VOICE DIALOGUE |
1. Über die Autoren und das Buch „Du bist viele“
Die Voice Dialogue-Methode (VD) wurde entwickelt von Dr. Hal Stone und seiner
Frau Dr. Sidra Stone.
Beide kommen von der Jungiani-schen Psychologie und der Gestalttherapie.
Anfang der 70er Jahre entwickelte das Ehepaar nach langjährigen klinischen
Studien und Erfahrungen in eigener Praxis die Voice Dialog Methode, die sie
immer mehr vertieften und erweiterten.
Seit 1983 reisen sie gemeinsam, lehren dabei ihre Methode und helfen beim Aufbau
von „Zentren zur Be-wußtseinsentwicklung“.
„Du bist viele“ ist ihr erstes gemeinsames Buch, in dem sie die
Voice Dialog-Methode vorstellen. Es wurde 1985 in Amerika erstveröffentlicht.
In einem weiteren gemeinsamen Werk, „Wenn zwei sich zu sehr trennen“,
beschäftigen sie sich mit Beziehungsfragen.
2. Die Voice Dialogue-Methode
Nach H. und S. Stone: „...gibt es keine Voice Dialogue Therapie“.
Die Autoren betonen, daß der VD kein in sich geschlossenes, autonomes
therapeutisches System ist. Sie empfehlen, in Fällen von schweren mentalen
und/oder emotionalen Stö-rungen einen qualifizierten Psycho-therapeuten
hinzuzuziehen.
Voice Dialogue ist ein Instrument der Kommunikation und dient ähnlich
wie die Meditation der Erforschung und Erweiterung des Bewußtseins.
Die VD-Methode arbeitet mit den verschiedenen Teilpersönlichkeiten der
menschlichen Psyche. Man könnte sie auch „Ichs“, „Selbste“
oder „Energiemuster“ nennen.
Sie entwickeln sich im Laufe unseres Lebens. Zunächst kommen wir alle als
sehr verletzliche Wesen auf die Welt mit einem unverwechselbaren „seelischen
Fingerabdruck“. Später lernen wir, ein gewisses Maß an Kontrolle
über uns und unsere Umwelt zu gewinnen, um diese Verletzlichkeit zu schützen.
Die Entwicklung dieser Kontrolle entspricht der Entwicklung der Persön-lichkeit
und bedeutet eine immer größere Entfernung vom „seelischen
Fingerabdruck“. Als erste Teilper-sönlichkeit entwickelt sich der
Bewa-cher/Beschützer, der unser Verhal-ten kontrolliert, um unsere Sicherheit
und unser Angenommensein zu gewährleisten. Der Bewacher/Be-schützer
verbündet sich mit anderen „Hauptselbsten“. Die „Hauptselbste“
repräsentieren diejenigen Eigen-schaften und Wesenszüge, mit denen
wir uns am meisten identifizieren, d.h. wie wir uns am liebsten sehen und der
Welt zeigen. Der Bewacher und die Hauptselbste sind das, was wir meinen, wenn
wir Ich sagen, sie sind das, was wir uns unter dem Ego vorstellen.
Die Verletzlichkeit wird neben vielen anderen Energiemustern durch den Bewacher
und die Hauptselbste immer mehr begraben und verdrängt. Sie bilden unsere
Schatten. Ziel der VD-Methode ist Bewußtheit, d.h. die Fähigkeit,
das Leben wahrzunehmen ohne Bewertung und ohne Beurteilung und ohne die Entwicklung
und den Ausgang der Ereignisse kontrollieren zu wollen.
Bei der VD-Methode unterscheiden sie zwischen Bewußtheit und „Be-wußtem
Ich“: Bewußtheit ist der Zustand reiner Wahrnehmung, während
das Bewußte Ich die Ebene ist, die handelt und entscheidet.
Das Bewußte Ich lernt beide Pole wahrzunehmen und zu würdigen und
die Spannung zwischen den beiden Polen auszuhalten. Dadurch wird es
mehr und mehr fähig, in jedem Moment frei zwischen den beiden Polen zu
wählen. Der Mensch erlangt somit echte Entscheidungs-freiheit, anstatt
von wechselnden Teilpersönlichkeiten gesteuert zu werden.
Mit einem Bewußten Ich können wir beide Pole anerkennen, sie im Gleichgewicht
halten und uns für das, was uns im Augenblick richtig erscheint, entscheiden.
(z.B.: Wah-re Stärke zeichnet sich dadurch aus, daß das Bewußte
Ich sowohl Macht, als auch Verletzlichkeit wertschätzt, annimmt und in
die Persönlichkeit integriert).
