mit ihr
das zu bereinigen.
Kl.: Ja, das weiß ich.
Th.: Weiß sie das auch? Ist sie bereit dazu? Frage sie!
Kl.: Bist du bereit. Sie zuckt die Schultern. Das kenne ich.
Th.: Sie hat gesagt sie will dir helfen. Sie hat ja gesagt und jetzt muss sie
dir helfen. Und es geht nicht darum einfach nur helfen zu wollen, sondern wirklich
was zu tun. Sie muss bereit sein, mit dir dahin zu gehen, das zu klären
zu uralten Sachen, damit das alles aus der Welt kommt. Und damit kann sie alles
wieder gut machen, alles wieder auflösen. Sie weiß es.
Kl.: Mama komm, lass uns das erledigen, lass uns das anschauen jetzt. Jetzt
ist die Zeit mein Leben rennt mir durch die Finger ich will es endlich leben.
Verstehst du leben, nicht so wie du das mit deinem gemacht hast. Das ist nicht
mein Ziel. Ich will endlich leben. Komm es wird auch dir gut tun. Sie hat Angst.
Das verstehe ich.
Th.: Natürlich, aber es gibt eh keinen Weg mehr zurück. Sie will ja
die Erlösung, sie will dir ja helfen.
Kl.: Sie will helfen, sie ist bereit. Und wie geht ja das jetzt weiter.
Th.: Sage ihr sie soll vorgehen in die Zeit rückwärts, wo ihr euch
getroffen habt, was immer ihr da gemacht habt. Was ungeklärt ist. Gib ihr
die Anweisung sie soll dahin gehen.
Kl.: Mama gehst du voraus.
Th.: Und dann gehe mit deinem Bewusstsein auf der Zeitachse einfach rückwärts
und das geschieht alles von selbst musst du gar nicht drüber nachdenken
und du spürst einen Boden unter deinen Füßen und du schaust
aus deinen Augen heraus und du blickst aus deinen Augen auf den Boden und erblickst
deine Füße und du schlägst deine Augen auf und sagst mir einfach
welche Schuhe du anhast. Schau mal runter. Schau mal wo du bist, wo du stehst.
Welche Schuhe du anhast. Sehe langsam an dir hoch und beschreibe wo du bist.
Wer du bist.
Kl.: Ich habe noch das Gefühl als ob ich wandere. In meinem Kopf dreht
sich alles.
Th.: Lass alles laufen ist ok. Musst nichts lenken, geschieht eh alles von selbst
Kl.: Bin ganz schwindelig. Ich glaube, das hat schon was mit diesem Leben zu
tun. Ich fühle mich so, als würde ich hin und her, das ist komisch.
Ich brauche irgendeine Hilfe um da einzusteigen. Es ist als, würde ich
in einer Zwischenebene Hängen.
Th.: Gehe einfach noch ein bisschen zurück auf der Zeitachse, bis zu dem
Leben das für dich jetzt wichtig ist, was du war nimmst und das geschieht
von selbst, bis du den Boden unter deinen Füßen spürst. Und
deinen Kopf senkst und deine Augen öffnest und deine Schuhe siehst und
die Füße siehst.
Kl.: Ich sehe jetzt da vor mir ein junges Mädchen, das bin ich aber nicht,
ich sehe das erst einmal nur, irgendwas indisches, so eine Art Schari, mit Sandalen
und da ist dieser komische Schwindel in meinem Kopf und das Mädchen, das
trägt etwas auf dem Kopf, also die tragen ja ihre Lasten auf dem Kopf,
aber das scheine nicht ich zu sein.
Th.: Geh mal in den Körper hinein mit deinem Bewusstsein und schau aus
den Augen heraus, schau mal ob das geht. Wie du dann die Welt wahrnimmst.
Kl.: Es steht jetzt irgendwie still das Bild
Th.: Dann schau es dir von außen an und lasse es laufen, schau was geschieht.