Was wir dabei verlieren, ist das Gefühl von Sicherheit, denn Bewußt-heit
fordert uns stets auf, mit dem Wissen um die gegensätzlichen Energiemuster
zu leben.
Was wir gewinnen, ist die wachsende Fähigkeit, im Moment zu leben. Indem
wir unsere Selbste alle annehmen, erfahren und leben wir die gesamte Palette
unseres Menschseins. Wir werden uns mehr und mehr der Stille, des Friedens und
der Zeitlosigkeit des Göttlichen anschließen.
3. Die Teilpersönlichkeiten
3.1. Der Beschützer/Bewacher
Der Beschützer/Bewacher entspricht dem Über-Ich aus der Psychoana-lyse
und dem Eltern-Ich aus der Transaktionsanalyse.
Die Einflüsse kommen aus der Familie und der Kultur, in der wir aufwachsen.
Seine Funktion ist der Schutz unserer Verletzlichkeit. Er sorgt u.a. dafür,
daß verdrängte Ener-giemuster verdrängt bleiben.
Da er ein sehr grundlegendes Energiemuster ist, nimmt die Arbeit mit ihm einen
wichtigen Platz in der VD- Methode ein. Seine Ansichten müssen immer in
Betracht gezogen und
gewürdigt werden, denn er war lange Jahre das Handelnde Ich des Menschen.
Die Eigenschaften des Bewachers sind
- rational, er will ein bestimmtes Erscheinungsbild aufrechterhalten
- konservativ und mißtrauisch gegenüber neuen Ideen
- er versucht den Menschen so nah wie möglich an familiären u. sozialen
Normen zu halten
- er will Kontrolle über zwischenmenschliche Beziehungen
3.2. Die Schwergewichte
Die sog. Mächtigen Selbste sind oft Teile des Bewachers. Sie können
aber auch unabhängig voneinander operieren.
Sie alle sollen Sicherheit und Erfolg in unserem Leben gewährleisten, sie
bilden die Ecksteine der Persönlichkeit.
3.2.1. Der Antreiber
Der Antreiber entwickelt sich sehr früh im Leben und verkörpert die
Vorgaben der Eltern und der Gesell-schaft, was wir tun und was wir lassen sollten.
Der Antreiber sorgt dafür, daß wir aktiv werden, allerdings hat er
ständig eine unendlich lange Liste von Dingen, die noch zu erledigen sind.
Er treibt uns, wie der Name schon sagt, pausenlos zu neuen Aktivitäten
an und er kann es nicht leiden, wenn wir uns ausruhen und entspannen.
Ein typisches Körperzeichen für seine Anwesenheit ist Spannung (z.B.
im Gesicht oder anderswo im Körper).
3.2.2. Der Kritiker
Mit seiner Intuition, seiner guten Wahrnehmungsfähigkeit und seiner hohen
Intelligenz erspürt und trifft er ständig unsere wunden Punkte. Er
ist nie mit uns zufrieden, egal wie wir etwas machen. Pausenlos vergleicht er
uns mit anderen, und ganz egal wie wir sind, der andere ist immer besser.
Ist der Kritiker allerdings transformiert, kann er mit objektiver Kritik sehr
hilfreich sein. Er kann uns wertvolle Dienste leisten, indem er uns zwingt,
auch unsere unangenehmen Seiten anzusehen und eventuell sogar verdrängte
Selbste aufzudecken.
3.2.3. Der Perfektionist
Er hat völlig unrealistische An-sprüche an uns, die nie erfüllt
werden können, egal, wie sehr wir uns auch bemühen.
Der Bewacher arbeitet oft mit dem Antreiber, dem Kritiker und dem Perfektionisten
zusammen: Der Perfektionist setzt unerreichbare Maßstäbe, der Antreiber
treibt uns an diese zu erfüllen und der Kritiker kritisiert uns dann, weil
wir es nicht schaffen
3.2.4. Der Macht-Haber
Dieses Energiemuster hat viel mit Einfluß, Ehrgeiz, Geld, Egoismus, Kontrolle
und Macht zu tun.
3.2.5. Der Schmeichler
Der Schmeichler hat ebenso wie die anderen Hauptselbste immense Macht. Er will
es immer allen Recht machen. Dahinter steht sehr viel versteckte Wut und der
Wunsch, stets alles unter Kontrolle zu behalten.
3.3. Verdrängte Instinkt-Energien
Zu jedem Hauptselbst gibt es ein entgegengesetztes, gleich starkes, aber verdrängtes
oder weniger entwickeltes Energiemuster.
Besonders „gern“ werden Instinkt-Energien (z.B. Macht und Sinnlich-keit)
verdrängt. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum hinweg,
arbeiten diese auf der unbewußten Ebene in uns weiter und werden immer
stärker. Sie werden zu sog. „Dämonischen Energien“ (dämonisch
in diesem Zusammenhang: entstellt und bedrohlich). Dämo-nische Energien
sind u.a. auch die 7 Totsünden oder sog. kollektiv verdrängte Energiemuster
wie Stolz, Geiz, Begierde, Ärger, Völlerei, Neid und Faulheit.
Diese Energiemuster ziehen immer mehr Energie an und wenden sich schließlich
gegen uns selbst. Es kommt zu Erschöpfung, Depression, wachsender Unbewußtheit,
Krank-heit und im Extremfall zum Tod. Die verdrängten Energiemuster werden
außerdem nach außen projeziert und dort auch bekämpft.
Um mit den dämonischen Energien in Kontakt zu kommen, schlagen die Autoren
vor, daß der Begleiter während einer VD Sitzung die Frage stellt:
„Laß mich mit dem Teil in dir sprechen, der Phantasien und Tagträume
hat.“
Verdrängte Selbste verändern sich, wenn wir den Mut haben, uns mit
ihnen zu konfrontieren. Wenn sie die Möglichkeit erhalten, sich auszudrücken,
wenn sie erkannt und wertgeschätzt werden, können sie sich wieder
in unsere natürlichen instinkthaften Urkräfte verwandeln.
3.4. Das Innere Kind
Das innere Kind wird niemals erwachsen. Es besitzt die Fähigkeit, ganz
mit sich selbst oder jemand anderem zu SEIN. Das innere Kind bekommt alles mit
und läßt sich durch Worte nicht täuschen.
3.4.1. Das verletzte Kind
Diese Fähigkeit, mit anderen Men-schen ganz zu sein, d.h. sich auf das
Gegenüber energetisch vollkommen einzustellen, bringt nicht nur Freude,
sondern auch Schmerz. Das verletzte Kind ist äußerst sensibel und
hat Angst verlassen zu werden. Es braucht Fürsorge und Beachtung, es will
vermißt werden. Schnell fühlt es sich zurückgewiesen und beschämt.
Die Autoren geben den Hinweis, daß man das verletzte Kind aufspüren
kann, indem man den Klienten nach dem Teil in sich befragt, der vor Menschen
wegrennt oder sich vor ihnen versteckt. Wichtig ist dabei auch, daß der
Begleiter sich wäh-rend der Sitzung auf sein eigenes inneres Kind einschwingt.
Als Grundsatz gilt. „Es gibt nichts zu tun und es gibt kein Ziel“.
Der Erstkon-takt mit einem verletzten Kind mag einfach nur bedeuten, still mit
ihm zu sitzen. Häufig fehlen ihm die Worte, es sitzt einfach nur da oder
es weint. Ein verletztes Kind wird sich erst dann zeigen, wenn es dem Begleiter
ganz vertraut, wenn es sicher ist, daß es von ihm nicht verletzt wird.
Wird das verletzte Kind verdrängt, identifizieren wir uns mit Allmacht.
Wir haben das Gefühl, etwas Besonderes, ganz phantastisches und besseres
als andere zu sein. Wir unterliegen einer Illusion von Macht und glauben, unsere
Umwelt unter Kontrolle zu haben.
3.4.2. Das spielerische/magische Kind
Es bringt Freude und Magie in unser Leben und ist oft leichter zugänglich
als das verletzte Kind. Es lacht,
spielt, redet und singt gern, hat viel Vorstellungskraft und Phantasie.
Das spielerisch/magische Kind ist ein Kind der rechten Gehirnhälfte und
zeichnet sich durch Intuition und Kreativität aus. Es ist die Quelle un-serer
Visionen.
Auch hier muß sich der Begleiter auf sein eigenes spielerisch/magisches
Kind einschwingen. Die Begleitung erfordert sowohl Takt, als auch ein gewisses
Maß an Verrücktheit.
Die Entdeckung des inneren Kindes ist die Entdeckung des Tores zu unserer Seele.
Das innere Kind läßt uns menschlich bleiben. Wenn wir ihm Zeit, Fürsorge
und Nestwärme geben, wird es immer sensibler und vertrauensvoller.
3.5. Die Eltern-Selbste
Die Eltern-Selbste gehören zu den Hauptselbsten. Sie nehmen eine zentrale
Position in unseren zwischen-menschlichen Beziehungen ein.