Kl.: Da sind irgendwo Schlangen im Spiel und ich erinnere mich an eine frühere
Rückführung, die ich dann aber nicht fortgeführt habe. Damals
war ich ein Junge, Kind, verstand mich auf Schlangenbeschwörung und man
kaufte mich damals um einer bestimmten Person eine Schlange ins Bett zu legen,
aber das fällt mir jetzt ein, das erlebe ich jetzt nicht. Ich bin aber
damals nicht weiter gekommen. Ich weiß, das dass damals auch mit meiner
Mutter zu tun hatte.
Th.: Gut dann steigen wir dort mal ein. Und gucken ob es geht, ob es passt.
Lass die Mutter auch mal einsteigen, wenn es stimmt.
Kl.: Ja Mama du bist doch auch mit im Spiel, komm gehe du doch mal voraus.
Th.: Geht mal zu zeigen, was euch verbindet
Kl.: Ich bin ganz leichtfüßig, ich bin so ein ganz magerer Bursche.
Flink und wendig und diese beiden Männer sagen, ich müsse das tun,
sonst würde es mir an den Kragen gehen und was soll ich denn tun. Ich komme
nicht richtig rein.
Th.: Ja dann gehe einfach ein bisschen vor auf der Zeitachse bis zu einem Ereignis,
dass du wieder spüren kannst, wo du auf dem Boden stehst, wieder Bodenkontakt
hast und aus den Augen schaust und beschreibe mir mal was du war nimmst.
Kl.: Ich schleiche mich durch eine Gasse, ganz schmal ist hier der Boden, es
ist Abends, es ist dämmrig, ich weiß, dass da tausend Geräusche
sind, aber ich höre sie nicht. Also dieses indische Getriebe, ich habe
es gedanklich im Ohr. Du weißt, was ich meine. Und da gibt es eine kleine
Pforte, eine ganz kleine Tür in einer großen Mauer. Und da schlüpfe
ich hinein. Ein Körper vor mir und der ist zugedeckt. Es ist alles ganz
leicht und ich bin sehr schmal ich kann durch einen Spalt rutschen. Und dann
stehe ich in einen dämmrigen Garten und da ist ein großes Haus, Palast
artig, da laufen Wachen herum, ich gleite an der Mauer entlang durch die Büsche,
ich bin ganz schön wendig die kriegen mich nicht, die sehen mich noch nicht
einmal. Ich schlüpfe da durch wie eine Schlange, unbemerkt. Und da finde
ich irgendwo ein Spalier und da klettere ich hoch, ganz schnell im Rücken
der einen Wache, die überhaupt nichts mitkriegt. Und da oben hohe Fenster.
Sensoren? Unverständlich mit Stroh und Bast, Vorhänge davor. Und ich
schlüpfe hinein, es ist irgendwie alles so wie als würde ich es aus
der Erinnerung raus erzählen. Ich kriege es nicht so richtig mit. Ich bin
also nicht so nahe drin. Da ist ein großes Bett. Das ist komisch . Ich
sehe es nicht richtig, ich ahne es nur.
Th.: Das ist ok.