3.5.1. Die gute Mutter
Die gute Mutter ist gebend, verstehend, akzeptierend, unterstützend, liebevoll
und aufopfernd. Sie ist immer für andere da. Wenn sie die Kontrolle übernimmt,
werden die natürlichen Instinkte und Bedürfnis-se verleugnet, da die
Bedürfnisse der anderen immer als wichtiger eingestuft werden als die eigenen.
Sie umgibt sich gerne mit bedürftigen Kindern.
Die gute Mutter ist eine sehr verführerische Persönlichkeit, denn
sie ist allerorts gern gesehen und vermittelt das Gefühl gut und unentbehrlich
zu sein.
3.5.2. Der gute Vater
Der gute Vater ist unerschütterlich, verantwortlich, liebevoll, hilfsbereit,
verständnisvoll und humorvoll. Er weiß immer das Richtige zu tun,
er kann alles. Er umgibt sich gerne mit hilflosen Kindern.
3.5.3. Die negative Mutter
Die negative Mutter ist zerstörerisch und verschlingend. „Die Hexe“
3.5.4. Der negative Vater
Der negative Vater ist urteilend und bestrafend.
3.5.5. Der rationale Elternteil
Der rationale Elternteil ist immer cool, rational und sachlich. Er hat immer
das letzte Wort. Umso rationaler er wird, desto irrationaler wird der Partner.
3.6. Weitere Teilpersönlichkeiten
Es gibt unzählige weitere Teilpersönlichkeiten, von denen ich an dieser
Stelle nur einige aufzählen möchte: Die Krieger-Energie, der Killer,
die schuldige Tochter, das brave Mädchen, die Lady, die Rivalin etc..
4. Praktische Herangehensweise
Zunächst wird gemeinsam von Begleiter und Klienten eine seelische Landkarte
erstellt. Durch das Ge-spräch sammeln sie Informationen über die verschiedenen
Selbste. Dabei werden diese immer genauer herausgearbeitet und charakterisiert.
Jede Teilpersönlichkeit hat ein be-stimmtes Energiemuster (Haltung, Klang
der Stimme, Gesichtsausdruck etc.). Über diese gibt der Begleiter immer
genaue Rückmel-dung, wodurch die Wahrnehmung des Klienten geschult wird.
Er kann ein sehr feines Gespür dafür entwickeln, wann welches Energie-muster
gerade aktiv ist.
Als nächstes wird jedem Selbst ein Platz im Raum zugewiesen. Im weiteren
Verlauf der Sitzung nimmt der Klient dann immer den Platz der Stimme ein, die
gerade spricht.
Als erstes wird der Bewacher angesprochen, danach die anderen Hauptselbste.
Dabei versucht der Begleiter, sich auf das jeweilige Energiemuster des Klienten
einzuschwingen. Es ist wichtig, daß der Begleiter mit den Teilpersönlichkeiten
offen und interessiert umgeht. Bewertungen müssen unbedingt vermieden werden,
denn Teilpersönlichkeiten sind wie Men-schen - fühlen sie sich nicht
angenommen oder gar abgelehnt, ziehen sie sich zurück oder greifen an.
Erst nachdem der Begleiter sich längere Zeit mit dem Bewacher und den Hauptselbsten
beschäftigt hat, kann mit der Bewußtmachung der verdrängten
Anteile begonnen werden.
Zunächst wird das verdrängte Selbst nur wahrgenommen, man spricht
mit ihm, erspürt seine Energie, versucht
die Welt aus seiner Perspektive zu sehen. Dabei ist es wieder wichtig, daß
der Begleiter vollkommen wertfrei bleibt.
Es kommt immer wieder vor, daß eines oder mehrere Hauptselbste die Aufdeckung
des Schattens verhindern wollen. Der Begleiter muß auf die Ängste
dieser Selbste eingehen und sich zunächst damit auseinandersetzen.
Voice Dialog schenkt uns die Möglichkeit, uns unsere Schatten bewußt
zu machen und sie in einem sicheren Rahmen Stück für Stück auftauchen
zu lassen.
Das Bewußte Ich und die Bewußtheit bekommen jeder seinen eigenen
Platz im Raum. Sie werden sehr klar von den anderen Selbsten abgegrenzt. Sobald
eine Teilpersönlich-keit das Bewußte Ich besetzt, wird es gebeten,
sich einen neuen Platz im Raum zu suchen und das Gespräch wird dann mit
dieser Teilpersönlichkeit weitergeführt. So wird das Bewußte
Ich immer klarer herausgearbeitet, wird sozusagen immer bewußter.