Kl.: Auf dem Bett liegt eine junge Frau und sie ist schön, so seidige Gewänder,
sie schläft. Und dann stehe ich da und denke entweder sie oder ich. Sie
haben gesagt, egal was ich tue, die kriegen mich doch. Ich soll dieser Frau,
die Schlange ins Bett legen, die Schlangen tun mir nichts. Das ist seltsam,
es ist fast als wären sie meine Freunde. Aber ich habe überhaupt keine
Giftschlangen in meinem Korb. Ich will die austricksen. Ich habe da schon eine
Schlange, aber die ist nicht giftig. Das ist ein Korb mit doppeltem Boden. Unten
ist schon eine Giftschlange, die habe ich für alle Fälle dabei. Oben
drüber ist eine harmlose Natter. Aber ich denke, ob ich jetzt die Giftige
raus hole oder nicht, wenn die die Schlange sieht kriegt sie vielleicht einen
Schock und stirbt sowieso. Weil die Menschen haben Angst vor Schlangen. Und
ich stehe da und weiß gar nicht was ich tun soll. Ich schau sie an und
ich bin ganz angetan von ihr. Und dann habe ich gesagt, dann setzte ich mich
zu ihr ans Bett, stelle den Korb zur Seite, streichle ihre Hand und sagte, so
eine Mama wollte ich immer haben. Das habe ich nur leise vor mich hin gesagt
und da wacht sie auf, fängt an zu kreische, weil sie sich erschreckt und
sie schreit furchtbar, dass die Wachen zusammenkommen. Und man fragt mich was
ich zu tun hätte und sieht den Korb und denkt das dass eine Giftschlange
ist und da ist ja auch unten eine drin. Die kann zwar nicht raus, aber auf jeden
Fall werde ich abgeführt, und einer von den Dienern nimmt mit spitzen Fingern
diesen Korb, und einer von den Wachen sagt er soll den nehmen, er kennt sich
mit Schlangen aus, der ist blöd, man gibt mir nämlich den Korb und
dann greife ich hinein, nehme die eine die giftig ist und sage zu dem der mich
festhält, wenn du mich nicht loslässt, beißt sie dich. Aber
ich war auch nicht gerade hell in dem Zusammenhang, da kommt natürlich
ein anderer Wächter daher und der schlägt mir von hinten auf den Kopf
und ein anderer schlägt auf die Schlange, so dass die stirbt. Das ist vom
Gefühl her ganz komisch. Das ist, als würde ich eine Geschichte erzählen
und ich erlebe das gar nicht. Also ich weiß gar nicht, ist das meine Geschichte
oder ist da ein dicker Vorhang dazwischen. Bist du noch da?
Th.: ja
Kl.: Irgend etwas ist jetzt eigentümlich,
Th.: Guck mal hin - was ist es?
Kl.: Ich weiß nicht. Das ist irgendwie so, wenn ich die Geschichte erzähle
ist es so, als würde ich mich erinnern, so wie ich mich an einen Urlaub
erinnere, aber ich bin eben nur mit dem Kopf da, ich erlebe es nicht. Deshalb
stutze ich, ich weiß jetzt nicht ob ich mir das ausgesponnen habe oder...
Th.: Na ja das kann schon gut sein das ist nicht von der Hand zu weisen, du
warst heute schon so intensiv drin und von daher ist es vielleicht leer gelaufen,
ist es schwierig dort noch mal rein zu gehen.
Kl.: Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass ich zu ausgepowert war.
Th.: Ich habe auch das Gefühl, das dass sogar ein extra Thema noch mal
ist. Kommt mir auch so vor. Weil die Verknüpfung mit deiner Mutter geschieht
nicht emotional mit deiner Mutter.
Kl.: Eben und deswegen war das so komisch, als ich mich an dieses Bett gesetzt
habe und dieser Gedankengang, ich war ja so ein Straßenjunge, ne so einer
der gar kein zu Hause hat,
Th.: Das macht nix, wenn du diese Gedankengänge hattest, dann berühren
sie etwas weiter in dir und arbeiten weiter. Du kannst in der nächsten
Zeit etwas hoch kriegen, es beschäftigt dich , ist es oder ist es nicht,
also von daher ist es ok, es schon mal frei laufen zu lassen, wir können
nicht beurteilen was richtig ist in welchem Kontext.
Kl.: Kann ja wirklich sein, dass ich als Kind beschlossen habe, so eine Mama
will ich haben, kann ja sein. Aber das löst das Problem jetzt nicht. Was
machen wir jetzt.
Th.: Geh mal ganz zurück zum Anfang. Guck mal wie er ausschaut.
Kl.: Zu den Türen da? Da stand ich auf der unteren Stufe da, hinter mir
ist jetzt dieses Band oder was das ist. Dieser Gang ist jetzt hell.
Th.: Und jetzt schau mal links, rechts, hinter den Türen
Kl.: Links und da ist eine große Tür. Ganz genau gegenüber die
gefällt mir am Besten, das ist so eine mit zwei Flügeln , etwas geschwungen
oben, also keine normale Zimmertür. Rechts sind auch noch irgendwie ein
paar Türen - aber die treten irgendwie zurück. Ich glaube, ich gehe
da mal hin und schaue was da draufsteht. Ich weiß nicht. Links sind drei
schöne einladende Türen, passen gar nicht in diesen Kellerraum. Sind
so richtig schöne edle Türen. Und vorn an der Stirn, da ist diese
große Türe, weiß, hoch, aha und da steht dran Freiheit.
Th.: Und jetzt suche doch mal eine Tür, wo dein Ohr mal draufsteht oder
nicht hören, oder den Begriff Hören, irgendeine Tür, wo du das
draufschreibst.
Kl.: Also mein erster Gedanke, wo ich den Begriff Freiheit hatte war, also das
kann eigentlich gar nicht sein, das dass so leicht ist. Aha da ist links eine
Tür, da steht dran, ...unverständlich, das sind diese komischen Aufzeichnungen
für Hörgeräte
Th.: Wir können ja noch mal reingucken, bist du bereit reinzuschauen, wie
es sich auswirkt?
Kl.: Ich bin irgendwie unruhig.
Th.: Ja klar, das geht ja auch zur Sache. Bist du bereit?
Kl.: Ja.
Th.: Gut dann öffne die Tür jetzt. Wie ist deine Wahrnehmung?
Kl.: Da ist erst einmal - das ist wie ein Vorraum, da ist noch gar nichts, das
sieht aus wie ein Warteraum, das sieht aus wie ein Warteraum von einer Praxis,
ich will doch gar nicht zum Ohrenarzt, ist ja blöd, na ja wenn es der Sache
dient. Da stehen ein paar Stühle, das ist alles ganz nackig, eben sehr
kühl, wie das in Warteräumen ist. Da ist noch eine andere Tür.
Na ja und da denke ich eigentlich muss man da warten bis man aufgerufen wird,
aber ich bin eigentlich mehr dafür zur Tat zu schreiten, also gehe ich
auf die Tür zu, klopfe kurz, mache sie ein bisschen auf. Halte den Kopf
da rein und da kommt mir so eine Sprechstundenhilfe entgegen, ah Frau Völke,
schön dass sie schon da sind, wir haben lange auf sie gewartet. Sehr interessant,
ja weil sie nun doch die Operation machen lassen. Und dann führt sie mich
in einen Behandlungsraum und das ist jetzt ganz komisch. Also da ist ein Doktor,
der sagt, jetzt wollen wir erst einmal gucken, der weiß also schon Bescheid,
wir haben miteinander telefoniert und er guckt auch zu erst einmal von außen
was man so sieht und schaut sich erst einmal das rechte Ohr an. Das ist unauffällig
von außen, das ist in letzter Zeit schlechter geworden. Sage ich und das
linke Ohr, ja das linke Ohr hat ja schon eine Trübung im Trommelfell, das
weiß ich ja. Das spricht für eine ehemalige Entzündung. Und
er erklärt, wenn sie operieren würden, würden sie das Trommelfell
an der Seite lösen und auf die Seite bringen und dann hätte man Zugang
zum Mittelohr. Aber das weiß ich ja alles schon, warum sagt er mir das
alles noch einmal. Ich möchte aber nicht mit einem Skalpell operiert werden
sondern mit einem Laser. Und ich möchte auch keine Fremdmaterialien eingebaut
haben, sondern ich möchte, das ist mein Wunsch wenn das funktionieren würde,
dass man mit dem Laser nur diese Verbackungen löst so dass der Steigbügel
wieder frei schwingen kann und die Klänge wieder ins Innenohr kommen können.
Und er sagt mir, in letzter Zeit hätte man mehr Erfahrungen damit gesammelt
und er wäre bereit das zu machen, ohne diese konventionelle Methode von
irgendwelchen Teilknöchelchen aus Titan oder so.
Th.: Lass es doch mal machen, jetzt.
Kl.: Also da habe ich dieses bekannte komische Gefühl, wenn ich eine Sache
vor mir habe, die endlos dauert oder wo ich es glaube. Oh Gott - das soll ich
alles noch machen. Aber in Wirklichkeit möchte ich lieber das da - was
mit Fingerschnipsen passiert und dann ist es erledigt.