Während einer Voice Dialogue Sitzung werden das Bewußte Ich und der
Bewacher vorübergehend ausgeschaltet, während die anderen Energien
die Gelegenheit haben, sich ganz auszudrücken. Da das Bewußte Ich
und der Bewacher jedoch gewöhnlich das Bewußtsein des Menschen dominieren,
befindet sich der Klient während einer Voice Dialog Sitzung in einem veränderten
Bewußtseinszustand. Der Zustand des Klienten, während er sich in
einer Teilpersönlichkeit befindet, ist dem Zustand in Hypnose sehr ähnlich.
Der Begleiter muß deshalb sehr wach bleiben, Störungen und Unter-brechungen
sollten vermieden werden. Der Begleiter darf den Klienten nicht allein lassen,
läßt dies sich jedoch nicht vermeiden, ist es von gro-ßer Wichtigkeit,
daß er den Klienten vorher auf den Platz des Bewußten Ichs zurückholt.
Am Ende einer Voice Dialogue Sit-zung spricht der Begleiter zunächst mit
einem der Hauptselbste und zuletzt mit dem Bewußten Ich. Der Klient setzt
sich dabei wieder auf den Stuhl des bewußten Ichs und kehrt somit zur
Ebene des „normalen Bewußtseinszustandes“ zurück.
Für die folgende Phase soll der Begleiter genügend Zeit einräumen.
Der Klient stellt sich neben den Begleiter und betrachtet die verschiedenen
Selbste aus dieser Pers-pektive (evtl. auch in meditativer Haltung. Er lernt
die verschiedenen Selbste zu fühlen, wodurch er immer mehr Kontrolle über
sie gewinnt und lernt, wie er sie für sich nutzen kann.
Der Klient verschafft sich einen zusammenhängenden Überblick über
all seine Energiemuster. Nachdem er mit seinem Begleiter nun nocheinmal über
die einzelnen Aspekte der Sit-zung, über den Verlauf des Prozes-ses und
über verschiedene neue Einsichten gesprochen hat, kann die Sitzung in Ruhe
ausklingen.
5. Voice Dialogue und die spirituelle Dimension
Voice Dialog kann die direkte Verbindung zu spirituellen Energien herstellen.
Der Klient kann entweder zuerst durch eine Meditation geführt werden oder
sofort und direkt mit dem Höheren Selbst Kontakt aufnehmen.
H. und S. Stone geben an dieser Stelle den Hinweis, daß der Beglei-ter,
wenn er mit dem Höheren Selbst arbeitet, sehr aufpassen muß, den
inneren Antreiber nicht mit einer echten spirituellen Energie zu verwechseln.
Er muß dem Klienten dabei helfen, den Unterschied zwischen dem Höheren
Selbst und den Macht/Kri-tiker-Gruppierungen zu erkennen und er muß ihm
dabei behilflich sein, ein bewußteres Ich zu entwickeln, so daß
die Verbindung zwischen ihm und dem Höheren Selbst zu einem wirklichen
Dialog und interaktiven Prozeß wird.
Während der Begleiter mit dem Höheren Selbst spricht, muß er
sich der Tatsache bewußt sein, daß es sich ohne Worte ausdrücken
kann. In diesem Fall ist es die Aufgabe des Begleiters, dem Klienten zu helfen,
mit der Energie des Höheren Selbstes in Verbindung zu bleiben, welche Form
es auch immer annehmen mag. Wenn das Höhere Selbst nonverbal kommuniziert,
unterstützt der Begleiter den meditativen Prozeß.
Weisheitsstimmen helfen uns, das Leben aus einer anderen Perspekti-ve zu sehen.
Sie führen uns auf eine höhere Ebene, so daß wir Abstand zu
unseren momentanen persönlichen Themen gewinnen und die Bedeutung dieser
Themen im gesamten Lebenskontext sehen können.
6. Wir sind viele
Wir sind keine einheitliche Persönlichkeit, sondern in uns wirken die Kräfte
vieler Personen, die von uns gehört werden wollen. Mit der Voice Dialogue-Methode
kann es uns gelingen, der Vielgestalt unseres Selbstes Gehör zu verschaffen.
Mit ihr können wir lernen, mit den widerstrebenden Kräften in uns
umzugehen, ihnen zu lauschen, aber auch, sie abzustellen und uns von falschen
inneren Ratgebern freizumachen.
Am Ende dieser Arbeit mit unseren inneren Stimmen steht ein freieres und bewußteres
Selbst, dem die vielen Unterpersönlichkeiten hilfreich zur Seite stehen.
Quelle: Dr. Hal Stone, Dr. Sidra Stone: „Wir sind viele“