Th.: Du kannst es ruhig machen lassen. Das darf ruhig lange dauern, du kannst
ja in Zeitraffer vorwärts gehen, durchgehen. Mal gucken, wie es sich anfühlt.
Wie es dir bekommt.
Kl.: Da liege ich dann auf diesem OP. Dann bekomme ich auch nur eine örtliche
Betäubung. Das finde ich sehr schön, das ich das alles mitkriegen
kann. Das würde man normalerweise nicht machen, aber in meinem Fall würden
sie eine Ausnahme machen, weil ich alles wissen müsste. Und dann kommt
er mit einer Apparatur, einem Gerät und da werden irgendwelche Einstellungen
gemacht und ich muss den Kopf drehen. Und dann sagt er, ich soll ganz still
halten und dann kommt da so ein Strahl heraus aus diesem Gerät und der
bewegt sich ganz leicht im Kreis, aber ganz minimal, das ist eigentlich nur
eine Sekunde oder so und ich fühle dann in mein Ohr hinein und ich bin
ganz enttäuscht, dass ich nichts spüre. Und da sagt der Arzt das ist
ganz normal sie sind ja örtlich betäubt. Und dann sagt er, der Steigbügel
ist jetzt gelöst, die Bodenplatte ist jetzt frei, unverständlich,
aber da müsste ich doch jetzt was hören. Und er sagt: Ich hätte
ihn doch gerade eben verstanden. Und da sage ich ja,, aber ich habe ja rechts
ein Hörgerät.
Th.: Dann nimm es heraus.
Kl.: Dann höre ich dich aber auch nicht mehr. Also ich höre jetzt
gar nichts, auch die Musik nicht.
Th.: Hörst du meine Stimme.
Kl.: Jetzt höre ich deine Stimme, aber es ist nicht zu verstehen.
Th.: Ja
Kl.: Es ist also sehr dunkel, er meint das ist Vangelis, zwei Jahre habe ich
nach dieser Musik gesucht, die ich in Portugal mal auf einer Deutschreise gehört
habe. In einem überirdischen unverständlich mit einer ganz sensationellen
Stimmung. Das war damals, als würde ich nach Hause kommen.
Th.: Ja, was ist jetzt, warum bist du so?
Kl.: Das war jetzt wunderbar, das war wie in Klängen baden. Ja ich verbinde
dieses Heimkommen, dieses reingenommen werden, dazu gehören, angekommen
sein, angenommen werden.
Th.: Jetzt lass mal noch einmal deine Mutter auftauchen und sage ihr noch mal,
du möchtest so von ihr angenommen werden.
Kl.: Da triffst du mich auf den Punkt, das ist wirklich witzig, weil ich jetzt
gerade sagen wollte, diese Musik hat es stellvertretend für meine Mama
gemacht. Aber das wäre ein Trick, ein Ausweg.
Th.: Da müssen wir hinkommen, das sie irgendwann ihr Kind annimmt, das
heißt ganz tief in dir Versöhnung. Na ja, das muss noch passieren
und dann kann das auch heilen in dir.
Kl.: Ja Mama, ach ja sie lächelt jetzt. Sie ist jetzt so wie ich sie mir
immer gewünscht habe als Kind.
Th.: Dann sage es ihr. Jetzt bist du so...
Kl.: Jetzt bist du so weich, so ganz da. So lieb und ich habe das Gefühl,
als würde im Moment bloß ich für dich zählen.
Th.: Ja dann schau mal, ob sie dich jetzt in den Arm nehmen kann.
Kl.: Ja und jetzt kuschele ich mich so an ihr Bein und dann beugt sie sich runter
zu mir und nimmt mich auf den Arm, sie nimmt mich in den Arm und wiegt mich
und sagt weißt du, du bist mir trotz allem immer die liebste gewesen,
aber ich konnte dich nicht annehmen oder es dir zeigen, weil du all das gelebt
hast, was ich bei mir nicht gefunden habe und dafür musste ich dich schimpfen,
und du hast mir gezeigt, wie ich sein sollte und das konnte ich nicht aushalten
und deswegen habe ich dich gescholten, wenn du aufmüpfig warst und frech
und wenn du gesagt hast, ich wäre unverständlich, weil ich mich das
nicht getraut habe. Eigentlich war ich immer stolz auf dich, aber gleichzeitig
hast du mir gezeigt wie schwach ich bin, ach wenn du nach Hause gekommen bist
und erzählt hast von deinen Abenteuern, dann habe ich sie mit dir erlebt.
Und dann war es so als wäre ich auch dabei gewesen und das hat mir auch
einen Moment gut getan, aber dann war ich ja wieder zurück und der Alltag
hatte mich wieder und du hattest mir gezeigt, das es da noch was anderes gibt
und das hatte mich noch mürrischer, unzufriedener gemacht.
Th.: Frage sie mal, ob du ihr Leben bereichert hast. Frage sie mal
Kl.: Ja du hast so viel Unruhe in mein Leben gebracht, weil du mich immer erinnert
hast, was ich Leben wollte und was ich mich nicht getraut habe zu tun. Und eigentlich
hast du mich immer dorthin geführt, wo ich nur einen Schritt machen müsste,
aber dafür hätte ich den Mut gebraucht. Aber den hatte ich nicht.
Sagt sie mir. Und deswegen habe ich dich einer- seits geliebt und auf der anderen
Seite habe ich dich verabscheut, weil du mich immer wieder aufgerüttelt
hast und mir gezeigt hast, wie schwach ich bin und wenn du mir gezeigt hast,
dass du mit dem was ich repräsentiert habe, nicht zufrieden warst dann
war diese Kluft noch mehr aufgerissen. Dann war da noch ein weiterer Abstand
und...
Th.: Frage sie mal ob es toll war, dass du ihre Tochter bist.
Kl.: Sie sagt es war schön und schrecklich zugleich. Es war eben genau
dieser Spannungsbogen, den ich gerade geschildert habe. Es war, das ich sie
nicht habe zur Ruhe kommen lassen. Als Kind nicht, weil ich ja krank war und
andauernd was wollte. Und eigentlich wollte ich ganz wenig, ich wollte nur,
dass sie mich in den Arm nimmt. Statt dessen hat sie sich an mein Bett gestellt
und hat inhaliert mit diesem altmodischen Inhalationsgerät was man hatte
nach dem Krieg. Und weißt du eigentlich hätte es vollkommen gereicht,
wenn du mich mit in dein Bett genommen hättest, da wäre ich geborgen
gewesen und dann hätten wir alle schlafen können und ich wäre
wahrscheinlich gesund geworden an meiner Seele und so habe ich gekämpft.
Ich habe immer gekämpft um deine Liebe und mit meinem Körper, weil
ich irgendwo wusste, das es falsch war, was ich mit meinem Körper machte,
aber ich wollte dich. Ich wollte, dass du sagst, das ist meine Gerlinde und
die habe ich gern, die habe ich lieb und ich bin stolz auf sie.
Th.: Und spüre auch einmal, dass du ihr heute ein ganz großes Stück
näher gekommen bist.
Kl.: Ja.
Th.: Dann gucken wir mal, was dein Arzt jetzt meint, dieser Typ, der die Operation
gemacht hat. Ist die gut verlaufen, noch irgend etwas zu sagen?
Kl.: Perfekt gelaufen sagt er.
Th.: Wau
Kl.: Bleibt abzuwarten, ob die neuzeitliche Operation, die es ja ist ohne irgendwelche
Fremdmaterialien, ob das so dauerhaft günstig ist.
Th.: Ja auf!
Kl.: Er sagt, ich solle mich ruhig drauf verlassen was er sagt, denn er sei
mein innerer Arzt und er habe nichts zu tun mit dem Operator in Berlin, der
alle möglichen wenn und aber vorgebracht hat. Er stehe in Verbindung mit
meiner inneren Weisheit und er kennt Zusammenhänge und er wird mich rechtzeitig
darauf aufmerksam machen wenn die Dinge wieder falsch laufen. Das ist jetzt
unbefriedigend, weil ich will etwas anderes haben.